SpeakerCraft HRSI-12 (Test)

0

Der HRSi-12 ist ein neuer Subwoofer der hierzulande noch weitgehend unbekannten Marke SpeakerCraft. In seinem Innern schlummert Technik von Sunfire, die als Tieftonspezialisten hingegen äußerst bekannt sind.

SpeakerCraft ist ursprünglich ein Hersteller von Einbau- und Installationslautsprechern, der sich hauptsächlich um den amerikanischen Markt gekümmert hat und seine Produkte auch in erster Linie auf die Anforderungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hin ausgelegt hat. Doch wie viele andere Marken des Audio-Segments schlüpfte auch SpeakerCraft bei einer größeren Holding unter oder anders gesagt, wurde von dem kalifornischen Unternehmen Nortek Control gekauft. Unter deren Dach findet sich auch Sunfire, ein Hersteller, der einst von Entwickler-Legende Bob Carver gegründet wurde und sich mit Fug und Recht als Erfinder des Kompakten Hochleistungs-Subwoofers bezeichnen darf.

Technik
Das hat SpeakerCraft sich dann auch weidlich zunutze gemacht: Die neuen Subwoofer-Serien SDSi, HRSi und XTEQi nutzen das Technik-Knowhow, das sich Sunfire über die Jahre erarbeitet hat. Und versucht damit gleichzeitig, neue Märkte zu erschließen, denn diese drei Serien sind keinesfalls für den Installationsmarkt gedacht, sondern wildern allesamt in den Gefilden herkömmlicher HiFi- und Heimkino-Subs.

Besonderes Kennzeichen von Bob Carvers Subwoofern war immer die immense Verstärkerleistung, die er ihnen angedeihen ließ – und zwar auf seine ureigene Art: Nämlich mit einer speziellen „Tracking Downconverter“-Technik, die aus einer normalen Linearendstufe bestand, deren Netzteil keine fixe Versorgungspannung lieferte, sondern diese immer präzise den aktuellen Anforderungen folgen ließ. So konnte er die anfallende Verlustleistung und Wärmeentwicklung drastisch reduzieren und überaus leistungsfähige – wenn auch schaltungstechnisch komplizierte – Subwoofer-Verstärker bauen.

An dieses Menü der SpeakerCraft-App kommt man nur über Umwege heran. Ist es aber einmal aktiv, ermöglicht es eine sehr umfassende Justage des Subs.

Das geht heutzutage einfacher, nämlich mit Schaltverstärkern, die mittlerweile zum Standard geworden sind und in jeder gewünschten Leistungsstufe und mit großer Zuverlässigkeit in hohen Stückzahlen gefertigt werden können. Und genau dafür entschieden sich die SpeakerCraft-Entwickler im Falle des 1.700 Euro teuren Test-Exemplars HRSi-12 auch – und zwar für eine Verstärker-Variante mit satten 1.000 Watt Spitzenleistung.

Als Treiber setzt SpeakerCraft ein 12-Zoll-Chassis (daher auch die „12“ in der Produktbezeichnung) mit dickem Magneten und ebensolcher Sicke ein, das nach der „High Back EMF“-Technik ausgelegt wurde (Details siehe Kasten). Entgegen dem aktuellen Downfire-Trend ist das Chassis in der Front des nahezu würfelförmigen (37 Zentimeter hoch, 36 Zentimeter breit, 35 Zentimeter tief), geschlossenen Gehäuses untergebracht. Innen versahen die Entwickler es mit einer senkrecht angeordneten umlaufenden Versteifung, die Boden, Deckel und Seitenwände aneinander koppelt und so Vibrationen minimiert. Zudem ist die Versteifung mit einer passenden Aussparung für den gewichtigen Magneten des Treibers versehen, in die er formschlüssig hineinpasst und gleichsam arretiert. Das sorgt für zusätzliche Stabilität.

SpeakerCraft kann auf die lange Erfahrung von Sunfire im Bau von extrem kompakten Subwoofern zurückgreifen, denn deren Entwickler Bob Carver hat diese Geräteklasse erfunden und als Erster zur Marktreife gebracht. Ein Element der Carver-Technik, die High Back EMF-Bauweise, setzt auch SpeakerCraft konsequent ein. Sie nutzt den Effekt, dass ein Tieftöner-Antrieb für kleine Gehäuse dann optimal arbeitet, wenn er über einen kraftvollen Magneten verfügt und sich ein möglichst großer Teil seiner Schwingspule auch bei großer Auslenkung immer im Luftspalt befindet.

Das geht am besten mit einer so genannten Unterhang- Schwingspule, die deutlich kürzer ist als der Luftspalt. Schiebt dann der angeschlossene Verstärker viel Strom in die Schwingspule, induziert deren Bewegung im Magnetfeld einen kräftigen Gegenstrom, die so genannte „Back EMF“. Der Effekt: Im Verstärker und in der Schwingspule entsteht erheblich weniger Verlustleistung und damit Wärme, was Wirkungsgrad und Belastbarkeit erhöht. Der Verstärker muss aber trotzdem zumindest für kurze Zeit eine Menge Leistung zur Verfügung stellen können, damit er bei Pegelspitzen, wie sie im Heimkino immer wieder vorkommen, nicht ins Clipping gerät und massive Verzerrungen produziert. Sunfire hat bei einigen Modellen Verstärker mit einer Kurzzeit-Leistung von bis zu 3.000 Watt eingesetzt, wohlgemerkt solche linearer Bauart, keine Schaltverstärker. Da nehmen sich die 1.000 Watt des HRSi-12 geradezu bescheiden aus, reichen aber trotzdem für eine mehr als zufriedenstellende Basswiedergabe.

Der doppelstöckige Magnet des SpeakerCraft-Treibers sorgt für hohe Antriebskraft auch in dessen extrem langem Luftspalt.

Bedienung per App
Außer dem Netzschalter bringt der HDSi-12 keinerlei Bedienungselemente auf seiner Rückseite mit, auch eine klassische Fernbedienung fehlt. Die Steuerung erfolgt über die „Sub Station“-App. Leider kommt der Anwender nur an die Basis-Justagen, nämlich Pegel und Preset-Equalizer ohne Umwege heran. Will man die restlichen Einstellmöglichkeiten der App, muss man auf dem Smartphone-Display für zehn Sekunden mit dem Finger auf das SpeakerCraft-Logo drücken und bekommt dabei keinerlei optische Rückmeldung. Erst wenn man das Logo loslässt, schalten sich die detaillierten Einstellungen frei. Diese Strategie sollte der Hersteller dringend überdenken, zumal die Anleitung für die Freischaltung nur in der beigelegten gedruckten Anleitung zu finden ist und nicht in der App selbst. Da sind zahlreiche Rückfragen verärgerter Anwender vorprogrammiert.

Der Funktionsumfang der App ist dann aber durchaus erschöpfend und schließt neben Pegel, Trennfrequenz und Phase auch eine Verzögerung in Millisekunden, einen manuellen Equalizer und eine automatische Raumeinmessung mit ein. Die greift auf das Smartphone-Mikrofon zurück. Im Test haben wir die iPhone-Variante (auch eine für Android steht zur Verfügung) durchgecheckt: Zumindest für unseren Hörraum hat sie wahrnehmbare Klangverbesserungen bewirkt.

Keine Bedienelemente fi nden sich auf der Rückseite. Immerhin ist ein USB-Anschluss zur Stromversorgung eines hauseigenen Drahtlos-Signalmoduls vorhanden.

Tonqualität
In Sachen Messwerte hat SpeakerCraft seine Hausaufgaben gemacht, die unteren Grenzfrequenzen von 22,9 Hertz bei maximalem und 22,6 Hertz bei minimalem Tiefpass sowie die Maximalpegel von 109 respektive 108 Dezibel sind absolut in Ordnung. Die Frequenzgänge zeigen saubere, zu tiefen Frequenzen leicht fallende Verläufe sowie ein bei etwa 25 Hertz einsetzendes steilflankiges Hochpassfilter, das den Treiber vor allzu großen Hüben bewahrt.

Souverän und mit überzeugendem Tiefgang präsentiert sich der HDSi-12 auch im Hörtest: Beispielsweise bei den Explosionen aus „Terminator – Die Erlösung“ schiebt er Bassfrequenzen mächtig und sauber in den Raum, selbst bei unvernünftigen Lautstärken. Auch bei „Ratatouille“ lässt er nichts anbrennen und verleiht den Schrotflinten-Schüssen der alten Dame magenerschütternde Autorität.

In seinem Element ist er ebenfalls bei Omar Hakims „Listen Up“, bei dem er Kickdrum und Bassgitarre präzise und mit fest umrissener Kontur in den Raum stellt. Mit aktivierter Raumkorrektur drückt er hier nochmals erkennbar mehr aus dem Tieftonkeller, ohne dabei zu übertreiben. Wie gut er sich ins Gesamtklangbild zu integrieren vermag, zeigt er bei Coplands „Appalachian Spring“ der San Francisco Symphony, wo sich tiefes Blech und Kontrabässe sehr harmonisch und doch nachdrücklich ins Geschehen einfügten.

Der Testbericht Speakercraft HRSI-12 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 1.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Ganz preiswert ist der HRSi-12 von SpeakerCraft nicht, macht das aber durch seine klanglichen Darbietungen schnell vergessen. Die App sollte der Hersteller allerdings überarbeiten.

Michael Nothnagel

Kommentarfunktion deaktiviert.