Viewsonic erweitert seine Beamer-Serie um den PX749-4K, der für Gaming und Heimkino gleichermaßen geeignet sein soll. Ob dieser anspruchsvolle Spagat gelingt, zeigt unser Test.
Die Anforderungen an Projektoren steigen nicht nur im professionellen Umfeld, auch in Privathaushalten wird die Nutzung immer vielfältiger. Viewsonic hat für 1.300 Euro jetzt ein weiteres 4K-Modell herausgebracht, das augenscheinlich für Videospiele entwickelt wurde. Dafür sprechen die Xbox-Zertifizierung und die Reduzierung des Input-Lag auf 4,2 Millisekunden bei 1080p/240-Hz-Zuspielung. Mit einer Breite von gut 30 Zentimetern ist er kompakt designt, die Stellfläche kaum größer als ein DIN-A4-Blatt. Sein Gewicht von 3,0 Kilo prädestinieren ihn auch als mobilen Begleiter. Bei Bedarf kann er aber auch an die Zimmerdecke montiert werden. Die benötigten Montagepunkte befinden sich auf der Unterseite des Gerätes. Mit seinem weißen Finish fügt er sich bestens ins helle Wohnzimmer-Ambiente ein.
Der Projektor ist praktisch sofort startklar. Es müssen nur AV-Receiver und Spielekonsole verbunden werden, schon kann der Großbildspaß beginnen. Wir passen noch Schärfe und Bildgröße mit den Stellreglern oberhalb des Objektivs an. Das war es auch schon. Schneller haben wir noch keinen Projektor installiert. Der Fokus sitzt perfekt bis zu den Rändern und mit der beleuchteten Fernbedienung können wir zügig durch das On-Screen-Menü navigieren. Aus einer Distanz von 2,82 bis 3,68 Meter wird eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand dank des 1,3-fachen Zoomobjektivs vollständig ausgeleuchtet. Der Projektor erkennt selbst, wenn an einem Eingang ein Bildsignal anliegt.
Ausstattung und Technik
Der PX749-4K ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor, der seine 4K-Auflösung via XPR-Shift-Technologie erzielt. Verbaut ist ein Full-HD-Chip mit 0,47 Zoll. Als Lichtquelle hat der Hersteller eine 240 Watt Hochdrucklampe implementiert, auf die Viewsonic ein Jahr bzw. 1.000 Stunden Garantie gibt. Im Normal-Modus ist die Laufzeit der Lampe mit 4.000 Stunden beziffert und im SuperEco-Modus sogar mit 20.000 Stunden.
Die beleuchtete Fernbedienung liegt gut in der Hand. Mit ihr gelingt die Navigation zügig durch das OnScreen-Menü. Sogar zwei Lautstärketasten für den eingebauten 10-Watt-Lautsprecher sind vorhanden.
Via USB-C-Schnittstelle können Smartphone, Tablet oder Notebook verbunden werden, um Spielfilme und TV-Serien beispielsweise von YouTube, Netflix und Disney+ zu projizieren. Das ist praktisch und wichtig, weil im PX749-4K keine Smartfunktionen und Apps implementiert sind.
Besitzer einer Panoramaleinwand erhalten eine sinnvolle Warping-Punktion. Damit lässt sich das Bild exakt an die Krümmung der Bildwand anpassen (siehe Bild). Hinzu kommt für Heimautomatisierungs-Systeme eine LAN-Steuerung. Darüber hinaus kann eine Motorleinwand zum automatischen hoch/runter fahren mit dem 12-Volt-Trigger verbunden werden. Die gängigen High-Dynamic-Range-Technologien HDR10 und HLG werden unterstützt. Eine Zwischenbildberechnung und ein Lens-Shift sind hingegen nicht implementiert. Dafür können 3D-Filme wie „Avatar“ projiziert werden. Die relativ preiswerten 3D-Brillen müssen allerdings separat erworben werden.
Aber genug der grauen Theorie: Wir starten mit „F1 23“. Das Fahrzeug-Handling ist auf dem Controller exzellent. Kleinste Lenkbewegungen werden unverzüglich umgesetzt. Beschleunigen, Abbremsen, alles kommt verzögerungsfrei. Im Gegensatz zu anderen Projektoren rutschen wir auf dem PX749-4K diesmal nicht in die Leitplanken, weil die Verzögerungszeit so gering ist, dass wir quasi in Echtzeit auf die Gegebenheiten reagieren können.
Licht und Farbe
Die Maximalhelligkeit beträgt 3.870 Lumen und erreicht damit fast die Herstellerangabe von 4.000 Lumen. Da der Bildmodus „Max. Helligkeit“ zu kühle Farben erzeugt, schalten wir um auf „Standard“ (HDTV) und „Film“ (HDR). Es sind nur wenige Anpassungen im Farbmanagement-System nötig, um die Farbtemperatur von bereits ordentlichen 6.700 Kelvin auf 6.500 Kelvin zu trimmen. Die Farbräume für HDTV und HDR werden nicht vollständig abgedeckt. Besonders Grün ist stark entsättigt, was vor allem bei Landschaftsaufnahmen immer wieder auffällt, weil Bäume und Sträucher leicht limettenfarbig erscheinen.
Die Ausleuchtung ist mit 95 Prozent über die gesamte Fläche sehr homogen. Der On/Off-Kontrast beträgt 1.200:1 und lässt sich dynamisch auf 2.200:1 steigern. 1.033:1 Inbild- und 310:1 ANSI-Kontrast sind tadellos für einen Projektor in diesem Preissegment.
Bild und Ton
Der DLP-Regenbogen-Effekt ist äußerst gering, so dass uns selbst in Nachtaufnahmen nur selten ein Farbblitzen auffällt. Die Lüfter machen sich mit 33 Dezibel im hohen Lampenmodus deutlich bemerkbar. Bei Filmton, Musikwiedergabe und Sportberichterstattungen erachten wir die Strömungsgeräusche aber nicht als störend. Die Bewegungsschärfe ist exzellent. Das ist schon eine kleine Überraschung, weil der 0,47-Zoll-Chip alle Bildsignale in 60 Hz umwandelt. Das führt normalerweise zu leichtem Pulldown-Ruckeln. Nicht so beim PX749-4K. Ganz offensichtlich hat Viewsonic die Signalansteuerung modifiziert, so dass alle Bildinhalte von 24, 50, 60 Hz originalgetreu laufen, ohne dabei einen Seifenoper-Effekt zu erzeugen. HDR-Inhalte werden bis zu 1.000 Nits dargestellt und im Rahmen des statischen Tone Mappings des Projektors optimal wiedergegeben. Obwohl die Farbräume für HDTV und HDR nicht vollständig abgedeckt werden, ist die Farbsättigung meist natürlich. Der rote „Gimbels“-Schriftzug im Remake von „West Side Story“ leuchtet überaus satt, ebenso die magentafarbigen Kittel und gelben Kleider. Dunkle und helle Inhalte sind optimal durchgezeichnet.
Üblicherweise sind die eingebauten Lautsprecher in einem Projektor ein Notbehelf, um unterwegs überhaupt Sound zu erhalten. Nicht so im PX749-4K. Hier kommt ein 10-Watt-Cube zum Einsatz, der auf dem Niveau von günstigen Fernsehern einen akzeptablen Klang erzeugt.
Der Testbericht Viewsonic PX749-4K (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 1.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Viewsonic PX749-4K ist ein strahlend heller Projektor, der preisbewussten Gamern und Filmfans gleichermaßen gefallen dürfte. Einzig eine Frame Interpolation hätten wir uns gewünscht.
Michael B. Rehders