Einen Platz in der ersten Reihe zum Einsteiger-Preis verspricht das neue Arena-Set von JBL. Das mussten sich die audiovision-Tester näher anschauen bzw. anhören.
Kaum ein Lautsprecher-Hersteller kann auf eine so lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken wie die amerikanische Firma JBL. Der 1902 geborene Gründer James B. Lansing ist eine der Lautsprecher-Koryphäen und hat etliche Techniken entwickelt, die noch immer vielfach eingesetzt werden. Beispielsweise basiert ein Großteil der Mittel- und Hochton-Horntreiber für den Profi-Sektor nach wie vor auf seinen Konzepten. Zudem gehörte er zu den ersten, die durch Fertigungsgenauigkeit und Qualitätskontrolle die Serienstreuung im Lautsprecherbau minimierten. Seine Nachfolger im JBL-Entwicklungslabor führten den Hersteller zu großen Erfolgen im Profi-, Studio- und HiFi-Sektor. Wenn also eine Firma wissen sollte, wie man gute Lautsprecher baut, dann JBL.
Technik
Eher ruhig war es um JBL in der letzten Zeit im preiswerten Sektor bei HiFi- und Heimkino-Lautsprechern geworden. Umso interessanter ist die neue Arena-Serie: Das 7.1-Set, das JBL zum Test zur Verfügung stellte, kostet gerade einmal 1.500 Euro. Auf Gehäuse mit Echtholz-Furnier muss man da freilich verzichten, ebenso wie auf Bi-Wiring-Lautsprecheranschlüsse. Dafür gefällt die Verarbeitungsqualität.
Bei der fürs Klangerlebnis wichtigen Technik lassen die Amerikaner zudem nichts anbrennen. Sämtliche Tieftöner sind mit Membranen aus Multizellulose – sprich Papier – versehen, die durch ringförmige Einprägungen gegen Eigenresonanzen stabilisiert wurden. Die Chassis vom Center Arena 125C und den Surrounds Arena 120 weisen 14 Zentimeter Durchmesser auf, die zwei Tieftöner der Frontlautsprecher messen jeweils 18 Zentimeter.
Die Hochtöner erinnern optisch an Hornlautsprecher, was als Reminiszenz an die berühmten Studio- und Profi-Serien gedacht sein dürfte. Es handelt sich allerdings um normale Gewebekalotten mit 25 Millimetern Durchmesser, die mit einem sogenannten Waveguide versehen sind (siehe Kasten). Der hält die Raumabstrahlung der Kalotte unter Kontrolle und passt sie im Bereich der Trennfrequenz an die des Tieftöners an.
Die Verstärkerleistung des Subwoofers SUB 100P fällt mit 100 Watt nicht sonderlich üppig aus. Wegen seines nicht zu kleinen Bassreflex-Gehäuses, welches das 25-Zentimeter-Basschassis bei der Tiefton-Abstrahlung ordentlich unterstützt, genügt die Power aber dennoch.
Waveguide oder Horn
Oft werden die Begriffe „Waveguide“ und „Horn“ als Synonyme für die gleiche Sache verwendet. Kein Wunder angesichts der optischen Ähnlichkeit der beiden Gattungen. Technisch ist das aber nicht korrekt, denn ein Horn dient zunächst einem ganz anderen Zweck als ein Waveguide.
Hörner wurden schon früh in der Lautsprecher-Historie eingesetzt, weil sie über einen hohen Wirkungsgrad verfügen – Verstärkerleistung war zu Beginn des 20. Jahrhunderts knapp. Um die Effektivität eines Lautsprechers zu verbessern, nutzten die Entwickler damals einen Trick: Dicht vor die Membran wurde ein so genannter „Phase Plug“ positioniert: ein Element, das dem Schall nur wenige Schlitze frei ließ, durch die er sich fortpflanzen konnte. So erhöhte sich der durch die Membran erzeugte Druck immens. Um diesen Druck in hohe Lautstärke umzusetzen, war ein Element erforderlich, das die Engstelle bei der Schallerzeugung allmählich an die Umgebung anpasste. Dazu erwies sich ein Trichter – oder eben Horn – als geeignet. Der Verlauf dieses Trichters hatte dabei Einfluss auf die erzielbare Lautstärke und natürlich auch auf den Frequenzgang.
Ein Waveguide hingegen dient nie zur Erhöhung des Pegels, sondern wird dazu eingesetzt, die Abstrahlung einer Lautsprecher-Membran in den Raum zu formen. Wie das Waveguide aussieht, hängt vom gewünschten Abstrahlwinkel ab und bis zu welcher Frequenz es wirksam sein soll. In der Regel hat es die Form eines weiten Trichters und ähnelt daher einem Horn. Häufig wird ein Waveguide mittlerweile bei Kalotten-Hochtönern eingesetzt. Hier dient es dazu, den Übergang zwischen Tief- oder Mitteltöner und Hochtöner harmonischer zu gestalten. Deren vergleichsweise große Membranen haben bei den verwendeten Trennfrequenzen bereits eine hohe Richtwirkung, die Kalotten eines normalen Hochtöners hingegen nicht. Selbst wenn derartige Kombinationen auf Achse linear abgestimmt sind, ergibt sich bei der Trennfrequenz unter größeren Winkeln immer ein Linearitätsfehler. Dieser macht sich im Klang bemerkbar, da auch der nicht direkt vom Lautsprecher zum Zuhörer gelangende Schall durch Raumreflexionen Einfluss auf die Klangwahrnehmung hat. Bei Hochtönern mit Waveguide ist der Linearitätsfehler abseits der Achse hingegen erheblich geringer.
Tonqualität Surround
Zudem ließen die Entwickler in Sachen unterer Grenzfrequenz mit 39 Hertz die Kirche im Dorf, die unterste – am meisten Verstärkerleistung fressende – Oktave vernachlässigt er weitgehend. So erreicht er immerhin einen maximalen Pegel von knapp 100 Dezibel. In Anbetracht von Verstärkerleistung und Preis ist das durchaus beachtlich.
Die Frequenzgänge von Front, Center und Surround zeigen nur geringfügige Welligkeiten, die sich im Klang nicht störend als Verfärbungen bemerkbar machen. Das Rundstrahldiagramm des Centers fällt aber leider im Mitteltonbereich unter größeren Winkeln kräftig ab, was die Sprachverständlichkeit bei Sitzplätzen abseits der Center-Abstrahlachse beeinträchtigt.
Im Hörraum beurteilen die Tester Lautsprecher-Sets natürlich vom optimalen Platz aus. Und hier gibt es mit dem JBL-Set bei der Sprachverständlichkeit nichts zu meckern: Dialoge ertönen klar und fest umrissen im Raum positioniert. Es ist keine sonderliche Konzentration nötig, um alles mitzubekommen.
Dabei ist sicher eine Hilfe, dass das JBL-Set durchaus dynamisch spielt und im Zweifelsfall auch mal ordentlich zulangen kann, wie bei „Ratatouille“, als die alte Dame den Ratten mit einer Schrotflinte auf den Leib rückt. Selbst mit einem beherzten Rechtsdreh am Lautstärke-Regler ist das JBL-Set nicht in Verlegenheit zu bringen, es geht auch stramme Pegel erstaunlich unbeeindruckt mit. Als Erstes stößt der Subwoofer an seine – wohlgemerkt ziemlich hochgesteckten – Grenzen. Er wird dabei auch keineswegs unsauber, sondern kann dann nur die volle Dynamik nicht mehr zur Verfügung stellen.
Großen Spaß macht das Set auch mit Mehrkanalmusik, „Listen Up“ von Omar Hakim beispielsweise kommt knackig und impulsiv, mit sauber ortbaren Instrumenten. Selbst die Wiedergabe von Stimmen stellt die JBLs nicht vor unlösbare Aufgaben, Jane Monheit klang bei ihrem „They Can´t Take that Away From Me“ gewohnt locker, entspannt und doch sehr kontrolliert.
Tonqualität Stereo
Für die Frontlautsprecher Arena 180 ist es überhaupt kein Problem, Stereo-Klänge auch ohne Subwoofer mit ausreichend Bassvolumen zu Gehör zu bringen. Direkt vor einer Wand sollten sie dabei nicht aufgestellt werden, dann wird es unten herum des Guten sogar zu viel. Mit etwa einem halben Meter Abstand spielen die Standboxen dann souverän und erwachsen. Klasse ist auch ihre räumliche Darstellung, die Instrumente von „Jazz at the Pawnshop“ platzieren sie glaubwürdig und versetzen den Hörer gleichsam ins Konzert hinein.
Der Testbericht JBL ARENA-SET (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
Das JBL-Set liefert großen 7.1-Heimkino-Sound für gerade mal 1.500 Euro – das ist uns einen Preistipp Wert. Lediglich die Dialogverständlichkeit aus seitlicher Perspektive ist nicht optimal.
Michael Nothnagel