Optoma will im neuen UHZ55 hohe Helligkeit, lebendige Farben und eine attraktive Ausstattung vereinen. Ob dem Hersteller dieses ambitionierte Unterfangen gelingt, klärt unser Test.
Um dem bevorstehenden Lampenverbot für Projektoren zuvorzukommen (siehe auch Report auf Seite 24), setzt Optoma bereits heute ausschließlich auf Laserlicht-Technologie. Für 2.000 Euro (im Netz bekommt man ihn schon für 1.850 Euro) offeriert das taiwanesische Unternehmen den nur 4,8 Kilogramm schweren UHZ55, der mit einer Standfläche von 34 x 27 Zentimeter wenig Platz beansprucht. Das Finish ist komplett schwarz, was dem Beamer einen eleganten Touch verleiht. Ein Tastaturfeld auf der Oberseite des Gehäuses bietet die Möglichkeit, den Projektor zu bedienen, falls die Fernbedienung nicht zur Hand sein sollte. Die Leistungsaufnahme fällt mit 192 Watt erfreulich sparsam aus für einen Beamer, der laut Hersteller 3.000 Lumen ausgeben soll. Wer den Bildwerfer mit zu Freunden nehmen möchte, dem bietet Optoma eine passende Transporttasche für 50 Euro an.
Ausstattung und Technik
Der Optoma UHZ55 ist ein 4K-fähiger DLP-Projektor mit nativem Full-HD-Chip. Wie alle Ein-Chip- Modelle verarbeitet er Bildsignale bis 3.840 x 2.160 Pixel und projiziert diese sequenziell via XPR-Shift-Technologie. Als Lichtquelle kommen Laserdioden zum Einsatz, die mit Hilfe eines Phosphor-Elements Weiß generieren. Ein Farbrad zur Aufspaltung in Rot, Grün und Blau ist wie bei seinen UHP-Lampen-Vorgängern implementiert. Die Laser-Lebensdauer beziffert Optoma mit 30.000 Stunden, bis sich die Lichtleistung halbiert. Im Modus „Helligkeit“ gibt es neben „Dynamic Black“ und „Eco“ noch die Möglichkeit, die Lichtausbeute über tausende Stunden konstant mit einem fixen Helligkeitswert leuchten zu lassen (siehe Kasten).
Die weiße Fernbedienung besitzt eine illuminierte Tastatur. Knöpfe zum Wechseln der Zuspieler, für das Main-Menü und den Lautstärkepegel sind vorhanden.
Denn auch Laserdioden verlieren im Laufe der Zeit an Lichtausbeute. Wird der Projektor nun auf 80 Prozent „Kons.Leuchten“ geschaltet, erzielt der UHZ55 mit HDR-Filmen 1.872 Lumen. Also 20 Prozent weniger als mit 100 Prozent „Kons.Leuchten“. Diese Reserve wird nun verbraucht. Der Projektor hält die Lichtausbeute daher so lange aufrecht, bis der Laser über 20 Prozent abgebaut hat. Erst dann wird der UHZ55 dunkler.
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Mit 80 Prozent „Kons.Leuchten“ hält der UHZ55 die Lichtausbeute so lange konstant aufrecht, bis der reale Lichtstrom über 20 Prozent verliert.
Ein Sechs-Achsen-Farbmanagement ist ebenso vorhanden wie die üblichen Gamma- und Gain-/Offset-Presets. Leider erweisen sich die Gain-Regler in unserem Testgerät als wirkungslos, was die Kalibrierung beeinträchtigt. Ein passwortgeschütztes isf-ccc-Menü mit Tag-/Nachtmodus ist professionellen Kalibrierern vorbehalten. Dafür kann die Wandfarbe im Wohnzimmer eingestellt werden. Mit der „3 x 3 Geometrie-Korrektur“ kann das Bild an neun Punkten an die Leinwand angepasst werden. Wir empfehlen, dieses Tool nur im Notfall zu nutzen, da es die Auflösung verringert. Im stationären Heimkino sollte der UHZ55 bestmöglich platziert werden.
Unterstützt werden die statischen HDR-Formate HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma), auf die dynamischen Technologien Dolby Vision und HDR10+ muss hingegen verzichtet werden. Wer eine Runde zocken möchte, der sollte Gefallen am geringen Input Lag finden, der mit 4,2 Millisekunden bei 1080p@240 Hz und 16,9 Millisekunden bei 4K@60 Hz für einen Projektor ausgesprochen niedrig ausfällt. Hierfür hat Optoma einen separaten Spiel-Modus implementiert. Dieser stellt überdies eine Splitscreen-Funktion zur Verfügung, um auch Multiplayer-Spiele attraktiver zu gestalten.
Im Gegensatz zu Fernsehern unterstützt der Optoma UHZ55 sogar 3D. Neben der DLP-Link-Technologie zur Synchronisation von 3D-Brillen kann alternativ ein aufpreispflichtiger RF-Emitter (rund 100 Euro) am Projektor verbunden werden. Dieser synchronisiert die 3D-Brille mit dem Beamer auf Funkbasis, was im Ergebnis noch präziser funktioniert.
Ein eingebauter Media-Player für Präsentationen vom USB-Stick, Creative Cast zur Bildschirmspiegelung von Android-, iOS-, Chrome-, Windows und Mac-OS-Geräten sowie WiSA zur drahtlosen Übertragung von Audio mit anderen WiSA-zertifizierten Geräten und eine Zwischenbildberechnung, die in drei Stufen regelbar ist, komplettieren die umfangreiche Ausstattung.
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3D-Filme können via DLP-Link oder mit RF-Technik ausgegeben werden. In beiden Fällen ist das Bild gestochen scharf und überaus räumlich.
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HDR-Wiedergabe: Mit HDR-Brightness 5 ergibt sich ein guter Kompromiss aus Durchzeichnung, Helligkeit und Farbdarstellung.
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Der Optoma UHZ55 besitzt gleich drei HDMI-Eingänge, von denen nur HDMI 1 den kurzen Input Lag besitzt, während HDMI 3 exklusiv Pure Motion unterstützt. Zudem gibt es drei USB-Ports, von denen einer zur Stromversorgung für einen externen Streaming-Stick verwendet werden kann, S/PDIF für die Audioausgabe, ein Kopfhöreranschluss, 3D SYNC für einen externen 3D-RF-Emitter und ein 12V-Trigger für den Anschluss einer Motorleinwand.
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Farbabstimmung: Neben den Primär- und Sekundärfarben für den Farbraum kann auch der Weißpunkt angepasst werden.
Davon profitieren in „Dog Man“ die Nachtaufnahmen und Bühnenauftritte des Hundeliebhabers, weil diese zwar etwas dunkler abgebildet werden, aber viel brillanter und plastischer erscheinen.
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Ohne Dynamic Black: In Dogman liegt ein leichter Grauschleier auf dem Kostüm des Hundebesitzers, der hier als Marlene Dietrich auftritt.
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Mit Dynamic Black: Das Bild besitzt mehr Plastizität. Außerdem ist der Grauschleier weg, ohne dass Details am Jackett ins Schwarz zulaufen.
Installation und Bedienung
Aufstellung und Installation sind recht einfach mit dem Optoma UHZ55. Aus einer Distanz von 3 bis 4 Metern wird eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand komplett ausgeleuchtet. Ermöglicht wird das durch das 1,3-fache Zoom-Objektiv. Die Fokussierung ist ein wenig herausfordernd, weil das Objektiv und demzufolge das Bild auf der Leinwand etwas wackelt, sobald die Schärfe eingestellt wird. Die Mühe wird aber belohnt mit einer knackscharfen Optik bis zum Rand.
Der Anschluss von externen Geräten wie Blu-ray-Player oder Spielekonsole will gut überlegt sein, denn die Zwischenbildberechnung „Pure Motion“ wird nur auf HDMI 3 unterstützt, während HLG lediglich auf HDMI 1 und 2 verfügbar ist. Die Navigation durch das On-Screen-Display gelingt mit der illuminierten Tastatur der Fernbedienung zügig. Selbst in dunkler Umgebung ist die Beschriftung auf dem Controller gut zu lesen.
Clever mit Unterstützung
Der UHZ55 besitzt Smartfunktionen, allerdings nicht im Gerät integriert, sondern per WLAN-Dongle. Während Alexa Smart Home verfügbar ist, funktioniert der Google Assistant derzeit nur in Großbritannien. Überdies wird in Deutschland der Google-Play-Service nicht unterstützt. Demzufolge ist die Anzahl der Apps im Optoma Store recht übersichtlich. Erschwerend kommt hinzu, dass aus Lizenzgründen nicht alle Streamingdienste funktionieren. Während Prime abrufbar ist, kann Netflix nicht gestartet werden. Aufgrund dieser Einschränkungen sollte man sich lieber einen Streaming-Stick von Amazon oder Roku zulegen.
Licht und Farbe
Die vom Hersteller beworbene Maximalhelligkeit wird im Bildmodus „Hell“ mit 3.021 Lumen sogar übertroffen. Da uns die Farbtemperatur allerdings zu kühl ist, wechseln wir auf das Preset „Kino“. Hier liegt die Lichtausbeute bei ordentlichen 1.720 Lumen (SDR) und 2.340 Lumen (HDR). Die Farbtemperatur beträgt nach unserer Korrektur in beiden Modi exakt 6.500 Kelvin. Wie eingangs erwähnt, sind die RGB-Gain-Regler wirkungslos. Dafür bietet Optoma im Sechs-Achsen-CMS für den Farbraum die Möglichkeit, zusätzlich zu RGBCMY den Weißpunkt anzupassen. Das funktioniert so gut, dass wir über alle Graustufen durchschnittlich 0,9 DeltaE erzielen.
Der statische On/Off-Kontrast beträgt 1.175:1 (SDR) und 2.170:1 (HDR). Der ANSI-Kontrast erreicht 234:1 (SDR) und 280:1 (HDR). Dynamisch lässt sich der Kontrast auf rund 5.000:1 steigern. Der Schwarzwert liegt bei dynamischer Regelung bei sehr guten 0,35 Lumen und steigt bei der statischen Laserlicht-Einstellung auf 1,97 Lumen (SDR) an. Die Farbräume werden mit 100 (Rec.709) und 96 Prozent (DCI-P3) sehr gut abgedeckt. Die Ausleuchtung überzeugt weitgehend mit 88 Prozent. Allenfalls auf der linken Seite können wir leichte Abschattungen ausmachen. Eine Farbverschiebung ist hingegen nicht vorhanden.
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Main-Menü: Ungewohnt, aber übersichtlich strukturiert können HDMI-Eingänge ausgewählt werden. Der Optoma Marketplace bietet sehr wenige Apps.
Bildqualität
Mit 27 Dezibel im höchsten Laserlicht-Modus ist der Optoma UHZ55 bereits flüsterleise, in der Eco-Stellung verringert sich der Pegel auf 25 Dezibel. Die Schärfe überzeugt bis zu den Rändern. Positiv hervorzuheben ist die exzellente Farbdarstellung. Sowohl in SDR als auch in HDR besitzen Filme wunderbar satte und natürliche Farben. Bei Aktivierung von „Dynamic Black“ werden die Plastizität und der In-Bild-Kontrast sichtbar gesteigert. Liegt ohne dieses Feature auf Nachtaufnahmen ein leichter Grauschleier, ist dieser mit „Dynamic Black“ verschwunden. Tageslichtaufnahmen erscheinen dank der hohen Lichtausbeute prachtvoll. Spielfilme laufen mit 24 Hz originalgetreu. Mittels „Pure Motion“ lässt sich die Bewegungsschärfe steigern. Dafür stehen die Stufen „1, 2, 3“ und „Aus“ zur Verfügung.
HDR-Signale werden von 0,0 bis 1.000 Nits im Rahmen eines statischen Tone Mappings reproduziert. Inhalte über 1.000 Nits werden nicht mehr dargestellt und clippen ins Weiß. In „Sully“ bleiben einige Bildschirme auf dem Times Square weiß, als der gleichnamige Pilot dort joggt. In „Dog Man“ sind hingegen alle relevanten Details zu sehen. Das HDR-Bild überwältigt mit seiner großartigen Farbdarstellung. Auch „Elvis“ gefallt mit präziser Farbdarstellung. Die rasante Bühnenperformance des King wirkt mit „Pure Motion 1“ noch imposanter.
3D-Filme überzeugen ebenfalls. Die Bewegungsschärfe ist sehr gut, Pop-out-Effekte sind spektakulär. Der Grünblitz zur Synchronisation wird von der 3D-Brille zuverlässig geschluckt. Crosstalk-Effekte sind weder mit DLP-Link noch RF-Technologie auszumachen. Darüber hinaus sind die 3D-Bilder überraschend hell.
Der Testbericht Optoma UHZ55 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 2,000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Aufgrund seiner präzisen Farbdarstellung, der exzellenten Schärfe und des kontrastreichen Bildes überzeugt der Optoma UHZ55 auf ganzer Linie und dürfte bei den Mitbewerbern in diesem Preissegment für Schnappatmung sorgen.
Michael B. Rehders