Onkyo TX-RZ830 (Test)

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Onkyo: Die handliche und übersichtliche Fernbedienung verzichtet auf einen Ziffernblock. Dafür sind die Volume-Tasten frei positioniert. Die unteren Kanten fallen etwas spitz aus.

Mehr Kanäle, mehr Features: Onkyo hat seinen 1.200 Euro teuren TX-RZ830 zum vollwertigen 3D-Sound-Receiver aufgebohrt.

Onkyo macht es richtig: Mehr Gerät zum gleichen Preis. Und jenes ‚Mehr‘ hat es in sich: Statt der 7 Endstufen des Vorgängers TX-RZ820 (Test in Ausgabe 3-2018) besitzt der TX-RZ830 nunmehr 9 aktive Verstärker. Und das ist nicht alles. Dank 11.2-Pre-outs kann der Neuling jetzt auch 3D-Sound-Setups mit 7.2.4 Kanälen verarbeiten – der Vorgänger machte bei 5.1.2 Schluss.  Ferner wurde Onkyos proprietäre Einmess-Automatik „AccuEQ“ um einige Funktionen erweitert.

Neu ist zudem die Kompatiblität mit Sonos. So lässt sich der TX-RZ830 auch mit Multiroom-Speakern des US-Streaming-Spezialisten verbinden bzw. Music via Sonos-App an den Receiver senden. Allerdings wird hierfür der 400 Euro teure „Sonos Connect“-Adapter benötigt. Kein Schnäppchen, wie wir finden, zumal andere Streaming-Lösungen wie DTS Play-Fi, Chromecast, FlareConnect, AirPlay und Bluetooth bereits in den Onkyo integriert sind und ohne kostspielige Zusatzgeräte den Kontakt zu kompatiblen Endgeräten bzw. Zuspielern finden.

Das THX-Menü bietet u.a. die Entzerrung dröhnender Bässe bei wandnaher Aufstellung des Subwoofers (BGC).

Trotz eines identischen Preisschildes von 1.200 Euro wurde der Rotstift nicht angesetzt, selbst dem teuren THX-Siegel, das nur noch wenige AV-Receiver bieten, blieb man treu. Laut Onkyo wurden hierfür 2.000 Benchmark-Tests in 75 Kategorien mit 14.000 Einzeldaten in den THX-Labors durchgeführt. Das „THX Select“-Siegel garantiert dem Boliden eine Heimkinogerechte Signalnachbearbeitung und genügend Leistung für die Beschallung von Räumen bis 57 Kubikmetern Größe.

Von den 11 Lautsprecheranschlüssen des Onkyo können 9 gleichzeitig aktiv sein. Dank entsprechender Pre-outs ermöglicht der TX-RZ830 bei Nutzung externer Endstufen auch 11.2-Boxen-Setups für vollwertigen 3D-Sound. Zwei klappbare Antennen sorgen für stabilen WLAN- und Bluetooth-Empfang.

Ausstattung und Praxis

Verbessert wurde auch das Lautstärkerad, das nun etwas tiefer und vor allem griffiger ausfällt; zudem läuft es wunderbar geschmeidig und unterstreicht die hohe Verarbeitungsqualität des in Schwarz oder Silber erhältlichen Geräts. Lediglich die Ecken der Aluminium-Frontplatte fallen für unseren Geschmack zu spitz aus. Unter der schweren Klappe – gleichfalls aus Alu – verbergen sich Tasten zur Gerätesteuerung, ein HDMI-Eingang sowie Kopfhörer- und Mikrofonbuchse. Links sitzen Regler zur Einstellung der Klangprogramme sowie von Bass und Höhen. Bei den Anschlüssen der Rückseite gab es kaum Veränderungen, nur die Pre-outs für den 11.2-Sound kamen hinzu. Die Phono-Platine für den Vinyl-Dreher gibt es nach wie vor, auf einen DAB+ Tuner muss man weiterhin verzichten.

Mit seinen 9 aktiven Endstufen beschallt der TX-RZ830 maximal 7.2.2- bzw. 5.2.4-Boxen-Sets; dank der 11.2-Pre-outs sind aber auch 7.2.4-Setups möglich, man benötigt hierfür natürlich zwei externe Verstärker. Nicht genutzte Endstufen können auch für die aktive Beschallung zweier weiterer Hörraume oder das Bi-Amping der Hauptlautsprecher genutzt werden. Passiv gibt der Onkyo mittels Vorverstärker-Ausgänge Tonsignale an zwei Nebenräume aus. 

Boxen-Setup: Der Onkyo TX-RZ830 erlaubt jetzt auch 3D-Sound-Setups mit bis zu 7.2.4-Kanälen.

Boxenkonfiguration

Beim Lautsprecher-Setup blieb alles beim Alten: So ist die Einstellung der Abstände mit 3-Zentimeter-Schritten zwar noch ausreichend genau, aber nicht perfekt. Die Pegeleinstellung klappt mit Schritten von 0,5 Dezibel präziser. Die Crossover-Frequenzen lassen sich für jede Kanalgruppe zwischen 40 und 200 Hertz einstellen; die beiden Cinch-Ausgänge des Subwoofer-Kanals können aber nicht getrennt geregelt werden und geben somit stets dasselbe Signal aus. Der Equalizer stellt 15 Frequenzbänder zwischen 25 Hz und 16 kHz bereit, von denen sich 9 gleichzeitig nutzen lassen. Der Woofer-Kanal wird mit 5 Bändern zwischen 25 und 160 Hz geregelt.

Die Crossover-Frequenzen dürfen für alle Boxenpaare einzeln geregelt werden. 80 Hertz ist der THX-Standard.

Die Einmessung aller Boxen übernimmt Onkyos AccuEQ-System, das erweitert wurde und jetzt „Advanced“ ist: An Mehrwert verfügt die neue Kalibrierungsautomatik nun über eine Mehrpunktmessung an 3 verschiedenen Orten. Zudem werden erstmals auch stehende Basswellen mit entzerrt. Bereits bekannt ist die Accu-Reflex-Funktion zur Phasenkorrektur von Aufsatz-Lautsprechern (Add-on-Speaker) für 3D-Sound.

Verbesserte Einmessung: Onkyos AccuEQ-System beherrscht jetzt eine Mehrpunkt-Messung an 3 Orten.

Die Quick-Menü-Taste „Q“ der Fernbedienung führt ins sogenannte „Kurzmenü“, wo man die wichtigsten Audioeinstellungen findet, darunter die Lip-Sync-Funktion, die Aktivierung der AccuEQ-Einmessung und des Equalizers, die Late-Night-Schaltung, den Music-Optimizer und die Re-EQ-Schaltung zur sanften Höhenabsenkung. Auch den neuen „EQ für Stehwellen“ zur Minimierung von  Dröhnbässen findet man hier. 

Über das Kurzmenü gelangt man zu den wichtigsten Klangschaltungen wie der AccuEQ-Einmessung, dem Equalizer und dem neuen „EQ für Stehwellen“.

An Ton-Decodern verbaute Onkyo Dolby Atmos und DTS:X. Natürlich sind auch die Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X mit dabei. Das Cross-Format-Upmixing, also die Wiedergabe des jeweiligen Konkurrenzformats ist ebenfalls möglich. Auf Auros 3D-Sound müssen Heimkino-Freunde bei Onkyo weiterhin verzichten, dafür kann der TX-RZ830 dank THX-Zertifizierung mit den Klangschaltungen „Cinema“, „Music“ und „Game“ aufwarten. Diese verweigern jedoch bei 3D-Ton ihren Dienst. Für die Wandlung der digitalen Signale ins Analoge ist ein Chip von AKM (AK4458 mit 384 kHz/32Bit) zuständig.

Der Konkurrenzkampf zwischen Dolby, DTS und Auro geht in die nächste Runde. So hat Dolby offenbar die Hersteller von AV-Receivern angewiesen, den Upmix von Dolby-Ton mit den Konkurrenz-Decodern von DTS und Auro zu unterbinden. Mehrkanal-Signale von Dolby mit diskreten 5.1- und 7.1-Kanälen könnten dann nicht mehr mit DTS Neutral:X oder Auros Auromatik zu 3D-Sound mit Höhenboxen hochgemischt werden. Dies soll Geräte des kommenden Jahres betreffen, wenn es nach Dolby geht, werden 2018er-Modelle durch ein Firmware-Update in ihren Upmix-Fähigkeiten eingeschränkt.

Ist bald Schluss mit dem Cross-Format-Upmixing? Dolby möchte künftig die Wiedergabe ihrer Tonsignale mit anderen Surround-Decodern unterbinden. So könnte etwa das Hochmischen von Dolby-7.1-Ton via DTS Neural:X schon bald Geschichte sein.

Die restriktive Politik Dolbys ist für Kunden zweifelsohne ärgerlich, aus Sicht des Unternehmens allerdings nachvollziehbar. Neben der unerwünschten Verfremdung des ursprünglichen Dolby-Tonsignals durch systemfremde Upmixer dürfte vor allem der finanzielle Aspekt im Vordergrund der geplanten Maßnahme stehen. Natürlich möchte Dolby den Vorsprung bei dreidimensionalem Ton gegenüber Erzrivale DTS halten beziehungsweise weiter ausbauen und den dritten Mitstreiter Auro so klein wie möglich halten. Der immersive Sound der Belgier ist derzeit nämlich mehr eine Randnotiz als ernsthafte Konkurrenz. So sind bislang gerade mal ein Dutzend Spielfilme mit Auro-Ton auf dem Markt. Ein Dorn in Dolbys Auge dürfte vor allem Auros viel gelobter 3D-Upmixer sein, zumal der eigene Surround Upmixer von vielen Kunden eher kritisch gesehen wird. Auch uns gefielen die Upmix-Fähigkeiten von DTS und Auro besser als die von Dolby (Artikel „Decken-Dreikampf“ in Ausgabe 9-2016).

Der Dumme ist letztlich der Heimkino-Freund, auf dessen Rücken mal wieder ein Formatstreit ausgetragen wird – zumal DTS mit einer Retoure reagieren und den Dolby-Surround-Upmixer für DTS-Signale sperren könnte. Immerhin bleibt dem Ton-Liebhaber ein Trostpflaster: Stereo-Signale sollen von Dolbys Restriktionen nicht betroffen sein – noch nicht. Wir bleiben auf jedem Fall an dem Thema dran und informieren Sie über zukünftige Entwicklungen.

Video und Multimedia

Videoseitig ist der TX-RZ830 Up-to-Date – HDMI 2.0 samt HDCP 2.2 sowie die HDR-Kompatibilität inklusive Dolby Vision, HDR-10 und HLG sind heute Pflicht. Den HDMI-Standard 2.1 erwarten wir erst nächstes Jahr. Punktabzug gibt es für den fehlenden Video-Scaler und Video-Equalizer, der Onkyo gibt Bildsignale so aus, wie sie ins Gerät gelangen. Strea-ming-technisch schöpft der Onkyo aus dem Vollen: FlareConnect (ehemals FireConnect), Chromecast und Google Assistant, DTS Play-Fi, AirPlay und Bluetooth lassen keine Verbindungs-probleme aufkommen. Neben dem TuneIn-Web-radio sind die Bezahldienste „Tidal“, „Deezer“ und „Spotify“ an Bord. Amazon Music gibt es dagegen nur über Onkyos Controller App. Selbige bietet zahlreiche Multiroom- und Vernetzungsoptionen sowie eine grundlegende Steuerung des Receivers. Der Media-Player liest auch Hi-Res-Formate wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC und DSD (bis 11.2 MHz).

Tonqualität Surround

Bei der Leistungsmessung bot der TX-RZ830 ein paar Watt weniger als der Vorgänger, was bei immer noch üppigen Kraftreserven an allen Lasten aber nicht wirklich ins Gewicht fällt: Mit 7 voll ausgelasteten Kanälen stellte er immer noch sehr gute 100 (4 Ohm) bzw. 94 (6 Ohm) Watt zur Verfügung und steigert sich bis zu stolzen 231 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm). Im Durchschnitt zog der TX-RZ830 rund 320 Watt Strom aus der Steckdose, ein aktivierbarer Eco-Modus fehlt dem Boliden.

Energieverwaltung: Hier darf man zahlreiche Stromspar-Funktionen aktivieren, ein Eco-Modus fehlt aber.

Im Hörtest erfreute der Onkyo schon ohne Einmessung aller Boxen mit seinem lebendigen, druckvollen sowie luftigen Klang; er spielte tonal ausgewogen und mit seidigen Höhen. Der satten Dynamik großer Orchestermusik folgte der Receiver glaubhaft, komplex arrangierte Barock-Cantaten von 5.1-SACD dröselte der TX-RZ830 sauber auf und verschluckte keine Details. Dabei musizierte der Amp stets kultiviert und ohne Schärfen. Zudem wurde in unserem Test der originale DSD-Stream via HDMI akzeptiert, was nicht alle Receiver beherrschen. Die Einmessung der Lautsprecher-Frequenzgänge lieferte glaubhafte Werte, allerdings beschnitt AccuEQ unsere XXL-Frontboxen unnötigerweise bei 40 Hertz. Die Automatik hob Frequenzen im Grundton für einen etwas volleren Klang an, schraubte jedoch auch den Bass-Pegel zu hoch, so dass unser Nubert Sub beim „Powerful Bass“ in Dolbys Atmos-Trailer „Amaze“ leicht flatterte.

Die Effektkulisse diverser Atmos-Trailer brachte der Onkyo mit faszinierender Räumlichkeit und Detailauflösung zu Gehör. Weit spannte sich das Schallfeld auf, in dem Sound-Objekte plastisch und glaubhaft platziert wurden. Die „Late Night“-Schaltung zur Dynamikreduktion funktionierte bei Atmos-Ton ausgezeichnet, blieb bei DTS:X-Sound aber ohne hörbare Wirkung in unserem Testbeispiel „Battleship“ von der 2018er DTS-Demo-Disc. Die „Re-EQ“-Funktion zur Absenkung von Höhen ließ sich bei beiden 3D-Sound-Formaten nicht aktivieren. Der „EQ für Stehwellen“ zeigte keine große Veränderung im Klang, da unser Hörraum ohnehin nicht mit Dröhnbässen zu kämpfen hat.

Der 15-bandige Equalizer regelt nicht alle Boxen einzeln, dafür aber hinunter zu sehr tiefen 25 Hertz.

Im Stereo-Betrieb musizierte der TX-RZ830 mit besonders schöner Stimmwiedergabe, Gesang schallte mit Körper, Geschmeidigkeit und satten Klangfarben. Im Bass zeichnete der Bolide etwa den Kontrabass von Jazz-Aufnahmen klar wie druckvoll durch. Die Klangbühne staffelte sich eher breit als tief, so dass wir uns noch etwas mehr Dreidimensionalität wünschten. Mit Aktivierung des „Music Optimizers“ schraubte der Onkyo ordentlich Bässe und Höhen in den Klang. Dies kann je nach Musikquelle zu einem lebendigeren, aber auch spitzeren Klang führen.                        

 

Der Testbericht Onkyo TX-RZ830 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 sehr gut

Onkyos TX-RZ830 übertrumpft seinen Vorgänger mit zwei zusätzlichen Endstufen für 5.1.4-Sound sowie 11.2-Processing. Dabei spielt der bullige Amp kraftvoll, luftig und feinauflösend. Viele Streaming-Funktionen runden das Paket ab.

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