Philips 65OLED805 (Test)

0

Neue P5-Engine mit KI-Funktionalität, modifiziertes Soundsystem und integriertes DTS Play-Fi für Surround-Sound und Multiroom-Optionen – die Philips-Ingenieure haben beim neuen 3.150 Euro teuren 65OLED805 einiges an Kreativität investiert. Das gerade mal 4,9 Zentimeter tiefe Display steht auf zwei schlanken Füßen aus Chrom – entweder unmittelbar über dem Boden oder 70 Millimeter hoch, um noch ein Sounddeck unter dem Fernseher platzieren zu können.

Ausstattung und Praxis

Eine im wahrsten Sinne des Wortes angenehme Neuerung ist die überarbeitete Fernbedienung. Die Rückseite sowie die Seiten des Signalgebers sind mit hochwertigem schottischen Muirhead-Leder überzogen, das in der Hand ein gutes Gefühl vermittelt und wie ein neuer Autositz riecht. Außerdem sind die Tasten jetzt beleuchtet. Das Herz des 65-Zöllers, die P5-Engine der 4. Generation, arbeitet nun mit KI-Funktionalität.

Punktabzug: Der OLED805 besitzt leider nur Single- Tuner. So kann man während einer TV-Aufnahme nicht den Sender wechseln.

Philips hat dazu unzählige Beispielclips unterschiedlichster Genres analysiert. Die P5-Engine untersucht den vorliegenden Inhalt und versucht anhand der Erfahrungswerte, eine optimale Balance zwischen Quellsignal, Farbe, Kontrast, Bewegung und Schärfe zu erzielen. Die vier HDMI-Buchsen unterstützen nicht 2.1-Features wie VRR und HFR, was aber nur für Gamer von Bedeutung ist. Wer während einer TV-Aufnahme auf USB-Festplatte ein anderes Programm schauen möchte, hat beim 65OLED805 schlechte Karten, denn er verfügt nur über einen Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. Dafür sammelt er durch sein dreiseitiges Ambilight Sympathiepunkte. Beim Ambilight ist unter anderem die Einstellung „Ambisleep“ neu hinzugekommen, bei der man zum Entspannen den Sonnenuntergang simulieren kann. Wählbar sind Naturgeräusche wie Regen, Regenwald, Sommernacht, tropischer Strand oder Wasserfall.

HDMI mit kleinem Manko: Die insgesamt vier HDMI-Buchsen unterstützen nicht den Standard 2.1. Ein Nachteil für Fans fl otter Konsolenspiele.

Das Bedientempo des 65-Zöllers ist hoch, dafür sorgen der Quadcore-Prozessor und Android 9. Apps starten schnell und Menüs öffnen sich flott. Mit hohem Tempo ist auch der ansprechende Media-Player unterwegs, der übersichtlich Fotos, Videos und Musik von USB-Sticks, PC-Festplatten und Mediaservern wie einer Fritz!Box anzeigt. Eine Umwandlung von Bildern in 360-Grad-Ansichten ist allerdings nicht möglich. Abgesehen davon sind die Streaming-Optionen des Philips sehr gut. Dieser unterstützt neben Bluetooth 4.2 und Chromecast auch Miracast. Durchdacht ist zudem die Gratis-App „Philips TV Remote“. So kann man direkt vom Smartphone aus Apps starten, Sender wechseln und auf TV-Aufnahmen zugreifen.

Flach oder hoch: Auf unserem Foto steht der Philips knapp über dem Boden. Wer ein Sounddeck darunter parken will, kann ihn jedoch um 70 Millimeter anheben.

Das App-Angebot fällt insgesamt mit Disney+, Rakuten TV, DAZN und Amazon Prime Video gut aus. Zu einer möglichen Integration von Apple TV oder HD+ konnte uns Philips-Sprecher Georg Wilde derzeit noch nichts sagen. Bei der Sprachsteuerung setzt der OLED auf den Google Assistant, der per Knopfdruck aktiviert wird. Außerdem ist er mit Alexa kompatibel.

Als erster TV-Hersteller unterstützt Philips in der OLED805-Serie und in allen Android-Fernsehern des Jahrgangs 2020 DTS Play-Fi. Im zweiten Halbjahr werden alle Flat-TVs von 2019 mittels Firmware-Update DTS Play-Fi erhalten. Kompatible Produkte wie Flat-TVs, Soundbars, Lautsprecher und mobile Geräte funktionieren nahtlos miteinander und ermöglichen eine millisekundengenaue Wiedergabe. Auch tragbare Lautsprecher, die DTS Play-Fi beherrschen, lassen sich kabellos mit dem 65-Zöller verbinden und fungieren als Surround-Boxen.

Hier geht‘s lang: Über „Häufige Einstellungen“ des Philips-Fernsehers gelangt man zum Menüpunkt „DTS Play-Fi“ für die Verbindung von Lautsprechern.

Zudem ist es möglich, ein Multiroom- Setup zu errichten. Im Einstellungs-Menü ist ein eigener Eintrag mit „DTS Play-Fi“ hinterlegt. Hier kann man festlegen, dass der Ton des OLEDs an drahtlose Lautsprecher gestreamt wird. Ebenso lässt sich Musik von einem Mobilgerät zum TV und zu Lautsprechern übertragen. Für Android-, iOS- und Amazon-Kindle-Geräte ist eine DTS Play-Fi-Kopfhörer-App verfügbar.

Optionsvielfalt: Nicht nur Boxen lassen sich hier auswählen. Auch das Streamen von Mobilgeräten oder die Nutzung von Kopfhörern ist möglich.

Bild- und Tonqualität

Direkt aus dem Karton gehoben darf der 65-Zöller das ARD-Quiz „Gefragt – Gejagt“ auf sein OLED-Panel holen. „Standard“-Modus rein, und los geht‘s mit einem Wow-Effekt. Denn das HD-Bild ist brutal scharf. Die Köpfe der Kandidaten sind vor dem blauen und schwarzen Hintergrund extrem exakt umrandet, das Bild ist enorm tief und absolut rauschfrei. Alles erinnert mehr an eine Blu-ray als an eine TV-Sendung. Jedes Haar, jeder einzelne Fussel im Pullover eines Quizjägers wird deutlich. Wie perfekt der OLED805 mit Schwarz umgehen kann, zeigt sich auch in den Cinemascope- Balken diverser Testvideos. Besser geht es nicht!

Kommando-Zentrale: Mit einem Tastendruck lassen sich rechts Quellen, USB-Sticks, Aufnahmen, Apps und die vier HDMI-Ports einblenden.

Die große Helligkeitsdifferenz zwischen dunklen und hellen Bildbereichen macht sich zudem messtechnisch bemerkbar: Hier kommt der Philips auf einen beeindruckenden ANSI-Kontrast von 5.000:1. Bei der maximalen Panel-Helligkeit schafft er im „Film“-Modus in Spitzlichtern 710 Candela. Wer noch mehr herausholen will, wechselt in den Modus „ISF Tag“, hier sind 768 Candela drin. Die Helligkeit reduziert sich auf 307 Candela (50 Prozent Weiß) bzw. 163 Candela (100 Prozent Weiß).Mit der Farbtemperatur „Warm“ und 6.566 Kelvin macht man alles richtig.

Entspanntes Wecken: Der Sonnenaufgangs-Wecker arbeitet mit verschiedenen Alarmen und Hintergrundthemen. Auch bei der Musikauswahl ist er fl exibel.

Dank HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision arbeitet der OLED805 mit allen HDR-Formaten zusammen. „HDR AI“, „HDR – Persönlich“, „HDR – Lebendig“, „Dolby Vision Hell“, „Dolby Vision Dunkel“ sowie „HDR Spiel“ erlauben vielfältige Anpassungen, die sich nicht nur in der Helligkeit, sondern auch im farblichen Look voneinander unterscheiden. Wir schauen uns auf Netfl ix den neuen Dolby-Vision-Titel „Formula 1: Driven To Survive“ von 2020 an. Hier hat man nicht mehr das Gefühl, vor dem Fernseher zu sitzen, sondern ist direkt an der Strecke.

Android 9.0: Die kachelartige Benutzeroberfl äche hat man schnell durchschaut. Hier hat man unter anderem Zugriff auf Apps und TV-Sender.

Die Farben sind extrem lebendig und kräftig, die Plastizität ist genial, und wenn man nicht gerade unmittelbar vor dem 65-Zöller klebt, sind die Aufnahmen völlig frei von Pixeln und homogen in der Fläche. In den Slicks der Rennwagen sieht man kleinste Blasen und Gummipartikel. Dazu knallt das Schwarz bei den eingeblendeten Erklärungen. Silberne Flächen von Containern glänzen in der Sonne mit feinsten Oberflächenstrukturen und detaillierten Nieten und Schrauben.

Meisterlich: Für HDR-Darstellungen ist der Philips bestens gerüstet. Bei unserer Messung im DCI-P3-Spektrum konnte er auf ganzer Linie überzeugen.

Spielt man SDR-Material zu, so sollte man mit der Option „Perfect Natural Reality“ experimentieren. In drei Stufen lässt sich der Kontrast spürbar erhöhen, wir empfehlen „Mittel“ für einen simulierten HDR-Look. Im Streifen „Die Nordsee von oben“ legen die Fischkutter sichtbar an Dynamik zu. Die Bewegungseinstellung „Gleichmäßig“ hat ihren Namen verdient. Bei der Blickwinkelstabilität heimst der OLED die volle Punktzahl ein. Für den Klang hat Philips dem 50 Watt starken Sound-System einen neuen Woofer spendiert, zu dem vier passive Radiatoren für sattere Bässe gehören.

Farbtreu: Auch die SDR-Farben bildet der 65-Zöller extrem realistisch ab. Nur bei den roten Mischfarben haben wir kleine Abweichungen festgestellt.

Außerdem gibt es zwei Lautsprecher für vorne mit neuen Mittelton-Treibern und optimierten Hochtönern. Zur Ausstattung gehören Dolby-Atmos-Decoding, ein Dolby-Atmos-Virtualizer sowie die Dolby Bass- und Dialog-Verstärkung. Gespräche gibt der 65-Zöller ausgesprochen klar wieder. Uns gefällt die musikalische Darbietung des 2.1-Systems. Hier kann man den Ton ruhig mal etwas lauter stellen, der 805 wird trotzdem nicht plärrig, Sänger und Instrumente bleiben sauber und angenehm füllig. Auch die Tieftoneigenschaften gehen in Ordnung. Eine Soundbar ist somit keine zwingend notwendige Investition.

Der Testbericht Philips 65OLED805 (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 3150 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

 

 

AV-Fazit

88 sehr gut

Wer nicht gerade leidenschaftlicher Gamer ist, macht mit dem Philips 65OLED805 alles richtig. Das Bild ist famos, extrem scharf, lebendig, farbenfroh und plastisch. Dazu kommen ein kraftvoller Ton und das Ambilight-Erlebnis sowie eine ansprechende
Fernbedienung mit Lederfinish. DTS Play-Fi ist ein zusätzliches nützliches Feature.
Jochen Wieloch

Antworten