LG OLED55B19LA (Test)

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Im umfangreichen OLED-Sortiment von LG ist der 1.800 Euro teure 55OLEDB19LA über der Einsteiger-Serie A1 und hinter den besser ausgestatteten 4K-Modellen C1, G1 sowie dem 8KFlaggschiff Z1 angesiedelt. Die Koreaner selbst bezeichnen den B19LA als „Allrounder-OLED“. Auch wenn der Standfuß des 55-Zöllers in Dark Iron Gray nur aus Kunststoff besteht, so ist dies optisch (und auch qualitativ) kein sichtbarer oder spürbarer Nachteil, denn die Ähnlichkeit zu einer hochwertigeren Metallausführung ist verblüffend. Das 100-Hertz-Panel ist traditionell nur wenige Millimeter dünn, und selbst mit Anschlüssen kommt der Bildschirm gerade mal auf eine Tiefe von knapp 4,7 Zentimeter. Für die bündige Montage an der Wohnzimmerwand unterstützt der Koreaner die VESA-Norm 300 x 200 Millimeter.

Ausstattung und Praxis
Wirklich etwas zu bemängeln gibt es an der Ausstattung des 55OLEDB19LA nichts. Markantester Unterschied zu den höherpreisigen LG-Modellen mit selbstleuchtenden Pixeln ist der Prozessor Alpha7 Gen4, der mit dem Arbeitstempo des leistungsstärkeren Alpha9 Gen4 nicht mithalten kann. So öffnet der Alpha9 noch einen Tick schneller die Bild- und Toneinstellungen. Auch der B19LA verfügt über Künstliche Intelligenz und passt unter anderem mit Hilfe der so genannten Maschinellen Lerntechnik die Bildqualität automatisch an das vorliegende Genre an. Dies trifft auch auf die Einstellung der Bildschirmhelligkeit zu. „AI-Ton“ ermöglicht das Erzeugen eines virtuellen 5.1-Surroundsounds.

Von den vier HDMI-Ports unterstützen zwei alle speziell für Gamer wichtigen 2.1-Spezifikationen mit ALLM (Auto Low Latency Mode), VRR (Variable Refresh Rate) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz, außerdem punktet der Flachmann durch kurze Latenzzeiten und Nvidia G-Sync, AMD FreeSync sowie HGiG-Unterstützung.

Der hohe Bedienkomfort der ansprechenden und logisch strukturierten Benutzeroberfläche von webOS 6.0 wird durch die beiden Sprachassistenten Amazon Alexa und Google Assistant ausgebaut. Viel-Streamer freuen sich über AirPlay 2, Bluetooth und Google Chromecast. Außerdem über das riesige App-Angebot unter anderem mit Disney+, Sky Ticket, DAZN und Apple TV (siehe Kasten).

Mit die Beste: Die Magic Remote von LG liegt angenehm in der Hand, hat eine Mikrofontaste und ermöglicht den direkten Zugriff auf vier Streamingdienste. Alle Tasten sind gut zu erreichen und zeichnen sich durch einen präzisen Druckpunkt aus. Ein praktisches Extra ist das Drehrädchen in der Mitte.

Wer auf klassisches Fernsehen steht, kommt in den Genuss von Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 sowie eine Aufnahme-Option und Time-Shift per USB-Festplatte. Zudem punktet der 55-Zöller durch seine ansprechende Kunstgalerie, den praktischen „Sport-Alarm“, um beispielsweise im Fußball, Eishockey und Basketball keine Partie und kein Ergebnis der Lieblingsmannschaft zu verpassen, und das nützliche Helferlein „Music Discovery“, das Informationen über Hintergrundmusik im Live-TV liefert. Der leistungsstarke Media-Player kann beliebige Fotos und Videos in einer 360-Grad-Ansicht darstellen und erlaubt es, die Objekte zu drehen und Ausschnitte zu verändern.

Frisch und stylisch: Die Oberfl äche von webOS 6.0 hat man schnell verinnerlicht. Hier findet man neben wichtigen Apps auch TV-Sender und Anschluss-Pläne.

Moderner Media-Player: Der spartanische Look zum Wiedergeben von Filmchen und Musik gefällt. Der LG beherrscht die Darstellung von 360-Grad-Inhalten.

Intelligente Helfer: Ob beim Bild, der Helligkeit oder dem Ton – der LG-Prozessor analysiert viele Parameter eigenständig und passt diese für bessere Ergebnisse an.

Mit „LG Channels“ findet man bereits eine auf der Benutzeroberfläche des 55-Zöllers vorinstallierte App, die Nutzern den kostenlosen Zugang zu dutzenden IPTV-Sendern mit Filmen, Sport, Comedy, Drama, Nachrichten und Musik ermöglicht. Die Kanäle des Streamingdienstes sortieren sich zu den linear empfangenen TV-Sendern in die Programmübersicht ein (aufrufbar über die Taste „List“). Der Programmführer zeigt ebenfalls alle LG Channels an und verrät, was man hier in den kommenden sieben Tagen zu sehen bekommt. Das Portal umfasst unter anderem Inhalte von Moviedome, Rakuten Viki, Pluto TV und Baby Shark TV. Auch deutschsprachige Zuschauer kommen auf ihre Kosten, beim Durchzappen stießen wir unter anderem auf die ZDF-Comedy „Lerchenberg“, auf deutsche Dokumentationen, Spielfilme und Konzerte. Die App selbst unterteilt das umfangreiche Angebot in diverse Kategorien wie „Live“, „Featured“, „TV & Movies“ oder „New Channels“. Die Ladezeiten sind mitunter etwas lang, insgesamt läuft „LG Channels“ aber sehr stabil.

Großes Repertoire: Selbst wer keine linearen TVSender empfängt, fühlt sich mit dem Angebot von „LG Channels“ als Alternative sehr gut unterhalten.

Anzeige im EPG: Der Elektronische Programmführer des OLED-Fernsehers ordnet die IPTV-Programme aus
dem Internet in die Kanalliste ein.

Bild- und Tonqualität
Warum an einem OLED qualitativ derzeit kaum ein Weg vorbeiführt, merkt man schon bei statischen Inhalten, wenn man die „LG Channels“ aufruft. In diesen Menüs arbeitet der 55-Zöller mit viel Schwarz, und das ist einfach brutal dunkel – egal, ob man frontal oder von der Seite auf das Panel schaut. Aufhellungen gibt es nicht, ebenso wie störende Lichthöfe um weiße Bildbereiche. Dementsprechend sind Cinemascope-Balken ein Genuss, und jeder Spielfilm profitiert durch die enorme Schwarz-Power, weil die Bildtiefe und die gesamte Plastizität profitieren. Der 55OLEDB19LA agiert prinzipiell bei jedem Bewegtbildinhalt souverän. Dazu gesellen sich kräftige, reine und natürliche Farben.

Wie präzise dem LG selbst minimale Farbübergänge gelingen, stellt er in der Netflix-Doku „Serengeti“ eindrucksvoll unter Beweis. Hier wimmelt es in der morgendlichen Sonnenaufgangskulisse in der Steppe nur so vor Orange-, Rot-, Ocker- und Brauntönen. Das Fell von Löwen und Geparden ist differenziert und sauber gezeichnet, selbst kleinste Übergänge werden herausgearbeitet. Hierbei hilft die Einstellung „Glatte Abstufung“, die man auf „Mittel“ stellen sollte, um die Kanten eines Bildes effektiv zu erweitern. Große einheitliche Farbflächen stellt der LG homogen ohne Artefakte oder andere Bildfehler dar.

Fast perfekt: Im SDR-Bereich weist lediglich der äußerste grüne Messpunkt eine minimale Abweichung auf, alle anderen Messungen sind Volltreffer.

HDR-Präzision: Wenn es im DCI-P3-Spektrum überhaupt etwas zu bemängeln gibt, ist es die Tatsache, dass der LG den Grünbereich nicht zu 100 Prozent abdeckt.

Bei der Maximalhelligkeit ist dem Koreaner beispielsweise Samsungs QLED 55QN90A aus diesem Testfeld klar überlegen. Im farblich optimal abgestimmten „Kino“-Modus schafft der OLED maximal 515 Candela, bei 50-prozentigem Weißanteil sind noch 245 Candela drin, wird auf dem gesamten Bildschirm eine Schneelandschaft dargestellt, ist bei mageren 120 Candela Schluss. Im „Lebhaft“-Setting erzielt der 55-Zöller bis zu 610 Candela, 595 sind es in der „Standard“-Einstellung. Herausragend ist der ANSI-Kontrast mit einem Wert von 13.300:1. Auch bei der Farbtemperatur hat LG echte Maßarbeit geliefert: Mit 6.456 Kelvin („Warm 50“) schlägt sich der Apparat schon famos, ändert man den Regler auf „Warm 49“ wird die Farbtemperatur sogar auf 6.524 Kelvin optimiert. Wo wir schon beim Loben sind: Die Blickwinkelstabilität des 55OLEDB19LA ist hervorragend, und steht die „TruMotion“ auf „Glatte Bewegung“, so genießt man wunderbar weiche Schwenks und Kamerafahrten.

Für HDR-Inhalte unterstützt der LG die Formate HLG, HDR10, Dolby Vision und Dolby Vision IQ, aber kein HDR10+. Der Dolby-Vision-Titel „Außerirdische Welten“ wird trotz der rein vom Papier her noch überschaubaren Helligkeit dynamisch und kraftvoll in Szene gesetzt. Speziell mit „Lebhaft“ darf der Raum gerne erleuchtet sein, der LG erzeugt dennoch ein lebendiges, knackscharfes und enorm plastisches Bild. Die Farben haben Power, aber sie überdrehen nicht. Das Grün von Bergwiesen oder das Blau des Himmels bleiben realistisch. In abgedunkelten Räumen wechselt man für einen authentischeren Look aber besser zum „Kino“-Modus.

Zeitgemäß: Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen den 2.1-Standard, die Twin-Tuner erweisen sich bei Aufnahmen auf USB-Festplatte als Vorteil.

Tonal haben die Koreaner ihren 55-Zöller recht ausgewogen abgestimmt, die Höhen sind klar, Bässe sind allerdings ziemlich zurückhaltend ausgeprägt. Das 2.2-System leistet 40 Watt und unterstützt Dolby Atmos. „AI-Ton“ erweitert die Klangbühne deutlich, mitunter geht dabei etwas die Klarheit verloren. Stimmen sind sehr gut zu verstehen, und wenn man es mit der Lautstärke nicht übertreibt, eignet sich der B19LA durchaus für einen entspannten Konzertabend. Über das Mikrofon in der Fernbedienung lässt sich blitzschnell eine Lautsprecherkalibrierung durchführen.

Der Testbericht LG OLED55B19LA (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 1800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 Sehr gut

Ob Gamer oder Filmliebhaber: Der LG OLED55B19LA eignet sich für jeden Einsatzzweck. Bildlich ist er über jeden Zweifel erhaben. Die Ausstattung des 55-Zöllers ist komplett und auch der Bedienkomfort gefällt. Es gibt keinen Grund, vom nicht gerade günstigen Preis einmal abgesehen, diesen OLED im Geschäft stehen zu lassen!

Jochen Wieloch

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