Als kleinen Spieler kann man Hisense gewiss nicht bezeichnen, belegen die Chinesen doch den dritten Platz im weltweiten TV-Markt. Auch der neue H 65 MEC 5550 ist alles andere als ein Zwerg – ob er bildtechnisch in der gleichen Liga mitmischt wie Samsung und Co., zeigt unser Test.
Ausstattung und Praxis
Eigentlich haben wir uns das Geruchsfernsehen etwas anders vorgestellt: Bereits beim Auspacken des H 65 MEC 5550 steigt uns eine chemische Duftnote aus Elektronik und Kunststoff in die Nase, die aber glücklicherweise nach ein paar Tagen verfliegt. Was bleibt, ist ein für diese Preisklasse hochwertig anmutendes und ansprechendes Design, in dessen Mittelpunkt der 163 Zentimeter große Ultra-HD-Bildschirm steht. Beim Innenleben setzt Hisense auf Technik, wie sie bereits der kleine Bruder LTDN 50 K 321 bot (audiovision 11-2015). So gehören ein statisches Edge-LED-Backlight und 800 Hertz Smooth Motion Rate zur Display-Ausstattung.
Beim Tuner haben die Chinesen nachgebessert: Die Empfangseinheit für Satellit, Kabel und DVB-T2 spuckt nun eine brauchbar vorsortierte Senderliste aus, die per Favoritenfunktion in eine beliebige Reihenfolge gebracht werden kann. Aufnahmen sind allerdings nach wie vor nur maximal eine Woche über den EPG programmierbar. Das Smart-TV-Angebot wiederum wurde – ebenso wie die Benutzeroberfläche im Allgemeinen – aufgefrischt. Neben den bisherigen Apps spendiert Hisense, oder besser gesagt der (neue) Portal-Betreiber Foxxum, eine ganze Palette weiterer Internet-Dienste inklusive Amazon Instant Video mit UHD-Inhalten. Darüber hinaus akzeptiert der Mediaplayer via USB und DLNA-Netzwerk alle wichtigen Dateiformate.
Akustisch überzeugt der 65-Zöller nur bedingt: Seine 15-Watt-Boxen spielen zwar sehr laut, verfärben jedoch schnell und klingen ziemlich blechern.
Bildqualität
Die besten Farben liefert der Bildmodus „Kino Tag“, fällt aber bei einzelnen Delta-E-Werten hinter die Konkurrenz zurück. Dabei verschenkt der Hisense sogar Potenzial: Im Preset „Kino Nacht“ erzielen Bildtüftler nach Justagen im Farbmanagement beachtliche Resultate (siehe Kasten). HDR oder erweiterte Farbmodi spielen ebenso wenig eine Rolle wie hohe Leuchtstärken oder eine Local-Dimming-Technologie. Diese Defizite kosten viele Punkte. Im Menü „Adaptiver Kontrast“ senkt der 65-Zöller stets die gesamte Hintergrundbeleuchtung, sobald dunkle Bildinhalte dominieren. Ohne die Schaltung schafft er im vollen Weißbild und in Spitzlichtern 213 Candela pro Quadratmeter. Auf den Stufen „Niedrig“ und „Hoch“ leuchten zehnprozentige Weißfenster jedoch mit mageren 98 oder gar 63 Candela. Mehr Leuchtkraft für Fußballspiele bei Tageslicht liefert der maximal 350 Candela helle Bildmodus „Dynamik“, der aber mit plakativen Farben und einem Blaustich (12.900 Kelvin) verknüpft ist.
Deshalb haben wir die erweiterten Bildmenüs für Weißabgleich und Farbmanagement ausprobiert und Interessantes festgestellt: Schon das Aufsuchen der Menüs entschärft die dunkle Farbdarstellung, was auf einen Firmware-Fehler beim Laden der Presets hindeutet. Nach weiteren Korrekturen bei Farbtemperatur und Weißabgleich (dieser ist wahlweise in zwei oder zehn Stufen justierbar) überrascht der Hisense sogar mit nahezu perfekten Primär- und Sekundärfarben im Bildmodus „Kino Nacht“ (siehe Delta-E-Vergleich unten).
Beide Kino-Presets des Hisense könnten also ab Werk Farben auf Spitzenniveau liefern. Auch ein umschaltbarer Farbraum (nach HDTV-Norm und leicht erweitert) wäre möglich. Eine optimierte Firmware würde dem Hisense jedenfalls zu einigen Punkten mehr im Labordurchgang und beim Sehtest verhelfen.
Farben und Helligkeit bleiben zur Seite hin vergleichsweise stabil, doch der Kontrast leidet. Auf Achse schafft der Hisense hingegen einen guten Wert von 1.622:1 (ANSI). Der native Panel-Kontrast von rund 3.000:1 überzeugt und sorgt für einen noch passablen Schwarzwert von 0,07 Candela.
Rasante Sportszenen verwischen, was sich leider nicht ändern lässt. Zwar ist eine Bewegungsglättung eingebaut, beseitigt allerdings nur den Motion-Judder von Kinostreifen. Sie glättet Filme in drei Stufen oder lässt sich abschalten, wobei dann Pulldown-Ruckeln aufgrund der 60-Hertz-Wiedergabe auftritt – das entspricht nicht dem originalen 24p-Look. mr/ur/ff
Der Testbericht Hisense H 65 MEC 5550 (Gesamtwertung: 60, Preis/UVP: 1700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der schön anzusehende Hisense H 65 MEC 5550 bietet eine ordentliche Ausstattung und gute Alltagstauglichkeit – vor allem in Anbetracht des günstigen Preises. Die Bildqualität kann freilich nicht mit der doppelt bis dreimal so teuren Konkurrenz in dieser Ausgabe mithalten.