Metz Lunis 65 TY92 OLED (Test)

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Metz schickt mit dem Lunis sein neues OLED-Topmodell ins Rennen. Mit seiner integrierten Festplatte richtet sich der 65-Zöller an klassische TV-Zuschauer, die auf ein edles Erscheinungsbild Wert legen.

Mit dem 4.000 Euro teuren Lunis 65 TY92 OLED twin R hat Metz rechtzeitig zu Weihnachten sein neues TV-Flaggschiff auf den Markt gebracht. Nicht nur beim Sound inklusive Subwoofer will sich der deutsche Traditionshersteller von asiatischen Mitbewerbern absetzen. Auch die ein Terabyte große Festplatte an Bord findet man sonst nur noch beim deutschen TV-Mitbewerber Loewe.

Die Verarbeitung des Lunis ist ausgesprochen hochwertig. Das merkt man am drehbaren Tischfuß mit massivem Aluminium auf einer Glasplatte. Der Lautsprecher ist in schwarzes Akustikvlies gehüllt und wird von einer Zierblende aus gebürstetem Aluminium verschönert. In der Front ist ein OLED-Klartextdisplay integriert, das gut ablesbar unter anderem über den ausgewählten Sender, über laufende Aufnahmen oder beispielsweise den aufgerufenen Media-Player informiert. Zusätzliche Details etwa zum aktuellen Bild- oder Tonmenü kann man hier allerdings nicht ablesen. Das Panel fällt mit knapp 5 Millimeter hauchzart aus, inklusive Anschlüssen kommt der Metz auf 7,7 Zentimeter – das Soundsystem braucht halt Platz.

Ausstattung & Bedienung
Dass sich der Lunis an klassische TV-Zuschauer richtet, wird schnell deutlich. So sind die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 als Twin-Varianten ausgelegt. Das ist sinnvoll, da der Metz ein Aufnahme- Spezialist ist (siehe Kasten). Wer gerne Filme streamt und Videos aus dem Netz schaut, ist nicht sonderlich gut bedient: So hat das App-Angebot gravierende Lücken, Platzhirsche wie Amazon Prime Video, Netflix, Apple TV+ oder Disney+ fehlen. Begnügen muss man sich unter anderem mit Videociety, Maxdome, MeinVOD, Dailymotion und diversen Mediatheken. YouTube ist im App-Portal nicht vorinstalliert, es gibt aber einen Umweg, um die beliebte Video-Plattform zu starten. Dazu drückt man eine der F-Tasten auf der Fernbedienung und fügt auf einem der leeren Felder eine neue Funktion hinzu. In der sich öffnenden Auswahlliste wählt man „Web-App“, hierhinter ist tatsächlich YouTube abrufbar. Eine Vorgehensweise, auf die kaum ein Nutzer von alleine kommen dürfte. Alternativ bekommt man Inhalte von Smartphone und Tablet per Chromecast und Bluetooth auf den Lunis.

Komfortabel und praktisch ist die kostenlos für iOS und Android verfügbare App „Metz Remote“. Über diese kann man unter anderem den Fernseher steuern, den Elektronischen Programmführer aufrufen, Sender editieren und Fotos, Videos und Musik von einem Mobilgerät oder beispielsweise einer Fritz!Box auf dem Lunis zum Leben erwecken. All das gelingt zügig und intuitiv.

Schwer und übersichtlich: Die Tasten der Metallfernbedienung haben saubere Druckpunkte. Eine Beleuchtung fehlt, ebenso wie eine Mikrofontaste für Sprachassistenten. Die Tasten-Anordnung ist logisch, das Handling gelingt intuitiv. Zum Aufnahme-Archiv kommt man direkt über den Steuerstab.

Passend zu seinen Fernsehern hat Metz mit dem KH-BT03 seit Kurzem auch einen passenden Kopfhörer im Sortiment. Wir haben uns das 200 Euro teure Over-Ear-Modell mit Bluetooth-Funktionalität angeschaut beziehungsweise angehört. In puncto Äußeres dominiert der Einsatz von Kunststoff – Metall ist nur spärlich im verstellbaren Kopfbügel zu finden. In den ovalen (für größere Ohren etwas zu kleinen) Hörmuscheln werkeln 40-mm-Treiber, der Tragekomfort geht in Ordnung und die Bedienung erfolgt klassisch über Tasten (on/off, Play/Pause, Titelskip vor und zurück) beziehungsweise Schieberegler (Noise Cancelling an/aus). Eine App mit weiterführenden Funktionen oder Einstellmöglichkeiten gibt es nicht, immerhin lässt sich der KH-BT03 zum Telefonieren nutzen.

Die Ohrmuscheln dürfen zum Transport eingeklappt und in der mitgelieferten Tasche verstaut werden. Ausstattung, Bedienung und Materialeinsatz gehen für die 200-Euro-Klasse in Ordnung. Doch wie sieht es mit dem Klang aus? Dem grundsätzlich neutral ausgerichteten Kopfhörer fehlt es mitunter an Tiefgang und Basspräzision, und in den Höhen spielt er wie von Samt bedeckt. Auch nach einer längeren Einspielzeit blieb dieser Eindruck bestehen – etwa beim fast dreidimensional abgemischten „Big Love“ von Fleetwood Mac, das dezent eingeengt tönt, oder bei Madonnas „Live to Tell“, dem es an Offenheit und Punch mangelt. Andererseits nerven weder Bassüberhöhung noch kratzende Höhen anderer Geräte.

Der Metz KH-BT03 ist ordentlich verarbeitet – es gibt weder scharfe Kanten noch andere Unsauberkeiten.

Gut, aber nicht perfekt: Twin-Tuner, zwei „CI+“-Slots, drei mal USB, aber leider keine HDMI-Buchsen vom Typ 2.1. Der Lunis unterstützt weder 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz noch eARC.

Als Betriebssystem setzt Metz auf Linux, die Benutzeroberfläche hat sich gegenüber früheren Modellen nicht wirklich verändert. Das grau-rotweiße Menü wirkt weniger modern als bei der fernöstlichen Konkurrenz, punktet dafür aber mit einem hohen Bedienkomfort. Die Struktur ist klar, im Hauptmenü findet man sich durch eindeutige Symbole und Schlagworte sofort zurecht, und die Komplexität des Menüs und somit auch die Anzahl der Einstell-Optionen kann man dreistufig je nach persönlichem Geschmack festlegen („Einfach“, „Komfort“, „Experte“). Während des laufenden TV-Programms lernt man die grüne und die gelbe Taste auf der Fernbedienung zu schätzen: Über diese kann man unkompliziert und schnell auf die Bild- und Toneinstellungen zugreifen und muss nicht den Weg über ein übergeordnetes Menü gehen. Schaut man einen Film über eine Mediathek, einen Streamingdienst oder per Blu-ray, steht die Funktion leider nicht zur Verfügung, in diesen Fällen muss man die „Menü“-Taste drücken und kann dann Bild und Ton modifizieren. Klasse sind die drei Funktionstasten F1 bis F3. Diese lassen sich mit beliebigen Funktionen belegen. So hat man beispielsweise ruckzuck Zugriff auf den Radio-Betrieb, die Bedienungsanleitung oder das Internet-Portal.

Der massive Steuerstab liegt satt in der Hand, die Oberfläche besteht aus Aluminium, die Tasten haben einen sauberen Druckpunkt. Das Arbeitstempo des Lunis ist hoch, Menüs wechselt er ohne Wartezeit. Pluspunkt: Der deutsche Hersteller liefert zwei umfangreiche Bedienungsanleitungen auf Papier für das TV-Gerät und für die Fernbedienung mit. Zudem sind im Gerät selbst eine Anleitung und als Videos TV-Tutorials hinterlegt. Die vier HDMI-Ports unterstützen zwar Variable Refresh Rate (VRR) und den Auto Low Latency Mode (ALLM), aber weder eARC noch 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Für Gamer ist der Metz daher nicht der beste Spielpartner.

Wer gerne Pay-TV empfängt, freut sich über zwei „CI+“-Slots. Sprachsteuerung per Amazon Alexa oder Google Assistant ist beim Lunis nicht verfügbar. Bei der Bild-im-Bild-Darstellung erlaubt der Lunis hingegen verschiedene Optionen für die Fenster-Platzierung.

Passt: Andere TVs bieten zwar mehr Einstell-Optionen für die farbliche Präzision, aber auch mit dem vorhandenen Instrumentarium lässt sich das Gerät gut justieren.

Solide: Im DCI-P3-Spektrum erlaubt sich der Lunis keine großen Ausreißer. Bei Rot erkennt man am besten, dass er den Farbraum nicht komplett ausreizt.

Metz denkt mit seinem Lunis an all die Zuschauer, die gerne Fernsehen via Kabel, Satellit oder Antenne schauen und ihren Lieblingskrimi oder die Daily Soap am Nachmittag aufzeichnen. Dafür hat der Flat-TV eine ein Terabyte große Festplatte verbaut. Optional kann man auch externe USB-Festplatten für TV-Mitschnitte verwenden. Aufnahmen lassen sich über den Elektronischen Programmführer (EPG) programmieren oder direkt über die rote Aufnahmetaste starten. Möglich sind Einzelaufnahmen oder Aufnahmeserien täglich, wöchentlich oder Montag bis Freitag mit fester oder variabler Startzeit. Damit besondere TV-Highlights nicht verschwinden, kann man diese mit einem „Löschschutz“ versehen. Auch das Einrichten einer „Kindersicherung“ ist möglich. Im Aufnahme-Archiv hat man die Option, nachträglich den Namen einer Sendung zu ändern und neue Wiedergabelisten zu erstellen. Ein besonderes Komfortmerkmal ist das Setzen von Schnittmarken, um aus Aufnahmen Werbung herauszuschneiden oder Vorläufe und Überhänge zu entfernen. Die Festplatte ist flüsterleise. Natürlich erlaubt der Metz auch zeitversetztes Fernsehen, also TimeShift. Hierfür genügt ein Druck auf die Pause-Taste auf der Fernbedienung, die entsprechend gekennzeichnet ist.

Komfort pur: Ein Druck auf die Aufnahmetaste genügt, und der Metz bietet eine Fülle an Optionen.

Ab ins Aufnahme-Archiv: Hier warten die TV-Mitschnitte nicht nur darauf, abgespielt zu werden.

Bildqqualität
Im klassischen TV-Betrieb merken wir schnell, dass uns der Modus „Technicolor SL-HDR“ deutlich besser als das Setup „Fernsehen“ gefällt. Jetzt protzt der Metz mit toller Dynamik, schöner Plastizität und sehr satten Farben. Speziell Gesichter erscheinen gesund und natürlich. Dass es sich beim Lunis um ein Gerät mit selbstleuchtenden Pixeln handelt erkennt man sofort am ungemein satten Schwarz, welches das gesamte Bild unheimlich souverän und druckvoll aussehen lässt. Filme mit Cinemascope-Balken sind dementsprechend ein Genuss, weil diese super homogen ausgeleuchtet und knackig dunkel sind. Die Blickwinkelstabilität des Flachmanns ist ebenfalls hervorragend, Farben bleichen faktisch nicht aus, auch von einem seitlichen Sitzplatz aus genießt man ein farbenfrohes und leuchtstarkes Bild.

Für HDR-Inhalte unterstützt der Metz mit HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision alle aktuellen Formate. Bei der Bildschirm-Helligkeit kann der Lunis nicht ganz mit den Spitzen-OLEDs von LG, Samsung, Sony oder Philips konkurrieren. Im Modus „PC-Monitor“ mit Farbtemperatur „harmonisch“ hat unser Testgerät zwar gute 750 Candela erreicht, doch dieses Setting empfiehlt Metz, wie der Name suggeriert, beim Anschluss eines Computers. Im TV-Alltag kann es nicht mit den dafür optimierten Modi „Premium“ und „Standard“ mithalten. Hier bringt es der Lunis auf 570 respektive 595 Candela. 271 Candela sind im „Standard“-Modus bei 50-prozentigem Weißanteil drin, 145 Candela, wenn der komplette Bildschirm beispielsweise von einer Schneelandschaft überzogen ist. Beim ANSI-Kontrast dreht der 65-Zöller dafür richtig auf, hier haben wir einen Top-Wert von 12.500:1 ermittelt. Als beste Farbtemperatur wählt man ab Werk „Warm (D65)“, unser Testgerät wurde mit ordentlichen 6.271 Kelvin ausgeliefert.

Im Test spielen wir die Netflix-Doku „Unser Planet: Ein Planet“ in Dolby Vision über einen Blu-ray-Player zu. Im Setting „Dolby Vision Hell“ liefert der Metz ein dynamisches, farbenfrohes und leuchtstarkes Bild. An die Brillanz, Leuchtkraft und Plastizität der OLED-Topmodelle von LG und Panasonic kommt der 65-Zöller jedoch nicht ganz heran; die Skaliereigenschaften sind gut. Für die Dokumentation „Berlin und Brandenburg von oben“ entscheiden wir uns für den Modus „Technicolor SL-HDR“. Kanten an bewegten Objekten wie Gebäuden werden präzise gezeichnet, Farben sind kraftvoll und der Schärfeeindruck ist klasse. Bewegungen stellt der Flachmann gleichmäßig dar, Landschaften und Häuser in „Deutschland von oben“ gleiten butterweich vorbei.

Tonqualität
Das Thema Sound spielt bei Metz traditionell eine wichtige Rolle. Der Lunis agiert mit insgesamt 90 Watt und hat sechs Lautsprecher und einen Subwoofer verbaut, Dolby Atmos wird aber nicht unterstützt. Raumfülle, Dynamik, Sprachverständlichkeit und akustische Präzision, all das gelingt dem Lunis ausgezeichnet. Per Equalizer kann man den Ton im Bereich zwischen 100 Hertz und 12 Kilohertz modifizieren. Wer gerne Musik streamt, hat im 65-Zöller den passenden Spielpartner. Auch bei höherer Lautstärke bleibt der OLED pegelfest und frei von Störgeräuschen. Sein Bassfundament ist solide, plärrig haben wir den Apparat im Test zu keinem Zeitpunkt erlebt. Egal bei welchem Genre, der Metz spielt tonal souverän auf.

Der Testbericht Metz Lunis 65 TY92 OLED (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 4.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Sehr gut

In den Kerndisziplinen Bild und Ton läuft der Metz Lunis zur Höchstform auf. Dabei richtet der 65-Zöller seinen Fokus auf klassische TV-Zuschauer, die sich über die ein Terabyte große Festplatte freuen dürfen. Für Streamer und Gamer ist er hingegen nicht die erste Wahl.

Jochen Wieloch/Oliver Schultes

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