Der 1.000 Euro teure AVR-X 3100 W ist der große Bruder des in Ausgabe 8-2014 getesteten AVR-X 2100 W. Für den Mehrpreis von 350 Euro bietet er mehr Leistung, mehr Ausstattung und einen etwas besseren Klang. Anders als der Vorgänger verbindet er sich dank WLAN und Bluetooth zudem kabellos mit mobilen Geräten.
Ausstattung & Technik
Herzstück des Receivers sind die sieben identischen, diskret aufgebauten Endstufen, die sich flexibel zuweisen lassen: Wer auf die Surround-Back-Lautsprecher verzichtet, kann die brachliegenden Leistungsverstärker für ein zweites Stereo-Boxenpaar, Bi-Amping, Front- oder Höheneffekt-Boxen oder zur unabhängigen Beschallung eines zweiten Raums nutzen. Im Nebenzimmer lassen sich auch S/PDIF- und HDMI-Quellen wiedergeben, was nur wenige Modelle beherrschen. Die Höhenkanäle erzeugt der Denon mit Hilfe von Upmix-Decodern von Dolby, DTS und Audyssey – Dolby Atmos ist erst ab dem größeren AVR-X 4100 W an Bord. Bei der Einmess-Automatik vertraut der Hersteller auf Audysseys zweitaufwändigstes Korrektur-System namens „MultEQ XT Pro“. Es berücksichtigt acht Positionen im Raum und stimmt sämtliche Lautsprecher inklusive Subwoofer in Pegel, Entfernung und Bassfilterung ab. Zusätzlich entzerrt der Audyssey-Equalizer den Klang. Noch mehr Eingriffsmöglichkeiten verspricht die kostenpflichtige Profi-Kalibrierung, die Audyssey-zertifizierte Fachhändler anbieten. Wer selbst am Klang schrauben möchte, kann dies mit dem Neun-Band-Grafik-EQ tun, der sich für jeden Lautsprecher außer am Subwoofer justieren lässt.
In Sachen Video zeigt sich der AVR auf aktuellem Stand, da bis auf den Front-Eingang alle HDMI-Buchsen dem 2.0-Standard entsprechen, also 4K-Signale mit voller Farbauflösung und 60 Hertz entgegennehmen. Der Videoscaler erfreut mit einer 100-stufigen Einstellung von Helligkeit und Kontrast. Einzig den UHD-Kopierschutz HDCP 2.2 unterstützt der Denon nicht – und befindet sich damit derzeit noch in guter Gesellschaft. Rein gar nichts auszusetzen gibt es hingegen an den vielen Multimedia-Extras: Ausklappbare Antennen sorgen für guten WLAN- und Bluetooth-Empfang. Die kabellose Wiedergabe vom Smartphone und Tablet brilliert mit feinem Klang, auch wenn der Receiver nicht den verlustfreien apt-X-Bluetooth-Codec unterstützt. Der Musikplayer greift auf DLNA-Server und FAT32-formatierte USB-Speicher zu und spielt viele Dateitypen, unter anderem ALAC und DSD, ab. Spotify-Nutzer können Songs über die Spotify Connect-App streamen. Ein gut bedienbares InternetRadio (siehe Seite 42) komplettiert die Ausstattung.
Einrichtung und Bedienung gelingen dank übersichtlichen Menüs und strukturierter Fernbedienung einwandfrei – schade nur, dass Denon auf ein gedrucktes Handbuch verzichtet und stattdessen eine CD mit PDF-Anleitung beilegt.
Tonqualität Surround
Im Messlabor greift der Denon fast die Maximal-Punktzahl bei der Leistung ab: Er versorgt 5.1- und 7.1-Heimkinos mit guten 500 Watt Gesamtleistung, womit er sich auch für die Versorgung von richtig großen Standboxen-Sets gut eignet. Klanglich überzeugt er durch einen kraftvollen und nuancierten Vortrag unabhängig von der Musik: Bei den sphärischen Klängen von Lichtmonds „Days of Eternity 3“ etwa gefallen uns neben dem neutralen Grundklang der einhüllende Surround-Sound und die dynamischen Bässe. Krawall-Kost wie „Olympus has fallen“ reproduziert er auch ohne Aktiv-Subwoofer mit sattem Wumms. Im zweiten Hördurchgang durfte sich der Receiver mit Einmessung und Subwoofer beweisen: Die präzise Einstellung von Pegel und Distanz sorgt für eine saubere Ortung, während Audyssey im Preset „Reference“ ein angenehmes Klangbild zaubert. Center und Surround nähern sich dem Timbre der Frontboxen an, ohne dass es zu Verfärbungen kommt. Der etwas wärmere Klang („Audyssesy Flat“ klingt heller) macht sich bei Filmen wie Musik gut – und laute wie lange Hörsessions zum Genuss. Aber auch zum Leisehören ist der Denon eine gute Wahl: So bewahrt„DynamicEQ“ bei leiser Hintergrundbeschallung den vollen Klang. Der zuschaltbare Eco-Mode lässt den Stromverbrauch von 70 auf 37 Watt sinken.
Tonqualität Stereo
AV-Receivern sagte man früher nach, dass sie sich nicht für hochkarätigen Stereo-Genuss eignen würden. Den Gegenbeweis tritt der Denon an: Egal ob man im Modus „Stereo“ dem Klang mit Audyssey lauscht, oder im Modus „Direct“ und „Pure Direct“ dem unbearbeiteten Signal ohne EQ und Bassmanagement, stets überzeugen die kraftvollen Stücke auf dem Pop-Album „Me and Armini“ von Emiliana Torrini mit stabiler Ortung, tonaler Ausgewogenheit und dynamischen Bässen.
Einzig auf die symmetrische Einstellung der Distanz für linke und rechte Box sollte man achten – stehen hier abweichende Werte, kann die Tiefenstaffelung unscharf und diffus klingen. Ob man bei CD-Wiedergabe HDMI (minimal höhenreicher) oder S/PDIF bevorzugt, ist dagegen Geschmacksache – beide Varianten klingen ausgewogen.
Steuern per Smartphone und Browser
Zusätzlich zum Bildschirmmenü lässt sich der Denon per Web-Browser und Smartphone steuern, sofern er mit dem heimischen Netzwerk verbunden ist. Das Browser-Interface erreicht man durch die Eingabe der IP-Adresse ins Adresszeilenfeld des Browsers. Erstere findet man im Setup-Menü des Receivers unter „Netzwerk/Informationen“. Auf der hübschen und übersichtlichen Oberfläche gelingt die Einrichtung dank Maussteuerung fast schneller als mit Fernbedienung und Bildschirmmenü. Die aktuelle Konfiguration kann man speichern und bei Bedarf per „Laden“ wiederherstellen. Nicht zur Einrichtung, sondern für die Alltagsbedienung ist die kostenlose „Denon Remote App“ konzipiert, die für Android- und Apple-Smartphones und Tablets erhältlich ist. Vor allem im Nebenraum (Zone 2), wo die Infrarot-Fernbedienung nicht zum Receiver durchdringt, ist die App eine feine Sache. Ihr Hauptbildschirm zeigt acht Symbole, die sich frei mit Bild- und Ton-Quellen, Klangprogrammen oder Quick-Select-Makrospeichern belegen lassen. Außerdem kann man die Internet-Radiosender mit Hilfe einer Liste (rechtes Bild) auswählen. Dank aufgeräumter Oberfläche lässt sich die App selbst auf kleinen Displays gut bedienen. Nur die Einstellung der Lautstärke per Schieberegler ist nicht optimal, da man selbigen durch unbedachtes Anschieben schnell in die Maximal-Position bringt.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Denon AVR-X 3100W (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Denons aktueller 1.000-Euro-Receiver überzeugt durch eine reichhaltige Ausstattung, eine bequeme Bedienung und kräftigen Klang. Dass HDCP 2.2 und Dolby Atmos fehlen, ist in dieser Klasse (noch) üblich.
Florian Goisl