Willkommen im neuen Modelljahr bei LG! Mit der C4-Serie bringen die Koreaner zunächst ihre wichtigste OLED-Reihe in den Markt. Einerseits, weil diese mit sechs Bildschirmgrößen auch in diesem Jahr wieder die größte Auswahl unter allen OLED-Reihen bietet. Andererseits, weil LG schon bei den Vorgängern mit der C-Reihe die meisten Käufer angesprochen hatte. Der von uns getestete OLED65C47LA kostet 3.200 Euro. LG unterscheidet in diesem Jahr zwischen der C47-Serie (gibt es überall), der C48-Serie (gibt es nur bei Euronics) und der C49-Serie (gibt es nur bei Expert). Die C49-Reihe enthält OLEDs mit den Bildschirmdiagonalen 48, 55, 65, 77 und 83 Zoll zu Preisen zwischen 1.800 und 7.300 Euro. Bei der C48-Serie ist bei 77 Zoll Schluss, dafür gibt es hier einen 42-Zöller für 1.700 Euro. Die C47-Reihe deckt das ganze Spektrum von 42 bis 83 Zoll von 1.700 bis 7.200 Euro ab. Die Unterschiede zwischen den Reihen sind marginal. So unterstützt die C49-Serie als einzige WiSA, eine Übertragungstechnik für kabellose Surroundanlagen. Die C48-Reihe beherrscht kein WiSA, allerdings unterstützt hier die Magic Remote den Funkstandard NFC (Near Field Communication). Unser Testmodell der C47-Serie verzichtet auf WiSA und NFC.
Als wichtigste Innovation der C4-Serie nennt LG die höhere Leuchtkraft der Evo-Panels. So soll diese um bis zu 30 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell zulegen. Optisch ist der 65C47LA hingegen nicht vom 2023er-Modell zu unterscheiden (Test in 5-2023). Das hauchdünne Display thront auf einem hochwertigen Metallfuß. Dieses Erscheinungsbild ist zeitlos schön – gut, dass die Koreaner nicht grundlos am Aussehen herumgedoktert haben. Das reine Panel ist mit Anschlüssen 4,5 Zentimeter dünn. Für die Wandmontage eignen sich alle Halterungen, die den VESA-Standard 300 x 200 Millimeter unterstützen.
Ausstattung und Praxis
Wer LGs derzeit leistungsstärksten Prozessor an Bord haben will, muss im Jahrgang 2024 zu den Serien M4 und G4 greifen, nur hier ist der neue Alpha11 verbaut (mehr zum kompletten 2024er-TV-Line-Up von LG auf Seite 6). In der C4-Serie kommt der Alpha9 Gen7 4K AI-Prozessor zum Einsatz, der LG zufolge ebenfalls eine Leistungssteigerung erfahren hat und bei Bild und Ton eine optimierte Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) anbietet. Verbesserte AI-Upscaling-Funktionen sollen Objekte und Hintergründe schärfen, zudem werden gering aufgelöste Inhalte in Echtzeit auf 4K-Auflösung skaliert. Um dargestellte Farben zu verfeinern, analysiert der Prozessor häufig verwendete Farbtöne, um die vom Filmregisseur beabsichtigte Stimmung und Emotion abzubilden. Mit Hilfe von Dynamic Tone Mapping Pro will LG außerdem die räumliche Tiefe optimieren und Details stärker herausarbeiten. Dazu wird das Bild in einzelne Blöcke unterteilt, und jeder wird in Echtzeit analysiert. Anschließend erfolgt die Feinjustierung von Helligkeit und Kontrast, um ein verbessertes HDR-Erlebnis zu ermöglichen.
Unverändert: Auch im Modelljahrgang 2024 gehört die schwarze Magic Remote zu den besten Fernbedienungen am Markt. Sie dient als Mauszeiger und hat Direktwahltasten, um auf Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Rakuten TV und LG Channels zugreifen zu können. Zudem punktet sie durch ein sehr ausgewogenes Handling.
Die Startseite bietet personalisierte Empfehlungen. Für einzelne Familienmitglieder lassen sich individuelle Nutzerkonten anlegen. Hinter dem neuen Eintrag „Barrierefreiheit“ verbergen sich Seh- und Hörfunktionen. So kann man beispielsweise den Kontrast erhöhen, eine Audioanleitung starten, invertierte Farben und eine Grauskalierung nutzen oder den TV-Ton gleichzeitig über den internen Lautsprecher und ein Hörgerät des Zuschauers ausgeben. Die Reihenfolge der auf der Startseite abgebildeten Apps ist ebenfalls anpassbar.
Erstmals hinzugefügt wurde dem LG in diesem Jahr ein Chatbot. Dazu haben die Koreaner nach eigenen Angaben mehr als 700.000 Kundenanrufe analysiert und herausgefunden, dass 37 Prozent davon durch einfache Einstellungsänderungen gelöst werden könnten. Die Startseite des Chatbots ist in sechs Themenfelder unterteilt (Bildschirm, Ton, Verbindung, Ein/Aus, Sender, Funktion).
Ebenfalls integriert sind „Tipps“ und eine „Schnellhilfe“, um mehr aus dem 65-Zöller herauszuholen. Weiterhin analysiert der OLED bei Bedarf Hintergrundmusiken, wenn diese beispielsweise per Blu-ray über HDMI zugespielt werden. Alternativ kann man den gesuchten Titel dem Flachmann auch vorsingen.
Das Bedientempo des 65C47LA ist extrem hoch. Ob Menüwechsel oder das Starten von Apps, der Flachmann reagiert umgehend auf jeden Tastendruck auf der Magic Remote, die im Modelljahr 2024 unverändert daherkommt und weiterhin den cleveren Mauszeiger integriert hat, damit das Navigieren durch Menüs zum Kinderspiel wird. Beim Betriebssystem webOS 24 hat LG nur punktuelle Modifikationen vorgenommen (siehe Kasten). Die Stärken der Software mit ansprechender Optik und hohem Bedienkomfort sind glücklicherweise erhalten geblieben. Wer sich einen neuen Fernseher der Koreaner kauft, darf sich dank des „webOS Re:New-Programms“ auch in den kommenden Jahren über ein aktuelles TV-Gerät freuen. Nutzern wird nämlich über einen Zeitraum von fünf Jahren die jeweils neueste webOS-Version kostenlos zur Verfügung gestellt.
Ausgeliefert wird der 65-Zöller mit Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2. So kann man Sendung A auf USB-Festplatte aufzeichnen und gleichzeitig Sendung B schauen. Das zeitversetzte Fernsehen (Time-Shift) beherrscht der Flachmann ebenfalls. Alle vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1 mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, Variable Refresh Rate (VRR) und Auto Low Latency Mode (ALLM). Gamer profitieren bei 4K-Auflösung sogar von einer Bildwiederholfrequenz von 144 Hertz. Nvidia G-Sync und AMD FreeSync sollen störendes Tearing und Ruckeln vermeiden.
Nach wie vor an Bord ist der „Sport-Alarm“. Hier kann man sein Lieblingsteam bzw. seine Lieblingsspieler anmelden und erhält anschließend aktuelle Informationen über Ligastände und Spielpläne. Der Mediaplayer ist gewohnt leistungsstark und beherrscht 360-Grad-Darstellungen von Fotos und Videos. Die bisherige „Kunstgalerie“ ist hingegen verschwunden. Hinter dem Menüeintrag „Stets bereit“ stellt der 65-Zöller wahlweise Informationen wie Wetterdaten und Uhrzeit, Kunstwerke, Gemälde, Tonangebote und eigene Fotos zur Auswahl, um das ungenutzte TV-Display in Pausen zu verschönern. Für Fitnessübungen und zum Überprüfen der
korrekten Ausführung kann man per USB eine Webcam anschließen.
Der Abo-Service K-araoke von KY Entertainment richtet sich vor allem an Karaoke- und K-Pop-Fans: Eine Auswahl von mehr als 60.000 Songs aus verschiedenen Genres und Kategorien, darunter neben der koreanischen Popmusik auch internationale Popsongs, bieten genügend Stoff für stundenlange Gesangsabende im heimischen Wohnzimmer. Per Aktionscode, der seit Mitte März im LG Content Store erhältlich ist, kann der Dienst für 48 Stunden kostenfrei getestet werden. Sowohl Crunchyroll als auch K-araoke lassen sich über die webOS-Plattform auf den Smart-TVs von LG abrufen. Interessenten sollten in den Systemeinstellungen schauen, ob die Betriebssoftware auf dem neuesten Stand ist und bei Bedarf ein Update starten.
Das App-Angebot fällt sehr umfangreich aus, speziell im Streaming-Bereich. Hier hat man unter anderem Zugriff auf Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Rakuten TV, LG Channels, Wow, Apple TV+, RTL+, HD+ und Joyn (mehr dazu auf Seite 42). Sprachbefehle verarbeitet der Flachmann mit Amazon Alexa, dazu muss man noch nicht einmal in die Fernbedienung sprechen, da der Fernseher ein Mikrofon integriert hat. Unterstützt wird ebenfalls Google Assistant. Dezent überarbeitet hat LG die „Multi View“-Ansichten. So kann man zwei Inhalte parallel darstellen und dabei zwischen Webbrowser, Kamera, Live-TV, YouTube und beispielsweise einem Blu-ray-Player wählen. Als Darstellungsoptionen eignen sich „Bild-in-Bild“ sowie „Nebeneinander“.
Optisch einen neuen Schliff hat die für iOS und Android erhältliche App „LG ThinQ“ erhalten. Ausgewählte Streaming-Inhalte kann man hierüber direkt auf dem Fernseher starten, dies gilt auch für Apps und Programme. Das Spiegeln des Smartphone-Displays auf dem 65-Zöller ist ein Kinderspiel, ebenso kann man nur den Ton über die TV-Lautsprecher wiedergeben. Darüber hinaus kann man den OLED steuern und hat unter anderem Zugriff auf sämtliche TV-Eingänge.
Bild- und Tonqualität
Wir starten wieder einmal mit einer YouTube-Naturdoku in 4K. Zunächst deaktivieren wir jedoch sämtliche Energiesparmaßnahmen. Im „Standard“-Modus hauen uns die Luftaufnahmen aus Dänemark schon förmlich vom Hocker. Schärfe, Kontrast, Plastizität und Lebendigkeit der Farben sind famos aufeinander abgestimmt. Seen funkeln und glitzern in unzähligen Blau-, Grün- und Türkistönen. Schaumkronen zerbersten beinahe vor Detailfreudigkeit. Landschaften sind überzogen durch Wiesen und Moose, durch mannigfaltigste Grünabstufungen, durch zerklüftete Felsen und steile Wände. Städteansichten sind ebenfalls ein Genuss. Backsteinbau schmiegt sich an Backsteinbau, Häuserkanten sind sauber wie mit dem Laser gezogen und feinste Schattierungen der Dachziegeln glänzen rotbraun im Sonnenlicht.
Die exaktesten Farben stellt der C47LA im „Filmmaker“-Modus dar. Bei der SDR- wie der HDR-Messung ermitteln wir in den jeweiligen Farbsegeln ausgezeichnete Ergebnisse. Allerdings ist das Bild jetzt weichgezeichneter, Schärfe und Tiefe etwas weniger ausgeprägt. Das genaue Gegenteil liefert der „Lebhaft“-Modus. In allen Disziplinen übertreibt es der Koreaner nun. Die Farben sind zu knallig, die Schärfe hat das Niveau eines Kristalls, und dadurch bedingt ist die Raumtiefe gigantisch. Im Freien oder in sehr hellen Räumen mag dieses Setting Sinn machen, aber ansonsten ist etwas weniger deutlich mehr. Einen aus unserer Sicht guten Kompromiss aus beiden Einstellungen bietet der „Standard“-Modus, letztendlich entscheidet hier aber die individuelle Präferenz.
Auf die Schwarzperformance des Flachmanns mit selbstleuchtenden Pixeln müssen wir nicht näher eingehen, diese ist umwerfend. Schwarz ist brutal dunkel, die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung ist ebenso exzellent wie die Blickwinkelstabilität. Für eine möglichst ruhige Bewegungsdarstellung sollte man die „TruMotion“ auf „Natürlich“ bzw. „Glatte Bewegung“ stellen. Der LG unterstützt die HDR-Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Mit seiner Spitzenhelligkeit von 1.230 Candela im „Lebhaft“-Modus sehen HDR-Inhalte sehr dynamisch und farblich enorm druckvoll aus. Im „Filmmaker“-Setting schafft der OLED bis zu 1.107 Candela und damit deutlich mehr als der Vorgänger OLED65C37LA, bei dem in diesem Modus bei 870 Candela Schluss war. Bei 50-prozentigem Weißanteil kommt der C47LA noch auf 390 Candela, bei vollflächigem Weiß knackt er mit 210 Candela die 200-Candela-Schallmauer. Beim ANSI-Kontrast ermitteln wir einen starken Wert von
9.300:1
Um den Ton kümmert sich wie bisher ein 40 Watt starkes 2.2-Soundsystem, das nach vorne abstrahlt. Virtuell lässt sich per Knopfdruck eine 9.1.2-Klangkulisse erzeugen. Der Lautsprecher unterstützt das Raumklangverfahren Dolby Atmos und WOW Orchestra, also das Zusammenspiel mit kompatiblen Soundbars aus dem Hause der Koreaner. Absolut zufrieden sind wir mit der räumlichen Fülle, auch seitlich vom Fernseher wird man tonal satt umhüllt. Die Maximallautstärke reicht problemlos aus, um kleinere bis mittlere Wohnzimmer zu bespielen. Geblieben ist die bereits seit Jahren bekannte AI-Akustikabstimmung, bei der das Mikrofon in der Fernbedienung einen Testton im Umkreis des Fernsehers analysiert und die Akustik in Eigenregie anpasst. Aktiviert man AI-Ton Pro für virtuellen Multi-Kanal-Surroundsound, so webt der LG einen dichteren Klangkokon, allerdings nimmt die Präzision ein wenig ab.
Der Testbericht LG OLED65C47LA (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 3.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der OLED65C47LA hat vor allem bei der Helligkeit noch mal eine echte Schippe draufgepackt. Das neue Betriebssystem webOS 24 gefällt und auch akustisch setzt sich der LG-OLED von der breiten TV-Masse ab.
Jochen Wieloch