Der HDR-Paukenschlag des TX-65 DXW 904 (audiovision 3-2016) ist noch immer nicht verhallt und schon versucht es ihm sein kleiner Bruder TX-58 DXW 784 in der Mittelklasse gleichzutun. Er kommt zwar ohne „Ultra HD Premium“-Segen daher, bietet aber dennoch ein kontrastreiches und eindrucksvolles Filmerlebnis.
Ausstattung und Praxis
Keine Expertenfunktionen wie die isf-Kalibrierung, ein normaler statt „professioneller“ Kinobildschirm und (so viel vorab) keine 1.000 Nits beziehungsweise Candela pro Quadratmeter – der DXW 784 hält einen gesunden Respektabstand zum Flaggschiff aus der Reference-Serie. Gleichwohl beherrscht er den neuen, offenen Standard HDR-10. Entsprechende Wiedergabegeräte finden an zwei HDMI-2.0-Eingängen (inklusive HDCP-2.2) Anschluss. Der interne, via USB und Netzwerk fütterbare Mediaplayer kommt ebenfalls mit HDR-Videos zurecht, gibt sie allerdings nur in 8-Bit-Qualität wieder. Außerdem fallen im Vergleich zu klassischen UHD-Clips (SDR) leichte Ruckler auf.
Panasonic spendiert dem Fernseher auch ultrahochauflösende Streaming-Dienste; zur Auswahl stehen derzeit YouTube, Netflix und Amazon Instant Video. Das Internet-Angebot ist natürlich weitaus größer: Der „Apps Market“ bietet hunderte Smart-TV-Anwendungen. Die Bedienung gelingt dank des Firefox-Betriebssystems kinderleicht. So kann der Startbildschirm alias „my Home Screen 2.0“ individuell zusammengestellt werden, um direkten Zugriff auf häufig genutzte Apps sowie Lieblingssender zu erhalten. Der Twin-Tuner samt CI+-Doppelslot gestattet die gleichzeitige Wiedergabe und Aufnahme mehrerer TV-Sender. Ein Novum in dieser Preisklasse ist der TV-over-IP-Server, mit dem sich die Sat-, Kabel- und DVB-T2-Signale ins Netzwerk einspeisen lassen.
Akustisch ist alles beim Alten geblieben: Das „VR-Audio True Surround“-System brilliert bei moderater Lautstärke mit guter Sprachverständlichkeit, klingt mangels Subwoofer jedoch etwas flach.
Bildqualität
Mag sein, dass wir noch vom DXW 904 verwöhnt sind, nichtsdestotrotz darf man von einem HDR-Fernseher mit Full-LED-Backlight mehr als 422 Candela erwarten – wohlgemerkt: Diesen Wert erzielt der DXW 784 im hellsten (und blaustichigen) Bildmodus „Dynamik“. Wer neutrale Graustufen und Farben wünscht, muss sich mit 344 Candela zufriedengeben. Dafür zeigt das Preset „True Cinema“ auf Anhieb ein warmes, filmisches Bild. Im Zusammenspiel mit Ultra-HD-Blu-ray-Playern erweitert der Panasonic den Farbraum (siehe Kasten „Beachtliche Bilddynamik“).
Dafür schaltet der Panasonic bei HDR-Zuspielung den Farbraum („Farbskala“) automatisch von „Rec. 709“ auf das deutlich größere Spektrum „Rec. 2020“ um und dreht darüber hinaus zur Einhaltung der nötigen Gamma-Kennlinie (SMPTE ST2084) das Backlight sowie den Kontrast voll auf. Spitzlichter kommen aufgrund der eingeschränkten Helligkeitsreserven jedoch weniger gut zur Geltung als beim großen Bruder mit seinen 1.200 Candela pro Quadratmeter (siehe Test in audiovision 3-2016). Bei der Schwarzdarstellung hat der Mittelklässler ebenfalls das Nachsehen, was angesichts der Preisdifferenz aber nicht verwundert. Getestet wurde die HDR-Wiedergabe übrigens mit Panasonics UHD-Blu-ray-Player.
Der Overscan ist im Tuner-Betrieb komplett abschaltbar, so dass sämtliche TV-Programme sauber durchgezeichnet werden. Auch unser SehtestKlassiker „Casino Royale“ (Blu-ray) besticht durch eine hervorragende Detailtreue sowie satte Kontraste. Im ANSI-Schachbrett messen wir ein Verhältnis von 1.216:1. Dunklen Szenen wie am Anfang des Montenegro-Kapitels oder dem Weltraum-Thriller „Gravity“ verhilft die adaptive Hintergrundbeleuchtung zu mehr Tiefe. Allerdings sollte man nicht über die Stufe „Niedrig“ hi-nausgehen, sonst saufen finstere Motive schnell ab. Der Schwarzwert geht in Ordnung.
Lob verdient der TX-58 DXW 784 für sein gleichmäßig ausgeleuchtetes Display ohne nennenswerte Wolken respektive Dirty-Screen-Effekte. Weniger gut gefällt uns die Blickwinkelstabilität: Aus seitlicher Perspektive nehmen nicht nur Kontrast und Helligkeit ab, auch die Farben werden stark verfälscht (siehe Grafik oben).
Der Testbericht Panasonic TX-58 DXW 784 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Panasonic beweist mit dem TX-58 DXW 784, dass man für einen hervorragend ausgestatteten und sogar HDR-fähigen UHD-Fernseher nicht ein Vermögen ausgeben muss. Für Ultra-HD-Blu-rays dürfte es aber etwas mehr Helligkeit sein. Zudem büßen die Farben aus seitlichen Blickwinkeln an Brillanz ein.
Ein Kommentar
Wie sorgfältig wurde der TV Empfang geprüft? Bei meinem Handelsmodell (TX-58DXF787) gibt es ein Problem mit den Farben. Die Farbebene ist in Relation zur Helligkeitsebene verschoben. Besonders auffällig bei SD, aber auch sichtbar bei HD. Gut zu sehen bei den Nachrichtensendern, aber auch, wenn Zeichentrick läuft. Oder bei Schriften, wenn diese oder der Hintergrund farbig sind. Es scheint ein Serienfehler zu sein. Das Gerät beim Händler scheint denselben Fehler zu haben und ein Teilnehmer eines anderen Forums konnte das Problem auch sehen.
Sowas sollte bei einem Modell dieser Preisklass nicht vorkommen. Ich kann nur vom Kauf abraten, solange Panasonic nichts nachbessern will.