Optoma UHD300X (Test)

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Dem UHD300X liegt noch die klassische Optoma Fernbedienung im Schuheinlagen-Design bei. Sie hat sich aber über viele Jahre bewährt.

Wem der UHD51 noch zu teuer ist, für den hat Optoma das 400 Euro günstigere 4K/HDR-Modell UHD300X im Programm. Doch wo wurde der Rotstift angesetzt?

Kein anderer Hersteller bietet ein so umfangreiches Heimkino-Projektorensortiment wie Optoma. Bereits der mit 1.700 Euro nicht übermäßig teure UHD51 konnte uns überzeugen (Test in 8-2018). Auf Basis desselben Chassis bietet Optoma mit dem UHD300X nun einen kleinen Bruder mit abgespeckter Technik, aber auch abgespecktem Preis von 1.300 Euro an. Im Netz ist das gute Stück sogar für gut 1.000 Euro zu haben. Wie viel UHD-Qualität bekommt man dafür?

Ausstattung und Praxis

Die Form des X300 erscheint identisch zum UHD51, lediglich das auffällige Klavierlack-Schwarz wurde durch ein dezentes Weiß ersetzt – was zumindest bei Wohnrauminstallationen als Vorteil gewertet werden kann. Die Aufstellungsflexibilität ist weiterhin mäßig: Zwar bietet das Zoomobjektiv genügend Spielraum, um die gängigen Bildbreiten von zwei bis drei Metern unter hiesigen Raumgrößen zu ermöglichen, doch der ausschließlich vertikale Lensshift bietet lediglich 10 Prozent der Bildhöhe als Spielraum zur Leinwandanpassung. Für eine Deckenmontage empfiehlt sich daher eine höhenverstellbare Deckenhalterung.

Je mehr Aufstellungsflexibilität ein Projektor bietet, desto einfacher lässt er sich individuell im heimischen Wohnzimmer oder Kino installieren. Ein besonders praktisches Werkzeug ist dabei ein mechanischer „Lensshift“, der das optische vertikale oder horizontale Verschieben des Bildes erlaubt, ohne dass die Bildqualität leidet. Damit wird eine Aufstellung außerhalb der optischen Zentrumsachse möglich.

Der mechanisch minimalistische Lensshift bietet zu wenig Spielraum. Viele LCD-Projektoren offerieren diesbezüglich mehr Flexibilität.

Leider haben nahezu alle DLP-Projektoren beim Lensshift Defizite, der Optoma UHD300X bildet da keine Ausnahme. Er bietet zwar einen vertikalen Lensshift, doch reicht dessen Spielraum nur für kleine Feinkorrekturen. Kein Wunder, die technische Umsetzung ist minimalistisch: Mit dem Rad auf der Oberseite des Projektors dreht man eine Madenschraube, die direkt im Objektiv steckt. Man „schraubt“ das Objektiv gleichsam ohne jegliches Getriebe hoch und runter.

Die grundsätzliche Bilderzeugung erfolgt identisch zum großen Bruder mittels eines Full-HD-Chips, dessen Pixel durch einen Aktuator (ein vibrierendes Glaselement zwischen Panel und Objektiv) mit einer Frequenz von 240Hz vervierfacht werden und damit rechnerisch die UHD-Auflösung von rund 8 Megapixeln erreichen. Durch die Überlappungen der Pixel ist dies aber nicht gleichwertig zu nativem UHD, bei dem alle Pixel voneinander getrennt sind. Auch macht der Aktuator durch die Vibrationen ein Brummgeräusch, daher sollte man den UHD300X möglichst weit entfernt von den Zuschauern installieren.

Die Anschlussseite des UHD300X ist gegenüber dem UHD51 zwar etwas abgespeckt, bietet aber noch immer zwei HDMI-Anschlüsse, von denen einer über die volle 4K/HDR/HDCP-2.2-Unterstützung verfügt.

Der 300X ist über VGA-Buchse zu analogen Quellen weiterhin kompatibel, setzt aber den Schwerpunkt auf die multimediale Zuspielung per HDMI oder USB, mit dem er Streaming-Sticks mit Strom versorgen kann. Die volle HDMI-2.0-Bandbreite von 18Gbit/s bleibt dem UHD300X ebenso erhalten, so dass er 4K/HDR/12Bit-Inhalte bis zu 60Hz Wiederholfrequenz wiedergeben kann.

Wer jetzt auf die gleiche Leistung für weniger Geld hofft, wird leider doch enttäuscht: Der UHDX300 bietet weniger Helligkeit, weniger dynamischen Kontrast, verzichtet auf eine 120-Hz-Zwischenbildberechnung, auf alle Funktionen der „Pure“-Engine (adaptive Farb- und Schärfeanpassung) und auf eine 3D-Unterstützung. 

Licht & Farbe

Die Herstellerangaben zu Helligkeit und Kontrast erscheinen mit 2.200 Lumen und 250.000:1 dynamisch immer noch üppig. Mit 1.900 Lumen wird diese Werksangabe im hellsten Bildmodus auch im Rahmen der Serienstreuung erreicht, die Farb-reproduktion ist dabei aber so grünlastig, dass wir diesen Modus nur für Präsentationen in hellen Räumen empfehlen können. Durch die Farbkalibrierung verliert der Projektor rund die Hälfte seiner Lichtleistung und bietet 900 Lumen, was für Bildbreiten bis 3,2 Meter ausreicht. Dank eines leistungsfähigen Color-Managements und guter Werkseinstellungen ist bei SDR-Zuspielung sogar eine so gute Farbreproduktion möglich, wie man sie sonst nur in höheren Preisklassen findet.

Der native Kontrast ist mit 1.100:1 hingegen typisch niedrig für einen Einstiegsbeamer und sorgt in dunklen Szenen für einen grauen Schwarzwert. Abhilfe schafft der zuschaltbare adaptive Lampenmodus „Dynamic Black“, der den Schwarzwert in Echtzeit dimmt und so verbessert. Der kalibrierte dynamische Kontrast ist mit 2.000:1 deutlich von der Werksangabe entfernt, sorgt aber in Kombination mit dem In-Bild-Kontrast von rund 400:1 für eine solide Bildplastizität. Eine gute Gamma-Abstimmung gemäß 2.2-Videonorm erlaubt dabei die bestmögliche Ausnutzung des begrenzten Dynamikumfanges.

So weit die Messergebnisse, doch zu was für einem realen Bildeindruck führen diese? Die Antwort lautet: Zu einem überraschend guten! Die bei unserem Testszenario verwendete 2,5-Meter-Leinwand mit einem 1.0-Gain hat der UHD300X glaubwürdig hell ausgeleuchtet und ein farblich stimmiges Bild projiziert. Die durch Farben erzeugten Stimmungen werden nicht verfälscht und die Bildkomposition ist vor allem in hellen und mittleren Mischszenen ansprechend plastisch. Allein in dunklen und kontrastschwachen Szenen fehlt dem Optoma die nötige „Schwärze“, sie erscheinen durch den grauen Schwarzwert matt. Da TV- und Sportübertragungen überwiegend hell sind, fühlt der UHD300X sich hier am wohlsten. Bei Anwendung im Wohnzimmer empfehlen wir die Verwendung einer speziellen Kontrast-Leinwand, da sie den hohen In-Bild-Kontrast besser vom Streulicht des Raumes befreit als eine herkömmliche, weiße Leinwand.

Etwas kritischer müssen wir die Bildperformance bei Zuspielung von 4K/HDR-Material von der UHD-Blu-ray bewerten. Da das System der „High Dynamic Range“ vor allem von besonders hellen Highlights und bestmöglichem Schwarzwert lebt, gelingt es dem UHD300X mangels Lichtleistung und Schwarzwert nicht, den gewünschten HDR-Effekt zu erzeugen. Das Gleiche gilt für die Farben, denn über den Kinofarbraum (DCI-P3) verfügt der UHD300X ebenfalls nicht. Mit etwas Optimierung im Bildmenü erhält man aber eine nach SDR-Maßstäben gute Bilddarstellung.

Schärfe und Videoverarbeitung

Obwohl der UHD300X lediglich über einen Full-HD-Chip verfügt, dessen Auflösung durch einen Aktuator vervielfältigt wird, gelingt im Vergleich zu herkömmlichem Full-HD ein sichtbarer Schärfe- und Detailgewinn – bei natürlichem und analogem Bildlook. Auch ohne den „Pure“-Schärfealgorithmus erfolgt die UHD-Signalaufbereitung adäquat, nur bei feinen Details sieht man die Überlegenheiten eines nativen 4K-Beamers im direkten Vergleich. Diese Top-Ergebnisse gelten aber nur bei statischen Bildinhalten, mangels Zwischenbildberechnung verwischen Bewegungen mit zunehmender Geschwindigkeit deutlich, so dass sich eine starke Diskrepanz zwischen unbewegten und bewegten Bildelementen zeigt. Filmlook-Puristen wird dies nicht stören, denn im öffentlichen Kino ist es ähnlich.               

                                   

Der Testbericht Optoma UHD300X (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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