Bühne frei für LGs Spitzen-4K-OLED des Jahrgangs 2023! Der Evo G3 verspricht nicht nur eine dezente Modifikation gegenüber dem Vorgänger G2, sondern dank „Brightness Booster Max“ und „Light Control Architecture“ mit Mikrolinsen eine echte technische Innovation mit deutlich helleren und lebendigeren Bildern zu werden (siehe Kasten). Der von uns getestete OLED55G39LA kostet 2.800 Euro. Der Aufpreis zum 4.000 Euro teuren 65-Zöller fällt üppig aus, außerdem ist der neue OLED in 77 und 83 Zoll für 6.300 bzw. 8.700 Euro erhältlich.
Primär konzipiert hat LG den mit Anschlüssen gerade mal 2,7 Zentimeter flachen Fernseher für die Montage an der Wand. Das „G“ in der Serie steht nach wie vor für „Gallery Design“. Eine Wandhalterung ist in die Gehäuserückseite integriert, sodass der Apparat nahezu bündig an der Tapete aufliegt. Der Flachmann soll den Eindruck erwecken, als handele es sich bei ihm um ein schmuckes Gemälde. Schrauben, Dübel und die Halteplatte gehören zum Lieferumfang. Optional bieten die Koreaner einen klassischen Standfuß an. Den Rahmen des Bildschirms ziert eine hochwertige Metallblende, die Verarbeitung ist top. LG ist von der Qualität der neuen G3-Serie so überzeugt, dass Kunden auf das Panel eine 5-Jahre-Garantie ohne Aufpreis erhalten.
Ausstattung und Praxis
Für hohes Bedientempo sorgt der Alpha9 4K AI-Prozessor der 6. Generation. Die Features „AI Noise Reduction“ und „AI Super Resolution“ versuchen, das Bildrauschen in Aufnahmen auf der Grundlage des jeweiligen Genres zu reduzieren. Mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen werden Gesichter und Objekte optimiert, unter anderem sollen diese mehrdimensionaler aussehen. „OLED Dynamic Tone Mapping Pro“ betont den Kontrast in Bereichen mit geringer Kontrastabstufung, hellt Szenen mit mittleren Tönen auf und versieht Passagen mit hoher Abstufung mit ausdrucksstärkeren Details. Der „HDR Expression Enhancer“ wiederum wendet individuelle Farbton-Mapping-Kurven auf Objekte an, die im Fokus des menschlichen Auges stehen. Diesen spendiert LG mehr Schärfe und Ausdruck. „AI-Ton Pro“ peppt den Ton auf virtuellen 9.1.2-Surround-Klang auf.
Bewährt und beliebt: An seiner schwarzen Fernbedienung hat LG glücklicherweise nichts verändert. Der Steuerstab hat einen Mauszeiger integriert, für viele wichtige Streamingdienste sind Direktwahltasten vorhanden. Praktisch ist das mittlere Scrollrad, wodurch man beispielsweise durch TV-Menüs schnell navigieren kann. Der Signalgeber liegt hervorragend in der Hand.

WebOS 23: Praktische Karten für „Home-Office“, „Spiel“, „Musik“, den „Startseiten-Hub“ und „Sport“ erhöhen den Bedienkomfort des 55-Zöllers deutlich.

Alles da: Die vier HDMI-Ports des 55-Zöllers unterstützen den Standard 2.1. Wer gerne Sendungen aufzeichnet, freut sich über die Twin-Tuner.

Innovative Mini-Linsen: Dank Micro Lens Array werden Lichtreflexionen reduziert, wodurch sich die Helligkeit des OLED-Panels deutlich erhöht.
LGs Betriebssystem liegt in diesem Modelljahrgang in der Version webOS 23 vor. Es überzeugt wie gehabt durch eine klare Struktur und hohen Bedienkomfort. Die Koreaner haben zahlreiche Neuerungen implementiert. Auf der Startseite darf man selbst entscheiden, welche Karten der Menüpunkte „Home-Office“, „Spiel“, „Musik“, „Startseiten-Hub“ und „Sport“ abgebildet werden sollen. Die Positionen sind frei wählbar.
Pfiffig ist die eingebaute Funktion, um Musikstücke und Hintergrundmelodien in Filmen und Serien zu erkennen. Werden die Inhalte per HDMI zugespielt, kann der 55-Zöller die Songtitel selbstständig analysieren und erkennen. Alternativ können Zuschauer Lieder selbst vortragen. Als Sprachassistenten stehen Amazon Alexa und Google Assistant zur Verfügung, Befehle nimmt der G39LA über ein im Fernseher eingebautes Mikrofon entgegen. Über einen Druck auf die Mikrofontaste der Fernbedienung serviert der LG Schlüsselbegriff-Empfehlungen auf Grundlage des bisherigen Verlaufs der eigenen Spracherkennung. Ebenfalls neu ist der „AI Concierge“, der dem Zuschauer eine Liste mit Inhalten bereitstellt, die auf dessen Nutzungsverhalten und Suchanfragen basieren. Die Multi-View-Ansicht erlaubt es erstmals bei LG, auch eine Webcam einzubetten. Diese lässt sich mit Live-TV, einem Webbrowser, YouTube oder einem gespiegelten Smartphone kombinieren.
Wie gehabt dürfen sich LG-Kunden über den „Sport-Alarm“ mit aktuellen Spielständen in unterschiedlichen Sportarten, die „Kunstgalerie“ mit eindrucksvollen Kunstwerken, einen Mediaplayer mit 360-Grad-Darstellung und eine riesige App-Auswahl im Streaming-Bereich freuen. Neben Disney+, Rakuten TV, Netflix, Amazon Prime Video, LG Channels, Apple TV+, WOW, Joyn und RTL+ ist jetzt erstmals auch die „HD+“-App integriert (siehe auch Seite 6). Zum Streamen von Fotos, Musik und Videos per Mobilgerät unterstützt der 55-Zöller neben AirPlay 2 auch Chromecast, Miracast und Bluetooth.
Fernsehen empfängt der 55OLEDG39LA jeweils per Twin-Tuner via Kabel, Satellit und DVB-T2. Sendungen lassen sich auf USB-Festplatte aufzeichnen, auch Time-Shift wird auf diese Weise unterstützt. Alle vier HDMI-Anschlüsse unterstützen den Standard 2.1 mit Auto Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Für Gamer wichtig: Der OLED ist kompatibel zu G-Sync von Nvidia- und FreeSync von AMD-Grafikkarten. Auch HGiG beherrscht der Apparat. Der „Spiele-Optimierer“ erlaubt es, unkompliziert die besten Game-Settings auszuwählen.
Premiere feiert bei LG in diesem Jahr der „Personalisierte Bild-Assistent“. In mehreren Durchgängen kann der Zuschauer bis zu zwei Bilder auswählen, die seinen Vorstellungen von Helligkeit, Farbe, Kontrast und Schärfe am ehesten entsprechen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz kreiert der Fernseher dann einen eigenen, optimalen Bildmodus.

So geht OLED: Im SDR-Bereich überzeugt der LG auf ganzer Linie. Seine Farbreproduktion ist hervorragend, die Genauigkeit in allen Messbereichen ist spitze.

Leuchtendes Vorbild: Trotz seiner immensen Helligkeit verliert der G39LA im DCI-P3-Farbraum nicht die Kontrolle. Auch hier glänzt er durch exakte Messwerte.
Bild- und Tonqualität
Wie hell ist der OLED55G39LA mit Brightness Booster Max und Light Control Architecture? Antwort: Hell, sehr hell, deutlich heller als der Vorgänger. Kam der 55G29LA (Test in 7-2022) bei uns im Testlabor auf maximal 1.100 Candela, so zündet der G39LA den Turbo. Im farblich besten „Filmmaker“-Setting erzielt der 55-Zöller mit 1.520 Candela die größte Leuchtkraft. Selbst „Lebhaft“ mit 1.370 und „Standard“ mit 1.350 Candela können da nicht ganz mithalten. Respekt, die Ingenieure kitzeln damit deutlich mehr Helligkeit aus dem Evo-Panel heraus. Selbst bei 50-prozentigem Weißanteil sind es noch 520 Candela, und bei vollflächigem Weiß ermitteln wir 265 Candela. Mit einem Wert von 11.875:1 fällt der ANSI-Kontrast erwartungsgemäß ebenfalls top aus. Denn der LG ist nicht nur super hell, sondern auch bei der Schwarzdarstellung ein Spezialist mit brutal dunklem Schwarz und perfekten Cinemascope-Balken ohne kleinste Aufhellung.
Obwohl der OLED so hell ist, leidet darunter nicht die Natürlichkeit der Farbreproduktion. Im „Filmmaker“-Modus holt der 55-Zöller die Netflix-HD-Doku „Berlin und Brandenburg von oben“ mit enorm realistischen Farben und auch schöner Schärfe und toller Raumtiefe auf den Bildschirm. Viele andere Geräte zeichnen in diesem Setting die Bilder für unseren Geschmack zu weich. Dem LG gelingt jedoch ein vorbildlicher Kompromiss. Er skaliert gekonnt und holt aus dem HD-Material das Maximum an Detailtreue und Feinzeichnung heraus. Die silberne Außenhaut des Berliner Fernsehturms schimmert und reflektiert in kleinsten Abstufungen, feinste Maserungen und Verstrebungen werden sichtbar. Kamerafahrten und Vorbeiflüge gelingen butterweich und ohne Ruckler. Und die seitliche Blickwinkelstabilität gehört mit zu den besten, die uns jemals ein Flachbildfernseher zur Schau gestellt hat. Selbst aus den absurdesten Winkeln denkt der G39LA nicht mal daran, signifikant an Leucht- bzw. Farbkraft einzubüßen. Hinzu kommt die vorzügliche Entspiegelung des Bildschirms.
Für HDR-Inhalte unterstützt der Koreaner die Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Die Dolby-Vision-Netflix-Reihe „Unser Planet: Dschungel“ präsentiert der LG mit einem besonderen Aha-Erlebnis: Gebirgszüge, Wälder und Felsstrukturen erscheinen atemberaubend räumlich und mehrdimensional. Das plane Bild entwickelt greifbare Strukturen. Auch hier setzt der G39 neue Maßstäbe. Als Zuschauer fühlt man sich in extremer Weise in die Handlung hereingezogen. Diese Brillanz im Paket mit hoher Helligkeit und enormer Farbvielfalt ist einzigartig.
Das 60 Watt starke 4.2-System mit Dolby Atmos spielt füllig, dynamisch und luftig. Über eine automatisierte Einmessautomatik passt sich die Akustik an die heimische Umgebung an. Sprache klingt natürlich und ist gut zu verstehen. Filmmusik breitet einen voluminösen Teppich aus, der über die Grenzen des 55-Zöllers hinausgeht. Höhen sind klar, Bässe werden zumindest angedeutet. Auch bei hohen Pegeln bleibt der OLED akustisch stabil.
Der Testbericht LG OLED55G39LA (Gesamtwertung: 94, Preis/UVP: 2.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Wow, bei der Helligkeit und der bildlichen Plastizität katapultiert sich der OLED55G39LA in den TV-Olymp. Dank Mikrolinsen holt LG noch mehr aus dem OLED-Panel heraus. Auch aufgrund der Schwarzdarstellung, des Bedienkomforts und der hervorragenden Ausstattung zählt der 55-Zöller zu den besten OLED-Fernsehern am Markt.
Jochen Wieloch