Yamaha RX-V483 (Test)

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Die recht leichte Fernbedienug ist übersichtlich und einfach in der Handhabung. Auch hier wäre eine Beleuchtung wünschenswert.

prosconsBeim Yamaha RX-V483 für 470 Euro sollte man sich im Klaren darüber sein, wofür man das Gerät verwenden möchte, denn innerhalb der Einsteigerklasse gehören Kompromisse bei der Ausstattung quasi „zum guten Ton“:

So ist das Boxen-Setup auf 5.1-Kanäle begrenzt, umfangreiche Klangtuning-Tools fehlen und die Mehrkanal-Leistung fällt eher mager aus. Im Rahmen seiner Möglichkeiten macht Yamahas zweitkleinstes Modell seine Sache aber tadellos: Die Vernetzungsmöglichkeiten zu internen wie externen Musikquellen stehen dank Hi-Res-Audio und MusicCast den größeren Brüdern in nichts nach, die Verarbeitung fällt angemessen aus und natürlich ist der RX-V483 voll 4K-tauglich.

Ausstattung und Technik

Auch in der Einstiegsklasse darf man bei Yamaha zwischen einer schwarzen oder titanfarbenen Gehäuseausführung wählen. In beiden Fällen besteht die Frontblende aus Plastik, was man aber nur beim Anfassen merkt. Aluminiumbauteile oder etwa ein verstrebtes Anti-Vibrationsgehäuse darf man für unter 500 Euro ohnehin nicht erwarten. Wohl aber eine saubere Verarbeitung, womit der RX-V483 auch dienen kann.

Die Anschlüsse der Rückseite sind für den regulären Heimkino-Betrieb ausreichend, nur die alleinige Toslink-Buchse ist knapp bemessen; eine Phono-Platine hat Yamaha dagegen gar nicht spendiert. Vier 4K/60p-fähige HDMI-Eingänge und ein HDMI-Ausgang mit HDCP 2.2, HDR-10 und als Nachrüstoption Dolby Vision – das Upgrade erfolgt vermutlich zum Jahresende – runden mit einigen FBAS-Buchsen die Videoseite ab.

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Aufgeräumt: Mit vier HDMI-Eingängen, nur einem HDMI-Ausgang sowie überschaubaren analogen wie digitalen Anschlüssen ist der Yamaha für Standard-Heimkinos ausreichend bestückt. Vorverstärker-Ausgänge gibt es nur für einen Subwoofer; ein Phono-Eingang fehlt. Die aufschraubbare Antenne verbessert die WLAN- und Bluetooth-Reichweite.

5.1… und Schluss

Mit seinen 5 diskreten Endstufen beschallt der Yamaha auch nur 5.1-Sets – mehr geht nicht, denn Pre-outs gibt es nur für einen Subwoofer. Wer ein 3.1-Set fährt, darf die Frontboxen bi-ampen oder die beiden übrigen Endstufen für die Beschallung eines Nebenraums nutzen, wobei in Zone B nur dieselbe Quelle wie im Hauptraum laufen kann. 

Die Einmess-Automatik unterstützt keine Mehrpunkt-Messung und speichert nur eine Zielkurve; alternativ kann man mit dem 7-Band-Grafik-Equalizer den Sound nach Wunsch manipulieren; die parametrischen Klangregler der „Aventage“-Modelle besitzt der Kleine allerdings nicht. Daher greifen die Taster erst ab 63 Hertz und der Subwoofer bleibt außen vor; immerhin lässt sich bei Letzterem die Phase manuell um 180 Grad drehen.

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Boxen-Setup: Neben den üblichen Einstellungen kann man auch die Woofer-Phase und „Extras Bass“ justieren.

Die händische Lautsprecherkonfiguration gelingt dank der einfachen Menüführung ohne Probleme. Wie immer bei Yamaha müssen wir die aus unserer Sicht zu großen Dis-tanzschritte von 5 Zentimetern ankreiden; 1 Zentimeter wäre optimal. Die Crossover-Frequenz lässt sich entgegen größeren Yamaha-Modellen nur zentral für alle Boxen einrichten (40 bis 200 Hertz).

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Per „Option“-Taste gelangt man ins Schnellmenü mit zahlreichen Bild- und Toneinstellungen.

Wie anfangs erwähnt, muss man auf die 3D-Tondecoder von Dolby, DTS und Auro verzichten, an Surround-Upmixern sind Dolby ProLogic II,   DTS:Neo 6 sowie eine Vielzahl von Yamahas eigenen „Cinema DSP“-Klangprogrammen an Bord.

Video und Multimedia

Mit seinen HDMI-2.0a-Buchsen ist der Yamaha auf dem Stand der Zeit. Auf Wunsch skaliert er 1080p-Material auf 4K-Auflösung, nicht aber SD-Material; ein Video-Equalizer fehlt komplett.

In Sachen Multimedia ist Yamahas RX-V483 bestens bestückt: Neben dem übersichtlichen Internet-Radio verfügt der AV-Receiver über Zugang zu den Streaming-Diensten Juke, Qobuz, Tidal, Deezer und Spotify. Zudem gelangt Musik über AirPlay, DLNA, WiFi-Direct, iPod-Direktanschluss sowie über Yamahas MusicCast in die Tonzentrale. Das Bluetooth-Modul kann sowohl Signale empfangen als auch an jeden beliebigen Bluetooth-Empfänger senden – etwa an Wireless-Speaker. Der Media-Player versteht sich auf WAV, MP3, WMA, FLAC, ALAC, AIFF und DSD, verweigert aber Mehrkanal-Dateien und NTFS-Speicherstifte.

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Der RX-V483 lässt sich dank Web-Interface auch über einen normalen Web-Brower konfigurieren.

Neben der „MusicCast“-App steht Yamahas „AV Controller“-App als zweite Smartphone-Fernbedienung zur Verfügung. Die mitgelieferte Fernbedienung punktet mit Übersichtlichkeit und klarer Anordnung aller Tasten nach Funktionsgruppen, allerdings vermissen wir eine Beleuchtung. Die Onscreen-Menüs sind simpel gehalten, erfüllen aber ihren Zweck.

Mitte 2015 startete Yamaha sein Multiroom-System „MusicCast“. Inzwischen sind eine Vielzahl von Yamaha-Produkten mit MusicCast kompatibel, darunter AV-Receiver, Soundbars und Aktivboxen. Bis zu zehn MusicCast-Komponenten lassen sich miteinander via WLAN vernetzen und per Smartphone-App steuern. Die Auswahl an Musikquellen ist umfangreich: Im Zusammenspiel mit dem RX-V483 stehen alle AV-Eingänge, der UKW/MW-Tuner und die Netzwerk-Musikquellen (Juke, Tidal, Deezer, Spotify, Qobuz) sowie – über einen in der App integrierten Musik­spieler – die im Telefon gespeicherten Songs zur Auswahl.

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Die MusicCast-App dient als Steuerzentrale für Yamahas Multiroom-System: Sie funktioniert auf Handys und Tablets mit Android- und iOS-Betriebssystem. Mit den Kacheln kann man einen Raum (links) und eine Tonquelle (Mitte) auswählen. Neben den hauseigenen MusicCast-Komponenten lassen sich auch Bluetooth-Wiedergabegeräte anderer Hersteller (rechts) einbinden.

Über Bluetooth und AirPlay lassen sich weitere Geräte wie Laptops und Computer als Soundquellen einbinden. Einzelne Räume kann man zudem verbinden, wodurch der Laptop, dessen Bluetooth-Signal nur die MusicCast-Komponente im gleichen Raum erreichen würde, überall zu hören ist. Ein weiterer Clou ist der eingebaute Bluetooth-Transmitter, mit dem die Wiedergabe auf beliebigen Bluetooth-Lautsprechern und Kopfhörern möglich ist.

Mehrkanal-Musik von Blu-rays werden zur Übertragung in andere Räume zu einem Stereo-Downmix konvertiert, den alle Wiedergabe-Geräte beherrschen. MusicCast unterstützt die gängigen hochauflösenden Musikdateien wie ALAC, AIFF, DSD, FLAC und WAV.

Tonqualität

Der Eco-Modus reduziert die durchschnittliche  Stromaufnahme von 234 auf gute 140 Watt. Die Stereo-Leistung fiel mit 94 bzw. 116 Watt bei 4 res-pektive 6 Ohm angemessen aus. Dagegen lieferte der Yamaha im 5.1-Betrieb nur magere 29 (6 Ohm) bzw. 42 Watt (4 Ohm), was viele Punkte kostet.

Im Hörtest machte sich dieses Manko an unseren Nubert-Boxen aber so gut wie nicht bemerkbar, den 5.1-Testklassiker „Steely Dan – Two Against Nature“ transportierte der Yamaha schon im „Direct“-Modus bei Umgehung aller Sound-tuning-Maßnahmen mit viel Schwung, straffen Bässen und plastischer Abbildung in den Hörraum. Die Einmessung beseitigte dezente Verfärbung in den Mitten, schraubte für unseren Geschmack aber zu viel Hochtonenergie in den Frequenzgang – was fürs Leisehören von Vorteil ist, bei gehobenen Pegeln aber anstrengend werden kann. Bei Mehrkanalton wie im Eröffnungskapitel von „Transformers 3“ spannte der Yamaha überzeugende Surround-Felder auf, platzierte die vielen direktionalen Effekte greifbar im Raum und sorgte für ein solides Fundament, dem wir mit einem leichten Anheben des Subwoofer-Pegels noch etwas nachhelfen mussten.

Ob via HDMI oder Toslink, an beiden Eingängen musizierte der Yamaha im Stereo-Betrieb tonal ausgewogen, konturiert und mit sauberer Detailzeichnung. Größere Receiver spielen hier allerdings räumlich ausladender, noch luftiger und ‚samtiger‘. Puristen wählen den Direct-Modus, bei dem das Ursprungssignal am wenigsten bearbeitet wird. 

Der Testbericht Yamaha RX-V483 (Gesamtwertung: 63, Preis/UVP: 470 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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