Miller & Kreisel MOVIE 5.1 (Test)

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Klein und unscheinbar schauen die Boxen des Movie 5.1-Sets von Miller & Kreisel aus. Akustisch präsentierten sie sich dagegen recht erwachsen.

In den USA ist Miller & Kreisel ein bekannter Boxenbauer, der sowohl in Aufnahmestudios als auch im HiFi- und Heimkino-Bereich Erfolge vorzuweisen hat. In Deutschland tut sich der Hersteller bislang schwer, obwohl die ehemals amerikanische Firma seit 2009 in dänischem Besitz ist. Auch die Fertigung wanderte komplett nach Dänemark und dort weiß man eigentlich, was deutsche Heimkino-Fans möchten.

Vielleicht liegt es ja daran, dass man trotz Besitzer­wechsel der alten Produkt- und Entwicklungsphilosophie treu bleibt: Viele der M&K-Lautsprecher sind nach wie vor mit individueller Optik und Technik ausgestattet, die vom üblichen Europa-Mainstream abweicht. Zudem hat sich der Lautsprecher-Markt auch für das Heimkino zu immer kompakteren Lösungen bzw. Set-Angeboten gewandelt, deren Klangqualität aber oft nur bedingt überzeugen kann.

Das Bedienfeld des V-8-Subs ist überschaubar. Immerhin lässt sich neben der Trennfrequenz auch die Phase stufenlos justieren.

Mit dem Movie 5.1-Set hat Miller & Kreisel sein Programm in genau diese Richtung erweitert. Dabei haben die Entwickler allerdings der Versuchung widerstanden, in den Billigsektor abzudriften, und das System mit seinem Preis von 1.500 Euro im Mittelfeld für derartige Klang-Lösungen platziert.

Technik
Und das aus gutem Grund, denn Billigtechnik setzt der Hersteller hier keineswegs ein. So sind Tief- und Mitteltöner der K50-Box, die sowohl für die Fronts als auch den Center eingesetzt wird, aus hochwertiger dänischer Entwicklung, Varianten beider Treiber haben die Tester schon in erheblich teureren Exemplaren vorgefunden. Der Tieftöner hat 10 Zentimeter Durchmesser, einen stabilen Kunststoff-Korb und eine Membran aus gewebter Glasfaser – ein Material, das bei entsprechender Verarbeitung wenig resonanzanfällig ist. Der Hochtöner strahlt über eine Seidenkalotte mit 25 Millimetern Durchmesser ab.

Bei Surround-Lautsprechern wird der Zielkonflikt zwischen Filmton und Musik am deutlichsten: Die rückwärtigen Kanäle werden bei Filmen mit ganzen Lautsprecher­gruppen an den Kinoseiten- und Rückwänden und damit diffus wiedergegeben. Genau dafür werden sie abgemischt, genaue Platzierung im Raum und präzise Ortbarkeit ist meist nicht im Fokus der Toningenieure, eher ein glaubwürdiges Klang-Ambiente. Bei Musik wiederum spielt eher die Ortung der Stimmen und Instrumente eine zentrale Rolle.

Der Tripol-Surround zeigt ein ausgewogenes Rundstrahlverhalten, das ein unverfärbtes Klangbild zur Folge hat. Die Dipol-Bauweise sorgt für ein nach vorn (oben im Diagramm) etwas anderes Ergebnis als beim nach hinten abgegebenen Schallanteil.1

Aus diesem Grund sind für Mehrkanal-Musikwiedergabe direkt strahlende Lautsprecher, die auf den Hörplatz ausgerichtet werden, besser geeignet, während für Filmton nach vorn und hinten abstrahlende Bipol- oder Dipol-Lautsprecher ein mehr dem Kinosaal entsprechendes Ergebnis bringen, weil sie den Ton diffus im Raum verteilen.

Miller & Kreisel versucht mit den hauseigenen Tripol-Surroundlautsprechern, beiden Ansprüchen gerecht zu werden: Sie weisen einerseits ein direktstrahlendes Abteil auf, das meist in seiner Bestückung identisch mit der der Frontlautsprecher ist. In den um 75 Grad abgeschrägten Seitenwänden bringen die Entwickler dann noch je einen Breitbänder unter, die im Dipol-Betrieb arbeiten, also gegenphasig verschaltet sind. Auf diese Weise will der Hersteller bei seinen Surround-Speakern beides ermöglichen: eine gute Ortbarkeit und ein diffuses Raumklangerlebnis. Im Hörtest mit den K40T zeigte sich, dass dieses Konzept aufgeht: Musik ertönte durchaus ortungsscharf, aber auch das Rundum-Ambiente bei Filmen kam nicht zu kurz.

Das Gehäuse der K50 ist kompakt und flach ausgefallen, sodass es sich für die Montage direkt an der Wand anbietet. Entsprechende Montagewinkel und passende Distanzstücke sind auf der Rückseite der Boxen montiert, und zwar sowohl für vertikale als auch für horizontale Ausrichtung.

Ungewöhnlich aufwändig für die Preisklasse gestaltete Miller & Kreisel die Surround-Speaker K40T: Nämlich als Dipole mit zwei seitlichen und einem nach vorn abstrahlenden Teil. Tripol nennt der Hersteller diese Bauweise, bei der die gleiche Zweiweg-Kombination wie in der K50 die Schallabstrahlung nach vorn übernimmt. Auf beiden Seitenwänden – im 75-Grad-Winkel zur Front angebracht – sitzen zudem 7-Zentimeter-Breitbänder, die in Dipol-Art, also gegenphasig, abstrahlen. Um einen möglichst gleichmäßigen Raumklang zu erreichen, legt Miller & Kreisel sogar die Raumseite fest, auf der die Tripole aufgestellt werden sollen.

So gelangt immer der gleichphasige Dipol-Anteil nach vorn, der gegenseitige wird ausschließlich nach hinten abgestrahlt. Auch die K40T werden mit fest verschraubten Wandmontagebügeln und Distanzstücken geliefert.
Ebenfalls nicht lumpen ließ sich Miller & Kreisel beim Subwoofer: Der V8 wartet mit einem 20-Zentimeter-Chassis in einem kompakten, geschlossenen Gehäuse auf und wird von einem Schaltverstärker mit 150 Watt Leistung angetrieben.

Die Gehäusewände sind mit 25 Millimetern lobenswert dick, zudem setzt der Hersteller noch eine Innenverstrebung ein, an dem sich der Magnet des Treibers abstützt, um störende Vibrationen zu verhindern. Phase und Trennfrequenz des V8 lassen sich stufenlos justieren.

Tonqualität Surround
Mit 38,7 Hertz reicht der M & K-Sub zwar nicht sonderlich weit in den Basskeller, dank der geschlossenen Bauweise fällt er zu tiefen Frequenzen aber nicht steil ab. Bei entsprechend wandnaher Aufstellung kann er somit noch deutlich tiefere Frequenzen wiedergeben. Immerhin 99 Dezibel maximaler Schalldruck zeigen, dass die Entwickler die Möglichkeiten des eher kleinen Chassis gut ausgereizt haben.

Bei den Frequenzgängen offenbart das dänisch-amerikanische Set, dass es zu den Kompakt-Systemen gehört: Sowohl die K50 als auch die K40T stellen ihre Arbeit bei knapp unter 200 Hertz ein. Das ist bei der verwendeten Treibergröße sinnvoll, lässt aber befürchten, dass auch sie die bei dieser Boxen­klasse weit verbreitete Grundtonschwäche aufweisen.

Ansonsten verlaufen ihre Frequenz­gänge erfreulich linear, allenfalls eine leichte Anhebung zu höchsten Frequenzen ist zu erkennen. Gar nichts zu meckern gibt es am Rundstrahlverhalten des Centers. Kein Wunder, eine sauber abgestimmte aufrecht stehende Zweiweg-Box hat hier keinerlei Probleme. Auch die Abstimmung des Tripols darf als gelungen bezeichnet werden, er spielt über einen großen Winkelbereich erstaunlich homogen.
Diese Vokabel ist beim Hörergebnis ebenfalls nicht fehl am Platz: Erstaunlich, wie es das Set schafft, eine angenehme und glaubwürdige Kino-Atmosphäre in den Hörraum zu zaubern.

Selbst bei effektlastigen Filmen wie „Terminator – die Erlösung“ muss man im Pegel gar nicht sonderlich zurück­haltend sein. Klar, man merkt dem Set – vor allem dem Subwoofer – irgendwann an, dass es ihm zu viel wird. Das geschieht aber eher unauffällig, es komprimiert die Pegelspitzen, statt wahrnehmbar zu verzerren. Da haben die Entwickler eine gute Abstimmung gefunden.

Nennenswerte Verfärbungen produziert das Set nicht, die Stimme von Jane Monheit bei ihrem „They Can´t Take that Away from Me“ bietet es natürlich und sogar sauber im Raum platziert dar. Zum Gegencheck – Männerstimmen sind besonders empfindlich gegenüber Grundtonschwächen – schickten die Tester Dave Matthews gemeinsam mit Tim Reynolds in den Blu-ray-Player, damit sie ihr „Crash Into Me“ zu Gehör bringen.

Und siehe da: Über die Miller & Kreisel wirkt Matthews keineswegs schwach auf der Brust, sondern eher normal. Voraussetzung dafür ist, dass die Trennfrequenz des Subs im Receiver auf rund 160 Hertz gestellt wird, ansonsten fehlt es tatsächlich an Substanz. Der Sub integriert sich übrigens auch bei dieser Einstellung vorbildlich ins Klanggeschehen, sein Standort ließ sich nicht orten.

Auch darüber hinaus wirkt das Movie 5.1 mit Mehrkanal-Musik stets ausgewogen und erwachsen. Es stellt Stimmen und Instrumente glaubwürdig und sauber gestaffelt in den Raum. Dass es dabei ein wenig an Präzision und Ortungsschärfe vermissen lässt, sei ihm ob seines günstigen Preises gern verziehen.

Tonqualität Stereo
Klar, ohne Subwoofer geht hier nichts. Mit der nötigen Tiefton-Unterstützung tönt das Set aber glaubwürdig und angenehm. Auch im Stereo-Modus platziert es das Klanggeschehen durchaus differenziert im Raum. Erstaunlich war, wie vollständig der Subwoofer akustisch verschwindet. Bassdrum und Bassgitarre ertönen von den Orten, an die der Toningenieur sie bei der Aufnahme gemixt hat und zudem mit äußerst begrüßenswertem Volumen und knackiger Präzision.

Der Testbericht Miller & Kreisel MOVIE 5.1 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 gut

Das Movie 5.1 von Miller & Kreisel macht es dem Anwender leicht: Es ist optisch unauffällig, lässt sich flexibel in den Wohnraum integrieren und klingt zudem richtig gut. Und das alles für einen Preis von gerade mal 1.500 Euro.

Michael Nothnagel

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