Von 43 bis 98 Zoll: Samsungs brandneue QN90D-Serie ist die TV-Reihe für alle Fälle. Denn die Koreaner bieten den 4K-Fernseher in nicht weniger als sieben Größen an. Passend zu unserem Testfeld haben wir den Neo-QLED in 65 Zoll für 3.100 Euro getestet. Dank Mini-LEDs fällt der Bildschirm superschlank aus, gerade mal 13 Millimeter ist die Metallblende tief. Selbst mit Anschlüssen kommt der Flachmann nur auf 2,7 Zentimeter. Kaum Platz benötigt der zentrale sechsförmige Standfuß aus Metall. Natürlich lässt sich der Apparat dank VESA-Norm 400 x 300 Millimeter auch an die Wand hängen.
Zur Anzahl der Dimming-Zonen macht Samsung traditionell keine Angaben. Mit 720 sollen es jedoch so viele wie im Vorjahr sein, auf die sich die tausenden Mini-LEDs verteilen. Für den 43 Zoll großen Einstieg in die QN90D-Serie verlangen die Koreaner 1.700 Euro, für den 98-Zöller mit fast 2,50 Meter Diagonale werden 13.500 Euro fällig.
Ausstattung und Praxis
Der 65-Zöller arbeitet mit dem bereits aus dem Vorjahr bekannten Neural Quantum Processor 4K. Nichts verändert hat sich beim Thema HDR-Support: So unterstützt der Koreaner neben HLG und HDR10 auch HDR10+ und HDR10+ Adaptive, aber kein Dolby Vision.
Eine externe Anschlussbox liefert Samsung nur bei den noch höherwertigen (unter anderem mit 8K-Auflösung) Modellen mit aus, beim GQ65QN90D sind die Anschlüsse hinten am Gehäuse verbaut. Dazu gehören Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. Der 65-Zöller beherrscht neben TV-Aufnahmen auf USB-Speichermedien auch zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift). Alle vier HDMI-Ports liefern die 2.1-Spezifikationen mit Auto Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Spieler freuen sich über FreeSync Premium Pro, HGiG und die Gamebar. Mehr zum Thema „Spiele auf dem Samsung“ haben wir im Kasten auf der nächsten Doppelseite zusammengefasst.
Wer die Tizen-Oberfläche aus den Vorjahren bereits kennt, muss sich im neuen Modelljahr nicht groß umstellen. Die Koreaner haben das durchdachte Bedienkonzept beibehalten und nur ganz dezent modifiziert. Auf dem Startbildschirm findet man wie gehabt eine Auswahl wichtiger Apps und Streaming-Dienste, außerdem personalisierte Programmvorschläge aus Mediatheken und Streaming-Portalen. Individualisierbare Nutzerkonten, beispielsweise für unterschiedliche Familienmitglieder, lassen sich blitzschnell anlegen. Ausgeklügelt ist die Suchfunktion, um das Bewegtbildangebot zu durchforsten. Ein Klassiker ist der Ambient-Modus mit zahlreichen künstlerischen Werken sowie Fotos und Videos in Dauerschleife (Cinemagramme).
Die kleine Fernbedienung liegt super in der Hand und kommt dank Doppelbelegungen mit wenigen Tasten aus. Netflix, Samsung TV Plus, Prime Video und Disney+ kann man direkt starten. Um leere Batterien muss man sich nicht mehr sorgen. Der interne Akku lädt im Licht der Sonne, durch Kunstlicht oder mittels USB-Kabel.
Mit einem wachsenden Angebot von hunderten Premium-PC- und Konsolenspielen bietet der abonnementbasierte Blacknut-Cloud-Gaming-Dienst den größten unbegrenzten Zugang zu Spielinhalten für TV-Bildschirme. Blacknut ermöglicht es bis zu fünf Spielern, gleichzeitig auf kompatiblen Smartphones, PCs oder Smart-TVs zu spielen. Das Spieleangebot von Blacknut konzentriert sich auf Core- und Casual-Games und bietet eine Fülle von Titeln, die von klassischen AAASpielen über Indie-Favoriten bis hin zu story getriebenen Abenteuern und Strategiespielen reichen sowie die größte Sammlung von Renn- und Sportspielen. Blacknuts-Mitglieder haben Zugriff auf Klassiker wie Metro Exodus und Overcooked sowie ein umfangreiches Portfolio an Disney-Spielen. Mit Apps der Spiele-Streaming- Partner Xbox, NVIDIA GeForce NOW und Utomik stehen zusätzliche Plattformen bereit. Mit NVIDIA GeForce NOW wird 4K-Gaming mit bis zu 60 FPS unterstützt. Die einzelnen Spiele-Apps können im Samsung App Store über den Gaming Hub direkt auf den Fernseher heruntergeladen werden.
Geblieben ist die kleine Fernbedienung, die ohne Batterien auskommt. Stattdessen wird der interne Akku über Sonnen- bzw. Kunstlicht oder den USB-Port geladen. Wenige Tasten machen die Oberfläche sehr übersichtlich. Dafür ist das Bedienkonzept nicht ganz so intuitiv, da die Tasten mehrfach belegt sind.
Selbsterklärend sind hingegen die Menüs für Bild- und Toneinstellungen. Hier findet man sich auf Anhieb zurecht. Praktisch ist das horizontale Menü für Schnelleinstellungen. So kann man direkt wichtige Parameter wie Helligkeit, Kontrast, Modus für Bild, Ton und Spiel oder den Farbraum anpassen. Alternativ hört der Flachmann über die Fernbedienung oder das Gerät selbst auf die Stimme seines Besitzers, Amazon Alexa und Bixby stehen zur Verfügung, vom Google Assistant hat sich der Hersteller hingegen verabschiedet.
Fast die volle Punktzahl erhält der Samsung für sein App-Angebot. Spiele, Musik und News sind in Hülle und Fülle vorhanden, und wer gerne streamt, freut sich unter anderem über Disney+, Amazon Prime Video, Apple TV+, WOW, Magenta TV, HD+, Rakuten TV, Paramount+, Netflix und RTL+. Hinter Samsung TV Plus verbirgt sich ein werbefinanziertes Gratis-Streamingangebot der Koreaner. Eine Registrierung ist nicht erforderlich, jeder Zuschauer hat sofort Zugang zu Unterhaltung, Sport, Musik, Serien, Filmen, Dokus und kindgerechten Inhalten.
In 360-Grad-Ansicht stellt der QN90D jedes Foto und Video dar. Zum Streamen eignet sich AirPlay 2 neben Miracast und Bluetooth. Ansonsten genügt es, ein NFC-fähiges (Near Field Communication) Smartphone an den Rahmen des 65-Zöllers zu halten. Schon koppeln sich Fernseher und Telefon, Smartphone-Inhalte lassen sich so entspannt spiegeln. Die für Android und iOS kostenlos erhältliche „SmartThings“-App eignet sich nicht nur zur schnellen Einrichtung des Mini-LEDlers. Über diese kann man den TV unter anderem steuern, Mediatheken aufrufen, Apps starten und den Elektronischen Programmführer (EPG) öffnen. Zudem hat die App eine Kalibrierfunktion integriert. Über die „Kamerafreigabe“ nutzt man die Smartphone-Kamera auf dem TV-Display und kann sich den Anschluss einer USB-Kamera sparen. Das ist beispielsweise für Fitnessübungen und die Kontrolle der korrekten Ausübung wichtig.
Der „Multi View“-Modus erlaubt das parallele Darstellen von zwei Fenstern mit unterschiedlichen Inhalten. Hierzu gehören unter anderem Live-Fernsehen, Content aus dem Internet, Smartphone, PC, Mac und USB- sowie Mobilkamera. Hilfreich für fleißige Hände ist der Menüeintrag „Workspace“. Dieser erlaubt den Zugriff auf den heimischen Windows- oder Mac-Rechner aus der Ferne. Nützlich im Smart Home ist die Option, Lampen von Philips Hue synchron zum Bildschirminhalt leuchten zu lassen.
Bildqualität
Bei der Panel-Helligkeit stößt der GQ65QN90D in rekordverdächtige Sphären vor. Im farblich besten „Filmmaker“-Modus schafft der Apparat in Spitzlichtern sagenhafte 1.947 Candela. Satte 1.026 sind es noch bei einem Weißanteil von 50 Prozent, wird das gesamte Display in Weiß getaucht, liefert der Samsung immer noch überragende 664 Candela – so viel Power haben viele Mittelklasse-OLEDs gerade mal in der Spitze. Interessant ist natürlich der Blick zum Vorjahresmodell. Der GQ65QN90C (Test in 7-2023) war nicht unwesentlich dunkler, im „Filmmaker“-Setting hatten wir 1.900, 765 und 600 Candela ermittelt. Für Besitzer des 2023er-Modells gibt es folglich keinen Grund, zum aktuellen 65-Zöller zu wechseln – zumindest nicht, wenn die Helligkeit das ausschlagende Kaufkriterium ist.
Der ANSI-Kontrast fällt mit 3.850:1 sehr ordentlich aus, viele OLEDs liefern hier aber einen höheren Wert. Die Schwarzperformance des QN90D ist bei frontaler Betrachtung exzellent und liegt fast auf OLED-Niveau, so sind Filmbalken brutal dunkel und nicht aufgehellt. Bei seitlichem Sitzwinkel haben Flachmänner mit selbstleuchtenden Pixeln allerdings die Nase vorne. Denn jetzt ist das gefürchtete Blooming um helle Objekte deutlich zu erkennen, um weiße Schriften bildet sich ein nicht zu übersehender gräulich-blauer Kreis, der bei OLEDs signifikant geringer ausfällt.
Bei der Präzision der Farbwiedergabe schneidet der Koreaner sowohl im SDR- als auch im HDR-Bereich hervorragend ab. Wählt man den „Filmmaker“-Modus, kann man auf manuelle Justagen getrost verzichten, hier passt alles ab Werk. Wenig überraschend wirken die Bilder des QN90D farblich sehr druckvoll und dynamisch. Der „Filmmaker“-Modus eignet sich auch optimal für helle und sonnendurchflutete Räume. Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos oder ein Sonnenaufgang scheinen sich förmlich in das Display einzubrennen. HDR-Streifen strotzen nur so vor Farbkraft und Brillanz, die Schärfe ist grandios und die Bildtiefe phänomenal. Der Samsung zeichnet ungemein saubere Kanten und ist dank 100-Hertz-Technik auch ein echter Bewegungskünstler. Abgesehen vom minimalen Blooming-Effekt bei schwarzem Hintergrund ist die Blickwinkelstabilität des 65-Zöllers top. Farben behalten sehr lange ihre enorme Präsenz bei. Ebenfalls ist der Bildschirm überdurchschnittlich gut entspiegelt. So ist er ein perfekter Fernseher für Familien mit breitem Anwendungsspektrum – ob Spielfilm, Serie, Sportübertragung oder Spiel, der GQ65QN90D schlägt sich in jeder Disziplin hervorragend.
Tonqualität
Beim Ton setzen die Koreaner wie gehabt auf ein 60 Watt starkes 4.2.2-System. Auch wenn sich Samsung der Unterstützung von Dolby Vision weiterhin verweigert, so ist Dolby Atmos an Bord. Für sein schmales Gehäuse serviert der 65-Zöller einen kraftvollen Ton mit schöner Raumfülle. Die Sprachverständlichkeit ist exzellent, im Setting „Verstärken“ verleiht der Samsung seiner Akustik ein wenig mehr Druck. Ein effektives Instrument gegen Umgebungslärm ist der „Aktive Sprachverstärker Pro“. Dieser nimmt beispielsweise den Lärm eines Staubsaugers aus dem Nebenzimmer wahr und passt darauf hin die Lautstärke in Echtzeit an. Die Künstliche Intelligenz erhöht die Lautstärke des Sprachsignals. Um Lautstärkeunterschiede zwischen verschiedenen Programmen und Quellen auszugleichen, steht „Adaptive Lautstärke“ zur Verfügung. Wer mehr Surround möchte, sollte eine kompatible „Q-Symphony“-Soundbar kaufen. Diese gestattet es nämlich, dass der GQ65QN90D und der Klangriegel den Ton von Filmen, Sportübertragungen, Spielshows oder Nachrichten gleichzeitig wiedergeben. Dies wirkt sich auf die gesamte TV-Akustik äußerst positiv aus, der Schalldruck steigt spürbar.
Der Testbericht Samsung GQ65QN90D (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 3.100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der GQ65QN90D ist bei der Panel-Helligkeit nicht zu schlagen. Zudem überzeugt er durch leuchtende Farben und eine umfangreiche Ausstattung. Unterm Strich sammelt der Samsung so viele Punkte wie die OLEDs, kostet allerdings auch genauso viel.
Jochen Wieloch