Onkyo TX-RZ800 (Test)

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Zur neuesten Receiver-Generation von Onkyo gehört der TX-RZ 800. Bereits optisch unterscheidet er sich von seinen älteren Brüdern durch die ebene, harmonisch gestaltete Front. Display und Klappe reichen nun nicht mehr über nahezu die gesamte Gerätebreite, sondern fallen schmaler aus. Schlichte Eleganz lautet jetzt die Devise – uns gefällt‘s.

Ausstattung und Praxis

Onkyo_TX-RZ800-PCAuch unter der Haube hat sich einiges getan: Neben Dolby Atmos bringt der Receiver auch DTS:X mit, Letzteres allerdings erst nach einem noch ausstehenden Firmware-Update. Des Weiteren kann der Onkyo mit einer THX-Select-2-Plus-Zertifizierung aufwarten, so dass eine sinnvolle und heim-kinogerechte Signal-Nachbearbeitung sowie  genügend Leistung für in Deutschland übliche Wohnzimmer-Größen sichergestellt sind.

Trotz modernster Signalverarbeitung samt Digital-Analog-Wandlern mit 384 kHz und 32 Bit von Asahi Kasei muss man sich beim TX-RZ 800 zwischen dem Einsatz von Höhenlautsprechern und dem von Surround Backs entscheiden (siehe Kasten „Qual der Wahl: 7.1 oder 5.1.2“).  Mit Drei-Zentimeter-Schritten ist die Einstellung der Boxen-Abstände ausreichend genau, wenn auch nicht perfekt. Die Pegeleinstellung klappt mit Schritten von 0,5 Dezibel noch präziser.

Dank gelungener Tasten-Anordnung und -Kennzeichnung fällt die Orientierung auf der Onkyo-Fernbedienung leicht. Allein die Hochglanz-Oberfläche blendet bei ungünstiger Beleuchtung etwas.

Dank gelungener Tasten-Anordnung und -Kennzeichnung fällt die Orientierung auf der Onkyo-Fernbedienung leicht. Allein die Hochglanz-Oberfläche blendet bei ungünstiger Beleuchtung etwas.

Die Endstufen arbeiten analog, allerdings mit von Onkyo speziell entwickelten Leistungstransistoren in dreistufiger Darlington-Technik. „WRAT“, also Wide Range Amplifier Technology nennt Onkyo den Verstärkerbau-Kniff, die obere Grenzfrequenz deutlich höher als 20 Kilohertz zu legen, um Phasendrehungen im hörbaren Bereich, mit denen oft Verzerrungen einhergehen, zu verhindern. Als Energie-Lieferant dient ein voluminöser EI-Kern-Trafo – anders als beim größeren Bruder TX-RZ 900 (Test in audiovision 11/2015), dem die Entwickler einen noch stabileren Ringkerntrafo gönnten.

Die Übergangsfrequenzen lassen sich für jede Kanalgruppe individuell zwischen 40 und 200 Hertz justieren. Der Sub-Kanal kann in der Phase um 180 Grad gedreht werden, seine beiden Cinch-Ausgängen, können allerdings nicht getrennt geregelt werden. Ein hilfreiches Werkzeug für die Anpassung an den Raum kann der integrierte Equalizer sein, der für sämtliche Kanäle außer dem Subwoofer 15 Frequenzbänder bietet, von denen sich allerdings nur sieben gleichzeitig nutzen lassen. Besonders sinnvoll: Auch der Subwoofer-Kanal bekam einen Equalizer mit auf den Weg, mit fünf Einstell-Bändern zwischen 25 und 160 Hertz.

Gut gelungen ist Onkyo das Setup-Menü: Es ist logisch aufgebaut und reagiert durch den Verzicht auf optische Gimmicks sehr schnell auf Befehle der übersichtlich gestalteten Fernbedienung. Zum Steuern kann im Übrigen auch ein Smartphone benutzt werden, Onkyo bietet für iOS und Android eine entsprechende App kostenlos an. Diese ist übersichtlich und funktionell geraten, könnte aber mehr Rückmeldung geben. So kann man auf das Bildschirm-Menü mit ihr leider nicht verzichten.

Mit der Q-Taste auf der Fernbedienung öffnet sich das „Quick Setup Menu“, über das sich die Hörmodi aktivieren sowie die Klangregler bedienen lassen. Außerdem kann man darüber den zweiten HDMI-Ausgang der Haupt- oder den Nebenzonen zuweisen sowie Informationen über die hereinkommenden Audio- und Video-Formate anzeigen.

Mit seinen sieben integrierten Endstufen befeuert der RZ800 standardmäßig ein 7.1- oder ein 5.1.2-Boxensetup. Dank elf Lautsprecherklemmen können zwar zwei Höhen- und vier Surround-Boxen gleichzeitig verkabelt werden, sind bei Atmos-Ton die Höhenboxen aber aktiv, bleiben die Back-Surrounds stumm.

Umgekehrt gilt dasselbe: Liegt ein normales 7.1-Signal an, schaltet der Onkyo die Höhenboxen ab und befeuert alle vier Surround-Speaker. Über die Home-Taste „Q“ auf der Fernbedienung kann man über das Onscreen-Display zwischen der Höhen- und Back-Rear-Ausgabe wählen, je nach Wunsch aktiviert bzw. deaktiviert der Onkyo das entsprechende Boxenpaar – und das unabhängig vom eingehenden Signal. So lässt sich zum Beispiel auch über den Dolby-Surround-Upmixer aufgeblasene Stereo-Musik wahlweise mit Höhen-Speakern oder zugeschalteten Back-Surround-Boxen hören. Die Kanal-Symbolanzeige am Verstärker-Display informiert gewissenhaft über die gerade aktiven Lautsprecher.

Natürlich wollten wir wissen, ob sich der RZ800 dank neun Vorverstärkerausgängen auf ein Atmos-Setup mit 7.1.2-Kanälen erweitern lässt; im Boxenkonfigurationsmenü wird diese Option angeboten. Stutzig machte uns jedoch die Buchsenbeschriftung der entsprechenden Pre-outs mit „BACK or HEIGHT“ – was sich bewahrheiten sollte: So legt der RZ800 bei aktivierten Höhenboxen das Höhensignal auf die Vorverstärkerausgänge, bei aktivierten Back-Surround-Boxen das Back-Rear-Signal. Daher bleibt es bei der Qual der Wahl zwischen 7.1- und 5.1.2-Sound.

Wer zwei oder vier Höhenkanäle zusätzlich zum 7.1-Setup fahren möchte, muss bei Onkyo derzeit zu den größeren Modellen TX-NR1030 (Test in 3-2015) oder TX-NR3030 (Test in 11-2014) greifen.

Die Boxenkonfiguration des RZ800 bietet die Option für ein 7.1.2-Setup. In der Praxis lassen sich jedoch die Höhen-Boxen und Back-Surround-Laut­sprecher nicht gleichzeitig betreiben – trotz entsprechender Vorverstärkerausgäng.

Die Boxenkonfiguration des RZ800 bietet die Option für ein 7.1.2-Setup. In der Praxis lassen sich jedoch die Höhen-Boxen und Back-Surround-Laut­sprecher nicht gleichzeitig betreiben – trotz entsprechender Vorverstärkerausgäng.

Über die „Q“-Taste der Fernbedienung gelangt man ins „Quick Setup“ des Onscreen-Displays, wo im Reiter „Audio“ unter „Lautsprecher-Layout“ zwischen aktiven Höhen- oder aktiven Back-Suround-Boxen gewählt werden muss. Beides zusammen geht nicht.

Über die „Q“-Taste der Fernbedienung gelangt man ins „Quick Setup“ des Onscreen-Displays, wo im Reiter „Audio“ unter „Lautsprecher-Layout“ zwischen aktiven Höhen- oder aktiven Back-Suround-Boxen gewählt werden muss. Beides zusammen geht nicht.

Video und Multimedia

Mit USB, Bluetooth, WLAN und Ethernet bietet der TX-RZ 800 alle wichtigen Audiostreaming-Optio-nen von Mobiltelefonen und aus dem Netz. Mit Apple-Geräten nimmt er über AirPlay Kontakt auf, Internet-Radio spielt er via TuneIn Radio und als Streaming-Dienste stellt er Pandora, Deezer und Spotify bereit. Er erkennt zudem an seinem USB-Anschluss alle gängigen Audio-Formate und kann nicht nur Speichersticks lesen, die mit FAT32 formatiert sind, sondern auch solche mit NTFS.

Gute Voraussetzungen für UHD bietet der Onkyo dank HDMI-2.0-Anschlüssen und – zumindest an fünf der acht HDMI-Eingänge – auch HDCP 2.2. Er kann SD- und HD-Signale allerdings nicht, wie manch anderer Receiver dieser Preisklasse, auf 4K skalieren, aber immerhin 4K-Daten weiterleiten.

Viele Netzwerk-Einstellungen müssen nicht am Receiver eingestellt werden, sondern lassen sich über ein HTML-Frontend tätigen. Dazu gibt man die IP-Adresse des Receivers in den Internet-Browser ein und hat beispielsweise Zugriffe auf die Login-Einstellungen für die Streaming-Dienste oder kann ein Firmware-Update durchführen.

Von den elf Lautsprecher-Anschlüssen des Onkyo können immer nur sieben gleichzeitig aktiv sein. Er kann zwei weitere Hörzonen mit Signalen versorgen, von denen einer auch der zweite HDMI-Ausgang zugeordnet werden kann. Die HDCP-2.2-Funktionalität ist bei allen HDMI-Eingängen explizit gekennzeichnet.

Von den elf Lautsprecher-Anschlüssen des Onkyo können immer nur sieben gleichzeitig aktiv sein. Er kann zwei weitere Hörzonen mit Signalen versorgen, von denen einer auch der zweite HDMI-Ausgang zugeordnet werden kann. Die HDCP-2.2-Funktionalität ist bei allen HDMI-Eingängen explizit gekennzeichnet.

Tonqualität Surround

Mit standesgemäßen Leistungswerten wusste der Onkyo im Labor aufzutrumpfen, er stellt an sieben Kanälen und vier Ohm immerhin je 93 Watt zur Verfügung und steigert sich kontinuierlich auf bis zu 191 Watt an vier Ohm im Stereo-Betrieb.

Das sind gute Voraussetzungen für ein sattes, basskräftiges Heimkino-Klangbild, ein Versprechen, das der TX-RZ 800 im Hörraum prompt einlöst: Wenn James Bond in „Casino Royale“ seinen Gegenspieler über eine Baustelle jagt und dabei eine Gasflasche effektvoll zur Explosion bringt, setzt der Onkyo dies mit magenerschütternder Dynamik und höchster Pegelfestigkeit in Szene. Auch für leise Töne zeigt er sich empfänglich und fasziniert bei „Givin´ it Up“ von Al Jarreau und Georges Benson (DTS) mit Präzision und Luftigkeit. Stimme und Ins-trumente stellt er exakt umrissen dar. Auch die Anordnung im Raum gefällt durch die exakte Ortbarkeit und die dreidimensionale Darstellung. Das Einmess-System AccuEQ verrichtet seine Arbeit zuverlässig, was die Entfernungen und Pegel angeht – das bekommt man auch manuell mit Zollstock und Pegelmesser nicht besser hin. Große Änderungen im Gesamtklang durch die Frequenzgang-Entzerrung waren im Test allerdings nicht zu vernehmen, die Unterschiede bleiben letztendlich Geschmackssache.

Gelungen ist die App von Onkyo, über die sich der Receiver vollständig bedienen lässt. Auf das Onscreen-Menü lässt sich bei der App-Steuerung leider nicht ganz verzichten.

Gelungen ist die App von Onkyo, über die sich der Receiver vollständig bedienen lässt. Auf das Onscreen-Menü lässt sich bei der App-Steuerung leider nicht ganz verzichten.

Auf die durch den Mastering-Prozess verursachten Zeitverzögerungen des LFE und den damit einhergehenden bassmindernden Kammfilter-Effekt ist der Onkyo gut vorbereitet. So kommt der Bass auch ohne Subwoofer und bei auf „Large“ eingestellten Frontlautsprechern satt und voluminös –   selbst bei kritischen Scheiben wie „Away From the Sun“ von 3 Doors Down. Dennoch hat Onkyo dem Receiver eine „Phase Matching Bass“-Funktion mitgegeben, die derartige Probleme ausgleichen soll. Im Test tat die jedoch des Guten zu viel, war sie aktiviert, wirkte das Klangbild für unseren Geschmack zu basslastig. Allenfalls für aufnahmeseitig im Bass unterbelichtete Scheiben – wie die Blu-ray „Toto – Live in Amsterdam“ – würden wir ihren Einsatz empfehlen.

Tonqualität Stereo

Auch die gute, alte Stereo-Wiedergabe meistert der TX-RZ 800 souverän. Vor allem in der „Pure Direct“-Betriebsart kann er mit einem ausgeglichenen, natürlichen Klangbild aufwarten, das schon fast High-End-Qualitäten besitzt. Richtig Spaß macht da zum Beispiel „Jazz at the Pawnshop“, hier vermittelt der Onkyo glaubhaft die Club-Atmosphäre und bringt trotzdem die Position der Instrumente im Raum und ihre Klangfarben präzise zu Gehör. Toll ist auch die Dynamik, mit der der Receiver hier zu Werke geht. mino

Onkyo-TX-RZ-800

Onkyo_TX-RZ800-Wertung

Der Testbericht Onkyo TX-RZ800 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

86 sehr gut

Der RZ 800 punktet mit hervorragenden Klang-Fähigkeiten, die er selbst bei hohen Pegeln uneingeschränkt zur Geltung bringt. Etwaige Abstriche beim Boxen-Management und der 4K-Skalierung sind da leicht zu verschmerzen.

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