LG offeriert mit dem ProBeam BU70QGA einen 4K-Laserbeamer mit Wurzeln im Präsentationsbereich. Seine Heimkinotauglichkeit darf er auf unserem Testparcours unter Beweis stellen.
Die Abmessungen des 4.700 Euro teuren ProBeam BU70QGA sind mit 77,4 x 26,5 x 47,3 (B/H/T) Zentimeter ebenso imposant wie sein Gewicht von 17,7 Kilogramm. Mit seinem schwarzen Finish und der kantigen Gehäuseform wirkt er recht puristisch. Das Objektiv ist in die Front eingelassen und schließt bündig mit dem Chassis ab. Kunststoffgitter an Vorder- und Rückseite haben nicht nur optische Gründe, sondern dienen vorrangig der Kühlung und Tonwiedergabe. Dahinter befinden sich nämlich die Lüfter und Lautsprecher. Verarbeitung und Materialqualität sind herausragend. Preisgünstigeren Modellen ist der ProBeam BU70QGA in dieser Hinsicht haushoch überlegen. Die Leistungsaufnahme beträgt 404 Watt und liegt damit sogar unter der 500-Watt-Angabe von LG.
Ausstattung und Technik
Der ProBeam BU70QGA ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor, der seine Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel sequentiell via XPR-Shift-Technologie darstellt. Das Herz ist seine Laserlichtquelle, die eine Maximalhelligkeit von 7.000 Lumen erzielen soll. Die Lebensdauer der Laserdioden beziffert LG mit 20.000 Stunden, bis diese 50 Prozent ihrer Lichtausbeute eingebüßt haben.
Das Betriebssystem WebOS Signage bietet zahlreiche Möglichkeiten, um Präsentationen und Filmvorführungen effizienter zu gestalten. Dazu gehören Bluetooth, Miracast und Connect Care (siehe Kasten).
Die Tastatur der nicht beleuchteten Fernbedienung ist nicht gerade übersichtlich konstruiert, so dass eine Nutzung nur bei Umgebungslicht möglich ist.
In Sachen High-Dynamic-Range-Format wird HDR10 unterstützt, darüber hinaus wartet der LG mit einer Überraschung auf: HDR-Inhalte werden vom internen dynamischen Tone Mapping bearbeitet. Das 1,6-fache Zoom-Objektiv, die Trapezkorrektur, der horizontale sowie vertikale Lens-Shift werden motorisch gesteuert, was viel Komfort bei der Einrichtung bedeutet. Darüber hinaus stehen mit dem Autofokus und der automatischen Bildausrichtung weitere Features für die Installation zur Verfügung. Mit Crestron RoomView lassen sich ganze Wiedergabeszenarien durchführen, in die Zuspieler, Projektor und die Lichtsteuerung des Heimkinos einbezogen werden können.
Zwei eingebaute 5-Watt-Lautsprecher komplettieren das umfangreiche Ausstattungspaket, in dem allerdings eine Zwischenbild-Technologie und Apps von Streaming-Diensten nicht enthalten sind.
Ein Mediaplayer spielt Videos, Fotos und Vorlageninhalte ab. Diese können in verschiedenen Wiedergabelisten übernommen werden. Eine individuell erstellte Playlist kann über die Zeitplanfunktion abgespielt werden. Wer zu Hause eine komplette Vorführung mit Vorprogramm, Trailern, Kinowerbung und Hauptfilm plant, kann sich diese anlegen und die Vorstellung ganz entspannt auf der großen Leinwand mit Freunden genießen.
Installation und Bedienung
Der LG ProBeam HU70QGA ist sehr flexibel installierbar. Dank des großzügig bemessenen Lens-Shifts kann der Beamer auf Höhe der Leinwandoberkante auf ein Regal gestellt werden. Er muss nicht wie andere DLP-Projektoren in dieser Position auf den Kopf gedreht werden, sondern kann das Bild vollständig auf der Leinwand darstellen. Wenn der Projektor auf Höhe der Leinwandunterkante auf einem Tisch platziert wird, kann er das Bild außerdem komplett nach oben verschieben.
Das Installationsmenü ist übersichtlich strukturiert. Leider arbeiten in unserem Testsample die elektrische Bildanpassung und die „Automatische Bildschärfe“ nicht korrekt. Wir entscheiden uns, die Anpassungen manuell durchzuführen, was mit dem motorischen Objektiv und der Fernbedienung komfortabel ist. Aus einer Distanz von 3,82 bis 6,13 Meter kann der ProBeam eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand komplett füllen.
Bei Umgebungslicht lässt sich gut durch das On-Screen-Display (OSD) navigieren, weil die weiße Beschriftung auf dem Handsender gut zu lesen ist. Im dunklen Heimkino erweist sich die Fernbedienung als ungeeignet, weil wir schlicht und ergreifend nicht erkennen, auf welche Tasten wir drücken. In diesem Preissegment ist das ein vermeidbares Ärgernis, zumal mit der Magic Remote eine exzellente Alternative im Sortiment von LG vorhanden ist.
Etwas unausgereift finden wir auch Teile des Bildmenüs. Bei genauer Betrachtung wird offensichtlich, dass nicht allen Bildmodi alle Features zur Verfügung stehen. Im Bildmodus „Allgemein“ lässt sich beispielsweise die Farbtemperatur von „Natürlich“ auf „6500K“ wechseln. Das Bildmenü „Experte“ besitzt diese Möglichkeiten nicht. Stattdessen nutzen wir hier „Warm 2“, weil das echten 6.500 Kelvin am nächsten kommt. Darüber hinaus bietet nur dieser Modus Zugriff auf den „Dynamischen Kontrast“ und „Super Resolution“. In den anderen Modi sind diese Features ausgegraut.
Gut gefällt uns, dass die präferierten Einstellungen auf alle Eingänge anwendbar sind. Dafür muss im Menü nur der entsprechende Haken gesetzt werden. So ist gewährleistet, dass bei mehreren Zuspielern die optimierten Parameter verwendet werden. Einmal eingestellt greift der Projektor selbstständig auf die präferierten Bildmodi zu.
Licht und Farbe
Der LG ProBeam BU70QGA wird ab Werk im Bildmodus „Allgemein“ ausgeliefert. Wir schalten in den „Experte“-Modus, weil wir hier im Rahmen der Kalibrierung die höchste Lichtausbeute erzielen für SDR (5.850 Lumen). Darüber hinaus bietet nur dieser Modus Zugriff auf RGB-Gain/Offset-Regler, CMS und Gamma (2,2). Die Farbspektrum übertrifft Rec.709, so dass Grün, Gelb und Magenta ein wenig über ihre Ziele hinausgehen. Das Ergebnis ist eine relativ satte Farbdarstellung mit akzeptablem Weißpunkt von 6.903 Kelvin.
Für HDR nutzen wir den Bildmodus „Allgemein HDR“ und erzielen 6.750 Lumen. Das entspricht fast der beworbenen Maximalhelligkeit des ProBeam. Im Bildmodus „Max“ werden die 7.000 Lumen fast punktgenau erreicht, aber mit zu kühler Farbtemperatur. LG beziffert den Kontrast, den wir bei keinem Preset bestätigen können, mit 3.000.000:1. Nach der Kalibrierung ermitteln wir 1.125:1 (On/Off), 1.050:1 (Inbild) und 250:1 (ANSI). Der Schwarzwert liegt bei 6,00 Lumen, was der hohen Lichtausbeute geschuldet ist. Auf entsprechend großen Leinwänden ergibt sich ein akzeptables Schwarz. Auf unserer 3,20 Meter breiten Cinemascope-Leinwand erscheint das Schwarz hingegen eher mittelgrau. Die Ausleuchtung fällt mit 95 Prozent sehr gut aus, so dass von der Bildmitte zu den Rändern kein Helligkeitsabfall ersichtlich ist.
Bild und Ton
Kinofilme und Sportübertragungen profitieren von der hohen Lichtausbeute, weil Farben überaus strahlen und eine ansprechende Brillanz besitzen. Die Farbdarstellung erreicht zwar keine Perfektion, aber Inhalte in Rec. 709 und DCI-P3 erscheinen natürlich. Der ProBeam BU70QGA projiziert alle Bildsignale mit 60 Hz und nicht mit der Originalfrequenz von 24 oder 50 Hz. Das führt zu sichtbarem Pulldown-Ruckeln. Der verbesserungswürdige Schwarzwert ist in Nachtaufnahmen allgegenwärtig. Es liegt quasi ein Grauschleier auf dem Bild, der sich erst mit zunehmenden hellen Inhalten lichtet. Tagesszenen begeistern dann vollauf durch die schiere Helligkeit, die der ProBeam auf die Leinwand knallt.
Blockbuster in HDR von der 4K Ultra HD Blu-ray werden mit der vollen Signalbreite von 0,0 bis 10.000 Nits im Rahmen des Tone Mappings projiziert. Da das Tone Mapping dynamisch regelt, werden einzelne Bilder analysiert und optimal für den LG ProBeam BU70QGA aufgearbeitet, so dass dieser immer die bestmögliche Qualität darstellt. Als „Sully“ nachts über den Times Square joggt, um den Kopf freizubekommen, sind alle Inhalte auf den Displays zu sehen. Nichts überstrahlt ins Weiß, wie wir es bei vielen anderen Projektoren kennen, die nur ein statisches Tone Mapping durchführen. Der Farbraum ist in Richtung DCI-P3 erweitert und deckt diesen mit rund 80 Prozent ab. Im direkten Vergleich mit Rec. 709 erscheinen die Farben insgesamt satter, das Bild legt mit HDR-Content sichtbar an Brillanz zu, was nicht zuletzt an der um rund 1.000 Lumen höheren Lichtausbeute liegt. Darüber hinaus ist die Schärfe fantastisch. Kleinste Details werden glasklar aus dem Bild herausgeschält.
Zwei 5-Watt-Lautsprecher sind im ProBeam BU70QGA verbaut, die mit ordentlicher Mittenwiedergabe und soliden Höhen gefallen. Grundton und Bass sind hingegen nicht vorhanden. Stimmen tönen klar und sind gut zu verstehen. Die Pegel reichen aus, um Räumlichkeiten bis zu 30 Quadratmeter vernünftig zu beschallen. Das Ganze tönt auf dem Niveau von günstigen Fernsehern. Aber ein so gigantisches Bild, wie es der ProBeam erzeugen kann, lechzt förmlich nach einem vollwertigen Surround-System.
Der Testbericht LG ProBeam BU70QGA (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 4.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der LG ProBeam BU70QGA ist ein 4K-Business-Beamer, der mit seiner hohen Lichtausbeute, exzellenter HDR-Darstellung und sehr guten Schärfe auch im Heimkino überzeugt. Abstriche müssen aber beim Schwarz gemacht werden.
Michael B. Rehders