Wimmelte es vor knapp einem Jahr in unserer Bestenliste nur so von Samsung-Fernsehern, hat dem TV-Marktführer mittlerweile die Konkurrenz – vor allem Sony und Panasonic – einige Plätze abgeknöpft. Nun fordert der Nachfolger des einstigen Spitzenreiters UE 65 JS 9590 (Test in audiovision 4-2015) die Japaner zur Revanche heraus. Holt er den Pokal zurück nach Südkorea?
Ausstattung und Praxis
Der ohnehin schon schlanke Rahmen der Vorgänger ist bei den neuen Modellen auf wenige Millimeter zusammengeschrumpft und umrandet lediglich den gebogenen Bildschirm. Abgesehen davon durchlief der KS 9590 im Vergleich zum 9090er (audiovision 5-2016) ein dezentes Facelift. Dank der aufgeräumten Rückseite macht er auch mitten im Raum stehend eine gute Figur, obgleich die Kabelführung eleganter beziehungsweise unauffälliger hätte gelöst werden können. Alternativ ermöglichen Vesa-Gewinde (400 x 400) die Wandmontage. Gedanken über die Position des Anschlussfelds muss man sich dabei nicht machen: Wie bei Samsungs gehobenen Fernsehern üblich, wurden sämtliche Schnittstellen inklusive der (Twin-)Tuner-Buchsen in die One-Connect-Box ausgelagert. Der 200 Gramm leichte Quader findet sogar in engen Zwischenräumen Platz.
Die Stromversorgung und Signalverarbeitung übernimmt das TV-Gerät selbst. Dazu spendiert ihm Samsung neben dem Netzteil die bewährte SUHD-Remastering-Engine sowie zahlreiche Bildverbesserungsschaltungen – angefangen bei „Supreme Motion“ über „Precision Black Pro“ bis hin zum „Peak Illuminator Ultimate“. Letztere Technologie deutet auf vollflächiges LED-Backlight hin, welches natürlich mit Local-Dimming aufwartet und deshalb eine besonders gute Kontrastdarstellung gewährleistet; die untergeordneten Modelle besitzen lediglich eine Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung. Der „Picture Quality Index“ von 2.700 (statt 2.400) ist der höchste aller bisher getesteten Samsung-Fernseher. Ob sich das tatsächlich auf die Bild-qualiät auswirkt, verraten wir später. In jedem Fall erfüllt der KS 9590, wie bereits sein günstigerer Bruder, die „Ultra HD Premium“-Norm, die unter anderem erweiterte Farbräume (Wide Color Gamut DCI und Rec.2020) sowie eine Maximalhelligkeit von mehr als 1.000 Candela pro Quadratmeter vorschreibt. Eine echte Innovation (was von uns mit dem entsprechenden Logo honoriert wird) stellt das per Firmware-Update nachgereichte „HDR+“-Feature dar, welches unter anderem auch normale TV-Signale in HDR konvertiert (siehe Kasten „HDR+: Das Plus an Bilddynamik“). Die HDR-Zuspielung klappt übrigens via USB, Netzwerk, Internet (Amazon, Netflix) und HDMI.
Ohnehin wäre er darin sehr einsam, konnte seit der Überarbeitung unseres Testverfahrens in audiovision 4-2016 doch kein Gerät die 90 Punkte knacken. So setzt sich der 65-Zöller in der Bestenliste trotzdem an die Spitze; nicht zuletzt dank der exzellenten Bildqualität. Gegenüber dem Vorgänger legt er nämlich in fast allen Disziplinen nach – angefangen bei den Farben über den Kontrast bis hin zur Helligkeit. Noch nie haben wir Filme mit einer solchen Dynamik erlebt, die mittels „HDR+“ sogar gesteigert werden kann. Mehr dazu im Kasten „HDR+: Das Plus an Bilddynamik“.
Wer die Signalquelle oft wechselt, dürfte allerdings über die etwas holprige Bedienung stolpern; das gilt gleichermaßen für Bildtüftler beim Durchstöbern der Menüs. Denn die neue „Premium Smart Remote“ verzichtet auf Direkttasten, so dass selbst einfache Befehle mehrere Klicks erfordern. Für den Tuner- beziehungsweise TV-Einsatz ist sie dank der durchdachten Mehrfachbelegung dennoch bestens geeignet. Außerdem gibt es eine Universalfernbedienungs-Funktion zum Steuern von Xbox und Co. Die Kommunikation erfolgt via Bluetooth.
Der Funkstandard kommt auch bei der Audioübertragung zum Einsatz – sei es nun ein Kopfhörer oder ein ganzes Boxensystem. Samsungs optionale Soundbar wird ebenfalls auf diese Weise mit dem UE 65 KS 9590 verbunden. Die TV-Lautsprecher an sich leisten 60 Watt (RMS) und erzeugen einen sehr dynamischen Klang mit sattem Brustton, doch treten bei höheren Pegeln leichte Verzerrungen auf.
Schon mit SDR-Videos erreicht der Samsung im farbneutralen Bildmodus „Film“ sehr ordentliche Leuchtdichten von rund 580 Candela pro Quadratmeter im zehnprozentigen Weißfeld wie auch im Vollbild. Wechselt man das Smart-LED-Preset von „Gering“ auf „Hoch“, steigt die Leuchtdichte zumindest bei Spitzlichtern bereits deutlich auf 705 Candela an.
Die Zuspielung von HDR-Signalen zieht automatisch die Smart-LED-Einstellung „Hoch“ nach sich, wirkt aber wesentlich stärker und steigert die Leuchtdichte kleiner Weißfenster auf sagenhafte 1.429 Candela (APL 10% im Bildmodus „HDR Film“). Interessant ist Samsungs neuer Spezialmodus „HDR+“: Obwohl er messtechnisch die Leuchtdichte verschieden großer Weißfelder nicht weiter steigert, wirkt sich die damit verknüpfte Anpassung der Tonwertjustage raffiniert auf Helligkeitsverlauf, Bilddynamik und Farbdarstellung aus. Dunkle Abstufungen gewinnen an Kontur, Farben leuchten voller und mittlere Kontraste heller – ideal für Tageslichtsituationen. Im Expertenmenü setzt die Funktion „Optimalkontrast“ noch eins drauf und lässt eine sommerliche HDR-Szene im dunklen, vereinzelt mit Sonnenstrahlen durchzogenen Wald eine Klasse plastischer, farbenprächtiger und subjektiv heller wirken. Strukturen der vom Licht abgewandten Baumrinde kommen klarer heraus. Die weiteren Stufen „Mittel“ und „Hoch“ können aber mit voll ausgesteuerten HDR-Clips bereits zum Übersteuern von Spitzlichtern führen. Hierbei handelt es sich also um eine Art Dynamik-Modus, der aber ohne Blaustich oder Schärfetricks daherkommt und sehr natürlich wirkt. Beide Funktionen („HDR+“ und „Optimalkontrast“) stellt Samsung auch für SDR-Material bereit: Mit dem Bildmodus „HDR+“ wechselt der TV auf die hellste Backlight-Einstellung, das Smart-LED-Preset „Hoch“ und den erweiterten Farbraum „Nativ“. Auch die drei Stufen der Funktion „Optimalkontrast“ (Preset „Aus“) entfalten ihre Wirkung in ähnlicher Manier.
Bildqualität
Im Samsung UE 65 KS 9590 findet selbst unser bisheriger Spitzenkandidat Panasonic TX-65 DXW 904 (Test in audiovision 3-2016) seinen Meister, wenn auch nur bei HDR-Zuspielung und in kleineren Helligkeitsbereichen. Groß- beziehungsweise vollflächige Weißfelder erreichen unabhängig vom Quellmaterial maximal 600 statt 880 Candela – wer beim Wechsel von dunklen zu hellen Szenen nicht jedes Mal die Augen zusammenkneifen möchte, der wird sich damit gewiss zufriedengeben. Lässt das Bild etwas Dynamik vermissen, kann „HDR+“ im Zusammenspiel mit der „Optimalkontrast“-Funktion wahre Wunder vollbringen (siehe Kasten oben). Ungeachtet der enormen Leuchtkraft kommt ein brillanter Schwarzwert von 0,0034 Candela zustande.
Wie der satte ANSI-Kontrast von 1.716:1 beweist, leistet die Local-Dimming-Schaltung ebenfalls hervorragende Arbeit. Zu Beginn des Kinohits „Gravity“ beispielsweise bringt sie die Sterne buchstäblich zum Strahlen, ohne dass diese im hellen Schein der Erde absaufen. Lob verdient auch die für einen LCD-TV überaus gleichmäßige Ausleuchtung, wobei es in völlig dunklen Bildern zu leichten Wolkeneffekten kommt. Kritischer finden wir allerdings den schmalen Blickwinkel: Die Helligkeit wird aus seitlicher Perspektive nahezu halbiert, der Kontrast nimmt sogar um 57 Prozent ab. Dennoch hat Samsung im Vergleich zum japanischen Konkurrenten die Nase vorn.
Farben verlieren ab etwa 30 Grad sichtbar an Brillanz, liegen bei frontaler Betrachtung aber auf Top-Niveau (Delta-E-Werte unter 1,5). Animations- oder Zeichentrickfilme können mit dem stark erweiterten Farbraum-Preset „Nativ“ aufgepeppt werden; auf den Weißpunkt und die Graustufen wirkt sich das erfreulicherweise nicht aus. Die 24p-Darstellung gelingt dem KS 9590 perfekt. mr/ur/ff
Der Testbericht Samsung UE 65 KS 9590 (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 4500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Die TV-Entwicklung der letzten Monate kommt fast einem Wettrüsten gleich: Hat jüngst Panasonic die Oberhand gewonnen, holt sich Samsung mit dem KS 9590 den ersten Platz zurück. So liegen seine Schwarzwerte trotz phänomenaler Leuchtreserven auf Top-Niveau. Wir sind gespannt, wo sich nächste Ausgabe LGs brandneuer OLED platzieren wird.