Nubert NuPro XS-7500 (Test)

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Die kleine Fernbedienung punktet mit großen, gummierten Tasten und klarer Strukturierung. Für tiefergehende Grundeinstellungen wird Nuberts X-Remote App benötigt.

Es geht immer eine Nummer größer: Nuberts neues Sounddeck XS-7500 macht selbst ausgewachsenen Standboxen Konkurrenz. Von Nubert sind wir Großes gewohnt, schon das Sounddeck AS-450 (Test in 4-2017) gehörte zu den wuchtigsten Vertretern seiner Art. Noch ein paar Zentimeter und Gramm mehr wirft das neue XS-7500 in die Waagschale – bereits beim Auspacken war uns klar: Hier möchte ein ausgewachsener Standlautsprecher für TV-Sound sorgen. Das Konzept dahinter ist logisch: Die enorme Größe von 120 x 14,3 x 37 (B/H/L) Zentimetern sorgt in Kombination mit 32,5 Kilo Gewicht für ein vibrations­armes Gehäuse gepaart mit viel Volumen für einen natürlichen Klang ohne „Loudness“-Effekt – also die Betonung von Höhen und Bass samt mangelndem Grundton, was bei kleinen Soundbar/Subwoofer-Kombis öfter vorkommt.
Der Materialaufwand hat natürlich seinen Preis, und das im doppelten Sinne: Mit 1.470 Euro ist die XS-7500 alles andere als ein Schnäppchen, zudem lässt sie sich nur schwer verstecken. Besonders wohl fühlt sich das Nubert-Deck direkt unter einem Fernseher, das wahlweise in Schwarz oder Weiß lackierte Holzgehäuse aus MDF trägt Flachmänner bis 100 Kilo. Die klassische Soundbar-Platzierung vor einem Fernseher gestaltet sich aufgrund ihrer Höhe hingegen als problematisch. Nubert selbst bezeichnet die XS-7500 auf seiner Webseite übrigens mal als Soundboard, mal Soundbase oder Soundbar. Doch egal, was es ist, an die Wand kann man das gute Stück nicht hängen.

 

Innen & Außen

Die Elektronik stammt aus Nuberts Aktivboxen­serie „nuPro X“. Drin steckt ein Sechs-Kanal-Digital­verstärker mit 580 Watt, der 8 Chassis befeuert, die als Stereo-System ausgelegt sind. Links wie rechts werkeln je ein Hochtöner mit 25 Millimeter großer Seidengewebekalotte sowie zwei neu entwickelte, 12 Zentimeter große Tief-/Mitteltöner mit Polypropylen-Membran. Auf der Unterseite des Gehäuses verbaute Nubert zwei 20,4 Zentimeter große Tieftöner mit Polypropylen-Verbundmembran, weshalb die Montage der mitgelieferten Traversen samt Gummispikes ein Muss ist, um den Treibern Spielraum und dem Schall Platz für die Ausbreitung zu verschaffen. Die Höhe der Bar steigt damit nochmals um 2,5 auf 16,8 Zentimeter an. Die Aufteilung der Frequenzen für das Dreieinhalb-Wege-Lautsprechersystem erfolgt mit einer aktiven Frequenzweiche, ein digitaler Signalprozessor ist für die Linearisierung der Bereiche zwischen 25 und 22.000 Hertz zuständig. An den Gehäuseseiten sollen Rundungen klangschädliche Kantendispersionen verhindern, hinten sitzen zwei Bassreflex-Öffnungen. Die schwarze und magnetisch haftende Stoffabdeckung verdeckt nicht nur die Chassis, sondern auch das OLED-Display, das folglich schlecht lesbar durch den Stoff schimmert. Nuberts AS-450-Deck sparte die Anzeige mit einer Öffnung im Stoff aus.

An der Unterseite verbaute Nubert zwei große Bass-Chassis. Die notwendigen Traversen lassen sich mit nach innen oder außen gedrehten Füßen montieren.

 

Ausstattung & Praxis

Tonsignale kommen digital und analog via doppelt vorhandenen Toslink- und Koaxbuchsen ins Deck; analog über Stereo-Cinch. Ein HDMI-Eingang ist zwar nicht vorhanden, dank mitgeliefertem USB-HDMI-Adapter kann das Sounddeck via ARC aber trotzdem mit dem TV verbunden werden – dann liefert der Fernseher auch Ton von angestöpselten UHD-Playern oder Spielkonsolen an die XS-7500. Über den zweiten USB-Port gelangt Musik direkt vom PC in den Digital-Analog-Converter (DAC) des XS-7500, was bestmöglichen Klang verspricht, da die Soundkarte im Computer umgangen wird und die digitale Signalverarbeitung im Sounddeck erfolgt. Auf Wunsch wandern Klangdaten über den „Link“-Cinch-Ausgang an externe Aktiv-Lautsprecher, der Sub-Pre-out ermöglicht zudem den Anschluss eines Aktiv-Subwoofers; die Trennfrequenz kann hierfür über Nuberts X-Remote App  zwischen 20 und 140 Hertz eingestellt werden. Ein zusätzliches Hochpass-Filter erlaubt zur Tiefbass-Entlastung die Definition einer unteren Grenzfrequenz zwischen 10 bis 140 Hertz.

„X-Remote“ nennt sich die Steuerungs-App von Nubert, die für Android- und iOS-Geräte kostenlos erhältlich ist. Die Software ist speziell auf Boxen der nuPro X-Serie zugeschnitten und erleichtert insbesondere die Einstellung selten benötigter Grundfunktionen, die tiefer in der Menüführung „versteckt“ sind, wie das Hoch-/Tiefpassfilter, der Equalizer, das Einmess-System oder die Display-Parameter.

Nubert X-Remote: Die App für Android und iOS bietet mehr Funktionen als die Fernbedienung.

Die Verbindung zwischen Lautsprecher und Tablet oder Handy erfolgt über Bluetooth, weshalb kein WLAN im Hörraum zur Verfügung stehen muss. Die Startseite bietet alle wichtigen Alltags-Funktionen, dank der großen Buttons sind Fehleingaben durch Danebentippen auch auf kleinen Handys nicht zu befürchten. Die App lässt sich dank logisch strukturierter Menüs intuitiv steuern, gewinnt allerdings keine Schönheitspreise. In unserem Test funktionierte die X-Remote mit einer Ausnahme tadellos – die Bass-Entzerrung klappte trotz Nutzung eines Apple-iPads nicht. Für Android-Geräte steht die Einmessung des Decks nicht zur Verfügung.

Apropos Klangschaltungen und Decoder: An Tonformaten versteht das Nubert-Deck nur PCM, Bitstream-Signale von Dolby und DTS bleiben auf der Strecke, weshalb man im Zuspieler den Tonausgang auf PCM-Ausgabe umstellen muss. Gegenüber DSP-Klangschaltungen, welche Toninformationen verändern und oft verschlechtern, gibt sich Nubert aufgeschlossener als früher: So besitzt das XS-7500-Deck eine „Wide“-Funktion zur Vergrößerung des Schallfeldes (siehe Hörtest). Ebenfalls sinnvoll sind die Bass- und Höhen/Mittenregler, die nach dem Klangwaagen-Prinzip arbeiten und den Frequenzgang je nach Einstellung kontinuierlich fallen und ansteigen lassen. Die Loudness-Funktion hebt in Relation zur Lautstärke Bässe an. Nur über die App darf man den Sound per 5-Band-EQ trimmen. Alle Einstellungen kann man in drei Presets speichern und per Direkttasten auf der übersichtlich strukturierten Fernbedienung abrufen.

Rückseite: Mit 2x Toslink-, 2x Koax- und Stereo-Cincheingang sowie Sub-Pre-out und Signal-Out ist das XS-7500 Sound-Deck gut bestückt. Ein Highlight ist das USB-DAC, der zweite USB-Port nimmt den USB-HDMI/ARC-Adapter auf.

In Sachen Multimedia zeigt sich das Nubert-Deck sparsam und unterstützt nur Bluetooth samt AptX. Ein Media­player fehlt ebenso wie DLNA, WLAN, AirPlay, NFC, Chromecast oder DTS Play-Fi. Dafür können Geräte von Nuberts X-Serie kabellos untereinander kommunizieren, was den Aufbau von Multiroom-Lösungen ermöglicht.

Tonqualität

Groß ist besser, denn das Nubert-Deck klingt wie ein Standlautsprecher, dem tonale Verfärbungen fremd sind. Entsprechend unaufgeregt, entspannt und im besten Sinne unspektakulär schallte es aus der Box. Der Bass stieg beachtlich tief und sauber in den Keller, dank der massiven Bauweise schepperte und rumpelte auch nichts am oder im Gehäuse. Zudem beschallt der Sound-Koloss mit seinen 580 Watt auch große Wohnzimmer spielend.
Mit 5.1-Musik wuchs das XS-7500 zwar kaum über seine beachtliche Breite hinaus, dafür wurden Instrumente und Sänger plastisch auf der virtuellen Klangbühne platziert. Überzeugend agierte das Nubert-Deck auch im Hochton, wo es Details fein aufgelöst und ohne Schärfe zu Gehör brachte. Die sehr gute Sprachverständlichkeit nahm auch aus stark seitlichen Winkeln kaum ab.
Filmton wird in der Regel räumlicher abgemischt als Musik, was das Nubert-Deck auch hörbar machte. Beim Down-Mix von Atmos-Ton auf 2 Kanäle darf man allerdings keine Raumklang-Wunder erwarten, zumal die Konstruktion des Decks nicht auf Surround- oder 3D-Sound abzielt. Entsprechend schallten auch Atmos-Trailer und die finale Action-Szene aus „Ghost in the Shell“ (Atmos) nur von vorne. Die 4-stufige „Wide“-Schaltung, die laut Nubert zur „Hörizonterweiterung“ dient, ließ die Action tatsächlich größer, luftiger und räumlicher donnern, hellte den Klang aber auf und fügte mit jeder Effektstufe Hall hinzu. Bei Filmton fallen diese Mankos weniger auf bzw. ins Gewicht, mit Musik ließen wir die DSP-Schaltung aber lieber aus.

Der Testbericht Nubert NuPro XS-7500 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 1470 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 sehr gut

Nuberts nuPro XS-7500 klingt klasse, liefert Leistung satt und ist bestens verarbeitet. Punktabzug gibt es bei der Ausstattung. Eine Platz- und Geschmacksfrage sind zweifelsohne die enormen Ausmaße des Sound-Decks.
Andreas Oswald

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