Hisense H65U8B (Test)

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Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 1.300 Euro ist der Hisense H65U8B mit Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung der günstigste 65-Zöller in diesem Testfeld. Erstaunlich, dass der Flachmann trotzdem Dolby Atmos, Dolby Vision und HDR10+ unterstützt. Mit gerade mal 7,9 Millimetern fällt das Panel sehr flach aus, auch mit Anschlüssen erreicht der Fernseher eine geringe Tiefe von 5,4 Zentimetern. Während der Gehäuserahmen aus Metall besteht, kommt beim stabilen Fuß lediglich Kunststoff zum Einsatz. Der VESA-Standard 400 x 200 Millimeter erlaubt zudem eine Montage an der Wand.

Ausstattung und Praxis

Abgesehen von einer fehlenden Kopfhörerbuchse ist der Hisense mit vier HDMI-, zwei USB-Ports, einem „CI+“-Slot und einem digitalen Audioausgang ordentlich ausgestattet. Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 findet man aber nur einzeln vor. Das ist schade, weil der H65U8B TV-Programme auf eine externe USB-Festplatte aufzeichnen kann – ein Umschalten während eines Mitschnitts ist somit nicht möglich. Time-Shift klappt hingegen problemlos. Etwas umständlich ist das Aufnahme-Prozedere: Eine separate Recording-Taste hat die Fernbedienung nicht. Über die Play-/Pause-Taste wird auf dem Display ein virtuelles Steuerkreuz eingeblendet. Nach dem Druck auf die mittlere Taste landet man im Time-Shift-Menü und kann von hier aus zum Aufname-Button navigieren. Das gelingt nicht gerade rasend schnell.

Erinnert an Android: Die Benutzeroberfläche mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen VIDAA U3.0 erlaubt eine intuitive Bedienung.

Abgesehen von den etwas trägen Umschaltzeiten arbeitet der Quadcore-Prozessor flott. Die Menüoberfläche des Betriebssystems -VIDAA U3.0 basiert ähnlich wie Android auf großen Kacheln und ist übersichtlich gestaltet. Der Steuerstab aus Aluminium wirkt hochwertig und ermöglicht eine intuitive Bedienung. Amazon Alexa liefert diverse Infos beispielsweise zum TV-Programm oder zum Wetter und erlaubt die Steuerung des Flat-TVs, ihre Einrichtung ist jedoch nervig. Denn nicht nur bei Amazon, sondern auch bei VIDAA ist eine Registrierung und eine Verifizierung per Code erforderlich.

Aufnahme und TimeShift: Zu diesem Menü gelangt man erst über kleinere Umwege. Der TV-Mitschnitt auf externe USB-Festplatten klappt aber problemlos.

Über das Heimnetzwerk greift der Hisense Multimedia-Dateien etwa von einer Fritz!Box oder einem Desktop-PC ab. Der Mediaplayer listet alle Bilder als kleine Vorschau-Motive auf, das gelingt wie die Wiedergabe angenehm schnell. Auf eine Zoom- oder gar eine 360-Grad-Ansicht muss man jedoch verzichten. Disney+ ist noch nicht an Bord, dafür findet man mit Rakuten TV, Netflix und Amzon Prime Video viele andere wichtige Streaming-Portale.

Keine Kopfhörerbuchse: Abgesehen davon ist der 65-Zöller mit vier HDMI-Buchsen und „CI+“-Slot ordentlich ausgestattet, jedoch gibt es nur Single-Tuner.

Bild- und Tonqualität

Bei der Farbmessung im SDR-Bereich haut uns der Hisense vom Hocker: So präzise Werte bei den Grund- und den Mischfarben hat uns fast noch kein LCD-Fernseher präsentiert, in dieser Preisklasse schon gar nicht. Die besten Ergebnisse liefert der Bildmodus „Kino Nacht“. „Kino Tag“ ist deutlich heller und eignet sich für Räume, die nicht komplett abgedunkelt sind. Die Messwerte für Grün und den Weißpunkt sind hier allerdings minimal schlechter. Mit der Voreinstellung „Warm“ machen Sie alles richtig, hier begeistert der 65-Zöller mit 6.518 Kelvin mit der perfekten Farbtemperatur. Eine zusätzliche Spitzenleistung ermitteln wir beim ANSI-Kontrast mit ausgezeichneten 1.300:1.

Messung mit Wow-Effekt: Direkt aus dem Karton liefert der H65U8B im SDR-Bereich dieses famose Ergebnis mit super präzisen Farben.

Im alltäglichen TV-Betrieb weiß der H65U8B zu gefallen. „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ im Ersten lässt einen fast glauben, man hätte eine Blu-ray eingelegt. Die Farben sind authentisch, kraftvoll, aber nicht überdreht, Schärfe und Plastizität können punkten, und von Bildrauschen oder unsauberen Konturen ist nichts zu sehen. Auch einen ersten Check der Schwarz-Performance können wir anhand der Cinemascope-Balken gleich durchführen. Auch hier übertrifft der Hisense unsere Erwartungen deutlich. Im Modus „Kino Nacht“ mit Werkseinstellungen sind zwar minimale Aufhellungen in den vier Ecken des Bildschirms zu sehen, das Schwarz ist aber schon ordentlich.

Reduziert man die Helligkeit von „50“ auf „45“ und stellt das „Local-Dimming“ auf „Hoch“, so profitiert man zumindest bei frontaler Betrachtung von wirklich schönem Schwarz – intensiver haben wir dies bei einem Gerät mit Edge-LED-Backlight noch nicht gesehen. Hisense verweist auf seine „ULED Engine“ und die „4096-level Backlight Brightness Control“. Wir tauchen den gesamten Bildschirm in Schwarz mit dezenter weißer Titel-einblendung und bemerken jetzt den ersten dicken Patzer: Die weiße Schrift verursacht einen hellen Balken von oben nach unten über die komplette Panel-Höhe. Das weiße Pause-Symbol des Blu-ray-Players bewirkt denselben Effekt. Reduziert man das „Local Dimming“, so verschwindet der Zebrastreifen vollständig, weil der Bildschirm insgesamt aufgehellt wird, worunter das Schwarz natürlich leidet.

Der Hisense unterstützt mit HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision nicht nur alle aktuellen HDR-Formate, sondern erkennt auch bei YouTube die zahlreichen HDR-Demo­clips zuverlässig, womit selbst teurere Geräte mitunter Probleme haben. Außerdem verfügt er über eine – gemessen am Preis – ­außerordentlich hohe Leuchtkraft.

Nahezu perfekt: Bei der HDR-Messung dient der H65U8B fast als Referenz-Gerät. Hisense arbeitet dank Wide Colour Gamut mit Farbraumvergrößerung.

Der Modus „HDR Dynamisch“ kommt in Spitzlichtern auf 1.170 Candela, „HDR Nacht“ auf 1.075 Candela. Wir haben unsere Messungen im Abstand von fünf Sekunden weitergeführt und mussten feststellen: Die Helligkeit bricht bei 10-prozentigem Weißanteil rasant ein. Nach 30 Sekunden kamen wir bei 380 Candela an. Mit 440 Candela hält der 65-Zöller hingegen bei einem Weißanteil von 50 bzw. 100 Prozent die Helligkeit konstant. Der „Dynamisch“-Modus schafft hier rund 30 Candela mehr. 10 bis 15 Candela mehr als im Setup „HDR Nacht“ erreicht man mit „HDR Tag“.

Die besten Modi: Mit „HDR Tag“ und „HDR Nacht“ stellt der Hisense die besten Farben dar. Der Helligkeitsunterschied zu „Dynamisch“ ist überschaubar.

Mehr als zufrieden sind wir mit der Bewegungsdarstellung. Sämtliche Testsequenzen der Blu-ray „Deutschland von oben“ stellt der Hisense butterweich und ohne Nachzieheffekte dar, wenn die „Bewegungskompensation“ auf „Fließend“ steht. Hier agiert der 65-Zöller auf sehr hohem Niveau.

Solide agiert der H65UB8 bei der Blickwinkelstabilität: Das Bild ist auch von spitzen Winkeln ansehnlich und detailreich, einen spürbaren Verlust an Sättigung sowie eine Aufhellung bemerkt man erst ab etwa 40 Grad jenseits der Frontalachse.

Für die tonale Untermalung stellt Hisense eine Ausgangsleistung von 2 x 15 Watt bereit. Wunder darf man vom Sound nicht erwarten. Stimmen sind klar, aber Musik klingt stark beschnitten ohne ausgeprägte Höhen und Bässe – da nutzt auch die werbewirksame Dolby-Atmos-Unterstützung wenig. Der „Kino“-Modus ist räumlich breiter, büßt aber deutlich an Präzision ein. Ein Equalizer ermöglicht individuelle Anpassungen von 100 Hertz bis 10 Kilohertz.

Der Testbericht Hisense H65U8B (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

75 gut

Chapeau, bildlich kann der Hisense H65U8B mit präziser Farbwiedergabe, tollem Schwarz und geschmeidigen Bewegungen überzeugen. In dieser Preisklasse ungeahnte Spitzenhelligkeiten sind allerdings nur für kurze Augenblicke realisierbar. Obwohl der Ton durchschnittlich ist, verdient sich der 65-Zöller einen Preistipp.
Jochen Wieloch

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