Samsung GQ65QN90A (Test)

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Der 2.800 Euro teure GQ65QN90A gehört zu Samsungs zweitbester 4K-Serie hinter dem Spitzenmodell QN95A und ist zudem in 50, 55, 75 und 85 Zoll zu Preisen zwischen 1.800 und 5.500 Euro zu haben. Der 65-Zöller werkelt mit Mini-LEDs, die auf 792 Zonen aufgeteilt sind. Den gerade mal 1,2 Zentimeter schlanken Rahmen ziert eine hochwertige titanfarbene Metallblende. Selbst mit Anschlüssen ist das Panel nur 2,7 Zentimeter tief. Der massive Fuß bringt satte 7 Kilogramm auf die Waage. Den benötigt man aber nicht unbedingt: Denn Samsung liefert den GQ65QN90A mit der so genannten No Gap Wall-mount aus, die eine fast bündige Montage des Flachmanns an der Wand erlaubt. Dank VESA-Norm 400 x 300 Millimeter werden aber auch Halterungen anderer Hersteller unterstützt.

Ausstattung und Praxis
Wir hätten eigentlich erwartet, dass der Koreaner mit der externen One-Connect-Anschlussbox in den Handel kommt. Diese ist jedoch neben den beiden 8K-Boliden einzig der QN95A-Serie vorbehalten. So sind im Geräterücken Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 eingelassen, über die man auch zwei Sendungen gleichzeitig auf USB-Festplatte aufzeichnen kann. Die vier HDMI-Anschlüsse unterstützen den Standard 2.1 für Gamer mit dem Auto Game Mode (ALLM), dazu VRR, 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz sowie FreeSync Premium Pro, HGiG, G-Sync und Game Motion Plus für eine flüssige Darstellung. Die Game Bar ermöglicht umfangreiche Einstellungen und zeigt das Input Lag an.

Up to date: Die vier HDMI-Buchsen unterstützen alle Features, die Gamern einen flüssigen Spielspaß auch mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz erlauben.

Bunte Vielfalt: Das Betriebssystem Tizen OS zeigt alles, was wichtig ist – Apps, TV-Eingänge, Senderliste, Elektronischen Programmführer und Einstellungen.

Fenster in eine virtuelle Welt: Auf dem 65-Zöller lassen sich zwei Quellen gleichzeitig nebeneinander darstellen, etwa Live-Fernsehen und YouTube.

Gemischte Übersicht: In der Senderliste des Samsung findet man sowohl die linearen TV-Sender als auch kostenlose Programme aus dem Internet.

Ansonsten gibt es fast nichts, was der Samsung nicht an Bord hat. Bei der Sprachsteuerung kann man zwischen Amazon Alexa, Bixby und Google Assistant auswählen. TV Plus liefert kostenfrei und ohne Registrierung zusätzliche TV-Sender aus dem Internet. Der Universal Guide schlägt aus unterschiedlichen Quellen Inhalte vor, die sich am persönlichen Film- und Seriengeschmack orientieren, und der Ambient-Modus verwandelt das Display wahlweise in ein Kunstwerk oder in eine Nachrichtenzentrale bzw. überdimensionale Wetterstation. Wer sein Smartphone liebt, kann dieses ganz bequem auf den 65-Zöller projizieren (Multi View), während daneben das TV-Programm, ein Internet-Clip oder man selbst per Webcam beim Workout zu sehen ist. Zum Spiegeln genügt es, das Mobil­telefon kurz an den Flachmann zu halten (Tap View). Für hohen Bedienkomfort und kurze Reaktionszeiten sorgt das ausgereifte Betriebssystem Tizen OS mit dem leistungsstarken Neo Quantum Processor 4K mit Künstlicher Intelligenz, der auf Wunsch sowohl das Bild als auch den Ton (Kasten oben) modifiziert. Das Streaming-Angebot fällt mit Apps wie Netflix, Disney+, HD+, Apple TV, DAZN und Sky Ticket riesig aus.

Mustergültig: Minimale Anpassungen genügen, damit der QLED im SDR-Bereich alle Farben nahezu perfekt darstellt, wie unsere Messung belegt.

Kritik auf höchstem Niveau: Bei Rot und Grün stellen wir im DCI-P3-Spektrum minimale Abweichungen fest, die in der Praxis allerdings zu vernachlässigen sind.

Bild- und Tonqualität
Schon nach den ersten Messungen wird deutlich: Bei der Bildhelligkeit ist der QLED der OLED-Konkurrenz um einiges voraus. So strahlt er im „Film“-Modus, der farblich die realistischsten Ergebnisse liefert, in Spitzlichtern mit satten 1.785 Candela. Starke 1.213 bzw. 780 Candela sind es bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil, und das „Dynamisch“-Setting packt sogar noch ein paar Candela oben drauf. Eine weitere Bestmarke liefert der 65-Zöller bei der Farbtemperatur: Das Gerät aus dem Karton holen, einschalten, Farbtemperatur „Warm2“ auswählen, falls nicht schon geschehen, und entspannt zurücklehnen – unser Testgerät ist mit hervorragenden 6.502 Kelvin voreingestellt, besser geht es nicht. Auch beim ANSI-Kontrast mit 3.400:1 gibt sich der Flachmann nicht mit Durchschnitt zufrieden.

Das gilt ebenfalls für die Schwarzdarstellung. Zumindest bei frontaler Draufsicht zeigt der
QN90A fast der gesamten LCD-Konkurrenz, wie man es richtig macht. Schwarz ist tief satt wie bei einem OLED, die Homogenität der Ausleuchtung ist perfekt, und die Lichthöfe um helle Objekte fallen nur minimal wie bei der Konkurrenz mit selbstleuchtenden Pixeln auf. Das lokale Dimming kann man getrost auf „Hoch“ stellen. Tauscht man seine zentrale Sitzposition jedoch gegen eine seitliche ein, so bildet sich um die weiße Kapiteleinblendung „April“ der Blu-ray „Deutschland von oben“ plötzlich ein hellgrauer Schneeball, den man von OLEDs her nicht kennt. Das Problem bleibt auch bestehen, wenn man die Dimmung auf „Standard“ reduziert. Wählt man „Gering“, wird aus dem schwarzen Hintergrund eine kollektiv graue Fläche.

Für eine bessere Akustik hat der GQ65QN90A einige interessante Features an Bord. So findet man bei den Einstellungen des intelligenten Modus die Option „Aktiver Sprachverstärker“ – dieser erkennt beispielsweise den eingeschalteten Mixer in der Küche und hebt die Stimmsignale automatisch an, damit die Dialoge klarer hervorgehoben werden. „Adaptiver Ton+“ analysiert den Audioinhalt und die räumlichen Gegebenheiten in Echtzeit und optimiert daraufhin die Soundakustik durch eine selbstständige Ton-Kalibrierung. Viele glatte und harte Flächen wie ein Marmorboden reflektieren den Schall anders als ein weicher, hochfloriger Teppich, der den Schall schluckt. Die „Adaptive Lautstärke“ wiederum passt den Pegel basierend auf dem eigenen Nutzungsmuster und der Audioeingabe automatisch an.
Wechselt man ins Menü „Tonausgabe“, so kann man hier zusätzlich zu „TV-Lautsprecher“ als alternative Quelle „Optisch“ und „Bluetooth-Lautsprecherliste“ auswählen. Mit „Q-Symphony“ hat man die Möglichkeit, durch den Einsatz einer kompatiblen Samsung-Soundbar den TV-Ton parallel über die Lautsprecher des Fernsehers und des separaten Klangriegels abzuspielen. Dadurch wird das Klangbild deutlich fülliger, die Räumlichkeit nimmt spürbar zu.

Sound-Ausgabe: Beim QN90A kann man den Ton nicht nur über den Fernseher selbst, sondern auch über Bluetooth-Lautsprecher und eine Soundbar ausgeben.

Auch eine Tuning-Option: Über einen Equalizer kann man die Tiefen und Höhen zwischen 100 Hertz und 10 Kilohertz individuell anpassen.

Abgesehen von Dolby Vision unterstützt der 65-Zöller neben HLG und HDR10 auch HDR10+. HDR-Inhalte sind ob der enorm hohen Leuchtkraft ein absoluter Genuss. Unser Tipp: Schauen Sie sich auf Netflix unbedingt mal die neue Doku „Das Leben in Farbe“ an. Wow, hier läuft der Samsung zur absoluten Höchstform auf und zeigt unter anderem Papageien, Pfauen, Schmetterlinge und Flamingos in atemberaubenden Farben mit brutaler Schärfe und einer faszinierenden Detailtreue in Gefieder und Fell. In der felsigen Hochebene in Südindien erkennt man jede noch so feine Maserung im Gestein, jedes Blatt und jeden Strauch. Die hier lebenden Blauen Pfauen mit grün schimmernden Federn in unterschiedlichsten Farbtönen bringen das QLED-Dislay beinahe zum Explodieren. Auch bei sehr seitlicher Draufsicht ballert die Farbenpracht weiter fröhlich vor sich hin. Hinzu kommt, dass der Bildschirm sehr gut entspiegelt ist.

Wechseln Sie ruhig mal zwischen dem „Film“-Modus und dem Setting „Adaptives Bild“ hin und her. Die optischen Unterschiede sind gravierend. „Film“ liefert zwar die deutlich natürlicheren Resultate. Trotzdem zieht uns die Einstellung mit Künstlicher Intelligenz in ihren Bann, weil die Plastizität zunimmt und Details noch besser herausgearbeitet werden. Bewegungen gelingen dem Apparat mit enormer Ruhe und Gelassenheit, hier ruckelt das Bild weder bei langsamen noch bei rasanten Kamerafahrten.

Zum grandiosen Filmerlebnis gesellt sich ein stattlicher Ton. Das 4.2.2-System mit 60 Watt verzichtet auf die Unterstützung von Dolby Atmos, schlägt sich ansonsten aber sehr wacker. Stimmen kann man völlig unangestrengt lauschen. Der Mini-LED-TV stellt sie sehr klar und sauber akzentuiert dar. Selbst in einer simplen Dokumentation spürt man die schöne Raumfülle, die über die Seiten des Flachmanns hinausgeht. Stimmen, Musik und Effekte trennt der Samsung präzise. Auch bei Konzerten spielt der 65-Zöller angenehm druckvoll auf. Man kann den Pegel problemlos mal spürbar über die Zimmerlautstärke anheben, ohne gleich mit Verzerrungen leben zu müssen. Das Bassfundament ist für einen Flat-TV in Ordnung – wer es hier richtig krachen lassen will, sollte eine externe Soundbar anschließen.

Der Testbericht Samsung GQ65QN90A (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 2800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 Sehr gut

So sieht der nahezu perfekte 4K-Flat-TV aus: Der GQ65QN90A mit Mini-LED-Technik ist extrem hell, farbenfroh, liefert ein sattes Schwarz, einen hohen Bedienkomfort und eine tolle Ausstattung. Auch akustisch kann er mithalten. Beim Thema Smartphone-Konvergenz hat der Samsung ebenfalls einiges zu bieten. Nur Dolby Vision fehlt.

Jochen Wieloch

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