Samsung HW-Q950T (Test)

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Im Gegensatz zum Vorgänger verfügt Samsungs neues Soundbar-Flaggschiff HW-950T nicht über 12, sondern 14 Kanäle. Ob man diese Chassis-Aufrüstung auch hören kann, zeigt unser Test.

Schneller, höher, stärker. Das Olympische Motto scheint sich Samsung zu Herzen genommen zu haben. Waren 7.1.4-Kanäle bei Klang­riegeln bisher das höchste der Gefühle, so legen die Koreaner die Messlatte höher: Über 9.1.4-Kanäle verfügt das Gespann aus Soundbar, Subwoofer und Rear-Boxen – mehr als die meisten AV-Receiver bedienen können. Der Kanal-Vorstoß ist uns schon mal eine „Innovation“-Auszeichnung wert, hatten wir bisher doch noch keinen Vertreter mit zwei „Front Wide“-Kanälen in unserem Testlabor.

Mehr Kanäle bei insgesamt 20 Chassis sind aber nicht die einzige Neuerung: Dank „Q-Symphony“-Technik kann der 1.500 Euro teure Klangriegel im Gespann mit kompatiblen Samsung-Fernsehern der Q-Serie musizieren (siehe Kasten rechte Seite). Ferner ist der eARC für TV-Ton in HD-Qualität jetzt ab Werk an Bord. Auch das Design ist neu, so umhüllt die Q950T eine dunkelgraue Stoffverkleidung des dänischen Textilherstellers Kvadrat, der auch Harmans Citation-Serie einkleidet.

Die Fernbedienung ist eine alte Bekannte: Sie liegt gut in der Hand und besitzt separate Volume-Tasten für Soundbar und Subwoofer.

Der Schall der zur Decke und den Seiten abstrahlenden Chassis wird über Reflexion zum Hörplatz geworfen. Rear-Boxen verstärken den Surround-Effekt.

Geringe Bauhöhe
Apropos Design: Der neue Riegel fällt flacher aus als sein Vorgänger, die Höhe schrumpfte von 83 auf 69,5 mm. Mit 123,2 cm Breite und 13,8 cm Tiefe ist der Tonbalken trotzdem alles andere als ein Zwerg, was der Performance aber nur recht sein kann: Denn Volumen geht einher mit Bass und Klang­fülle. Dank beiliegender Halterung lässt sich die HW-Q950T an die Wand montieren. Zum Lieferumfang gehören die bereits erwähnten Rear-Boxen und ein Subwoofer, die alle per Funk mit der Soundbar kommunizieren. Wird die Verbindung nicht automatisch hergestellt, hilft das manuelle Pairing durch Drücken der „ID Set“-Taste, die sich auf der Unterseite versteckt.

Alle Anschlüsse befinden sich an der Unterseite: Zu zwei HDMI-Eingängen sowie einem HDMI-Ausgang mit eARC gesellt sich eine Toslink-Buchse.

20 Treiber für 3D-Ton
Viele Soundbars erzeugen Surround-Klang, indem sie Audiosignale so manipulieren, dass sich der Schall für das Ohr so anhört, als käme er von seitlich oder hinten. Samsung hingegen folgt dem klassischen Ansatz mit 9.1.4 diskreten Kanälen. Insgesamt verrichten 20 Lautsprecher in dem Boxen-Quartett ihren Dienst: In der Bar strahlen zwei Chassis zur Decke (Up-Firing), zwei zu den Seiten (Rears), zwei halbschräg nach vorn (Front Wide) und 9 Treiber nach vorn (je 3 für Links, Center, Rechts). In den Rears schuften je zwei Chassis (Up-Firing und Front), Treiber Nummer 20 werkelt im Subwoofer. In der Summe stehen laut Samsung 546 Watt an Verstärkerleistung zur Verfügung.

Mit Dolby Atmos und DTS:X sind die beiden wichtigsten 3D-Ton-Decoder an Bord, eine Soundbar mit Auro-Technik kam uns bisher noch nicht in die Finger. An Klangschaltungen gibt es „Adaptive Sound“, „Surround“ und „Game Pro“, die alle einen 3D-Upmix durchführen, sich im Klang jedoch tonal und räumlich unterscheiden. „Standard“ gibt den anliegenden Sound-Stream in seiner ursprünglichen Kanalkonfiguration wieder. Bei nativem 3D-Ton sperrt die Bar alle Klangmodi. Auf die Expertise von Harman – eine hundertprozentige Tochter von Samsung – verweisen die Koreaner diesmal nicht, stattdessen wurde die Soundbar in den Samsung Audio Labs im kalifornischen Valencia getunt.

Mehr ist besser, das gilt besonders beim Thema Lautsprecher und Surround-Sound. Warum also nicht die integrierten Speaker eines Fernsehers nutzen, um sie mit einer Soundbar zu koppeln und so das Klangerlebnis zu steigern?

Spielen im Duo: Während die Soundbar die klassischen Tonkanäle bedient, sorgt der via Q-Symphony gekoppelte Fernseher für mehr Raumgefühl.

Diesen Ansatz verfolgt Samsung mit seiner neuen Q-Symphony-Technik, die im „Samsung Audio Lab in Kalifornien entwickelt, getestet und abgestimmt“ wurde, worauf der Konzern stolz hinweist. Voraussetzung hierfür ist, dass der Samsung-Fernseher und die Soundbar das Feature unterstützen. Im Einzelnen sind dies die Klangriegel HW-Q60T, HW-Q70T, HW-Q800T, HW-Q900T und HW-Q950T sowie alle QLED TVs des Jahrgangs 2020 ab der Modellreihe Q80T.

Sind beide Kandidaten kompatibel, synchronisieren sich die Spielpartner und musizieren praktisch im Duo. Die Soundbar übernimmt dabei den Löwenanteil der Tonsignale und bedient die vorhandenen Kanäle; bei der HW-Q950T sind es bereits stolze 9.1.4. Im Fernseher kommen lediglich die Up-Firing Speaker zum Einsatz, die den Sound nach oben hin in den Hörraum abgeben. Ziel ist eine Steigerung des Raumgefühls sowie eine „Anhebung“ des Sound-Geschehens auf die Höhe des Bildschirms.

Für die Klang-Justage stehen Regler für Bass und Höhen bereit, allerdings kein Equalizer. Das Lip-Sync verzögert den Ton um bis zu 300 Milli­sekunden, eine Dynamik-Kompression fürs Leise­hören bei Nacht oder nervigen Nachbarn fehlt hingegen. Für alle Kanäle darf man die Pegel separat anpassen.

Ausstattung & Praxis
Alle Anschlüsse warten auf der Unterseite der Bar, Kabel werden durch Aussparungen geführt. Vorhanden sind zwei HDMI-Eingänge sowie ein HDMI-Ausgang inklusive eARC. Alle HDMI-Terminals arbeiten nach 2.1-Norm, schleifen 4K/60p-Signale durch und beherrschen HDR10 und HDR10+ für erhöhten Kontrast und erweiterte Farben von der UHD-Blu-ray. Dolby Vision wird wie bei den hauseigenen Fernsehern nicht unterstützt. Ton kann alter­nativ via Toslinkkabel zugespielt werden, analoge Schnittstellen sind nicht vorhanden.

Die aktiven Rear-Boxen (12 x 21 x 14,1 cm) kommunizieren per Funk mit der Soundbar. Die Front- und Up-Firing-Chassis sorgen für realistischen 3D-Sound.

Für das drahtlose Audio-Streaming ist Bluetooth an Bord. Mit Samsungs „Smart Things“-App lässt sich die Q950T für die Heim-Automatisierung programmieren oder in ein Multiroom-System inte­grieren. Die App ermöglicht bei kompatiblen Samsung-Smartphones die „Tap Sound“-Funktion, bei der das Handy nur auf die Bar gelegt wird, und schon kann losgestreamt werden. Die Sprachsteuerung funktioniert via Amazon Alexa.

Auch der aktive, 20,5 x 40,2 x 40,3 cm große Funk-Subwoofer mit 8-Zoll-Chassis gehört zum Liefer­umfang. Er wiegt knapp 10 Kilo und leistet 160 Watt. Auf der Rückseite befindet sich ein Bassreflex-Rohr.

Trotz neuester HDMI-Implementation fehlt ein Bildschirm-Menü. Rückmeldung gibt die Bar zwar über ein gut leserliches Display auf der Oberseite. Dumm nur, dass man dies vom Sitzplatz aus nicht sehen kann. Die grundlegende Bedienung (Quelle, Volume, Mikrofon An/Aus) kann über die Knöpfe an der Soundbar-Oberseite erfolgen, mehr Optio­nen ermöglicht die Fernbedienung.

Tonqualität
Für eine Soundbar spielte die Q950T angenehm ausgewogen. Leichte Verfärbungen sind zwar hörbar, stören aber nach kurzer Gewöhnungsphase nicht mehr, vor allem nicht bei Popmusik oder Filmton. Das „Surround“-Programm spielte mit 5.1-Ton für unsere Ohren allerdings etwas hohl, „Game Pro“ tönte am räumlichsten aber nicht so authen­tisch wie „Standard“ und „Adaptive Sound“. Dialoge waren bei mittiger Sitzposition sehr gut verständlich, aus stark seit­lichen Hörwinkeln klang es erwartungsgemäß dumpfer.
Ausgezeichnet verhielt es sich mit der Räumlichkeit bei 3D-Sound, Surround-Effekte schwirrten luftig im Hörraum und waren auch seitlich des Sitzplatzes hörbar, allerdings nicht allzu greifbar.

Dank der Rear-Boxen tönten Toninformationen im Rücken gut ortbar und überzeugend. Ausgeprägte Über-Kopf-Effekte sollte man mit Upfiring-Chassis zwar nicht erwarten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten schlägt sich Samsungs Q950T aber tapfer und dehnte ihr Klangfeld auch nach oben hin aus.

Bei „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) ließ es die Kombi zudem ordentlich krachen. Dynamik und Bass-Power donnerten beachtlich, den finalen Kampf mit dem Panzer konnte man auch spüren. Der Subwoofer spielte tief, bei normalen Pegeln sauber und verschmolz mit der Soundbar zu einer Einheit ohne Bassloch. Laut kann die Bar auch, und das sogar ohne zu verzerren.

Mit Stereo-Musik machte die Soundbar dank breiter und luftiger Wiedergabe eine ebenso gute Figur, was wichtig ist, da die Klangbalken im Wohnzimmer gerne als Ersatz für eine Stereo-Anlage herhalten. Für den 3D-Ton-Upmix empfiehlt sich das „Adaptive Sound“-Programm, das die richtige Mischung aus Räumlichkeit und Klangfarben findet, ohne dabei besonders künstlich zu klingen.

Der Testbericht Samsung HW-Q950T (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 sehr gut

Samsungs neues Soundbar-Spitzenmodell HW-Q950T ist auch bei Klang und Ausstattung spitze. Die 9.1.4-Verarbeitung sichert der 4er-Kombi mit Subwoofer und Surround-Boxen eine „Innovations“-Auszeichnung.

Andreas Oswald

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