Audiovector QR-Set (Test)

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Bereits seit 40 Jahren ist Audiovector im Geschäft. Doch erst mit seinem neuen QR-Set nimmt der dänische Boxenbauer auch deutsche Surround-Liebhaber ins Visier.

Geradezu klassisch ist die Entstehungsgeschichte des Lautsprecher-Herstellers Audiovector: Ende der 1970er-Jahre war der dänische Hifi- und Musik-Enthusiast Ole Klifoth auf der Suche nach „seinen“ Lautsprechern. Leider erfolglos, die damals erhältlichen Schallwandler stellten ihn allesamt nicht zufrieden. Also entschied er sich kurzerhand, eine eigene Firma zu gründen und seinen Traumlautsprecher selber zu bauen. Mit dem Audiovector Trapez, der 1979 auf den Markt kam, setzte Klifoth den Grundstein für die Philosophie von Audiovector: Das sogenannte Low Compression Concept. Für ihn war die Kompression, also die nichtlineare Reaktion eines Lautsprechers auf wechselnde Signalpegel, eine Ursache für den unbefriedigenden Klang damaliger Lautsprecher.

Es galt also sämtliche Mechanismen, die eine solche Kompression hervorrufen, aufzuspüren und zu eliminieren. Darunter fallen zum Beispiel nichtlineare Magnet-Antriebssysteme, mitschwingende Gehäuse, aber auch den Pegel begrenzende Bauteile der Frequenzweiche.

Im Jahr 1979 brachte Audiovector-Firmengründer Ole Klifoth seinen ersten Lautsprecher, den Trapez, auf den Markt.

Solche Details lassen sich allerdings nur zuverlässig in den Griff bekommen, wenn man die komplette Entwicklung und Fertigung selbst in der Hand behält. Genau das hat Klifoth dann auch umgesetzt. Ein breiter Markterfolg ist mit dieser Philosophie allerdings schwierig, denn eines ist klar: Mit einem solchen Aufwand gebaute Lautsprecher haben ihren Preis. Das zeigt sich schnell am Topmodell der Dänen, dem R 11 Arreté (Bild rechte Seite), der mit 103.000 Euro zu Buche schlägt – pro Stück wohlgemerkt. Auch deshalb blieb Audiovector in Deutschland lange ein Geheimtipp.

Frischer Wind kam mit Mads Klifoth ins Unternehmen. Er steht seinem Vater Ole seit 2015 als Geschäftsführer zur Seite und richtet die Firma behutsam kommerziell neu aus. So übergab er den deutschen Vertrieb beispielsweise der renommierten inAkustik, die über ein umfangreiches Händlernetz verfügt. Und nicht zuletzt brachte er mit der QR-Baureihe eine Serie bezahlbarer Lautsprecher auf den Markt, die den Durchsatz für Audiovector deutlich erhöhen soll.

Bei Stimmaufnahmen im Studio machen vor allem die Plosivlaute Probleme, also die Konsonanten wie P, T oder S, bei denen, wenn gesprochen oder gesungen, Luft ausgestoßen wird. Trifft diese auf eine in kurzem Abstand angebrachte Mikrofonmembran, erzeugt sie einen tieffrequenten Impuls, der dann mit auf der Aufnahme landet. Bei normalen Hörsituationen ohne Mikrofon fällt dieser Luftanteil gar nicht auf, weil er nur in unmittelbarer Nähe des Mundes auftritt und sich bei zunehmendem Abstand sehr schnell verliert.

Das mit Rotgold beschichtete Gitter vor der Membran des Audiovector-AMTs soll Luftstrom-Impulse verhindern und so zum guten Klang beitragen.

Um diesen Luftimpuls zu unterdrücken, werden im Studio sogenannte Poppfilter eingesetzt. Sie bestehen aus einem sehr dünnen Stoff, der den Schall nahezu ungehindert durchlässt, den Luftimpuls aber abbremst.
Audiovector platziert vor der Membran ihres AMT-Hochtöners der QR-Serie ein Metallgitter, das eine ähnliche Funktion wie eines Poppfilters ausüben soll, also einen eventuellen Luftimpuls aus der Ziehharmonika-Folie des AMT abbremsen soll. Wie das genau funktioniert, verrät der Hersteller leider nicht.
Luftimpuls hin oder her: In Sachen Klang präsentiert sich der Audiovector-Hoch­töner ausnehmend luftig, seidig und musikalisch, ohne jegliche vorlaute Aggressivität, mit der diese Bauweise manchmal auf sich aufmerksam macht. Wenn daran das Metall­gitter seinen Anteil hat, umso besser.

Ein sogenanntes Poppfilter verhindert im Aufnahmestudio tieffrequente Störungen durch Plosivlaute der menschlichen Stimme.

Technik
Bezahlbar heißt im Falle von Audiovector aber keineswegs günstig oder gar billig: Das Set, das wir zum Test bekamen, ist mit seinem Preis von knapp 6.200 Euro absolut betrachtet in der oberen Mittelklasse einzuordnen. Was sich durchaus auch in der eingesetzten Technik widerspiegelt: So kommt als Hochtöner durchweg ein AMT (Air Motion Transformer) zum Einsatz. Bei diesem Lautsprecher-Prinzip schwingt die Membran nicht nach vorn und hinten, sondern ist zieharmonikaförmig gefaltet und wird zur Schallerzeugung abwechselnd gestaucht und auseinandergezogen. Die Luft zwischen den Falten wird dann im Takt des Signals nach vorn gedrückt respektive nach hinten gezogen und so in Schallschwingungen versetzt.

Das Audiovector-Topmodell R 11 Arreté schlägt mit 103.000 Euro zu Buche.

Entwicklung und Bau von AMTs sind um einiges aufwändiger als bei normalen Kalottenhochtönern. Dem hauseigenen Treiber verpasste Audiovector einen massiven Anschlussflansch aus massivem, gebürstetem Flugzeugaluminium sowie ein feines, galvanisch mit Rotgold beschichtetes Schutzgitter, das zusätzlich die Funktion eines Poppfilters übernehmen soll (siehe Kasten oben).

Die Tieftöner versahen die Dänen mit einem Doppel­magneten und durchgehenden Membranen ohne eingeklebte Staubschutzkalotte. Sie sind dreischichtig aufgebaut, in der Mitte sitzt eine dünne Aluminium-Folie, innen und außen eine Lage eines nicht näher definierten Kunststoffs. So sollen Membranresonanzen effektiv unterbunden werden. Die Front-Lautsprecher QR 3 bekamen je zwei dieser Tieftöner in 16-Zentimeter-Ausführung mit: Der untere wird bei 400 Hertz eingebremst, der obere übergibt bei drei Kilohertz an den AMT.

Auch der Center QR C bringt zwei dieser 16-Zentimeter-Treiber mit, bei ihm arbeiten sie allerdings beide bis zur Übernahmefrequenz des Hochtöners. In Sachen Surround hat der Anwender die Qual der Wahl: Er kann entweder zur QR 1 greifen, einer kompakten Regalbox mit 16er-Bass und AMT, oder zum QR Wall, einem flachen Onwall-Lautsprecher mit 13-Zentimeter-Tieftontreiber und zusätzlich zum AMT noch zwei zuschaltbaren Kalottenhochtönern, die für eine bessere Raumverteilung der Hochtonsignale sorgen sollen (siehe Kasten nächste Seite). Wir haben kurzerhand beide Modelle als Teil eines 7.1-Setups verwendet – die QR 1 als reguläre Surround-Boxen, die QR Wall als zusätz­liche Surround-Back-Boxen.

Wie der Name schon suggeriert, fühlt sich der nur knapp 10 Zentimeter tiefe QR Wall direkt an der Wand am wohlsten – optisch wie akustisch.

Eine Option für die Surroundkanäle bietet Audiovector mit den Onwall-Lautsprechern QR Wall. Diese verfügen über eine normale Zweiweg-Bestückung aus 13-mm-Tiefmitteltöner und Hochton-AMT, zusätzlich aber auch noch über zwei kleine 19-Millimeter-Kalotten links und rechts von letzterem. Diese sollen dafür sorgen, dass hohe Frequenzen wie bei einem Bipol-Lautsprecher sehr breit in den Raum gestrahlt werden und auf diese Weise hauptsächlich über eine oder mehrere Wand- und Deckenreflexionen beim Hörer ankommen.

Das ist zum Einen nützlich für die Surroundkanäle bei Filmen, denn die sind für Kino-Arrays abgemischt und nicht für eine direkt abstrahlende Box pro Kanal. Nützlich ist ein derartiger Lautsprecher natürlich auch für eine generelle Raumbeschallung, bei der es nicht auf die perfekte Wiedergabe an einem einzigen Abhörplatz ankommt, sondern auf eine möglichst komplette Versorgung eines Raumbereichs.

Der Schallleistungs-Frequenzgang des QR Wall (blau) ist bis 5 Kilohertz recht linear und fällt darüber leicht ab. Sehr sauber ist auch der Frequenzgang bei abgeschalteten Zusatzhochtönern.

Wir haben anhand eines sogenannten Schall­leistungs-Frequenzgangs überprüft, wie gut den QR Wall das gelingt. Dabei wird nicht nur der Frequenzgang auf Achse mit einbezogen, sondern eine Summe aus allen Messungen rundum ermittelt. Bei einem an der Wand aufgehängten Lautsprecher macht es natürlich keinen Sinn, den Schallanteil hinter der Box zu erfassen, deshalb haben wir auf einem Umfang von 180 Grad gemessen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, bis 5 Kilohertz ist die Linearität mehr als ordentlich, darüber fällt der Pegel leicht ab. Als Direktstrahler ist die Box übrigens auch zu gebrauchen, die Zusatz-Hochtöner lassen sich nämlich abschalten, und dann zeigt sie ein sehr lineares Verhalten .

Der kompakte Subwoofer QR Sub trägt seinen 25-Zentimeter-Treiber auf der Front. Eine gleich große Passivmembran ist zusätzlich im Boden des Subwoofers untergebracht – für den präzisen Abstand zur Stellfläche sorgen massive Alu-Füße. Etwas extravagant sind die Anschlüsse des QR Sub: Auf der Hoch­pegelseite verzichtet er auf die üblichen Terminals zugunsten einer Speakon-Buchse, die kurzschluss- und verwechslungssicher für den linken und rechten Kanal Kontakte bereithält. Ein passendes Kabel liegt dem Subwoofer bei. Je einer der beiden Pegelsteller ist für den LFE-Eingang und für den Hochpegel-Eingang zuständig. Die zusätzliche, mit „Line Input“ bezeichnete Cinchbuchse läuft über den gleichen Pegelregler wie der Hochpegeleingang. Die Trennfrequenz des integrierten Tiefpassfilters ist regelbar, die Phase lässt sich jedoch nur zwischen 0 und 180 Grad umschalten.

Den Passivstrahler platzierten die Entwickler beim Sub auf der Unterseite. Die QR-Serie ist mit drei unterschiedlichen Oberflächen erhältlich. Neben Schwarz und Weiß gibt es auch eine „Nussbaum“-Variante.

Tonqualität Surround
Dank 350 Watt Verstärkerleistung kann der QR Sub mit einem durchaus anerkennenswerten Maximalpegel von 103,6 Dezibel aufwarten. Seine untere Grenzfrequenz beträgt ordentliche 32 Hertz; darunter fallen die Frequenzgänge dank eines integrierten Hochpassfilters steil ab und bewahren das Chassis vor zu viel Hub. Der Regelumfang der Tiefpass-Trennfrequenz ist mit nominell 30 Hertz bis 120 Hertz etwas knapp, zumal messtechnisch davon nur 50 Hertz bis 100 Hertz übrig bleiben.

Die Frequenzgänge von Front und Surround zeigen keine Auffälligkeiten, der des Centers aller­dings weist ein breites, um etwa drei Dezibel angehobenes Plateau zwischen 900 Hertz und 5 Kilohertz auf. Damit wollten die Entwickler wahrscheinlich das in diesem Bereich schlechte Rundstrahlverhalten kompensieren und einen insgesamt ausgeglichenen Klangeindruck erreichen.

Das ist zum Glück auch ziemlich gut gelungen, wie der Hörtest schnell klarstellt: Dialoge kommen sehr gut verständlich, selbst bei Hintergrundgetöse á la „Terminator – die Erlösung“, dabei wirken die Stimmen allerdings nie vordergründig oder gar verfärbt. Dies gelingt dem Set auch bei Mehrkanal-Musik hervorragend, wie Jane Monheit bei „They can´t Take That Away From Me“ mit Verve unter Beweis stellt.

Weitere positive Aspekte sind die angenehme Luftigkeit des Sets, ohne auf Präzision verzichten zu müssen. Ganz besonders beeindruckt die mühelose, ungemein dreidimensionale räumlich Abbildung, und zwar bei Musik und Filmton gleichermaßen. Schlicht faszinierend, wie das Set den Hörer bei Omar Hakims „Listen Up!“ mitten ins Musik­geschehen stellt oder die heimelige Atmosphäre beim Auenland-Einzug in „Der Herr der Ringe“ in den Raum projiziert.

Wer jetzt denkt, dass man mit diesem feingeistigen Lautsprecherset keine Heimkino-Action genießen kann, irrt gewaltig: Der Terminator kann selbst mit erhöhtem Pegel wüten, das Set behält auch dann immer die Übersicht und lässt es durchaus nachdrücklich rummsen und krachen.

Tonqualität Stereo
Einfühlsam und musikalisch, aber auch präzise und mit punktgenauer räumlicher Abbildung präsentieren sich die QR 3 im Stereo-Betrieb. Die unglaublich wandlungsfähige Stimme der Jazz-Sängerin Cécile McLorin Salvant bringen sie bei „WomanChild“ in allen ihren Facetten, man meint förmlich, sie körperlich vor sich zu sehen. Wie aus einem Guss kommen auch die Band, Klavier und Schlagzeug präzise positioniert und dynamisch, der Kontrabass treibend und voluminös. Grandios!

Der Testbericht Audiovector QR-Set (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 6200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 sehr gut

Besser spät als nie: Audiovector zeigt mit seiner QR-Serie, dass man die Lautsprecher aus Dänemark auf jeden Fall in die engere Wahl ziehen sollte, wenn es ins Budget passt. Toller Einstieg und ein echter Augenöffner!

REFERENZKLASSE

Michael Nothnagel

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