Sony KD-65XH9005 (Test)

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1.500 Euro: Der KD-65XH9005 hat einen schicken Aluminiumrahmen und zwei Metallfüße in Dunkelsilber. Eine Wandmontage ist dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter möglich.

Beim 1.500 Euro teuren Sony KD-65XH9005 müssen Käufer bezüglich der Hintergrundbeleuchtung, zumindest auf dem Papier, keine Abstriche machen: Hier kommt die Full-Array-LED-Technik zum Einsatz, die eine homogene Ausleuchtung und eine gute Schwarzdarstellung erhoffen lässt. Der 23,2 Kilo leichte Flat-TV ist schnell einsatzbereit, weil die beiden Füße lediglich von unten eingesteckt und nicht verschraubt werden müssen. Die Metallständer lassen sich jedoch ausschließlich außen und nicht weiter innen anbringen. Für die Montage an der Wand unterstützt der 65-Zöller den genormten VESA-Lochabstand 300 x 300 Millimeter.

Ausstattung und Praxis
Im Gegensatz zur XH95-Serie kommt im XH90 der etwas schwächere X1 zum Einsatz. Einzelne Objekte werden zur Anpassung des Kontrasts vom Prozessor mit Hilfe von Object-based HDR Remaster analysiert. Zudem sollen niedriger aufgelöste Inhalte mit einer 4K-Datenbank nahezu auf 4K-Auflösung skaliert werden. Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen nach dem jüngsten Software-Update 4K mit 120 Hertz (HFR). Die XH90-Serie ist damit Sonys einzige 4K-TV-Reihe, die für HDMI 2.1 vorbereitet ist (ansonsten nur noch die 8K-Serie ZH8). Sony kann derzeit keinen Zeitpunkt nennen, wann auch Variable Refresh Rate (VRR) sowie Auto Low Latency Mode (ALLM) zur Verfügung stehen.

Warten aufs Update: Bald werden die HDMI-Buchsen des Sony-Fernsehers auch ALLM, VRR und die 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz für den HDMI-Standard 2.1 beherrschen.

Durchdachte Bedienung: Der Sony-Steuerstab hat eine logisch strukturierte Tastenoberfläche. Die Tasten sind jedoch nicht beleuchtet.

Bei den Tunern hat der Hersteller die Kabel-, DVB-T2- und Sat-Empfänger jeweils als Twin-Variante ausgelegt. So kann man bei Aufnahmen auf USB-Festplatte Programm A aufnehmen und gleichzeitig Programm B schauen. Time-Shift wird nach wie vor nicht unterstützt. Als Betriebssystem kommt Android 9.0 zum Einsatz. Menüs lassen sich schnell öffnen und Apps reagieren flott. „Netflix“ etwa kann man kaum aussprechen, schon steht der Streaming-Dienst parat. Neben Apple AirPlay 2, Google Chromecast und Bluetooth unterstützt der Sony auch die Gratis-App für Android und iOS „Video & TV SideView“ zum Streamen. Zudem ist der XH9005 kompatibel mit Amazon Alexa und Apple HomeKit. Neu ist die Apple TV App.

Frei editierbar: Für die Leiste mit den „Schnelleinstellungen“ kann man selbst festlegen, welche Optionen hier erscheinen sollen.

USB oder Netzwerk: Der Media-Player greift Fotos sowohl von Festplatte als auch von der Fritz!Box oder einem Desktop-PC ab, eine 360-Grad-Darstellung fehlt.

Dolby-Vielfalt: Wer beispielweise über Netflix einen Dolby-Vision-Titel abspielt, kann zwischen den Setups „Brillant“, „Hell“ und „Dunkel“ auswählen.

Bei der Foto-Wiedergabe über den Media­player kann man lediglich die Darstellungsgröße ändern und eine Diashow abspielen, eine 360-Grad-Funktion fehlt. Als HDR-Formate werden HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+ verarbeitet. Für die optimierte Darstellung von Netflix-Filmen aus der Sicht des Regisseurs verfügt der 65-Zöller über einen speziellen Netflix-Modus.

Bild- und Tonqualität
Während der KD-65XH9505 (Test in 6-2020) 48 Dimming-Zonen vorweisen kann, kommt das günstigere Bruder-Modell KD-65XH9005 lediglich auf 32. Das Ergebnis überrascht uns dennoch positiv: Wenn man die „Autom. lokale Dimmung“ auf „Hoch“, den „Schwarzwert“ auf um die „45“ und die „Helligkeit“ auf einen Wert von rund „35“ einstellt, wirkt das Schwarz bei frontaler Draufsicht ungemein dunkel. Bis zur Performance eines OLED-Panels ist es gar nicht mehr so weit. Die Aufhellungen um weiße Schriften oder Objekte sind minimal – ein starker Auftritt. Guckt man allerdings von der Seite auf eine einheitliche schwarze Fläche mit weißen Elementen, so bilden sich um diese leichte Lichthöfe. Diese werden aber erst dann deutlich erkennbar, wenn man auch die waagerechte Blickachse verlässt und von oben auf den Bildschirm schaut. Die Cinemascope-Balken können generell mit homogener Ausleuchtung sowie guter Schwarzdarstellung punkten. Im „Kino“-Modus erreicht der 65-Zöller in Spitzlichtern starke 820 Candela, auch bei 50- und 100-prozentigem Weißanteil können sich die Werte von 662 und 593 Candela sehen lassen. Im „Brillant“-Setup schafft der XH9005 sogar 920 Candela. Der ANSI-Kontrast fällt mit 2.000:1 ebenfalls sehr hoch aus. Bei der Farbtemperatur kann man sowohl „Experte 1“ als auch „Experte 2“ nehmen, mit 6.809 bzw. 6.808 Kelvin gibt es keinen Unterschied. Nur „Warm“ schießt mit 8.080 Kelvin deutlich am Ziel vorbei.

Problematisch: Im SDR-Bereich stimmen entweder viele Misch- oder die Grundfarben nicht, hier muss man einen Kompromiss eingehen.

Kleines Defizit: Im DCI-P3-Spektrum liefert der KD-65XH9005 grundsätzlich eine ordentliche Vorstellung,
im Grünbereich geht er aber nicht bis ans äußere Limit.

Nicht zufrieden sind wir mit der Farbmessung im SDR-Bereich. Stimmen die Mischfarben, sind die Grundfarben deutlich überdreht, passt man die Grundfarben an, hinken die Mischfarben der Zielvorgabe hinterher. Indem man etwas Helligkeit und Farbe rausnimmt, erreicht man einen halbwegs vernünftigen Kompromiss. Im TV-Alltag stellt der Sony die Farbübergänge beispielsweise bei einem in unterschiedliche Orange- und Gelbtöne getauchten Himmel während eines Sonnenaufgangs extrem fein und ohne erkennbare Abstufungen dar. Bei Luftaufnahmen in „Deutschland von oben“ mögen wir die Bildruhe und die Souveränität, die für einen Flachmann in dieser Preisklasse überzeugend ist. Für weiche und ruckelfreie Bewegungen stellt man die „Glätte“ der „Motionflow“ auf „2“ und die „Klarheit“ auf „1“. Auch bewegte diagonale Linien bleiben stabil und fransen nicht aus.

HD-Aufnahmen skaliert der Japaner mit schöner Schärfe nach oben. Details bereiten Freude, weil man feinste unterschiedliche Strukturen, Materialien und Oberflächen erkennen kann. Bei Dolby-Vision-Titeln begeistert der Sony mit drei Setups – „Brillant“ eignet sich für sonnendurchflutete Räume, „Hell“ und „Dunkel“ sind eine Frage des persönlichen Geschmacks. Die Pixelstruktur des UHD-Bildes fällt nur bei Sitzabständen von deutlich unter einem Meter auf. Erst bei jenseits von 45 Grad seitlich der frontalen Sitzachse verlieren die Farben an Kraft und bleichen etwas aus.

Die Streaming-Plattform Apple TV ist ab sofort mit einer App auf den Sony-TVs der XH90-Serie verfügbar. Dazu muss ein Software-Update installiert werden. Bis Ende des Jahres wird Apple TV auf ausgewählten Sony-Fernsehern des Jahrgangs 2018 sowie auf den meisten Modellen von 2019 und 2020 verfügbar sein. Die Apple TV App ermöglicht in einer Anwendung den Zugriff auf Apple TV+, den Video-Abonnementdienst von Apple, der Originalshows, Filme und Dokus bietet, darunter etwa „The Morning Show“, „See“, „Defending Jacob“, „Ted Lasso“, und die „Beastie Boys Story“.

Das freut Apple-Fans: Auf dem 65-Zöller kann ab sofort auf die Streaming-Plattform von Apple TV zugegriffen werden.

Darüber hinaus können Nutzer in der Apple TV App die Apple TV-Kanäle abonnieren und direkt in der App werbefrei sehen. Mit der Familienfreigabe können bis zu sechs Mitglieder dasselbe Abo für Apple TV-Kanäle nutzen und dabei jeweils mit eigenen Apple-IDs und Kennwörtern auf die Services zugreifen. Die Monats­gebühr beträgt 4,99 Euro. Der KD-65XH9005 unterstützt auch AirPlay 2, um Videos und andere Inhalte von ihrem iPhone, iPad oder Mac direkt auf ihrem Smart-TV abzuspielen. Erforderlich sind iOS 12.2 oder höher bzw. macOS ab Version 10.14.4. Ebenfalls Voraussetzung ist ein Apple-ID-Account.

Hilfreiches Extra: Über die Gratis-App „Video & TV SideView“ kann man Apps direkt per Smartphone starten und Filme über Google Cast auf den Flat-TV streamen.

Tonal vertraut Sony auf sein bewährtes Acoustic-Multi-Audio-System: Neben zwei Hochtonlautsprechern kommen dabei zwei zusätzliche Bass-Reflex-Lautsprecher mit jeweils 10 Watt zum Einsatz. Die Hochtonlautsprecher befinden sich auf der Gehäuserückseite des Bildschirms und sollen der Action folgen, damit der Zuschauer intensiver in die Handlung eintauchen kann. Für mehr Räumlichkeit arbeitet der 65-Zöller mit dem Raumklangverfahren Dolby Atmos. Entsprechenden Clips wie „Spuk in Bly Manor“ merkt man schon bei generell sehr klaren und präzisen Dialogen an, dass die Klangbühne recht breit, die Soundfülle gelungen ist.

Auch Musikkonzerte über YouTube oder von Blu-ray sind ein Vergnügen. Klavieranschläge haben eine tolle Präsenz, und Orchester werden detailliert in die einzelnen Instrumente aufgefächert. Selbst höhere Pegel bringen den KD-65XH9005 nicht aus dem Tritt. Beim Bass darf man keine Wucht erwarten, jedoch ist der Flachmann dazu in der Lage, einen dezenten Tieftonteppich zu weben.

Der Testbericht Sony KD-65XH9005 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Sehr gut

Respekt, der KD-65XH9005 beweist, dass auch ein Mittelklasse-Fernseher überzeugen kann. Die Schwarzdarstellung ist überraschend gut, die HDR-Wiedergabe macht ob der hohen Leuchtkraft Spaß, und auch der Ton und das Bedienkonzept wissen zu gefallen. Zum Preis von 1.500 Euro schnürt Sony ein attraktives Gesamtpaket und den Testsieger.

Jochen Wieloch

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