Pioneer VSA-LX805 (Test)

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Nach vierjähriger Pause bringt Pioneer mit dem VSA-LX805 ein neues Verstärker-Flaggschiff auf den deutschen Markt. Was das neue Topmodell neben 11 kraftvollen Endstufen noch zu bieten hat, klärt unser Test des Monats.

2019 hatten wir das letzte Verstärker-Flaggschiff von Pioneer in unserem Labor. Eine lange Zeit, zumal bis vor Kurzem die Geräte-Generationen fast im Jahreszyklus wechselten. Finanzielle und rechtliche Schwierigkeiten, vor allem auf dem europäischen Markt, scheinen Pioneer und die Schwestermarke Onkyo inzwischen überwunden zu haben. Auf jeden Fall brachten beide Marken in den vergangenen Monaten Geräte in unterschiedlichen Preisklassen auf den deutschen Markt. Onkyos Spitzenmodell TX-RZ70 hatten wir in der letzten Ausgabe bereits ausführlich ins Visier genommen, diesmal ist das Flaggschiff von Pioneer an der Reihe. Zwar ist der VSA-LX805 etwas teurer als der Onkyo, stellt mit 3.500 Euro aber natürlich nicht die Speerspitze am AV-Verstärker-Markt dar. In Sachen Ausstattung spielt das Schwergewicht (bringt über 21 Kilo auf die Waage) trotzdem ganz vorne mit: HDMI 2.1, mehrere Einmess-Systeme inklusive Dirac, 11 Endstufen und das volle Streaming-Programm gehören zu den Highlights.

Bekanntes Äußeres
Blickt man nach dem Auspacken auf das Gerät, könnte man fast meinen, die Zeit wäre stehengeblieben, denn das Design hat sich im Vergleich zum SC-LX904 praktisch nicht verändert. In Anbetracht des Preises hätten wir uns die Materialanmutung wertiger gewünscht. So fühlen sich die beiden großen Drehräder etwas billig an (schleifen aber nicht); der dünne Deckel biegt sich nur dank einer mittigen Verstrebung kaum durch. Beim Aluminium der Frontklappe scheint Pioneer ebenfalls gespart zu haben.

Dafür ist das große Punktmatrix-Display gut lesbar, andere Hersteller setzen hier aber bereits auf OLED-Screens. Die Boxenklemmen auf der Rückseite findet man so auch an Receivern der Einsteigerklasse, zudem sind die Eingangsbuchsen nicht vergoldet. Auf die inneren Werte kommt es an, mag manch einer jetzt denken, der Spartrend auch in der Oberklasse ist aber nicht zu übersehen.

Die Fernbedienung wirkt höherwertiger als beim kleinen VSX-LX305. Große und zudem beleuchtete Tasten sowie eine klare Strukturierung erleichtern die Nutzung im Alltag. Der Geber besteht aus Plastik, die Gummitasten vermitteln ein samtiges, aber griffiges Anfassgefühl.

Im Grundmenü sind das MCACC-System und die Netzwerkfunktionen in eigene Blöcke unterteilt. Boxen- und HDMI-Setups findet man unter „Grundeinstellungen“.

EQ für Stehwellen: Der sinnvolle Equalizer mit 3 Filterbändern senkt Bässe zwischen 63 und 250 Hertz um bis zu 12 dB ab, um Dröhnen zu minimieren.

Schnellwahl: Die „Quick Menu“-Taste offeriert viele Funktionen für Bild und Ton, hier das Raum-EQ-Menü mit der Auswahl etwa für Dirac, MCACC und Phase Control.

Nicht nur das Innenleben (linke Seite) des Pioneer VSA-LX805 ähnelt dem des Onkyo TX-RZ70, auch die Rückseite weist viele Übereinstimmungen auf. Der Pioneer VSA-LX805 besitzt 7 HDMI-Eingänge (einer vorn) und 3 HDMI-Ausgänge. Pre-outs sind für 7.4.4-Kanäle vorhanden. Einen Zusatz gegenüber dem Onkyo ist das Pärchen XLR-Eingänge und die XLR-Ausgänge. Besitzer alter Analoggeräte wie Videorecorder werden sich über 2 FBAS-Eingänge und den YUV-Eingang freuen.

Erstmals bietet Pioneer eine Option zur Nutzung des Einmess-Systems von Dirac. Im Falle des VSALX805 ist die Lizenz im Gerät bereits integriert. Zur Nutzung der Messfunktion kann man zu Pioneers „Remote App“ greifen – oder zur „Dirac Live-App“ bzw. Dirac-Live-Software für PC und Mac. Für die Einmessung wird ein Mikrofon benötigt, das dem LX805 beiliegt und an den Receiver angeschlossen wird. Alternativ können andere Mikrofone genutzt werden.

Vor Beginn der Einmessung muss man das gewünschte Lautsprecher-Setup im Menü des AV-Verstärkers einstellen. Im Test nutzten wir die Pioneer-App, für die Kommunikation müssen sich Tablet und AV-Receiver im gleichen Netzwerk befinden. Nach dem Anschluss des Mikros erfolgt die Aufforderung am TV-Bildschirm, die App zu nutzen. Im nächsten Schritt kann man zwischen einer 3-Punkte-Messung („Schnell“) und einer 9-Punkte-Messung („Vollständig“) wählen, bevor es zur Pegelkalibrierung geht. Über automatische Testtöne wurden im Test die Pegel aller Kanäle sehr gut aufeinander abgestimmt. Sollte dies einmal weniger reibungslos klappen, lässt sich die Lautstärke jedes Kanals manuell nachjustieren – bis diese im vorgegebenen grünen Bereich der Pegel anzeige landet. Danach beginnt die Messung in 3 oder 9 Durchgängen. In der Folge muss die ermittelte Frequenzkurve an den AV-Verstärker übermittelt werden, der damit alle drei Speicherbänke füllt. Erst dann werden individuelle Änderungen an den Kurven möglich.

Das Modellieren einer eigenen Zielkurve zur Frequenzgang-Korrektur gestaltet sich technisch einfach und ist für jeden Kanal separat durchführbar. Fronts, Surrounds oder Tops lassen sich auch als Paar bearbeiten. Paare können jedoch nicht kombiniert werden, um sich Arbeitsschritte zu sparen, falls man für alle Kanäle die gleichen Korrekturfilter anwenden möchte. Über frei setzbare (und löschbare) Ankerpunkte lassen sich Frequenzbereiche eines Kanals (oder Paars) im Pegel an- bzw. abheben. Der berücksichtigte Frequenzbereich ist standardmäßig von 24 Hz bis knapp 20 kHz gesetzt, lässt sich durch das Verschieben der seitlichen Begrenzungslinien aber frei definieren – kleiner oder zu unserer Überraschung sogar größer von 10 Hz bis 24 kHz.

Weniger gelungen, aber kein Fehler, da in der Bedienungsanleitung vermerkt: Sobald man im Lautsprecher-Menü das Boxen-Layout ändert, werden die Werte der Dirac-Einmessung automatisch gelöscht und man muss die Einmessung erneut durchführen – selbst wenn man die gleiche Boxenkonfiguration auswählt, mit der die erste Einmessung stattgefunden hat. Einen Speicher für die Dirac-Werte bieten weder der Verstärker noch die App – dieses Defizit sollte man beheben.

Messergebnis (Bild) und korrigierten Frequenzgang kann man sich als Graph in der Pioneer-App anzeigen lassen.

Das Modellieren einer eigenen Zielkurve gestaltet sich in der Pioneer-App technisch einfach über frei definierbare Ankerpunkte.

Neueste Technik
Die inneren Werte also: Pflicht für einen neuen AV-Verstärker ist ein Video board nach dem aktuellen HDMI-2.1-Standard für die Verarbeitung von Auflösungen bis zu 8K/60p- bzw. 4K/120p-Signalen inklusive dem Kopierschutz HDCP 2.3 sowie allen gängigen HDR-Formaten (HDR, HDR10+, Dolby Vision und HLG). Beim LX805 ist dies bei 6 seiner 7 HDMI-Eingänge sowie an 2 der 3 HDMI-Ausgänge der Fall. Diese unterstützen auch ALLM (Auto Low Latency Mode), VRR (Variable Refresh Rate) und QFT (Quick Frame Transport) für flüssiges Gaming etwa von modernen Konsolen wie der Xbox Series X oder der PlayStation 5.

Dirac, MCACC und Decoder
Bereits ab Werk gibt es das Einmess-System von Dirac, das Pioneer erstmals in der neuen Gerätegeneration nutzt. Eine Lizenz ist als Vollversion (komplette Frequenzgang-Korrektur) im Verstärker integriert. Ein kompatibles Messmikrofon liegt ebenfalls bei, so dass man für die Optimierung nur ein Tablet oder Handy sowie die Pioneer-Controller-App für Android und iOS benötigt. Alles Weitere zu Dirac finden Sie im Kasten auf der rechten Seite.

Ähnlich wie bei Onkyo bringt der VSA-LX805 ein eigenes Einmess-System mit, bei Pioneer das MCACC Pro, das der Konzern in der Vergangenheit regelmäßig pflegte. Das Messmikrofon kann man auch hierfür nutzen. Ein Parallelbetrieb beider Messsysteme ist aber nicht möglich. Ebenfalls an Bord ist Pioneers bekannte „Phase Control“-Schaltung, welche Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen allen Lautsprechern kompensieren soll. Mit einer THX-Zertifizierung wie das Onkyo-Schwestermodell kann der Pioneer hingegen nicht dienen. An Decodern ist alles dabei, was man braucht: Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D sowie deren Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und die Auro-Matic. Das Cross-Format-Upmixing klappte im Test problemlos und auch IMAX-Enhanced-Inhalte gibt der Amp wieder. Darüber hinaus findet man 10 Klangprogramme.

Wer Sound-Tuning unabhängig von den Einmess-Systemen betreiben möchte, hat dazu mit zwei Equalizern die Möglichkeit. Nummer 1 ist ein Standard-Grafik-EQ mit 9 Bändern für Frequenzen zwischen 63 Hz und 16 kHz, beim Subwoofer nur 4 Bänder zwischen 31 und 250 Hz. Der EQ greift für jeden Lautsprecher einzeln (auch Subwoofer). Einstellungen lassen sich in drei Speichern ablegen. Equalizer Nummer 2 nennt sich „EQ für Stehwellen“ und dient zur Minderung dröhnender bzw. stillstehender Basswellen im Hörraum, die durch Wechselwirkung von Ursprungswellen und von Wänden reflektierenden Wellen entstehen. Hierfür gibt es 3 Filter, jedes ist zwischen 63 und 250 Hz in 33 Schritten justierbar bei einer Absenkung von bis zu 12 dB. Die Güte (Q), also die Filterbreite bzw. der Frequenzbereich der Absenkung lässt sich allerdings nicht frei definieren. Anwenden lässt sich der EQ auf die Main-Boxen, Center und den Subwoofer.

Mit 11 Endstufen bietet der Pioneer VSA-LX805 eine Vielzahl von Boxen-Kombinationen für Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D. Die interne Signalverarbeitung des AV-Verstärkers unterstützt allerdings nur ein 11.2-Processing mit maximal 6 Höhenboxen.

4 Höhenboxen sind das höchste der Gefühle; Voice of God oder Height Center gehen nicht.

Top Middle: Nativer Auro 3D klappt nicht, sobald Top Middle-Boxen ausgewählt werden.

Dolby-Speaker: Aufsatz-Boxen kann man vorne und auch auf den Rears bzw. Back-Rears platzieren.

Die klassische Auro-Anordnung mit 4 Height-Boxen funktioniert auch mit Dolby Atmos und DTS:X.

MCACC Pro: Neben der vollautomatischen Einmessung kann man auch manuell Hand anlegen, etwa bei den Lautsprecher-Distanzen oder beim Equalizer.

Aufgedeckt: Unter der großen Frontklappe verbergen sich Bedientasten, mit denen sich das Gerät beinahe komplett bedienen lässt. Hinzu gesellt sich ein HDMI-Eingang (nicht 8K-fähig), USB, Kopfhörer- und Mikrofonbuchse.

Endstufen und Boxensetup
Der LX805 besitzt 11 Endstufen und gehört damit der Oberklasse an, auch wenn die Konkurrenz hier bis zu 15 Leistungsverstärker aufbietet. Auch bei den Pre-outs hat Pioneer nicht die Pole Position, 11.4-Vorverstärkerausgänge reichen für 7.4.4-Setups mit maximal 4 Höhenboxen. Die 4 Subwoofer-Ausgänge trügen etwas, denn nur zwei Subwoofer lassen sich getrennt in den Menüs einstellen und regeln – es sind also je 2 Subs, die sich je einen Basskanal teilen. Mehr Kanäle kann der VSX-LA805 nicht ausgeben, was den Verzicht auf den „Center Height“- sowie „Voice of God“-Kanal bei Auro-Ton bedeutet; auch lassen sich keine Front-Wide-Kanäle einrichten. Höhen boxen kann man dafür an praktisch allen Positionen betreiben und beliebig miteinander kombinieren. Die Endstufen können auch für das Bi-Amping oder die aktive Beschallung von einer oder zwei zusätzlichen Hörzonen genutzt werden.

Streaming und Bedienung
Groß ist Pioneer im Jahr 2023 beim Streaming, so haben die AV-Verstärker fast alles an Bord, was geht: Bluetooth (Sender und Empfänger), AirPlay 2, Chromecast und DTS Play-Fi. Dazu gesellt sich Netzwerkstreaming von Servern und USB-Sticks mit der Wiedergabe von Hi-Res-Audiodateien
(ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD). Der Receiver lässt sich zudem mit Sonos Connect oder Port in ein Sonos-Ökosystem einbinden und ist kompatibel mit dem Streaming-System von Roon („Roon ready“). Direkt im LX805 integriert sind die Dienste Amazon Music HD, Spotify, TIDAL, Deezer und das Webradio tuneIn. Die Sprachsteuerung funktioniert mit Amazon und Google. Klassisches Antennen-Radio (analog oder DAB+) ist hingegen nicht an Bord.

Die Menüführung kennen wir von älteren Pioneer- Geräten. Diese ist übersichtlich, logisch und intuitiv samt anschaulichen Grafiken und Erklärungen zu den jeweiligen Ausstattungspunkten. Beim Design gibt es mittlerweile aber elegantere Benutzeroberflächen.

Die Fernbedienung wirkt durchdacht und bietet große sowie beleuchtete Tasten. Für die komfortable Nutzung der Streaming- und Multiroom-Funktionen empfiehlt sich die „Pioneer Remote App“ bzw. die „Pioneer Music Control App“.

Wie beim Schwestermodell Onkyo TX-RZ70 wurde auch beim Pionneer VSA-LX805 Auro 3D via Firmware-Update nachgeliefert. Nach besagtem Update lässt sich der Auro-Decoder in einem eigenen Menü feintunen: Der Reiter „AURO-3D-Wiedergabemodus“ erlaubt, ein Auro-Signal entweder nativ („NATIV“) oder alternativ als Upmix („AURO-3D“) auf der eingestellten Boxen-Konfiguration wiederzugeben. Aus dem dazugehörigen Erklärungstext wird man – auch aufgrund unzähliger Abkürzungen – allerdings nicht wirklich schlau (siehe Bild). Mit „Auro-Matic Voreinstellung“ kann man die Größe des Schallfeldes einstellen, wählbar sind „Klein“, „Mittel“, „Groß“, „Sprache“ und „Film“.„Auro-Matic Stärke“ (von 0 bis 15) passt die Pegel der Höhenboxen in Relation zur ursprünglichen Abmischung an.

Neben dem nativen Auro-Decoder ist auch der 3D-Upmixer „Auro-Matic“ an Bord, im Test klappte das Cross-Format-Upmixing mit 2D-Ton von Dolby und DTS ohne Probleme. Bei Atmos- und DTS:X-Signalen kann man hingegen keine Auro-Decoder/-Mischer aktiveren, auch die Mischer DTS Neural:X sowie Dolby Surround sind dann nicht verfügbar. Sie lassen sich aber bei Auro-Ton zuschalten, dann wird der DTS-HD-Kern als Basis für den Upmix herangezogen. Mit „Auro Surround“ ist zusätzlich ein 2D-Mischer dabei, was praktisch ist, wenn man zum Beispiel Stereo-Musik auf Surround-Sound ohne Höhenboxen ausweiten möchte. Zudem ist die Nutzung des Auro-3D-Decoders abhängig von den Einstellungen im Boxen-Setup: Sind nur 2 Höhenboxen am Start, sollten diese an den Positionen „Front High“ oder „Top Front“ platziert sein. Nicht aktivieren lässt sich Auro 3D an den Lautsprecher-Positionen „Dolby Speaker Front“, „Top Middle“, „Top Rear“, „Rear High“ und „Dolby Speaker Surround bzw. Back“. Bei Einsatz von 4 Höhenboxen können außer „Top Middle“ alle Positionen für Auro-Ton gewählt werden. Bei Wahl von „Top Middle“ werden zudem die hinteren Höhenboxen automatisch als „Rear High“ definiert; ändern kann man das nicht. Der 2D-Mixer „Auro Surround“ spielt mit allen Boxenkonfigurationen.

Nach dem Firmware-Update findet man einen neuen Reiter im Grundmenü. Zum einen kann man hier die Raumgröße des Auro-Sounds sowie den Pegel der Höhenboxen manuell noch feinjustieren. Unter „AURO-3D-Wiedergabe“ darf man zwischen einer nativen Wiedergabe (z.B. 9.1) des originalen Auro-Streams und einer hochgemischten Wiedergabe auf dem eingestellten Lautsprecher-Setup (z.B. 7.1.4) wählen. Der mit etlichen Abkürzungen versehene Erklärungstext ist hier leider keine große Hilfe.

IMAX-Menü: Hier kann man den Modus für IMAX-Enhanced-Inhalte an- oder abschalten sowie manuelle Einstellungen vornehmen, etwa den IMAX-LFE-Pegel.

Die Pioneer Remote App ist eine übersichtliche Alternative zur Fernbedienung. Die Dirac-Einmessung klappte mit der App ohne Probleme und intuitiv.

Tonqualität
Im Messlabor bot unser Testmuster des VSX-LX805 in manchen Konfigurationen fast die gleiche Leistung, dann wieder deutlich mehr Watt als der Onkyo TX-RZ70: Im Stereo-Modus an 4-Ohm-Last waren es mit 267 Watt pro Kanal 3 Watt mehr, an 6-Ohm-Widerständen mit 193 Watt hingegen 8 Watt weniger. Im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm) stemmte der Pioneer 134 Watt (6 Ohm) und damit stolze 46 mehr als der Onkyo. Im 5.1-Betrieb waren es 161 (6 Ohm) bzw. 189 Watt (4 Ohm) pro Kanal, beim Onkyo standen 159 (6 Ohm) bzw. 147 Watt (4 Ohm) auf unserem Zähler. Der durchschnittliche Stromverbrauch lag mit 376 Watt im Normalbereich. Einen aktivierbaren Stromsparmodus besitzt der Pioneer nicht.

Vor dem Hörtest führten wir die Einmessung mit Dirac durch, die ohne große Probleme klappte; die Crossover-Frequenzen mussten wir allerdings manuell auf unsere Speaker abstimmen, was uns auch bei den Tests des Onkyo TX-RZ70 oder Pioneer VSALX305 schon auffiel.

Danach ging es los mit Steely Dan, der in 5.1 sehr transparent und mit feiner Auflösung drauflos rockte, dabei die richtige Balance zwischen Auflösung, Klangfarben und Substanz fand. Anstrengend klang das zu keiner Zeit – auch nicht, wenn komprimierte Musikvideos von YouTube via Auro-Upmixer lautstark durch den Hörraum schallten. Im Bass musizierte der Amp sehr sauber und konturiert, da wummerte nichts. Dynamisch gesehen befindet sich der Pioneer auf der lebendig-impulsiven Seite – mit müdem Kuschelsound hat der Japaner nichts am Hut.

Mit Dolby-Atmos-Trailern klang der VSA-LX805 schön offen, klar und bot ein luftiges Soundfeld, in dem Umgebungsgeräusche weiträumig und diffus sowie Effekte schön präzise ortbar im 3D-Raum schallten. Auch über dem Kopf wurden Effekte wie das Blatt in „Leaf“ oder die Synthesizer in „Audiosphere“ präzise verortet. Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Clip grummelte zudem sehr überzeugend drauf los – nicht zu viel, nicht zu wenig und mit der geforderten Tiefe.

Auch das Dolby-Atmos-Finale von „Ghost in the Shell“ donnerte mit dem Pioneer-Amp sehr aufgeräumt und mit allen Details bestens durchhörbar. Der Panzer sorgte für Tiefbassbeben, mal brachial, mal etwas zurückhaltender, stets differenziert in Druck und Tiefe, so wie es die Abmischung vorgibt.

Bei Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus legte der VSA-LX805 eine ausgesprochen schlackenfreie, luftige und hochauflösende Spielart an den Tag. Das kommt natürlich auch der Präzision und Ortung zugute, Instrumente und Gesang nagelte der Pioneer felsenfest an seine angestammten Orte. Bässe präsentierte er sehr sauber und konturiert, ohne es dabei zu übertreiben.

Der Testbericht Pioneer VSA-LX805 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 3.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 Sehr gut

Pioneers 3.500 Euro teures Flaggschiff VSA-LX805 liefert tollen Klang, Leistung satt, 2 Einmess-Systeme, Auro 3D und dazu viele Streaming-Optionen. 11 Endstufen sind dieser Preisklasse angemessen, Im Hardcorde-Heimkino wünscht man sich eventuell mehr als die gebotene 11.2-Kanal-Verarbeitung.

Andreas Oswald

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