Ascendo CCM-Serie (Test)

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Ascendo, bislang für hervorragende, aber auch sehr teure-Heimkino-Systeme bekannt, stößt mit der CCM-Lautsprecherserie jetzt in den „bezahlbaren“ Bereich vor. Dafür wurde unter anderem die integrierte Verstärkerelektronik weggelassen. Entsprechend gespannt waren wir auf die Klang-Performance.

Schon beim Test des Subwoofers SV-12 von Ascendo in Ausgabe 8-2021 hätten wir es ahnen können. Der stieß nämlich mit seinem Preis von knapp 1.000 Euro in für den fränkischen Hersteller unerwartet niedrige Gefilde vor. Jetzt zieht Ascendo mit der CCM-Lautsprecherserie nach, die die eindrucksvolle Technik und den hervorragenden Klang ihrer großen Heimkino-Baureihen auf bezahlbare Dimensionen herunterbrechen soll. So kostet die von uns getestete 5.2 gut 5.230 Euro – macht im Schnitt also gerade mal 750 Euro pro Box.

Das ist ein Unterfangen, das erstens viel Mut braucht, schließlich kann man mit minderwertigen „Schnäppchen“ den Markennamen schnell in Verruf bringen und so das Geschäft mit den teureren Produkten schädigen. Zweitens braucht es auch ein gutes Maß an Marktkenntnis und Entwickler-Fähigkeiten – die Kunst des Weglassens war schon immer eine sehr anspruchsvolle.

Auch der „kleine“ Ascendo Subwoofer kann mit einem symmetrischen LFE-Eingang aufwarten. Pegel, Trennfrequenz und Phase sind stufenlos einstellbar.

Was die Mannschaft um Firmenchef Stefan Köpf auf jeden Fall nicht unterschlagen hat, war die klare und kompromisslose Ausrichtung auf das Heimkino. So sind die beiden Mitglieder der neuen Einsteiger-Baureihe, die CCM5-P und die CCM6-P, als äußerst kompakte, mit Koaxial-Chassis ausgerüstete Onwall-Lautsprecher gestaltet, deren Formgebung ausschließlich der Funktion folgt. Damit begeben sie sich auf die Spuren der „großen“ Systeme wie des zehnmal so teuren Active Line-Set, das wir in Ausgabe 5-2020 im Test hatten. Diese Konzentration auf das Wesentliche mündet beim CCM-Set in kompakte und flache Boxen, die sich zwar auch in Wohnumgebungen integrieren lassen, aber eigentlich im dedizierten Heimkino am richtigen Platz sind. Und selbst dort lassen sie sich aufgrund der Wandmontage unauffällig hinter der Leinwand oder unter der Decke als Höhenlautsprecher positionieren. Auf den primären Verwendungszweck weist auch die Standardfarbe, mit der die beiden Lautsprecher angeboten werden, hin: ein möglichst wenig Streulicht refl ektierendes Mattschwarz. Auf Wunsch sind gegen Aufpreis auch andere Farben erhältlich, einschließlich echtem, zwölfschichtigem Klavierlack.

Der Aufwand, ein Koaxial-Chassis zu konstruieren, also einen Hochtöner sauber ins Zentrum eines Tief-Mittelton-Chassis zu integrieren, ist erheblich höher, als einfach einen Tief- und einen Hochtöner auf eine Schallwand zu montieren. Der entscheidende Begriff hier ist „sauber integrieren“, denn es reicht eben nicht, einfach einen Hochtöner irgendwie auf den Polkern irgendeines Tieftöners zu schrauben und zu hoffen, dass die beiden schon irgendwie zusammenspielen. Das spart zwar den Extra-Montageplatz für einen getrennten Hochtöner – zum Beispiel im Auto der Hauptgrund, warum Koax-Chassis eingesetzt werden – funktioniert akustisch aber meist eher schlecht als recht. Vor allem deshalb, weil der Hochtöner in vielen Fällen auf einen Stiel vor der Tieftöner-Membran montiert wird und sein Schall damit deutlich früher beim Hörer ankommt als von der Bassmembran. Hochtöner und Stiel beeinträchtigen zudem die Abstrahlung vom Tieftöner- Konus deutlich, weil sie schlicht im Weg sind.

Die hohe Kunst des Koax-Baus besteht darin, die Signale beider Membranen exakt zur gleichen Zeit bei den Zuhörern ankommen zu lassen. Dann addieren sich die Anteile beider perfekt. Damit wird das Rundstrahlverhalten erheblich gleichmäßiger, was sich nicht nur auf unterschiedliche Abhörpositionen positiv auswirkt, sondern den vom Raum refl ektierten Schall erheblich gleichmäßiger wirken lässt. Dieser ist für die Wahrnehmung der Klangfärbung und der räumlichen Wiedergabe äußerst wichtig. Um das zu erreichen, muss der Hochtöner weiter nach hinten in den Innenraum der Schwingspule des Tieftöners wandern, damit sich beide Membranen auf der gleichen Ebene befinden.

Wie so oft liegt bei der Umsetzung dieser Maßnahme der Teufel im Detail, jede noch so kleine Unebenheit im Übergang zwischen den beiden Membranen zeigt ihre Auswirkungen im Frequenzgang und der Raumabstrahlung. Zudem ist es gar nicht so einfach, einen kompletten Hochtöner inklusive Magnet-Antriebssystem an diesem Platz unterzubringen, ohne das die beiden Antriebe sich stören. Das alles bekommen nur wenige Hersteller wirklich unter einen Hut. Ascendo ist einer davon.

Beim Koaxial-Treiber der Ascendo CCM5-P sitzt der Hochtöner im Inneren der Tiefton-Schwingspule. Beide
Membranen strahlen zeitgleich ab, was Rundstrahlverhalten und Frequenzgang optimiert.

Technik
Verzichtet hat Ascendo bei den CCMs zunächst einmal auf die komplexe und teure Aktivelektronik, CCM5-P und CCM6-P sind also klassische Passivlautsprecher, die extern verstärkt werden müssen. Was ja erstmal nicht ungewöhnlich ist. Keineswegs alltäglich sind hingegen die von Ascendo verwendeten Treiber, denn die müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen: Zunächst muss es ein Koaxialchassis sein, also eines, bei dem der Hochtöner mittig im Tieftöner montiert ist (siehe Kasten oben). Bei diesen kommt der Schall für sämtliche Frequenzen immer präzise vom gleichen Punkt und nicht, wie bei der üblichen Bauweise, mit auf der Schallwand verteilten Treibern von unterschiedlichen Orten. Das hat einen sehr positiven Einfluss auf das Rundstrahlverhalten. Zudem muss der gewünschte Treiber über einen möglichst linearen Frequenzgang verfügen – nicht ganz einfach bei dieser Bauweise – und darf zudem keine ausufernden Dimensionen aufweisen, damit es in ein möglichst flaches Gehäuse hineinpasst. Und nicht zuletzt muss der Bassteil die passenden Parameter besitzen, damit er mit einem eher kleinen Volumen zurechtkommt.

Bei der größeren CCM6-P, die im Test als Front- und Centerbox Verwendung fand, ist ein 16-Zentimeter-Koax verbaut. Die Membran seines Tieftöners besteht klassisch aus Papier, hier mit beigemengtem Kevlar verstärkt. Unter der schalldurchlässigen Staubschutzkalotte in der Mitte sitzt eine 25-Millimeter-Kalotte mit Seidenmembran und Neodym-Magnet. Der 13-Zentimeter-Treiber der Surroundbox CCM5-P ist ähnlich aufgebaut, nur gibt es hier keine Staubschutzkalotte, die den Blick auf die Hochton-Membran verwehrt, sondern sie bekam einen recht breiten Phasenkorrekturring vorgesetzt, der Frequenzgang und Rundstrahlverhalten optimieren und die Membran vor allzu forschen Fingern und ähnlichem Unheil schützen soll. Beide Boxen sind mit einer rechteckigen Bassreflexöffnung versehen, die auf der Front direkt oberhalb der Treiber untergebracht ist.

Wegen der kleinen Gehäuse und weil die Koax-Treiber auf möglichst hohen Wirkungsgrad getrimmt sind, müssen CCR5-P und CCR6-P mit einem Subwoofer zusammenarbeiten. Was lag da näher, als sie mit dem bereits erwähnten SV-12 zu kombinieren – und zwar für den Test gleich in doppelter Ausführung, damit auch wirklich in jeder Lebens- und Pegel-Lage genügend Tiefton vorhanden ist. Mit seinem 30-Zentimeter-Treiber, der von 500 Watt Verstärkerleistung angetrieben wird, bringt dieser Sub das Potential dafür allemal mit.

Die CCM5-P und die CCM6-P von Ascendo sind speziell für die Montage an der Wand oder an der Decke konzipiert, deshalb wurden ihre Gehäuse besonders flach ausgelegt. Das ist allerdings nicht das einzige Konstruktionsmerkmal, das sie für diese Montageart mitbringen.

Beide Boxen haben auf ihrer Rückseite spezielle Beschläge installiert, über die man sie einfach an in der Wand fixierten Schrauben aufhängen kann. Im Falle der mit nur 4 Kilogramm Gewicht leichteren CCM5-P reicht sogar eine Schraube aus. Aber damit nicht genug: Beide bringen vier mit Gewinde versehene Öffnungen zur Montage auf einer Vesa-Halterung mit. Die war eigentlich für Bildschirme gedacht, hat sich aber mittlerweile auch für Lautsprecher zum Standard entwickelt und ist in vielen unterschiedlichen Varianten und Ausführungen erhältlich. Mit bestimmten Exemplaren lässt sich zum Beispiel der Abstand und Winkel zur Rückwand flexibel einrichten.

Zu guter Letzt haben beide Boxen Durchgangslöcher, über die sie sich auch von vorn an einer Fläche festschrauben lassen. Das ist insbesondere bei der Befestigung an der Decke hilfreich, wo einem die
Befestigungsbeschläge und eine Vesa-Halterung nicht weiterhelfen.

Mit einer Reihe von baulichen Vorrichtungen sind die Montage-Optionen der CCM6-P variabel ausgelegt.

Tonqualität Surround
Immerhin 32 Hertz untere Grenzfrequenz und satte 116 Dezibel Maximalpegel stellen das eindrucksvoll unter Beweis. Die Frequenzgänge von CCM5-P und CCM6-P sehen auf den ersten Blick etwas unruhig aus, dies ist bei Koaxial-Treibern aber normal und daher kein Grund zur Beunruhigung. Den Grund dafür zeigt das – richtig gute – Rundstrahldiagramm des Centers: Bei den Frequenzen, wo der Frequenzgang eine Senke hat, kommt abseits der Abstrahlachse entsprechend mehr Pegel. Insgesamt ergibt sich meist ein ausgeglichenes Klangbild. Bemerkenswert ist der gute Wirkungsgrad (knapp 92 Dezibel bei der CCM6-P und 87,6 Dezibel bei den Surrounds), auch kleinere Heimkino-Receiver dürften sie also problemlos antreiben.

Messwerte hin oder her, wirklich entscheidend für ein Lautsprecherset ist natürlich der Klang. Und da kann das Ascendo-Set wirklich überzeugen. Es spielt mit einer Selbstverständlichkeit und Lebendigkeit, dass es eine wahre Freude ist, auch ältere Scheiben mal wieder aufzulegen und zu genießen: So quittiert es den Blitzschlag, der Remy und seinen Freund in „Ratatouille“ so urplötzlich vom Dach fegt, mit einem regelrechten Schlag in die Magengrube und lässt die Tester erschreckt zusammen zucken, auch wenn sie diese Szene schon hundertmal gesehen haben. Auch die Abschleppwagen-Sequenz in „Terminator – Die Erlösung“ stellt das Set auch bei XXL-Pegeln mit faszinierender Selbstverständlichkeit und großer Wucht in den Raum. Das spürt man körperlich, wie in einem gut ausgestatteten Kinosaal. Die Dialoge bringt es dabei immer gut verständlich und sauber aufgelöst zu Gehör.

Um Verfärbungen bei Musikwiedergabe muss man sich bei den Ascendos ebenfalls keine Sorgen machen, die Stimme von Jane Monheit bei „They Can´t Take That Away From Me“ stellen sie glaubwürdig und mit natürlichen Klangfarben dar. Der Hochtonbereich kommt, anders als bei vielen anderen Hochwirkungsgrad-Lautsprechern, eher sanft und keinesfalls aggressiv. Selbst anspruchsvolle Klassik stellt für das Set kein Problem dar, die San Francisco Symphony spielt unter Michael Tilson Thomas die „Appalachian Suite“ von Aaron Copland natürlich und luftig und stellt dabei die Instrumente präzise und stabil im Raum auf.

Ja, es mag Lautsprecher geben, die eine Geige oder eine Oboe mit echteren Klangfarben reproduzieren, nur sind die in der Regel meist deutlich teurer und klingen nicht selten vergleichsweise langweilig. Das kann man vom Toto-Konzert auf dem Jazz-Festival in Montreux 1991 nun wahrlich nicht behaupten, wenn es über die Ascendos wiedergegeben wird: Satter Bass, hervorragende Dynamik und echte Life-Atmosphäre ziehen die Zuhörer sofort in ihren Bann.

Tonqualität Stereo
Klar, ohne Subwoofer geht beim Ascendo-Set auch im Stereo-Betrieb nichts: Bei Adele beeindruckt es mit einer unprätentiösen, dynamischen Spielweise, die feine Aufnahmedetails zu Gehör bringt, ohne mit dem Finger auf sie zu zeigen. Adeles Stimme kommt in ihrer ganzen Vielfalt und Wandelbarkeit und steht ausgesprochen stabil und stets fest umrissen im Raum.

Dabei integrieren sich die beiden Subwoofer nahtlos ins Klangbild und wurden bei unserem Testaufbau nie ortbar. Immer wieder faszinierend ist die Dynamik und Selbstverständlichkeit, die das Ascendo-Set beispielsweise beim Klassiker „Jazz At The Pawnshop“ an den Tag legt. Da fühlt man sich regelrecht in das Konzert hineingezogen und erlebt es hautnah mit.

Der Testbericht Ascendo CCM-Serie (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 5230 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

88 Sehr gut

Mit der neuen CCM-Serie bietet Ascendo erstmals Oberklassen-Sound zum Mittelklasse-Preis. Neben dem hervorragenden Klang dürfte es auch aufgrund seiner außergewöhnlichen Form viele Freunde finden.

Michael Nothnagel

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