Epson EH-TW9400 (Test)

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Fernbedienung: Kein Designwunder, aber sehr zuverlässig in der Übertragung und äußerst gut strukturiert. Sie erlaubt zudem die Bedienung von Zuspielern. Auf Wunsch kann man die Tasten zum Leuchten bringen.

Gut zwei Jahre ist es her, da hat Epson seine erfolgreiche „TW“-Serie mit dem 9300er- Modell um 4K-Kompatibilität und originalen Kinofarbraum mit „High Dynamik Range“ erweitert. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und der TW9300 wurde über einen verblüffend langen Zeitraum zum erfolgreichsten Beamer seiner Klasse. Doch auch Klassiker geraten in die Jahre und Defizite wie mangelnde Bandbreite für HDR/60Hz-Quellen und eine eher düstere 4K-HDR-Wiedergabe ließen den mit LCD-Technik arbeitenden 9300er hinter der stetig wachsenden DLP-Konkurrenz teilweise zurückfallen. Mit neuem HDMI-Chipsatz, mehr Lichtleistung und verbesserter Signalverarbeitung soll der  EH-TW9400 diese Lücken schließen.

Ausstattung und Bedienung

Äußerlich gleicht der 2.800 Euro teure TW9400 seinem Vorgänger wie ein Ei dem anderen. Dies ist keine Überraschung, denn Epson verwendet ein Chassis in der Regel für zwei bis drei Modell-Generationen. In Anbetracht des gebotenen Luxus ist dies aber kein Nachteil: Sein 2,1-facher Zoom, der die gängige Heimkino-Bildbreite aus einem Projektionsabstand von 3,38 bis 7,1 Meter erlaubt, ist Klassenbester, ebenso der optische horizontale und vertikale Lensshift von +/-47 Prozent  bzw. +/-96 Prozent. Dies alles, kombiniert mit einem voll motorisierten Objektiv, bei dem auf Wunsch verschiedene Bildformate gespeichert werden können, macht den TW9400er zum flexibelsten und komfortabelsten Beamer auf dem  Markt, der fast in jedes Heimkino oder Wohnzimmer integriert werden kann.

Die Menüführung bleibt ebenfalls unverändert in der Struktur, wurde aber um einige Funktionen, die wir im Bildtest näher erläutern, erweitert. Nach wie vor handelt es sich bei Epsons LCD-Spitzenmodell um keinen nativen 4K-Projektor, was bei einem Preis von 2.800 Euro auch nicht verwunden darf.

Die Anschlüsse sind äußerlich unverändert auf der Rückseite, im Gegensatz zum Vorgänger bietet die HDMI-Schnittstelle aber eine höhere Bandbreite von 18 Gbit/s und kann somit auch 4K-60Hz-HDR-Signale verarbeiten.

Wer natives 4K möchte, muss bei Sony 5.000 Euro (Test des VW270 in der letzten Ausgabe) beziehungsweise bei JVC 6.000 Euro (Test des DLA-N5 in der nächsten Ausgabe) auf den Tisch legen. Stattdessen verhilft dem Full-HD-Projektor ein sogenanntes „Pixel-Shift“-Glas zwischen Objektiv und Lightengine durch Vibration zu einer diagonalen Pixelverdopplung auf vier Megapixel. Dies sorgt allerdings für eine zusätzliche Geräuschkulisse, denn bei bestimmten Bildfrequenzen ist ein leichtes Summen aus Objektivrichtung zu vernehmen, das ruhige Filmpassagen stören kann.

Neben dem schwarzen Basismodell bietet Epson ein 400 Euro teureres „W“-Modell an. Für den Aufpreis bekommt man einen weißen Anstrich, der sich vor allem in hellen Wohnzimmern gut machen dürfte. Das „W“ dürfte allerdings weniger für die Farbe „Weiß“ stehen, sondern für die optionale „Wireless“-Übertragung der HDMI-Signale. Denn dem TW9400W liegt ein Funksender bei (Bild), der sowohl HD- als auch UHD-Signale an den Projektor senden kann und gleichzeitig als Schaltzentrale für unterschiedliche HDMI-Quellen dient. Er erspart das Verlegen von teuren HDMI-Kabeln.

Der Funksender überträgt kabellos HD und UHD Signale, mangels Bandbreite bleibt HDR aber auf Spielfilme beschränkt.

Allerdings gibt es einen Haken: Während die kabel­gebundene HDMI-Schnittstelle auf die volle 18-Gbps-Bandbreite erweitert wurde, ist die Funkstrecke weiterhin auf 9,8 Gbps limitiert und erlaubt die HDR-Darstellung nur bis 30Hz. 4K-Videospiele und TV-Übertragungen sind nur ohne HDR möglich.

Im Gegensatz zum Wireless-Modell TW9400W nimmt der von uns getestete TW9400 UHD-Bildsignale nur per Kabel über seine HDMI-Schnittstellen entgegen. Sie wurden in der neuen Generation auf die Durchsatzrate von 18 Gbit/s erweitert, so dass HDR-Signale nun mit voller Bittiefe bei 50/60Hz-Bildwiederholfrequenz, wie sie von TV-Serien und Videospielen genutzt werden, verarbeitet werden können. Ein echtes Manko des Vorgängers wurde damit schon mal beseitigt. HDMI 2.1 mit 48 Gbit/s wird bei Projektoren erst nächstes Jahr Einzug halten. 

4K-HDR-Material fordert einen Projektor gleich doppelt: Auf der einen Seite soll dieser möglichst den kompletten Kinofarbraum abbilden, auf der anderen Seite muss er genügend Lichtreserven für strahlende Spitzlichter bereitstellen. Dieser Spagat gelingt dem Epson TW9400 nur bedingt: Aktiviert man den „Digital-Kino“-Modus, ist er zwar vollständig zu DCI-/HDR-Quellen kompatibel, doch seine resultierende Lichtreserve von 800 Lumen ist zu gering, um HDR-Highlights hell genug abzubilden. Bilddynamik geht so verloren und auch die Farbenpracht erscheint nicht so, wie man es von Fernsehern gewohnt ist. Alternativ kann man für HDR-Inhalte den „Natürlich“-Modus verwenden, denn trotz seines kleineren Farbraumes gelingt es dem TW9400 hervorragend, die Farben zu adaptieren. Durch die höhere Lichtleistung erscheinen die Farben so oft prächtiger als mit Kino-Farbfilter.

Der interne DCI-Filter erweitert zwar den Farbraum, kostet aber gleichzeitig viel Licht, der Farbvorteil geht teilweise wieder verloren.

Egal wie man sich entscheidet, ein dramatischer Schritt nach vorne in Sachen HDR-Belichtung ist der Schieberegler im Signalmenü: Durch eine geschickte Gammakorrektur ist es möglich, die Helligkeit von HDR anzupassen, ohne dass helle Bildelemente überstrahlen. Alleine die Durchzeichnung und mittlere Helligkeiten werden angehoben. So kommt der Anwender schnell zu guten HDR-Ergebnissen, die beim Vorgänger noch aufwändiges „Tuning“ erforderlich machten.

Der neue HDR-Regler erlaubt eine schnelle und unkomplizierte Belichtungsanpassung und sorgt so für strahlende HDR-Helligkeiten, vor allem im „Natürlich“-Modus.

Ebenfalls der HDR-Darstellung zugute kommt die Erhöhung der Lichtausbeute, denn für die sogenannten „Highlights“ sind hohe Licht-reserven notwendig. Die Steigerung fiel hier mit 100 Lumen zwar moderat aus, mit 2.600 Lumen brutto, die nicht nur in Weiß, sondern auch in Farben umgesetzt werden (Color Light Output), verteidigt der TW9400 aber auch in Sachen Helligkeit seine Spitzenposition.

Licht und Farbe

Wie immer umschreibt die Werksangabe der Lichtleistung stets den maximal möglichen Wert, ungeachtet einer Farbkalibrierung. Mit 2.650 Lumen wurde sie bei unserem Testgerät im „Dynamik“-Modus sogar übertroffen, allerdings für UHP-Lampen typisch mit einem deutlichen Grünstich. Für eine farbgenaue Reproduktion von Full-HD/SDR- Inhalten empfiehlt sich das „Natürlich“-Preset, das alle erforderlichen Normen wie Farbtemperatur, Farbraum und Gamma so vorbildlich einhält, dass man sich eine herkömmliche Kalibrierung sparen kann. Die verbleibende Helligkeit liegt mit 1.430 bis 1.800 Lumen (je nach Modus und Zoom) immer noch auf einem hervorragenden Niveau, das sonst nur weitaus teurere Preisklassen mit einem hohen nativen Kontrast kombinieren können. Letzterer liegt beim TW9400 mit 4.500:1 bis 7.000:1 (abhängig vom Zoom) ebenfalls für seine Preisklasse auf Top-Niveau. Die zuschaltbare dynamische Blende erweitert den Dynamikumfang auf 30.000:1 bis 40.000:1. Diese Steigerung erfolgt allerdings nicht ohne Nebenwirkungen, denn der Schritt-motor der Blendenmechanik gibt ein wahrnehmbares „Knarren“ von sich. Ebenfalls auf Referenz-Niveau liegt der Schachbrettkontrast von rund 400:1, der vor allem in hellen Szenen für einen sehr guten Inbildkontrast sorgt, was wiederum hellen HDR-Inhalten zugute kommt.

Neu und für Kalbrierer besonders erfreulich ist der RGB-Equalizer, mit dem die Farbtemperatur in acht Graustufen perfekt abgeglichen werden kann.

Die beworbene DCI-Kompatibilität mit vollem Kinofarbraum aktiviert man mit dem „Digital Kino“-Preset, das einen Farbfilter in den Lichtweg schiebt. Dadurch fällt die Lichtausbeute auf 800 Lumen, was zwar noch einen guten Wert darstellt, für HDR-Highlights aber zu dunkel ist.

Schärfe & Signalverarbeitung

Wenig getan hat sich bei der Signalverarbeitung. Auf optischer Ebene macht die Kombination aus Pixel-shift und hochwertigem Objektiv eine gute Arbeit: Auch wenn es sich bei den resultierenden 4 Megapixeln rechnerisch nur um die halbe UHD-Auf-lösung handelt, so bietet sie gegenüber herkömmlichem Full-HD einen sichtbaren Detail-gewinn. Denn im Gegensatz zu anderen Shift-Technologien handelt es sich bei der Epson-Variante um eine echte Pixelverdopplung, da die Lücken zwischen den Pixeln groß genug sind, dass die „gespiegelten“ Pixel dazwischen Platz haben. Dank guter Konvergenzkorrektur gelingt dem TW9400er insgesamt eine sehr gute Bildschärfe.

In der Bewegungsschärfe werden diese guten Ergebnisse nicht bestätigt: Denn der Signalprozessor, der für die 120-Hz-Zwischenbildberechnung zuständig ist, wurde nicht überarbeitet und hat in allen Stufen (Niedrig/Mittel/Hoch) den Hang zu Artefaktbildung und Bildrucklern. Doch auch ohne Zwischenbildberechnung bietet der TW9400 eine gute Bewegungsschärfe und die 24-Hz-Spielfilmfrequenz wird gleichmäßig ohne Stottern erreicht. Wie beim Vorgänger ist die Zwischenbild-berechnung bei 4K-Enhancement ohnehin nicht zuschaltbar. 

Bildqualität

In unserem Praxistest kommen dem TW9400 die oben dokumentierten Ergebnisse in seiner Eigenschaft als echter Allrounder zugute: Im farbneutralen „Natürlich“-Modus bietet er so hohe Lichtreserven, dass man auch ohne komplette Abdunklung ein ansprechendes Bild auf der Leinwand projizieren kann, was vor allem bei Videospielen und TV-Übertragungen nützlich sein kann.

Bei der abendlichen Spielfilmnutzung reicht auch bei großen Bilddiagonalen der Eco- oder Mittel-Modus für eine sehr gute Bildhelligkeit, der zugleich eine angenehm leise Belüftung ermöglicht. Zusätzlich lässt sich bei Full-HD-/SDR-Material das „4K Enhancement“ zuschalten, das durch Interpolation die Auflösung verdoppelt. Damit wirkt der Bildlook analoger und nahezu pixelfrei, gewinnt aber keine Detailschärfe. Die Bewegungsschärfe, die vor allem bei Sport und Videospielen besonders wichtig wird, liegt auf einem für LCD guten Niveau, erreicht aber nicht das von DLP- oder LCOS-Projektoren, die über eine schnellere Reaktionszeit verfügen.

Bei der 4K/HDR-Nutzung profitiert der Epson TW9400 ebenfalls von seiner guten Helligkeit, die Spitzlichter bei High-Dynamic-Range-Inhalten von der UHD-Blu-ray realistisch strahlend erscheinen lassen. In diesem Punkt setzt sich der TW9400 auch deutlich von seinem Vorgänger TW9300 ab, denn das komplizierte und für viele Anwender verwirrende HDR-Level-System wurde durch einen einzigen HDR-Schieberegler ersetzt, mit dem man auch ohne große Kalibrierkenntnisse intuitiv die HDR-Darstellung auf Bildquelle, Raum und persönliche Präferenz abgleichen kann.

Im Ergebnis zeigt sich ein gut ausgeleuchtetes und scharfes 4K/HDR-Bild, das in Helligkeit, Inbildkontrast, Durchzeichnung und Schärfe der herkömmlichen Full-HD-/SDR-Variante klar überlegen ist. Lediglich der Kompromiss des großen Lichtverlustes für den originalen Kinofarbraum ist bei größeren Bildbreiten zu stark, weshalb man auf ihn unter Umständen verzichten sollte.             

Der Testbericht Epson EH-TW9400 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 2800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 sehr gut

Kein anderer Projektor bietet zu diesem Preis eine so große Flexibilität in Kombination mit einem hellen und dynamischen Bild inklusive HDR-UHD-Kompatibilität. Bei der Zwischenbildberechnung und der nativen Panel-Auflösung ist allerdings noch Luft nach oben.
Ekki Schmitt

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