Zurückhaltung scheint Samsung ein Fremdwort zu sein. Wie die letzten Jahre verteidigen die Südkoreaner auch 2016 ihre Poleposition auf dem TV-Markt mit einer Palette an Fernsehern; allein die 6er-Serie beherbergt mehr als 40 Modelle. Der UE 55 KU 6679 ist einer davon.
Ausstattung und Praxis
Die Unterschiede zwischen den Mittelklässlern sind hauptsächlich optischer Natur. So bietet Samsung die Geräte in verschiedenen Größen von 40 bis 78 Zoll, Formen (flach oder gebogen) und Farben an. Unser Testkandidat kommt in modischem Schwarz-Silber sowie einem Curved-Bildschirm mit 4,2 Metern Radius und 138 Zentimetern Diagonale daher. Eine technische Besonderheit ist die „Active Crystal Color“-Technologie, bei welcher die Phosphorschicht auf den Hintergrund-LEDs durch moderne Quantum Dots ersetzt wird – diese sollen vor allem Farben intensiver leuchten lassen. Wie sich das Panel gegenüber dem Nano-Crystal- beziehungsweise Quantum-Dot-Display der teureren Brüder schlägt, verraten wir später.
Obwohl die 10-Bit-Wiedergabe laut Datenblatt den Top-Modellen vorbehalten bleibt, stellt der KU 6679 unser HDR-Testbild mit recht sauberem Grauverlauf dar; entsprechende Videos nimmt er über seine drei HDMI-Eingänge sowie den Mediaplayer entgegen. Ebenso dienen die Online-Videotheken Amazon Instant Video und Netflix als Quelle. Wem die SDR-Qualität genügt, der findet im Smart-Hub-Portal natürlich noch viele weitere Apps. Praktisch finden wir, dass der Fernseher beim Einschalten mit der zuletzt genutzten Anwendung respektive Quelle startet – egal, ob Internet-Dienst, Tuner oder externer Zuspieler. Im Vergleich zu Panasonic und Sony verzichtet Samsung leider auf eine doppelte TV-Empfangseinheit. Die Steuerung des Tizen-Betriebssystems klappt im Großen und Ganzen kinderleicht, jedoch sind zehn Klicks nötig, um das Gerätemenü aufzurufen. Zudem vermissen wir bei der neuen Smart-Remote-Fernbedienung den Gyrosensor des Vorgängers sowie einige Direkttasten.
Die Beschallung übernehmen zwei nach unten abstrahlende Zehn-Watt-Lautsprecher. Sie punkten zwar mit guter Sprachverständlichkeit, spielen aber nicht sonderlich tief und neigen zu Verzerrungen. Eine Miniklinken-Buchse gibt es nicht, doch unterstützt das Gerät dafür Bluetooth-Kopfhörer.
Bildqualität
Bei Samsung verschwimmen die Grenzen zwischen Einstiegs-, Mittel- und Oberklasse zusehends. So begegnet der UE 55 KU 6679 den teureren Brüdern in einigen Disziplinen auf Augenhöhe; insbesondere bei der Farbreproduktion: Die durchschnittlichen Delta-E-Abweichungen sind mit 2,1 im Bildmodus „Film“ verschwindend gering und auch erweiterte Farbräume gehören bei den Südkoreanern mittlerweile zum Standard. Verantwortlich dafür ist – wie bereits erwähnt – die „Active Crystal Color“-Technologie, die im Preset „Nativ“ vor allem Grün und Rot intensiviert. Allerdings erscheinen die Farben auf vollwertigen Quantum-Dot-Displays wie dem des UE 65 KS 9590 (audiovision 7-2016) noch knackiger. Aus seitlicher Perspektive bleichen sie bei beiden Modellen gleichermaßen stark aus. Hier hat der Sony KD-55XD8505 die Nase vorn, da er seine Neutralität und Brillanz im normalen Blickwinkelbereich weitgehend beibehält. Dafür zieht Samsung mit dem neuen Spezialmodus „HDR+“ ein Ass aus dem Ärmel. Dieser steigert die Bilddynamik und bringt mithilfe der Tonwert-Funktion „Optimalkontrast“ sogar SDR-Material annähernd auf HDR-Niveau (siehe Kasten „HDR+: Der cleverere Dynamik-Modus“).
Zuerst jedoch die Fakten: Wie unter „Bildqualität“ geschrieben, bleibt die Lichtausbeute im HDR-Betrieb mit knapp 270 Candela pro Quadratmeter unverändert niedrig. Nicht einmal in unserer APL-Messung (Average Picture Level), bei der das Weißfenster auf schwarzem Grund stufenweise von zehn bis 100 Prozent vergrößert wird, konnten wir Verbesserungen feststellen. De facto ist der UE 55 KS 6679 im Spitzlicht sogar etwas dunkler als im vollflächigen Bild, so dass zum Beispiel Aufnahmen eines nächtlichen Sternenhimmels an Faszination einbüßen. Und trotzdem wirkt das Bild im Zusammenspiel mit „HDR+“ dynamischer, brillanter und schärfer. Möglich macht das eine clevere Tonwertjustage. Sie lässt mittlere Kontraste heller und Farben satter leuchten sowie dunkle Abstufungen konturierter erscheinen. Darüber hinaus steht in den Experteneinstellungen die Funktion „Optimalkontrast“ zur Verfügung, die großen Helligkeitsunterschieden vorbeugt – strahlende Bildbereiche zeigen mehr Zeichnung und düstere Strukturen kommen klarer zum Vorschein. Von den Schaltungen profitieren insbesondere klassische Blu-rays sowie TV-Programme, sie werten aber auch HDR-Clips auf.
Andere Schaltungen wie Precision Black (Local-Dimming) oder Peak Illuminator bleiben hingegen den Flaggschiffen aus der SUHD-Serie vorbehalten. Folglich kann ihnen der KU 6679 mit seinem Edge-LED-Backlight weder in puncto Ausleuchtung noch bei der Helligkeit das Wasser reichen. Kleiner Trost: Immerhin bietet er mit bis zu 268 Candela pro Quadratmeter minimal größere Reserven als Sony oder TCL. Daran ändert sich im HDR-Betrieb leider nichts. Trotzdem kommt im sonnigen Wohnzimmer ein hervorragender Hellraumkontrast von 1.256:1 zustande – der entspiegelten Bildschirmoberfläche sei Dank. Ebenso gibt es am ANSI-Kontrast von 2.484:1 nichts auszusetzen, wobei Filmszenen wie der Beginn des Weltraum-Thrillers „Gravity“ durchaus mehr Tiefe sowie Plastizität zeigen könnten. Gut gefällt uns die Bildhomogenität ohne Aufhellungen in den Letterbox-Balken oder dem schwarzen Hintergrund. Andererseits treten in hellen Bildern Abdunklungen auf, besonders am unteren Rand.
Das Curved-Design bringt dem 55-Zöller keine nennenswerten Vorteile gegenüber den restlichen Probanden ein. Vielmehr begünstigt das gebogene Panel sogar Verzerrungen, über die jedoch in erster Linie die seitlich sitzenden Zuschauer klagen dürften. Schnelle Bewegungen verwischen leicht, die 24p-Wiedergabe lässt keine Wünsche offen.
Der Testbericht Samsung UE55KU6679 (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 1550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Bis zum Ende lieferte sich Samsung ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen und holt sich trotz geringerer Leuchtdichte den knappen Sieg; gerettet hat ihn der Punktvorsprung beim Blickwinkel. Lob gibt es für die satten Kontraste und die neutralen Farben, aber auch für den neuen Spezialmodus „HDR+“.