Pioneer VSX-820 – AV-Receiver für 400 Euro
400 Euro kostet der VSX-820 und ist damit der derzeit günstigste HDMI-1.4-Receiver von Pioneer. In unserem Fünfer-Testfeld hingegen gehört er zusammen mit Denons AVR-1611 zu den teuersten 5.1-Kandidaten.
Ausstattung und Technik
Der Pioneer verfügt zwar nur über fünf Endstufen, bietet aber wie der Denon eine Nachrüstmöglichkeit für Spätberufene. Wer doch mit einem zusätzlichen Verstärker und weiteren Lautsprechern von 5.1 auf 7.1 umsteigen will, findet alle nötigen technischen Voraussetzungen, denn der Receiver stellt per Vorverstärker-Ausgang wahlweise die Surround-Back-Kanäle oder die Höhenkanäle von ProLogic 2z bereit. Die Ausgänge der Hauptboxen sind als solide Schraubklemmen ausgeführt. Lediglich ein zweites Stereo-Boxenpaar, das von den Front-Endstufen gespeist wird, muss sich mit Klemmterminals begnügen.
Das einfache Text-Bildschirmmenü, das die Einrichtung des Pioneer erleichtert, lässt sich leider nur via analoger Videoausgänge auf den Fernseher bringen. Die Fernbedienung verwirrt wegen der Vielzahl kaum gruppierter Tasten und der kleinen Schrift zunächst, dafür steuert sie aber zahlreiche Funktionen wie Kanalpegel und Klangfilter mit praktischen Direkttasten. Das Gerätedisplay hat Pioneer zweckmäßig aufgebaut, es bietet jedoch keinerlei Extras wie etwa eine Kanalmatrixanzeige. Am Lautsprecher-Setup gefällt die vergleichsweise genaue Entfernungseinstellung, die in Zehn-Zentimeter-Schritten arbeitet, während der Abgleich der Kanalpegel nur relativ grob in Ein-Dezibel-Stufen vonstatten geht. Dagegen stehen für eine feine Regelung der Hauptlautstärke 77 Stufen zur Verfügung.

An der Fernbedienung stört die kleine Schrift, viele Direktfunktionen
ermöglichen eine schnelle Bedienung.
Die hauseigene Einmess-Automatik MCACC optimiert Pegel, Abstand, Trennfrequenz und Frequenzgang, präsentiert sich aber spärlicher gerüstet als die "Advanced"-Variante im größeren Pioneer-Modell VSX-920. So gibt es hier nur einen festen, das heißt vom Benutzer zu- oder abschaltbaren Equalizer. Beide Pioneer-Receiver punkten mit einer "Phase-Control"-Schaltung, die bislang teureren Verstärkern des Herstellers vorbehalten war. Sie sorgt für eine spürbar stabilere Basswiedergabe bei 5.1-Material. An weiteren Klangfiltern ist eine Loudness-Schaltung vorhanden, die Bässe und Höhen anhebt und so zu einem ausgewogenen Klang bei niedriger Lautstärke führt. Gut gefallen hat uns außerdem die Verbesserungsschaltung "Sound Retriever", die den Klang von stark datenreduzierter Musik aufpeppt, indem sie die Obertöne betont.
Multimediales beherrscht der Pioneer ebenfalls. Er bringt einen USB-Musikplayer mit, über den sich MP3-, WMA- und M4A (AAC)-Dateien abspielen lassen. Daneben dient der Anschluss auch zur Verbindung mit dem iPhone. Im Gegensatz zum größeren Modell fehlen dem 5.1-Receiver die Videofunktionen: HDMI-Signale lassen sich wie bei allen Testkandidaten durchleiten, nicht aber wandeln (das kann nur der Denon). Wer also beispielsweise eine alte Spielkonsole mit FBAS-Ausgang am Pioneer-Receiver anschließt, muss zur Bildübertragung an den Fernseher ebenfalls ein FBAS-Kabel verlegen.

Respektabel: Der Pioneer bietet Anschlüsse im Überfluss, lediglich ein analoger Mehrkanaleingang fehlt.
Tonqualität
Mit Ausgangsleistungen zwischen rund 70 und 140 Watt im Fünfkanal- und im Stereobetrieb hält der kleine Pioneer ähnlich gute Reserven für lebhafte Heimkino-Abende bereit wie das größere Modell 920. Auch an seinen weiteren Messwerten gibt es nichts auszusetzen.
Im Praxistest schlägt sich die Einmess-Automatik wacker. Sowohl Pegel als auch Entfernung und Basswiedergabe des angeschlossenen Lautsprechersets werden ordnungsgemäß erkannt und justiert. Keinen Beifall unsererseits findet allerdings der fest eingestellte Equalizer, der ähnlich wie bei anderen Verstärkern mit automatischer Entzerrung zu einem zu höhenlastigen Klangbild führt. Daher lieber abschalten.
400 Euro: Bereits der Einsteiger-Pioneer wirkt mit großen Drehrädern für Eingang und Lautstärke hochwertig.
Stereo-Musik von der Audio-CD lässt der Pioneer mit einem feinen, angenehm luftigen Klang ertönen. Die hauchende Stimme von "Morcheeba"-Frontfrau Skye Edwards erklingt dabei über den optischen Eingang einen Tick feiner als per HDMI. Bei mehrkanaliger Musik, wie zum Beispiel der Konzert-Blu-ray "Gary Moore & Friends – One Night in Dublin / A Tribute to Phil Lynnot" (DTS-HD), legt der kleine Pioneer richtig los: Die Gitarren und Drums klingen sauber und bauen im Hörraum viel angenehmen Druck auf. Mit aktivierter "Phase Control" überflügelt er die meisten anderen Testteilnehmer, denn er weist einen stabileren, profunderen Bass auf, der nur vom großen Pioneer und ansatzweise vom Sony 510 überboten wird. Mit den hochauflösenden Tonformaten von der Blu-ray spielt der Receiver ebenfalls sauber auf. Die geschickt inszenierten Surround-Effekte zu Anfang von "Jumper" (DTS-Master Audio-7.1) wirken selbst bei sechskanaliger Wiedergabe äußerst authentisch und versetzen den Zuschauer mitten ins Geschehen.
Fazit
Der Pioneer beschert dem Kunden zum Preis von 400 Euro einen luftigen Stereo- und Mehrkanalklang bei gleichzeitig druckvoller Basswiedergabe. Aufgrund der fehlenden Videoumsetzung und ohne justierbare Equalizer avanciert er aber nicht zum Heimkino-Universaltalent – das ist in dieser Preisklasse allerdings auch ein Ding der Unmöglichkeit.

Technische Ausstattung und Bewertung

Der Testbericht Pioneer VSX-820 (Gesamtwertung: 61, Preis/UVP: 400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2010 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.