Nubert NuControl / NuPower D (Test)

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Eigentlich testen wir keine Stereo-Verstärker, weil der Heimkino-Spaß aus unserer Sicht erst bei 5.1-Kanälen losgeht. Doch bei dieser zweikanaligen Vor-End-Kombi mussten wir einfach eine Ausnahme machen: Zu interessant fanden wir die Eckdaten wie Ausgangsleistungen jenseits der 1.000 Watt-Marke – pro Kanal wohlgemerkt – sowie innovative Filter und Equalizer, die bei der Klangoptimierung helfen. Und zu guter Letzt kommt die Elektronik mit Nubert von einem alten Boxen-Bekannten, der uns regelmäßig mit seinen Heimkino-Boxensets begeistert, zuletzt mit dem NuVero-150-Set in Ausgabe 9. 

Ziel war es, so Projektverantwortlicher Markus Pedal, eine Stereo-Kombi zu entwickeln, die maximale Rauscharmut, Flexibilität und Leistung in sich vereint. Ins Heimkino lässt sie sich integrieren, indem man die Vorstufe an die Front-Pre-Outs des AV-Receivers anschließt. Ideal für eine Dolby-Atmos-Erweiterung.

Interessantes Konzept

nubert-pcEs mag überraschen, dass ein Boxenbauer eine Vor-End-Kombi auf den Markt bringt. Doch mit Luxus-Subs wie dem AW-1300 DSP sowie den Filtermodulen der ATM-Reihe hat der schwäbische Hersteller schon Elektronik-Kompetenz bewiesen. Optisch tritt die mattschwarze Kombi zurückhaltend auf. Mit einer Höhe von 18 Zentimetern ist sie gar flacher als viele AV-Receiver. Die Gehäuse aus Voll-Aluminium mit massiven, abgerundeten Fronten und satt drehenden Potis schmeicheln Augen und Händen. Bedient werden die Komponenten über eine handliche Fernbedienung sowie eine gut ablesbare OLED-Anzeige.

An die 1.940 Euro teure Vorstufe nuControl lassen sich acht Quellen anschließen: Mit analogem Ton per Cinch und XLR, koaxialem und optischem SPDIF-Ton hat Nubert alle Anschlussvarianten berücksichtigt. Außerdem hat sie einen USB-Eingang, der für Updates gedacht ist und nebenbei als Soundkarten-Wandler für den PC dient, wobei die Auflösung hier auf 48 kHz/16 Bit limitiert ist. Neben den lautstärke-geregelten Stereo-Ausgängen für die Endstufe stehen zwei Subwoofer-Ausgänge sowie drei nicht geregelte Ausgänge zur Verfügung, an denen sich Aktivboxen oder Audiorecorder anschließen lassen. Nur einen Kopfhörerausgang und Phono-Eingang sucht man vergebens.

Klasse: Für fast jede Funktion sieht die handliche Fernbedienung eine eigene Taste vor.

Klasse: Für fast jede Funktion sieht die handliche Fernbedienung eine eigene Taste vor.

Herzstück der Vorstufe ist der 32-Bit-DSP von Freescale: Der bietet laut Nubert im Gegensatz zu anderen häufig genutzten DSPs den Vorzug, dass sich Audiofilter frei programmieren lassen. So konnten die Entwickler auch ausgefallene Wünsche wie eine „Klangwaage“ oder Filter mit Güte-überhöhung realisieren – mehr dazu im Infokasten „Königliche Klangregler“.

Zum guten Klang soll auch die aufwändige Stromversorgung beitragen: In der Vorstufe versorgt ein gekapselter Ringkerntrafo den analogen Signalpfad, während ein effizientes Schaltnetzteil die Digitalsektion beliefert. 24-Bit-Wandler von Texas Instruments wie der PCM4220 (A/D) und der PCM1794 (D/A) sorgen dafür, dass sich der Klang beim Übergang von der analogen in die digitale Ebene möglichst nicht verschlechtert. Auch die 2.450 Euro teure Endstufe nuPower D weist Besonderheiten auf. Sie ist in Schaltverstärker-Technik aufgebaut, weshalb sie wenig Strom verbraucht und sich kaum erwärmt. Ihre patentierte Gegenkopplungsschaltung soll den Klirr gering und den Frequenzgang linear halten, selbst wenn es stromhungrige Boxen zu befeuern gilt. Dank ihrer Laststabilität bis 2 Ohm gestattet sie den „A+B“-Betrieb mit zwei Boxenpaaren auch bei vier Ohm. Untypisch für HiFi-Geräte ist der dreipolige Netzanschluss mit Schutzkontakt – Netzbrummen ist dank des am Boden befindlichen Groundlift-Schalters dennoch kein Thema.   

An die Endstufe lassen sich zwei Boxenpaare anschließen, die Vorstufe (unten) verfügt über zahlreiche Anschlüsse. Eventuelles Netzbrummen lässt sich mit den Ground-Lift-Schaltern am Boden der Vor- und Endstufe beheben.

An die Endstufe lassen sich zwei Boxenpaare anschließen, die Vorstufe (unten) verfügt über zahlreiche Anschlüsse. Eventuelles Netzbrummen lässt sich mit den Ground-Lift-Schaltern am Boden der Vor- und Endstufe beheben.

Auch offen macht die lüfterlos gekühlte Endstufe mit ihrer großzügigen Elkobatterie viel her. Die Leistungsverstärker befinden sich unter dem Metallkäfig, der die bei Class-D-Verstärkern entstehende Funkstrahlung abschirmt.

Auch offen macht die lüfterlos gekühlte Endstufe mit ihrer großzügigen Elkobatterie viel her. Die Leistungsverstärker befinden sich unter dem Metallkäfig, der die bei Class-D-Verstärkern entstehende Funkstrahlung abschirmt.

Kaum eine Vorstufe bietet eine so flexible Klangregelung wie die nuControl. Die folgende Übersicht zeigt ihre Filter-Menüs samt möglicher Einstellbeispiele:
• Tone: Der „Bass“-Regler verstärkt oder schwächt den Frequenzbereich um 80 Hertz. Das „Treble“-Filter arbeitet nach dem Klangwaagen-Prinzip und lässt den Frequenzgang absinken oder ansteigen.
• Equalizer: Der parametrische 7-Band-EQ wirkt auf beide Lautsprecher und die Subwoofer-Ausgänge, wobei sich Frequenz, Pegel (-12…+6 dB) und Bandbreite (2…1/5 Okt.) frei justieren lassen. Der vielseitige EQ entschärft zum Beispiel dröhnende Bässe oder zügelt den Präsenzbereich. Ergänzend steht im „Speaker“-Menü ein achtes „Bass-EQ“-Filter zur Verfügung.
• Speaker: Hier kann der Nutzer neben relativer Lautstärke und Entfernung der linken und rechten Box ein „Highpass“-Filter aktivieren. Das in Flankensteilheit, Güte und Frequenz einstellbare Hochpassfilter entlastet die Lautsprecher von Bässen. Bei geschickter Einstellung verbessert es die Pegelfestigkeit und den Übertragungsbereich eines Lautsprechers.
• Subwoofer: Die zwei Subwoofer-Ausgänge kann man separat in Pegel, Verzögerung und Polarität justieren. Zudem hat der Besitzer Tief- und Hochpassfilter zur Hand, die auf beide Subwoofer wirken. Den sauberen Übergang zu den Boxen gewährleisten zwei unabhängige Tiefpassfilter mit variabler Frequenz und Güte sowie wählbarer Flankensteilheit von 6 und 12 dB. Das voll konfigurierbare „Highpass“-Filter schützt als Subsonic-Filter die Subwoofer vor zu tiefen Bässen.

Die nuControl zeichnet sich durch variabel einstellbare Klangregler wie hier das Hochpassfilter aus.

Die nuControl zeichnet sich durch variabel einstellbare Klangregler wie hier das Hochpassfilter aus.

Rekord-Leistung

Nicht schlecht staunten wir, als wir die Endstufe zum Labortest baten: Mit 930 Watt pro Kanal an sechs und 1.220 Watt an vier Ohm dringt sie in neue Dimensionen vor. Selbst bei brachialen Lautstärken und kräftigen Bassanhebungen, die einem Verstärker viel Power abverlangen, dürfte man ihre Reserven nicht ausloten. Probiert haben wir es natürlich – und zwar mit AC/DC-Hardrock und Techno-Musikant Paulkalbrenner. Doch selbst unsere potenten nuLine-284-Standlautsprecher mit satten 330 Watt Nennbelastbarkeit gaben vor der schieren Power des Verstärkers klein bei (wie übrigens unsere Ohren und die Nerven der Büro-Nachbarn). Im Alltag ist von der Urgewalt, die die nuPower D entfesselt, nichts zu spüren: Bei Zimmerlautstärke zieht sie gerade mal 40 Watt aus der Steckdose und dank Soft-Start flackert beim Einschalten weder das Licht, noch knackt es. Auch beim Hören mit moderaten Lautstärken verhält sich das Duo im besten Sinne unauffällig: Das Rauschen während Musikpausen ist nicht lauter als bei viermal so schwachen Verstärkern. Bei neutralen Klangreglern musiziert die Kombi perfekt ausgewogen: Die Bässe klingen straff und kontrolliert, die Mitten und Höhen feinauflösend und ohne nervig-analytischen Einschlag. Zudem überzeugt uns die stabile Ortung und präzise Tiefenstaffelung. Beachtung verdienen zudem ihre musikalisch klingenden Equalizer: Mit der Klangwaage kann man sehr feinfühlig eingreifen, wenn eine Aufnahme zu muffig (basslastig) oder spitz klingt. Die zweistufige Loudness macht die Bässe um 50 Hertz herum lauter, so dass auch bei leiser Hintergrundbeschallung der Klang nicht zu dünn gerät. (fg)    

vorstufe-front

nubert-wertung

AuVi_AWARD-Stromsparer15

AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Nubert NuControl / NuPower D (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 4400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

sehr gut

Nuberts Stereo-Kombi zeichnet sich durch konkurrenzlos hohe Leistung, gepaart mit kultiviert-neutralem Klang und vielen Einstellmöglichkeiten aus. Ihr einziges Manko ist der Preis von 4.400 Euro.

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