Gemeinsames Merkmal von Pioneers Mittel- und Oberklasse-Receivern ist die Class- D-Verstärkertechnik, die sich bei gutem Klang und geringem Stromverbrauch durch enorm viel Leistung auszeichnet. Doch auch in puncto Ausstattung und Bedienkomfort geht der Pioneer SC 2024 oft eigene Wege.
Ausstattung und Technik
Mit 1.200 Euro ist der Pioneer der teuerste Kandidat unseres Testfelds, bietet dafür aber auch eine höhere Anfassqualität: Sein voluminöses, mit einer Klappe versehenes Gehäuse und das satt drehende Lautstärkerad lassen den in Silber und Schwarz erhältlichen Receiver aufgeräumt und edel wirken. In Sachen Anschlüsse hebt sich der SC 2024 mit einem analogen Mehrkanal-Eingang sowie einer vollständigen Vorverstärkersektion mit Ausgängen für zwei Neben-Hörzonen (Zone 2/3) von der Konkurrenz ab. Seine sieben Endstufen lassen sich beim Verzicht auf Surround-Back-Boxen wie üblich für andere Zwecke nutzen, etwa um Deckenboxen, die von Dolby IIz und DTS Neo:X-Decodern gespeist werden, zu versorgen oder um im Nebenraum unabhängig vom Hauptraum analoge und Netzwerk-Tonquellen hören zu können. Dolby Atmos gibt es bei Pioneer erst bei den Top-Modellen der LX-Serie.
Bei der Einmess-Automatik vertraut der japanische Hersteller auf sein selbstentwickeltes System namens MCACC Advanced. Im Gegensatz zu den Luxusmodellen der LX-Klasse korrigiert es nicht die Gruppenlaufzeit, wartet aber trotzdem mit vielen Feinheiten auf, die vor allem Tüftler schätzen dürften (siehe Kasten). Ein exklusives Merkmal ist die „Auto Phase Control+“: Die Schaltung kontrolliert fortwährend die Basssignale auf den Tonspuren einer DVD/Blu-ray auf Gegenphasigkeit und greift bei Bedarf korrigierend ein. Dadurch erzielt sie mit allen Discs und Lautsprecher-Konfigurationen eine optimale Basswiedergabe. Klangliches Feintuning ermöglichen ein Neun-Band-Grafik-EQ, ein Drei-Band-Kerbfilter gegen dröhnende Bässe, ein sechsstufiges X-Curve-Fillter sowie ein Subwoofer-EQ mit Reglern für 31, 63, 125 und 250 Hertz.

Nicht optimal: Die Tastengruppierung gefällt, ganz im Gegensatz zu den teils kleinen und engstehenden Tasten, welche die Handhabung erschweren.
Sieht man vom fehlenden WLAN ab, das sich mit dem Dongle AS-WL300 für rund 50 Euro nachrüsten lässt, zeigt sich der Pioneer bestens vernetzt: Mit AirPlay, Bluetooth, DLNA, HTC Connect, MHL und Spotify Connect beherrscht er das komplette Streaming-ABC. Im Unterschied zu den meisten Receivern mit Bluetooth-Eingang unterstützt er den verlustfreien apt-X-Audiocodec. Der DLNA/USB-Musikplayer versteht sich auf hochauflösende DSD-Dateien sowie auf 5.1-Musik im WAV- und FLAC-Format. Zu guter Letzt sorgt das Internet-Radio für grenzenlosen Musikgenuss. In puncto Video ist der Pio-neer mit zwei HDMI 2.0-fähigen Eingängen und einem Scaler, der eingehende Videosignale zu 4K-Signalen mit bis zu 60 Hertz Bildwiederholrate hochrechnet, auf dem aktuellen Stand. Nur auf HDCP 2.2 verzichten er, steht damit allerdings nicht alleine da. Beim Bedienkomfort kann uns der Pioneer dagegen nicht voll überzeugen, was vor allem am verzögert erscheinenden, verzweigten Menü liegt, welches das TV-Bild verdeckt und den Digitalton unterbricht. Ferner müssen wir die schlecht lesbaren Status-einblendungen und die engstehenden Fernbedienungstasten kritisieren. Ein Komfort-Highlight ist dagegen die Steuer-App, die für Smartphones (Android, iOS) und in einer fürs iPad optimierten Fassung erhältlich ist (siehe unteres Bild).

Das Bildschirm-Menü wirkt mittlerweile angestaubt – ganz im Gegensatz zur gelungenen Steuer-App (unten).
Tonqualität Surround
Bei der Leistungsmessung kann sich unser SC 2024 zwar nicht vom 300 Euro günstigeren SC 1224 absetzen, nichtsdestotrotz ist er mit seiner Gesamtleistung von knapp 1.000 Watt (7 x 138 Watt an vier Ohm) ein idealer Spielgefährte für den großen Heimkinokeller. In Kombination mit der Phasenkorrektur wuchtet er die Bässe bei Steely Dan wie im 3-Doors-Down-Rockkonzert auf einem subwoofer-losen Boxenset druckvoller als der Rest des Testfelds in den Hörraum. Im Mittel- und Hochtonbereich löst der Pioneer selbst feinste Details seidig auf. Im Vergleich zur Konkurrenz mit klassischer Endstufentechnik wirkt das Klangbild dabei aber etwas weniger kompakt und ortungsscharf, dafür offener, luftiger. Vor allem bei hohen Pegeln macht der anspringende Sound des Pioneer viel Spaß. Beim Leisehören wäre eine Loudness-Schaltung nicht schlecht – behelfen kann man sich mit dem Hörmodus ALC (Auto Level Control), der aber zugleich den Dynamikumfang zurechtstutzt. Spitze Ohren nehmen in stiller Umgebung dabei gelegentlich den Lüfter wahr, der für die frische Luft im abgekapselten Endstufentrakt sorgt.
Im zweiten Hördurchgang durfte der Pioneer sein Können mit Subwoofer-Unterstützung und Einmessung zeigen: Der MCACC-Equalizer sorgt trotz seiner nur neun Frequenzbänder für eine stimmige und natürlich klingende Entzerrung ohne störende Färbungen. Während uns „Symmetry“ etwas zu hell erschien, sorgte „All Ch. Adjust“ für einen präsenteren Klang, der uns vor allem bei gut gemischter Musik gefiel. Am zurückhaltendsten tönt die Zielkurve „Front Align“, die sich bei großvolumigen, hochwertigen Stereoboxen empfiehlt.

Bei den Anschlüssen fällt auf, dass der Pioneer über neun Lautsprecher-Terminals und ebenso viele Vorverstärker-Ausgänge verfügt: Je nach Einstellung gibt er entweder an den Surround-Back- oder Height/Wide-Klemmen Signale aus. Etwas unpraktisch ist der hinten sitzende HDMI-MHL-Anschluss für Smartphones.
Tonqualität Stereo
Zur optimalen Stereo-Wiedergabe mit sauberer Mittenortung sollte man im Lautsprecher-Menü die Distanzen für linke und rechte Box egalisieren, selbst wenn die Einmess-Automatik unterschiedliche Abstände ermittelt hat. Audiophile Hörer, denen der direkteste Klang wichtig ist, wählen den Modus „Pure Direct“. Ansonsten ist „Stream Direct“, wo sich alle Zutaten wie EQ oder 24-Bit-Upscaling zuschalten lassen, die optimale Wahl. Grundsätzlich klingt der Pioneer auch bei Stereo kraftvoll und betont luftig. Über HDMI scheint der Sound gegenüber der optischen Verbindung einen Tick anspringender.

1.200 Euro: Große Klappe, geräumiges Display, riesige Drehräder und eine hochwertig anmutende Oberfläche
veredeln den Pioneer. Den SC 2024 gibt es in silberner und schwarzer Ausführung.
Der Testbericht Pioneer SC-2024 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Seine hohe Verstärkerleistung und sein guter Klang sichern Pioneers SC 2024 den (denkbar knappen) Testsieg. Die Vorzüge gegenüber dem 300 Euro günstigeren SC 1224 fallen allerdings geringer aus als gedacht.