Magnat Signature 900-Set (Test)

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Dieses Set von Magnat besteht aus vier identischen Standboxen, die mit 4-Wege-Technik arbeiten. Da stellt sich die Frage, wie das klingt.

Die Signature 909 von Magnat ist eine ausgewachsene Standbox in 4-Wege-Technik und das Topmodell im Boxenprogramm des Kölner Herstellers. Umso erfreulicher, dass dieser gleich vier davon als Teil eines Mehrkanal-Sets zum Test schickte. Klar, nicht alle Heimkino-Fans haben den Platz, bei Front- und Surroundkanälen große Standboxen hinzustellen, von den deutlich höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu einfacheren Schallwandlern ganz zu schweigen. So schlägt diese in Schwarz und Weiß erhältliche 5.1-Kombi immerhin mit knapp 10.000 Euro zu Buche.

Ist aber beides kein Problem, kann ein solches Set sehr reizvoll sein. Das gilt auch für moderne Filmsoundtracks, deren Effekte immer aufwändiger und komplexer werden – die also von dem vergrößerten Potenzial in Sachen Schalldruck und Auflösung durchaus profitieren können. Fast noch mehr freuen sich Fans gut aufgenommener Mehrkanal-Musik über die gleiche Bestückung von Front- und Surroundkanälen, denn damit ist ein besonders nahtloser Übergang zwischen Front- und Rear-Bereich garantiert, Stimmen und Instrumente klingen von vorn und hinten absolut gleich.

Auch ausgewachsene Standlautsprecher sind heutzutage eher schlank und zierlich, die ausladenden „Männerboxen“ früherer Zeiten toleriert kaum noch jemand in seinem Wohnzimmer. Heutige Konstruktionen sind optisch sicher attraktiver, haben aber – neben gewissen technischen und akustischen Einschränkungen – ein Problem: Die Standfestigkeit. Schmale Gehäuse, die zudem meist einen guten Teil ihres Gewichts in Form der Treiber sehr weit oben tragen, kippen nun mal erheblich leichter um als solche mit breiter Grundfläche. Insbesonders mit Kindern im Haushalt ist das ein nicht zu vernachlässigender Sicherheitsaspekt.

Um die Kippneigung solcher Boxen zu verringern, ohne ihr schlankes Design zu beeinträchtigen, wählen die meisten Hersteller eine einfache, aber wirkungsvolle Lösung: Sie fügen den Lautsprecher eine deutlich breitere und tiefere Bodenplatte hinzu, die meist vom Kunden beim Aufstellen selbst montiert werden muss. So stehen dann auch extrem schlanke Boxensäulen sehr sicher und kippeln nicht.

Viele Firmen, wie auch Magnat bei der Signature-900-Serie, machen aus der Not eine Tugend und verpassen den Bodenplatten in Form und Farbgebung ein ansprechendes Aussehen, welches das Design der Lautsprecher aufwertet. Und es lassen sich sogar schicke, voluminöse Spikes integrieren, die zum einen auch akustisch für einen sauberen Stand sorgen, zum anderen optisch weitere Akzente setzen.

Die Bodenplatte der Signature 909 erhöht die Standsicherheit und verleiht der Optik auch noch Pep.

Neben Reglern für Pegel, Trennfrequenz und Phase bringt der Magnat-Sub auch eine einstellbare Tiefbass-Anhebung (Bass Extension) mit.

Technik
Dass es sich bei den Signature 909 um 4-Wege-Lautsprecher handeln soll, sorgt bei flüchtigem Blick für Stirnrunzeln, sind doch mit zwei gleichen Tieftönern, einem Mitteltöner ganz oben in der Front und dem Hochtöner darunter zunächst einmal nur drei Wege zu erkennen. Erst genaueres Hinschauen auf Letzteren macht klar, dass hier nicht nur eine, sondern gleich zwei Kalotten untergebracht sind. Die untere weist mit 30 Millimetern einen vergleichsweise großen Durchmesser auf und kann deshalb etwas tiefer angekoppelt werden als die Kalotten mit der Quasi-Standardgröße 25 Millimeter: Der Grund dafür: Ihre Fläche ist fast eineinhalb mal so groß, damit kann sie auch vergleichsweise niedrige Frequenzen noch mit vollem Pegel wiedergeben. Für eine saubere Anpassung des Rundstrahlverhaltens zwischen Mittel- und Hochtöner sorgt ein der Kalotte vorgesetzter kurzer Waveguide.

Die kleine 20-Millimeter-Kalotte ist wie ihre große Schwester aus feinem, besonders leichtem Textil geformt und kann ebenfalls mit einem Waveguide aufwarten. Sie übernimmt erst bei sehr hohen 17,5 Kilohertz, wo die große Kalotte schon deutlich anfängt, den Schall gerichtet abzustrahlen, die kleine aber noch deutlich breiter arbeitet. Besonderen Wert legt der Hersteller zudem darauf, dass die kleine Kalotte auch bis über 50 Kilohertz noch nennenswert Schall abstrahlt und so eine Hi-Res-Zertifizierung der Japan Audio Society erhalten hat. Ob Frequenzen oberhalb 20 Kilohertz wirklich, wie viele High-End-Fans annehmen, zum Klangerlebnis beitragen, wird auch in Fachkreisen noch kontrovers diskutiert. Als Hinweis für die Fähigkeit, auch besonders feine Klangdetails aufzulösen, darf diese Eigenschaft der Magnat-Hochtöner aber auf jeden Fall verstanden werden.

Besonderen Aufwand treibt der Hersteller auch bei den Membranen der Tief- und Mitteltöner: Die Kölner verwenden hier ein Sandwich aus Aluminium innen und jeweils einer Keramikschicht auf den Außenseiten. Dieses Material ist sehr steif, weist aber trotzdem eine hohe innere Dämpfung auf. Deshalb ist es wenig anfällig für Materialresonanzen, die, wenn sie denn auftreten, zudem weit oberhalb des genutzten Frequenzbereichs der Treiber liegen und gut gedämpft sind. Magnat setzt bei der Signature 909 zwei unterschiedliche Größen dieses Treibers ein: Die 17-Zentimeter-Variante arbeitet in der Signature 909 als Mitteltöner, im Center 93 aber in zweifacher Ausführung als Tieftmitteltöner. Bei der Standbox sind für die Bassfrequenzen bis 380 Hertz je zwei 20-Zentimeter-Chassis zuständig. Allen diesen Treibern gemein ist ein stabiler, umfangreich belüfteter Aluminium-Druckguss-Korb. Der Antrieb aus Schwingspule und Magnetsystem wurde mit Hilfe des Klippel-Messsystems auf möglichst großen linearen Hub bei möglichst geringen Verzerrungen getrimmt.

Um die hochwertige Technik schneiderte Magnat den Signature 900 ein mehr als ansehnliches Kleid: Die in Schwarz und Weiß erhältliche Hochglanz-Lackierung rundum ist sehr sauber ausgeführt. Trotz der vergleichsweise üppigen Abmessungen wirken die Lautsprecher dadurch nicht wuchtig, sondern elegant und edel.

Dagegen kommt der Omega CS-12 eher etwas gedrungen daher, was für einen modernen Subwoofer aber fast unvermeidlich ist. Immerhin ist er mit einem 30-Zentimeter-Treiber ausgerüstet, das in ein sehr kompaktes geschlossenes Gehäuse arbeitet. Für den bei einer solchen Konstruktion nötigen Leistungs-Headroom sorgt die integrierte Schaltendstufe mit 550 Watt Leistung. Neben den üblichen Reglern, also Pegel, Trennfrequenz und Phase, trägt der Magnat-Sub auf seinem Rückseiten-Bedienpanel auch noch einen Drehknopf mit dem Titel „Bass Extension“, mit dessen Hilfe tiefste Frequenzen um 35 Hertz um bis zu zwölf Dezibel angehoben werden können.

Gekonnt verarbeitet und makellos lackiert präsentieren sich die Boxen der Signature 900-Serie.

Erkennbar hohen Aufwand betrieb Magnat bei der Entwicklung der Treiber für die Signature 900-Serie.

Treiber, die für den Einsatz in einem Subwoofer entwickelt werden müssen komplett anders ausgelegt werden, als Tieftöner für Stand- oder Regalboxen – sollen sie doch ausschließlich die Frequenzen zwischen 20 Hertz und 200 Hertz wiedergeben, dies jedoch möglichst effektiv und mit möglichst wenig Verzerrungen. Ein gutes Beispiel ist das Chassis für den Omega CS 12 aus diesem Test: Sein äußerlich auffallendstes Merkmal ist die Naht, die die Verklebung der breiten Sicke mit der Membran verstärkt. Besagte Naht ist sogar doppelt ausgeführt und hat keinesfalls optische Gründe: Die Verbindung zwischen Sicke und Membran ist nämlich bei großen Hüben mechanisch extrem belastet und die Vernähung sorgt dafür, dass sie auch bei jahrelanger hoher Belastung formschlüssig bleibt. Ein weiteres Detail, das beim Betrachten des ausgebauten Chassis auffällt: Es ist extrem tief. Anders ist die lange Schwingspule und der große Spielraum, den sie für ihre maximalen Hübe benötigt, schlicht nicht unterzubringen. Nicht so einfach sichtbar, aber trotzdem relevant ist die doppellagig ausgeführte Zellulosemembran, die extrem stabil ist und auch den hohen Kräften bei großen Hüben langfristig Paroli bieten kann.

Die doppelte Naht an der Verbindungsstelle zwischen Sicke und Membran sorgt dafür, dass die an dieser Stelle auftretenden Kräfte bei großen Hüben auch langfristig sicher aufgenommen werden können.

Tonqualität Surround
Beim ersten Blick auf die Frequenzgänge scheint das nötig, denn die fallen schon recht früh zu tiefen Frequenzen hin ab. Allerdings bewirkt schon die Aufstellung des Subs auf dem Boden über dessen reflektierende Wirkung einen weitgehenden Ausgleich dieses Abfalls. Und selbst ohne aktivierte „Bass Extension“ beträgt die untere Grenzfrequenz immerhin 30 Hertz. Auch die 106 Dezibel maximaler Schalldruck können überzeugen.

Sauber und ohne große Welligkeiten verlaufen die Frequenzgänge von Signature 909 und Center 93. Allenfalls eine kleine weiträumige Senke im Mitteltonbereich ist bei beiden Frequenzgängen vorhanden, dürfte aber auf den Klang wenig Auswirkungen haben. Erfreulich ist der hohe Wirkungsgrad von um 89 Dezibel. Verstärker mit viel Leistung benötigen sie also nicht. Strom sollte er allerdings genügend liefern können, die Impedanz der Signature 909 fällt im Bassbereich nämlich unter drei Ohm. Das Rundstrahlverhalten des Centers zeigt um 1.500 Hertz herum breite und tiefe Einbrüche unter großen Winkeln, bietet also Zuhörern, die nicht zentral vor ihm sitzen, weniger Mittelton-Informationen.

Eines macht das Magnat-Set beim Hörtest sofort deutlich: Es lässt nichts anbrennen und überzeugt auf Anhieb mit einer dynamischen, temperamentvollen Spielweise. Das macht natürlich insbesondere bei Bombast-Kino wie „Terminator – die Erlösung“ Spaß, wenn der Tankwagen mit Nachdruck und Autorität in die Luft fliegt und die futuristischen Motorräder glaubwürdig in die Schrottautos krachen. Auch den Blitzschlag, der Ratte Remy und seinen Kumpel in „Ratatouille“ vom Dach fegt, lässt die Zuhörer zusammenzucken,
obwohl sie die Szene schon zigmal gesehen haben.

Selten so überzeugend gehört haben wir auch „Listen Up!“, das Drummer Omar Hakim mit seiner Band live im Studio eingespielt hat. Die Nummer klingt über das Magnat-Set noch mehr wie aus einem Guss, auch weil die Toningenieure den Zuhörer mitten ins Geschehen hineingemixt haben und so die Vorteile von vier identischen Boxen für Front und Surround voll ausgespielt werden können. Zusammen mit der dynamischen Spielweise des Signature-Sets ist der Klang mitreißend und ungemein glaubwürdig. Wobei auch feine Details nicht auf der Strecke bleiben, wie „They Can´t Take That Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli luftig ziseliert und mit vielfältigen Klangfarben unter Beweis stellt.

Tonqualität Stereo
Subwoofer-Unterstützung benötigten die Signature 909 im Stereo-Betrieb keine, ihre je zwei Zwanziger bringen tiefe Töne, beispielsweise bei „Railway Tracks“ von John Illsley sauber, mit Nachdruck und ordentlich Tiefgang. Das ist aber bei Weitem nicht alles, auch in dieser Disziplin überzeugen die Signatures mit einem temperamentvollen wie luftig-detaillierten Klangbild, das beispielsweise „An der schönen blauen Donau“ des Amsterdamer Concertgebouw Orchestra sehr schön in Breite und Tiefe aufspannt und den Zuhörer unmittelbar in den Konzertsaal hineinversetzt.

Der Testbericht Magnat Signature 900-Set (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 9.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

91 Sehr gut

Dass es sich lohnen kann, ein Heimkino-Set mit vier ausgewachsenen Standboxen aufzustellen, zeigt in aller Deutlichkeit die hervorragend klingende Signature 900-Kombi von Magnat, die zudem noch vorzüglich verarbeitet ist. Der Lohn ist ein Einzug in unsere Referenzklasse.

Michael Nothnagel

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