Bislang war akustisches Feintuning wie die Korrektur der Gruppenlaufzeit Pioneers Top-Modellen vorbehalten: Jetzt überrascht uns der VSX-930 mit der leistungsfähigen „MCACC Pro“-Einmessung (siehe Kasten „Das leistet die „MCACC Pro“-Einmessung“). Zum Nulltarif gibt es die aber nicht, mit 630 Euro ist der Neue 80 Euro teurer als der Vorgänger VSX-924 (Test in 8-2014).
Ausstattung und Technik
Die aufgeräumte Front und das große, mit Kanal-symbol- und Dezibel-Anzeige versehene Display verleihen dem Pioneer ein ansehnliches Erscheinungsbild, auch wenn für die Front unserem Tastsinn nach zu urteilen Kunststoff statt Aluminium (das bietet unter anderem der 100 Euro teurere VSX-1130) zum Einsatz kommt. Im Vergleich zum Vorgänger VSX-924 wurde die Ausstattung mit integriertem WLAN, Dolby Atmos und HDCP 2.2 merklich aufgewertet, DTS:X bleibt hingegen den teureren Modellen vorbehalten. Beachtung verdienen die vielen Klangregler: Neben dem Grafik-EQ mit neun Bändern, der sich separat für jeden Lautsprecher einstellen lässt, stehen ein sechsstufiges X-Curve-Filter zur Verfügung, das mit seiner sanft ab zwei Kilohertz abfallenden Flanke schrillen Filmton entschärft. Gegen dröhnende Bässe hilft das fast stufenlos abstimmbare Drei-Band-Kerbfilter, dessen tiefste Einsatzfrequenz mit 63 Hertz für große Räume allerdings etwas hoch ist. Weitere Anpassungen gestattet der Subwoofer-EQ, der mit Reglern für 31, 63, 125 und 250 Hertz bestückt ist. Eine weitere Pioneer-Spezialität ist „Phase Control+“: Die Schaltung analysiert und korrigiert die Phasenlage von Mehrkanalsignalen und optimiert dadurch den Bass. Für die Verstärker-Power sind sieben diskrete Endstufen zuständig, die sich verschiedenen Boxen-Konfigurationen zuweisen lassen: Im „Dolby Atmos“-Modus versorgen sie zwei Höhen-boxen; in der „HD-Zone“-Konfiguration beschallen sie den Nebenraum mit einer separat wählbaren HDMI- oder Netzwerk-Audioquelle, nur analoge Audioquellen und der UKW/MW-Tuner lassen sich hier nicht wiedergeben.
Aufgeräumter als früher präsentiert sich das Menü, es reagiert allerdings noch immer verzögert. Geduld verlangen einem auch die aus unserer Sicht ungünstig gewählten Doppelbelegungen der Fernbedienung ab, da man vor vielen Bedienschritten die Receiver-Taste oder die der jeweiligen AV-Quelle betätigen muss. Smartphone- und Tablet-Nutzern empfehlen wir die Steuer-App iControl AV5 (mehr in audiovision 6-2015, Seite 43), mit der man alle Einstellungen ohne Umweg übers Menü erreicht. Neben der Kurzanleitung auf Papier legt Pioneer dem Verstärker eine CD mit der vollständigen Bedienungsanleitung bei.
Video und Multimedia
In Sachen Video erfreut der VSX-930 mit drei HDCP-2.2-fähigen HDMI-Eingängen. Lob verdient auch das Lip-Sync-Delay samt 800-Millisekunden- Regelbereich. Weniger schön sind die bis auf ein Schärfefilter fehlenden Bildregler; der Videoscaler rechnet nur 1080p-Quellen zu einem 4K-Signal um – eingehende 576i-Signale bleiben unbearbeitet.
In puncto Multimedia bietet der Pioneer dagegen mehr als andere, da er mit seinem Dual-Band-WLAN (2,4/5 GHz) und vielen Anschlussmöglichkeiten für Smartphone und Co ausgerüstet ist: Er beherrscht AirPlay, Bluetooth, DLNA, HTC Connect, HDMI-MHL, WiFi-Direct und Windows-8.1-Streaming. An Netzmusikquellen bietet er Internetradio und Spotify. Der Audioplayer lässt sich per Netzwerkstream und FAT16/32-formatierten USB-Speichern füttern. Seine Besonderheit ist die Wiedergabe von 5.1-WAV- und 5.1-FLAC-Dateien. Abgerundet wird die Ausstattung von der Internetbrowser-Bedienoberfläche, die Tipps zur Verkabelung gibt, die Tasten der Fernbedienung erklärt und die Netzwerk-relevanten Einstellungen anzeigt.
Tonqualität
Im Messlabor besticht der Pioneer mit für diese Preisklasse guten Werten: Seine Siebenkanal-Gesamtleistung von rund 450 Watt genügt, um es auch im schallgedämmten Heimkinokeller ordentlich krachen zu lassen. Musikalisch punktet der VSX-930 durch gutmütigen und runden Klang, schön zu hören bei den dynamisch wie detailreich gemischten Pop-Nummern von Steely Dan. Dank der automatischen Bassphasen-Korrektur gelingt das Tieftonfundament auch ohne Subwoofer-Unterstützung bei suboptimal gemasterten Scheiben wie der Konzert-DVD „Away From The Sun“ der Rockband 3 Doors Down gut. Erst bei XXL-Lautstärken bekommt der Sound eine etwas raue Note.
Die Einmessautomatik machte ihre Sache gut, glich die Lautsprecher exakt in Pegel und Distanz ab und wählte sinnvolle Crossover-Frequenzen. Nur die unterschiedliche Entfernungseinstellungen für linke und rechte Frontbox korrigieren wir von Hand. Der Equalizer lieferte in den Modi „Symmetry“ und „All Ch. Adjust“ ein etwas bass- und höhenbetontes Klangbild, während der „Front Align“-Modus ein stimmiges Klangbild mit einem unauffällig an den Sound der Frontboxen angepassten Center erzeugte. Im Gegensatz zur Einmessautomatik des Onkyo kann man den Klang beim Pioneer nach Gusto nachregeln und auf eigenen Speicherplätzen ablegen, so dass die ursprüngliche Einstellung erhalten bleibt. Gut finden wir zudem, dass man die Korrektur der Gruppenlaufzeit (Full Band Phase Control) unabhängig vom EQ zu- und abschalten kann.
Schaltet man sie zu, verbessern sich Ortung und Präzision der Höhen – vor allem bei Stereo-Wiedergabe auf allen Boxen wird der Effekt hörbar: Wo man vorher die Musik mal aus der einen, mal aus der anderen Box hört, entsteht nun ein stabiler Sweet Spot, in dem der Hörer perfekt von der Musik umschlossen wird. Daher favorisieren wir für die Stereo-Wiedergabe auch den Klangmodus „Direct“, anstatt „Pure Direct“, weil sich hier die Phasenkorrektur nicht zuschalten lässt. Die Art der Zuspielung, ob HDMI, S/PDIF oder Analog spielt keine Rolle – an allen Eingängen entsteht ein sauberer, ausgewogener Klang.
Der Testbericht Pioneer VSX-930 (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 630 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Gegenüber dem hochwertigen Vorgänger kann der VSX-930 an fast allen Fronten zulegen. Er bietet mit HDCP 2.2, WLAN und Dolby Atmos mehr Ausstattung und dank einer flexibleren Einmessautomatik potenziell besseren Sound. Das reicht für einen knappen Testsieg – auch ohne DTS:X.