Wer sich im Netz über Sonys offenen Over-Ear-Kopfhörer informiert, stolpert auf der Produktwebseite auf die Aussage „farbloser Frequenzbereich, geeignet für die Produktion“. Nach unserer Meinung ist das unvorteilhaft formuliert und wird dem 470 Euro teuren MDR-MV1 nicht gerecht, denn „farblos“ kann als „langweilig“ oder „ausdruckslos“ aufgefasst werden. Gemeint ist eigentlich „frequenzneutral, den Klang nicht färbend“. Und in dieser Disziplin spielt der leicht und komfortabel zu tragende Kopfhörer ganz groß auf.
Ungeschönt direkt
In der Packung liegen neben dem Headset nur eine Kurzanleitung, ein Anschlusskabel (6,3-mm-Klinke, wird in die linke Ohrmuschel geschraubt) und ein Klinkenadapter auf 3,5 mm. Keine Transporttasche, kein anderer Schnickschnack. Kein Schnickschnack trifft dann auch auf den Klang zu. Der MDR-MV1 beschönigt nichts, rundet kantige Aufnahmen nicht gefällig ab und verleiht Popmusik keinen Bass-Spaßboost. Sein Job besteht darin, Instrumente, Stimmen und akustische Details über den gesamten Frequenzbereich dynamisch-neutral herauszuarbeiten – von tiefen Bässen bis klingelnden Höhen – und sie auf einer enorm breiten und hohen Bühne luftig darzustellen. Das gelingt exzellent und wir schwelgen beeindruckt in pulsierendem Pop („The Way You Make Me Feel“, Michael Jackson), komplexem Psychedelic Rock („Time“, Pink Floyd) und berührendem Fernost-Soundtrack („Memoirs Of A Geisha“, John Williams). Aufgrund seiner offenen Bauweise findet eine Dämpfung von Umgebungsgeräuschen praktisch nicht statt.
Der Testbericht Sony MDR-MV1 (Gesamtwertung: Sehr gut, Preis/UVP: 470 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Ein kabelgebundener Kopfhörer für Klangpuristen, Tontechniker und Musikanalytiker: präsentiert weiträumig-neutral jedes Genre und deckt alle Details eines Mixes auf.
Oliver Schultes