LG OLED77CX9LA (Test)

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Mit dem OLED77CX9LA schickt LG einen riesigen Fernseher mit acht Millionen selbstleuchtenden
Pixeln ins Rennen. Kommt auf dem 195-Zentimeter-Panel ein Filmerlebnis wie im Kino auf?

OLED-Display und 77-Zoll-Bildschirm – das lässt jede Menge Filmspaß erwarten. Logischerweise ist der OLED77CX9LA von LG kein Schnäppchen, 7.000 Euro werden für den Apparat mit satten 195 Zentimetern in der Diagonale fällig. Allerdings nur auf dem Papier, denn im Handel ist der TV-Riese schon für 5.000 Euro zu haben.

Mögliche Angst vor dem Transport oder dem Aufstellen des XXL-OLEDs ist glücklicherweise unbegründet, wenn man Display und Fuß separat zum Aufstellort bringt. So wiegt der mit Anschlüssen 5,6 Zentimeter tiefe Bildschirm mit mehr als acht Millionen selbstleuchtenden Pixeln 26,7 Kilo, mit dem schicken Metallfuß in der Farbe Dark Steel Silver bringt es der 77-Zöller auf 35,9 Kilo. Dank VESA-Norm 400 x 200 Millimeter ist ebenfalls eine Montage an der Wand möglich. Wer zu Hause weniger Platz hat und eine kleinere Diagonale benötigt: LG bietet den CX9 auch als 65-, 55- und 48-Zöller an. Für den Sound kommt ein 2.2-System mit 40 Watt zum Einsatz – in den OLED-Serien GX, WX, ZX und RX setzen die Koreaner jeweils auf ein 4.2-Setup.

Ob Fußball, Eishockey, American Football, Baseball oder Basketball: Echte Sportfans möchten kein Spiel ihrer Lieblingsmannschaft verpassen. Der „Sport-Alarm“ im OLED77CX9LA sorgt dafür, dass man immer auf dem Laufenden ist. Im ersten Schritt wählt man sein bzw. seine favorisierten Teams aus. Beim Fußball stehen die Bundesliga, La Liga, Liga Mix, Ligue 1, Premier League, Serie A und Série A zur Verfügung. Beim Football ist die NFL hinterlegt, beim Basketball die NBA, beim Baseball die KBO sowie die MLB und beim Eishockey die NHL. Man kann sich für unterschiedliche Sportarten und mehrere Mannschaften entscheiden. Diese werden dann übersichtlich aufgelistet. Für jedes Team kann man wiederum in den Einstellungen verschiedene Alarme festlegen. Dazu gehören der Alarm für den Spielbeginn, ein Tor-Alarm in Echtzeit sowie ein Alarm für Spieleergebnisse.

Kein Tor mehr verpassen: Der kostenlose „Sport-Alarm“ sorgt dafür, dass Fans jederzeit optimal über Treffer und Ergebnisse informiert werden.

In der Übersicht sieht man sofort, wann welche der Mannschaften das nächste Mal in der jeweiligen Liga spielt, wer der Gegner und wann der Anpfiff ist. Hat man sich etwa für einen Verein aus der Bundesliga entschieden, wird man allerdings nur über Partien im Ligabetrieb informiert, nicht aber über internationale Auftritte. Läuft die Begegnung, meldet sich der 77-Zöller sofort, wenn auf dem Platz ein Tor fällt oder ein Korb erzielt wurde. Außerdem weiß man jederzeit, wie es augenblicklich steht, und bekommt auch die Endergebnisse geliefert.

Es fehlt an nichts: Alle vier HDMI-Buchsen des LG-OLEDs unterstützen den HDMI-Standard 2.1. Zudem hat der 77-Zöller Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 verbaut. Auch an einen Kopfhöreranschluss haben die Koreaner gedacht.

Ausstattung & Praxis
Wer will, der kann den 75-Zöller nicht nur per Kabel, Satellit und DVB-T2 als klassischen Fernseher nutzen, sondern auch in eine perfekte Leinwand für Gamer verwandeln. Denn der LG unterstützt neben dem Auto Low Latency Mode (ALLM) und der Variable Refresh Rate (VRR) auch Nvidia G-Sync, AMD FreeSync sowie HGiG. Dadurch wird sichergestellt, dass Spiele mit kurzen Reaktions­zeiten gespielt werden können. Die Koreaner geben eine Response-Time von einer Millisekunde an. Dank High Frame Rate (HFR) erlaubt der OLED die Wiedergabe von bis zu 120 Bildern pro Sekunde bei höchster Auflösung mit 3.840 x 2.160 Pixeln. Alle vier ­HDMI-Buchsen unterstützen den 2.1-Standard, allerdings mit einer Bandbreite von 40 statt 48 Gbps, was derzeit aber keine Nachteile hat.

Intelligente Modi: Der Alpha9 AI Prozessor 4K der dritten Generation kann das Bild unter anderem an die Umgebungshelligkeit und auch tonal anpassen.

Vergleicht man alle OLED-Modelle des aktuellen Jahrgangs 2020 von LG, so fehlt beim CX9 lediglich ein Häkchen in der Ausstattungstabelle. So muss man beim 77-Zöller die Sprachsteuerung über die Mikrofontaste der Fernbedienung aktivieren, während sich abgesehen von der BX-Reihe alle anderen Modelle direkt über ein Mikrofon im Fernseher ansprechen lassen. Sowohl Amazon Alexa als auch Google Assistant sind im LG-Kosmos integriert. Zum Streamen eignen sich neben Bluetooth 5.0 auch Chromecast, AllCast sowie Apple AirPlay 2, zudem ist der Flachmann kompatibel zu Apple HomeKit und arbeitet mit der LG ThinQ App zusammen.

Schon während der Einrichtung des 77-Zöllers wird der Besitzer gefragt, ob er die für Android und iOS kostenlos erhältliche LG ThinQ App auf seinem Mobilgerät installieren möchte. Dazu genügt es, einen eingeblendeten QR-Code zu scannen, um die Anwendung anschließend sofort installieren zu können. Für die Nutzung ist ein Konto erforderlich. Wer keins extra anlegen möchte, kann sich auch direkt über sein Google- oder Facebook-Konto einloggen. Die App ermöglicht es, ein smartes Zuhause aufzubauen und recht komfortabel zu verwalten. So lassen sich unterschiedliche Zimmer einrichten und vernetzbare Geräte wie Fernseher, Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Luftreiniger oder Staubsauger-Roboter zuordnen. In unserem Fall genügt es, das Menüfeld „TV“ anzutippen, der OLED77CX9LA, der per WLAN ins heimische Netzwerk integriert ist, wird sofort gefunden. Die Kopplung gelingt, wenn man die eingeblendete Zahlenfolge im Mobilgerät eintippt. Über die App kann man den Fernseher nicht nur ein- und ausschalten, sondern auch in beliebige Menüs wechseln, die Quellen verwalten, Lautstärke und Sender verändern und die Sprachsteuerung benutzen. Zudem hat man Zugriff auf diverse Empfehlungen (Internetsender, TV-Programme, YouTube und Filme).

Schnelles Setup: Der LG blendet die entsprechenden QR-Codes für die ThinQ App ein, die sich für mobile Android- und iOS-Geräte eignet.

Smarte Schaltzentrale: Diverse Geräte steuern, ein- und ausschalten oder den Flat-TV mit Inhalten füttern – über die Applikation ist fast alles möglich.

Im OLED77CX9LA werkelt LGs aktuell schnellster Prozessor, der Alpha9 AI 4K der dritten Gene­ration. Dieser analysiert die Qualität des Original­inhalts mittels Deep-Learning-Technologie und berücksichtigt bei der Optimierung auch die räumliche Umgebung. LG verspricht lebensechter wirkende Gesichter, besser lesbare Bildschirm­texte, weniger Bildrauschen sowie mehr Kontrast und Farbsättigung. Wer will, kann das Genre des laufenden TV-Programms automatisch erkennen lassen. Darüber hinaus ist der Flat-TV dazu in der Lage, auf der Basis von mehr als 17 Millionen Sound­datenpunkten Stimmen, Effekte und Frequenzen zu analysieren und entsprechend des Audio-Genres zu optimieren.

Noch mehr Programm: „LG Channels“ ist fester Bestandteil des 77-Zöllers. So lassen sich zahlreiche TV-Sender aus dem Internet auf den Flat-TV holen.

Apple TV gehört dazu: Über die Anwendung kann man diverse Serien, Filme und TV-Sendungen aus dem Apple-Regal auf den 77-Zöller streamen.

Das App-Portfolio des 77-Zöllers ist im Bewegtbild-Bereich prall gefüllt. So findet man hier unter anderem Apple TV, Disney+, Rakuten TV, Sky Q, Netflix und LG Channels, wodurch das lineare TV-Angebot kostenlos um Filme in voller Länge und rund 50 Programme aus dem Internet erweitert wird. Musikalisch fällt das App-Angebot bei LG mittlerweile etwas üppiger aus. Von den wichtigen Plattformen sind hier immerhin unter anderem Spotify, Amazon Music, Deezer sowie Digital Concert Hall vertreten.

 

Extrem hoch ist der Bedienkomfort aufgrund der wunderbar aufgeräumten und übersichtlichen Oberfläche von webOS 5.0, die viele Informationen auf wenig Raum unterbringt, dabei aber nicht überladen oder komplex wirkt. Praktisch ist nicht nur die digitale Benutzeranleitung, sondern vor allem das Home Dashboard, eine Art Kontrollzentrum, in dem man alle angeschlossenen Geräte um das Live-TV-Bild gruppiert sieht. Dazu gehören beispielsweise Smartphones, Medienserver oder integrierte Smart-Home-Komponenten. Zum Steuern und Streamen eignet sich die Gratis-App „LG TV Plus“ für Android- und iOS-Geräte.

Ein fester Bestandteil aller LG-TVs ist seit einigen Jahren die „Kunstgalerie“, ein stattliches Archiv an schmucken Zeichnungen, Gemälden und Fotos. Mit Musik hinterlegt und dem passenden Rahmen aus Holz oder Metall sorgen sie dafür, dass man den OLED fast nicht mehr als Fernseher erkennt.

Fotos und Videos aus dem Heimnetzwerk oder von einem USB-Stick stellt der CX9 rasend schnell dar. Das Herein- und Herauszoomen gelingt ebenso flott wie das Drehen von Inhalten oder die Darstellung als 360-Grad-Ansicht. Insgesamt ist das Arbeitstempo des TV-Riesen sehr hoch. Beim Navigieren in Menüs oder dem Starten von Apps vergeht merklich kaum Zeit, sämtliche Befehle werden prompt umgesetzt. Und zwar über die vorbildliche Fernbedienung, die Magic Remote, mit plausibler Tastenanordnung und integriertem Mauszeiger für ein optimales Handling.

Bild- und Tonqualität
Wer einen 77-Zöller sein Eigen nennt, der will auf diesem Riesen-Apparat nicht nur Nachrichten und Fußball schauen, sondern hat in der Regel höhere Ansprüche an ein perfektes Heimkino-Erlebnis. Ein Aspekt ist dabei die Helligkeit und die Leuchtkraft des Displays. Der OLED77CX9LA liefert im „Kino“-Modus in Spitzlichtern sehr ordentliche 770 Candela, im „Lebhaft“-Setting packt er sogar die 800-Candela-Marke. Bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil reduziert sich im „Kino“-Setting die Helligkeit auf 300 bzw. 155 Candela. Der so genannte „Filmmaker“-Mode bringt eine nahezu ähnliche Performance, bildliche Unterschiede sieht man aber trotzdem. Denn hier verzichtet LG auf sämtliche Bildaufhübscher, um das puristische Filmerlebnis aus der Perspektive des Regisseurs zu erleben. Dies erkennt man unter anderem bei Bewegungen, die Glättung ist nämlich deaktiviert.

Schwarz und stark: Die mittlerweile bewährte LG-Fernbedienung verdient die volle Punktzahl. Sie ist super handlich, lässt sich intuitiv handeln und besitzt als cooles Extra einen Gyroskopsensor. So arbeitet der Steuerstab dann auch als nützlicher Mauszeiger in der Luft.

Mit der Farbtemperatur „Warm 2“ und 6.450 Kelvin erzielen Sie ein nahezu perfektes Ergebnis, während „Warm 1“ mit 7.916 und „Warm 3“ mit 5.457 Kelvin deutlich von der Zielvorgabe abweichen. Weitere wichtige Parameter für ein herausragendes Bild sind die Schwarzdarstellung und die Blickwinkelstabilität. In beiden Disziplinen fährt der LG Bestwerte ein. Filmbalken sind pechschwarz, das Panel ist trotz seiner Größe super gleichmäßig ausgeleuchtet und frei von jeglichen Aufhellungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Familienmitglied bei einem 77-Zöller einen extrem seitlichen Sitzplatz erwischt, ist vergleichsweise gering. Aber falls doch: Die Farben bleiben auf dem OLED sehr lange stabil, erst weit außen tendieren die Inhalte auf dem Panel dazu, dezent zu verblassen.

Sehr gutes Ergebnis: Im SDR-Bereich liefert der LG eine fast perfekte Leistung. Rot ist minimal überdreht, die blauen Mischfarben kann man etwas aufpeppen.

HDR-Meister: Im DCI-P3-Spektrum geht lediglich der Grünpunkt nicht bis ans äußere Limit, alle anderen Farben und auch Weiß sitzen an der richtigen Stelle.

Generell liefert der „Kino“-Modus die exakteste Farbreproduktion. Im normalen TV-Alltag fährt man mit dem „Standard“-Setting jedoch besser, weil das Bild dann heller und lebendiger ist. Grundsätzlich überzeugt uns jedoch auch die Einstellung „Automatische Genre-Auswahl“ sehr. Im „ARD-Buffet“ beispielsweise erscheinen Gesichter noch einen Tick gesünder, einige Konturen werden feiner herausgearbeitet, und der ohnehin schon tolle Gesamteindruck legt noch eine Schippe drauf. Eine Optimierung haben wir bei sehr vielen Sendungen und Genres festgestellt, unter anderem auch beim Fußball. Rasen und Trikots sind jetzt noch satter und realistischer.
Für die Darstellung von HDR-Filmen unterstützt der OLED neben HLG und HDR10 auch Dolby Vision und Dolby Vision IQ, wodurch sich die Helligkeit der HDR-Wiedergabe automatisch an die Raumumgebung anpassen soll.

Wir schauen uns zunächst einige Dolby-Vision-Democlips auf You­Tube an – und kriegen den Mund fast nicht mehr zu. Denn selbst die Realität ist nicht realistischer. Nahaufnahmen eines Glases mit kohlesäurehaltigem Getränk explodieren vor Schärfe, Details und Plastizität. Jedes einzelne Bläschen und jeder einzelne Tropfen am Rand des Glases bilden die Wirklichkeit 1:1 in Perfektion ab.

Alles im Blick: Über die LG-Benutzeroberfläche webOS 5.0 sieht man sofort Quellen und Apps, die Reihenfolge kann man individuell verändern.

Selbst in großflächigen dunklen Passagen wie einer schwarzen Teekanne vor schwarzem Hintergrund strotzt der LG vor kleinsten Übergängen und feinsten Helligkeitsabstufungen. In Naturaufnahmen wie „Dolby – Core Universe“ begeistert der 77-Zöller durch eine unglaubliche Tiefe, der Himmel wird wunderbar gestaffelt und scheint gar kein Ende zu nehmen. Wow! Diese geniale Performance überträgt der OLED auch auf Netflix-Streifen wie „Die Erde bei Nacht“. Hier paart der Flachmann geschmeidige Bewegungen („TruMotion“ auf „Cinema Clear“) mit phänomenaler Feinzeichnung und brutalem Schwarz.

Filme erhalten dank Dolby Atmos und dem 5.1-Upmixing mit „Al-Ton Pro“ eine angenehme Raumfülle mit breiter Bühne. Stimmen sind klar zu verstehen. Auch bei höheren Pegeln klingt der LG noch sauber, ohne plärrig zu werden oder zu überdrehen. Das Bassfundament ist nicht überragend, aber doch angenehm kräftig und deutlich zu vernehmen.

Der Testbericht LG OLED77CX9LA (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 7000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Der OLED77CX9LA ist nicht nur groß, sondern liefert auch ein großartiges Bild und guten Ton. Die intelligenten Modi bescheren echte Vorteile, das Bedienkonzept von LG ist traditionell hervorragend und die üppige Ausstattung lässt keine Wünsche offen – großes Kompliment!

Jochen Wieloch

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