Mit dem Technivista UHD CL hat Technisat einen neuen LCD-Fernseher auf den Markt gebracht. Die TV-Produktzyklen sind bei dem deutschen Hersteller länger als bei den meisten Mitbewerbern aus Fernost. Der Apparat arbeitet mit Mini-LEDs mit Local-Dimming-Technologie sowie Quantum Dots für reinere Farben.
Der von uns getestete 65-Zöller schlägt mit 2.000 Euro zu Buche, für den 55-Zöller verlangt Technisat 300 Euro weniger. Im Modell mit der größeren Bildschirmdiagonale kommen 300 Dimming-Zonen zum Einsatz, im 55-Zöller sind es 256. Zum Vergleich: Im gleichgroßen TCL 65C855 (Test auf Seite 38) sind mit 1.344 Dimming-Zonen mehr als vier Mal so viele eingerichtet. Allerdings ist der TCL auch um einiges teurer.
Die Materialanmutung und die Verarbeitung des Technivista UHD CL sind top. Der schwere Fuß ist aus Glas gefertigt, das Display lässt sich drehen und unter dem Bildschirm sind vier Stereo-Lautsprecher hinter einer dunkelgrauen Blende installiert. Der Technisat kommt auf eine Tiefe von sieben Zentimetern, womit er kein superflacher Vertreter seiner Zunft ist. Der Lochabstand 400 x 300 Millimeter gestattet eine Wandmontage mit jeder handelsüblichen VESA-kompatiblen Halterung.
Ausstattung und Praxis
Das Thema klassischer TV-Empfang spielt bei Technisat seit jeher eine wichtige Rolle. So verwundert es nicht, dass der 65-Zöller das zeitversetzte Fernsehen Time-Shift beherrscht und Sendungen auf USB-Speicherträger aufzeichnen kann. Die Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 schränken die Flexibilität bei der Senderwahl während einer Aufnahme allerdings ein. Die Ausstattungsliste des Technivista UHD CL hat einige Lücken. So werden weder HDR10+ noch Dolby Vision unterstützt, zudem müssen Gamer auf die Variable Refresh Rate (VRR) verzichten.
Die schwarze Fernbedienung aus Kunststoff bietet direkten Zugriff auf diverse Streaming-Anbieter.

VIDAA 6.0: Das von Hisense-Fernsehern bekannte Betriebssystem ist nicht nur ausgesprochen übersichtlich, sondern arbeitet auch extrem schnell.

Smarter Helfer: VIDAA Voice steht im 65-Zöller als Sprachassistent bereit. Der Dienst lässt sich über die Mikrofon-Taste in der Fernbedienung starten.

Gratis-Portal: VIDAA free holt kostenlose Bewegtbildangebote auf den Fernseher. Eine Anmeldung und ein Konto sind nicht erforderlich.
Die Anwendung verwandelt das Smartphone außerdem in eine Fernbedienung. Senderwahl, Anpassung der Lautstärke, Zugriff auf Quellen, den Sprachassistenten oder Menüs, alles ist über „VIDAA“ möglich. Unter „Apps“ kann man zudem schnell seine bevorzugte Streaming-Plattform starten. Die Dienste sind mit farbigem Symbol hinterlegt. „Favoriten“ erlaubt das Anlegen eigener Sammlungen mit persönlichen Watchlists, in denen man Filme und Sendungen für einen späteren Abruf hinterlegt.

Praktisch: Die kostenlose „VIDAA“-App bietet schnellen Zugriff auf zahlreiche Apps, außerdem kann man Fotos komfortabel streamen.
Während andere Hersteller mit ihren TV-Prozessoren und Künstlicher Intelligenz (KI) werben, hält sich Technisat zu diesem Thema zumindest nach außen hin bedeckt. Begrüßenswert ist die Entscheidung, auf das Betriebssystem VIDAA 6.0 zu setzen. Das ist allerdings nicht ganz taufrisch, setzt Hisense bei seinen aktuellen Fernsehern bereits auf VIDAA U7.6 – aber das ist zu verschmerzen. Denn der Technivista arbeitet auch so schnell, erlaubt zügige Menüwechsel und das fl otte Starten von Apps. VIDAA hat bei der Performance im Vergleich der TV-Betriebssysteme die Nase weit vorne.
Die Apps auf der Startseite sind kachelartig angelegt, der Benutzerkomfort ist dadurch sehr hoch. Viel aufgeräumter und übersichtlicher könnte der 65-Zöller nicht gestaltet sein. Zu den Streaming- Apps gehören unter anderem Netflix, YouTube, Disney+, Amazon Prime Video, Joyn, RTL+, Rakuten TV, DAZN und Paramount+ (siehe auch App-Vergleich auf Seite 48). Die „HD+“-Plattform ist ebenfalls mit eigener App vertreten, der Dienst darf ein halbes Jahr lang kostenlos getestet werden. Und „VIDAA free“ bietet gratis Zugriff auf Videos, Filme und TV-Sendungen.
Familienmitglieder können auf dem Fernseher persönliche Benutzerkonten anlegen und profitieren von individuellen Programm-Empfehlungen. Am schnellsten lässt sich der 65-Zöller über die kostenlos für Android und iOS erhältliche App „VIDAA“ einrichten. Diese bietet zudem praktische
Zusatzfunktionen (siehe Kasten).
Die kompakte Fernbedienung hat zahlreiche Direktwahltasten für Streaming-Portale (Bild auf Seite 44). Über die Mikrofontaste erreicht man den VIDAA-Sprachassistenten. Der Steuerstab liegt gut in der Hand, alle Tasten haben einen präzisen Druckpunkt. Dank Bluetooth-Verbindung muss diese nicht auf den Fernseher ausgerichtet werden.

SDR passt: Die beiden „Kino“-Modi liefern ab Werk sehr präzise Messwerte, auf manuelle Anpassungen kann man weitgehend verzichten.

HDR-Defi zit: Im DCI-P3-Spektrum hat der Technisat erhebliche Schwierigkeiten. Hier ist er weit davon entfernt, den Farbraum komplett auszufüllen.

Nicht aktuell: Der Technivista UHD CL verfügt zwar über drei HDMI-Schnittstellen. Allerdings unterstützen diese nur den Standard 2.0.

Schick und drehbar: Der Technisat-Fernseher steht auf einem hochwertigen Glasfuß. Das Display lässt sich drehen, an der Unterseite ist eine Soundbar montiert.
Bild- und Tonqualität
Der Technisat darf sein Können im TV-Alltag mit der HD-Doku „Der Rhein von oben“ unter Beweis stellen. Wir beginnen im „Standard“-Modus, ändern die Farbtemperatur von „Standard“ auf „Warm1“ und setzen den adaptiven Kontrast auf „Niedrig“ bzw. „Mittel“. Letzteres führt dazu, dass die Dynamik höher wird und Kontraste sowie Plastizität spürbar gesteigert werden. Die dargestellten Farben sind natürlich, das Bild wirkt harmonisch, farbliche Übergänge sind weich und die Schärfedarstellung überzeugt. Überflogene Gebäude zeigen einzelne Ziegel, mitunter neigt der Technivista sogar dazu, Details etwas zu überschärfen.
Im Menü suchen wir eine Möglichkeit, um die Bewegungsglättung anzupassen. Ein solcher Eingriff ist nicht vorgesehen. Die ab Werk abgestimmte Bewegungsdarstellung hat Technisat jedoch gut getroffen. Kamerafahrten gelingen weich und ruckelfrei ohne Unschärfen und Nachzieheffekte. Die Blickwinkelstabilität des 65-Zöllers fällt solide aus. Der Kontrast lässt zwar recht schnell nach, die Farbnatürlichkeit bleibt aber weitgehend erhalten.
Mit seiner Spitzenhelligkeit von 740 Candela im „Dynamisch“-Modus schneidet der Technivista sehr ordentlich ab. In den farblich besten Modi „HDR Tag“ und „HDR Nacht“ sind 730 bzw. 565 Candela drin. Im helleren der beiden bringt es der Technisat auf 625 Candela im 50- und 561 Candela im 100-prozentigen Weißfeld. Der ANSI-Kontrast fällt mit 2.200:1 beachtlich aus.
Die Schwarzdarstellung testen wir zunächst mit einem weiß eingeblendeten Kapitelnamen auf schwarzem Hintergrund (Blu-ray „Deutschland von oben“). Bei frontaler Draufsicht schneidet der Technisat richtig stark ab, um die weiße Schrift erscheint lediglich eine ganz dezente Aufhellung. Drückt man jedoch die Pausentaste und unten wird ein weißer Fortschrittsbalken, oben der weiße Titel der Doku eingeblendet, so hellt der Bildschirm in diesen Bereichen großflächig auf, von der Seite betrachtet noch mehr – ein Ergebnis der mit 300 vergleichsweise
gering ausfallenden Zahl an Dimming-Zonen. Mit etwas Tages- oder Kunstlicht im Zimmer sieht Schwarz jedoch richtig gut aus. HDR-Titel erscheinen dynamisch und leuchtstark, Farben, Brillanz und Schärfe beeindrucken, wobei satt strahlende OLEDs noch mehr Power haben.
Der 20 Watt starke Klangriegel mit vier nach vorne abstrahlenden Lautsprechern bestehend aus zwei Mittel- und zwei Hochtönern verzichtet auf Dolby Atmos. Stimmen und Höhen gibt der Apparat klar wieder, das Klangfeld ist recht weit und luftig. Musik macht Spaß, auch noch bei etwas höheren Pegeln, der Bass ist eher überschaubar.
Der Testbericht Technisat Technivista 65 UHD CL (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 2.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit dem Technivista 65 UHD CL hat Technisat einen guten Flachmann mit Mini-LED-Technik auf den Markt gebracht. Bild- und Tonqualiät überzeugen, die Helligkeit passt und dank VIDAA-Oberfläche ist der Bedienkomfort hoch. Bei der Ausstattung muss man aber einige Kompromisse eingehen.
Jochen Wieloch