Hisense 55E76GQ (Test)

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Mit 800 Euro ist der 55E76GQ von Hisense der günstigste 55-Zöller in unserem Testfeld. Der QLED-Fernseher hat ein Edge-LED-Backlight verbaut und kommt inklusive Anschlüssen auf eine Tiefe von 7,8 Zentimeter. Die beiden Metall­füße werden von unten im Gehäuse festgeschraubt, der Rahmen des Geräts besteht ebenfalls aus Metall. Eine Wandmontage wird durch die VESA-Norm 300 x 200 mm ermöglicht. Für 100 Euro weniger ist der E76GQ als 50-Zöller zu haben. Wer einen bezüglich der Ausstattung nahezu identischen Flat-TV mit Mittel- und nicht mit Seitenstandfuß haben möchte, greift bei Hisense in dieser Klasse zur A7GQ-Serie, die der chinesische Hersteller von 43 bis 75 Zoll zu Preisen zwischen 600 und 1.700 Euro anbietet.

Ausstattung und Praxis
Beim Thema Bild und Ton bereitet der 55E76GQ zumindest auf dem Papier schon mal Freude: So unterstützt er die HDR-Formate HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision sowie das 3D-Surroundformat Dolby Atmos. Als Sprachassistenten kommen Google Assistant und Alexa zum Einsatz, der Besitzer des Flat-TVs darf selbst entscheiden, auf wessen Dienste er vertraut. Wenig überraschend ist, dass man in dieser Preisklasse Abstriche beim Tunerkonzept hinnehmen muss. So hat der Hisense Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 verbaut. Das ist in diesem Fall ein Nachteil, da der 55-Zöller über eine USB-Aufnahmefunktion verfügt: Zeichnet man im ZDF beispielsweise „Die Rosenheim-Cops“ auf, dann ist das Umschalten auf einen anderen Sender nicht möglich. Aufnahmen werden übersichtlich mit Vorschaubild, Titel, Sender, Datum, Uhrzeit und Länge angezeigt. Auch das zeitversetzte Fernsehen Time-Shift beherrscht der Hisense.

Die drei HDMI-Buchsen übertragen für Gamer den Auto Low Latency Mode (ALLM) und VRR (Variable Refresh Rate), aber keine 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Das Input Lag liegt bei unter 20 Millisekunden. Eine HDMI-Buchse unterstützt eARC.

VIDAA U5.0: Die Hisense-Benutzeroberfläche trägt einen etwas sperrigen Namen. Optik und Bedienkomfort können jedoch überzeugen.

Äußerst übersichtlich: Drückt man auf die Menü-Taste, so listet der 55-Zöller fein säuberlich diverse Rubriken auf, die das Handling des Flat-TVs erleichtern.

Als Bedienoberfläche vertraut Hisense auf ­VIDAA U5.0. Diese erinnert ein wenig an Android, hier schlummern diverse ­Streaming-Apps und Filmvorschläge, unter anderem von Videociety. Über kleine Symbole oben links am Bildschirmrand gelangt man zu den unterschiedlichen Quellen, zum TV-Programm und zu den beiden Sprachassistenten. Drückt man während des Live-Fernsehens auf die Menü-Taste, so hat man unter anderem
direkten Zugriff auf Senderliste, Programmübersicht, Aufnahmen und Time-Shift. Der Bedienkomfort ist insgesamt hoch.

Über die handliche Fernbedienung kann man neben Netflix und YouTube auch die Apps von Amazon Prime Video, Rakuten TV, Chili, ProSieben, Music, DAZN und das Filmportal VIDAA Free öffnen. Der 55-Zöller arbeitet mit einem Quadcore-Prozessor, das Arbeitstempo dürfte punktuell gerne etwas höher sein, beispielsweise bei Programmwechseln oder dem Starten von Time-Shift. Die App-Auswahl ist gut, Disney+ und Apple TV fehlen, Disney soll aber laut Hisense bis Ende des Jahres kommen und auf dem hier getesteten 55E76GQ und äquivalenten Modellen verfügbar sein.

Zum Streamen unterstützt der 55E76GQ neben Chromecast und Bluetooth auch die „VIDAA“-App (Kasten nächste Seite). Der Mediaplayer hat eine umfangreiche Diashow-Funktion mit Zoom, Musik und unterschiedlichen Übergängen parat.

Mit „VIDAA“ bietet Hisense für mobile Android- und iOS-Geräte eine interessante App zum Steuern und Streamen an. Über die Applikation kann man Sender wechseln, die Lautstärke anpassen und durch die Menüs navigieren. Besonders praktisch ist die Funktion, Apps direkt vom Smartphone aus zu starten. Diese werden mit Vorschau-Symbol übersichtlich auf der Oberfläche aufgelistet, so findet man blitzschnell die gewünschte Applikation. Unter dem Menüpunkt „Media“ besteht die Möglichkeit, Fotos, Videos und Musik direkt auf den 55-Zöller zu transportieren. Dies gelingt sehr schnell und ohne Wartezeit. Auf dem Flat-TV muss man zustimmen, dass von einem externen Gerät Inhalte geteilt werden dürfen. Diese Zustimmung kann man bei Bedarf einmalig erteilen, damit der Hisense bei künftigen Koppel-Anliegen nicht mehr nachfragt.

App-Übersicht: Wer unterschiedliche Applikationen schnell und ohne Sucherei starten möchte, kann dies über ein Smartphone ruckzuck realisieren.

Film ab: Egal ob Videos, Fotos oder Musik – multi­mediale Inhalte vom Smartphone lassen sich unkomp­liziert zum Hisense-TV transportieren.

Bild- und Tonqualität
Es dürfte wohl niemanden verwundern, dass ein 800-Euro-Fernseher mit einer eher überschaubaren Display-Helligkeit aufwartet. Laut technischem Datenblatt liefert der 55E76GQ eine Spitzenhelligkeit von 400 Candela, wir blieben im Test mit unserer Messung nur minimal darunter. 377 Candela erreichten wir im „Dynamisch“-Setting, 323 Candela waren es im Setting „HDR Tag“, 322 im Modus „HDR Nacht“ und 373 in der Voreinstellung „Standard“. Dabei spielte es generell keine Rolle, wie viel Weiß der Flachmann darstellen musste. Nahezu perfekt voreingestellt ist der Hisense mit der Farbtemperatur „Warm1“ und 6.532 Kelvin – so gut sind viele deutlich teurere TV-Apparate nicht. Auch beim ANSI-Kontrast kann der günstige Chinese überzeugen: Mit 2.650:1 ist dieser Wert ebenfalls überraschend gut.
Kleine Defizite: Die drei HDMI-Ports unterstützen VRR und ALLM, aber keine 4K-Wieder­gabe mit 120 Hertz. Außerdem sind die TV-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 jeweils nur einfach verbaut, was die Flexibilität bei Aufnahmen einschränkt.

Spielt man dem 55-Zöller in einem komplett abgedunkelten Raum eine schwarze Fläche mit weißer zentrierter Texteinblendung zu (ideal sind die Kapitelanfänge der Blu-ray von „Deutschland von oben“), so erkennt man sofort: Schwarzdarstellung ist nicht die Paradedisziplin des 55E76GQ. Egal, wie man im Modus „Kino Nacht“ mit den Parametern „Helligkeit“, „Kontrast“, „Hintergrundbeleuchtung“ und „Adaptiver Kontrast“ experimentiert: Tiefes, sattes Schwarz bekommt man nicht zu sehen, es bleibt bei einem dunklen Grau, das sich bei seitlicher Betrachtung in ein helleres Grau verfärbt. Auf Aufhellungen um weiße Einblendungen verzichtet der Flachmann, die Homogenität der Ausleuchtung ist solide. In Filmbalken machen sich wenn überhaupt nur minimale Hinterleuchtungen bemerkbar. Empfehlenswert ist beim QLED-TV ein möglichst zentraler Sitzplatz, weil Farben relativ schnell ausbleichen, je weiter man die Mittelachse verlässt.

Erstaunlich gut: Für einen 800-Euro-Fernseher liefert der Hisense im SDR-Bereich natürliche Farben ab Werk, die kaum per Hand optimiert werden müssen.

Chapeau: Auch im HDR-Farbsegel leistet sich der 55-Zöller keinen Patzer. Alle sieben Messwerte sehen präzise aus wie bei einem teuren Spitzen-Fernseher.

Die Natürlichkeit der Farben ist wirklich gut, bei unserer Messung sind wir erstaunt, wie hervorragend der 55-Zöller sowohl im SDR- als auch im HDR-Bereich abschneidet. Auf nachträgliche manuelle Anpassungen können wir weitgehend verzichten. Die Skaliereigenschaften des QLEDs sammeln ebenfalls Pluspunkte. Wichtig: In den beiden „Kino“-Modi sollte man den adaptiven Kontrast unbedingt auf „Mittel“ oder „Hoch“ stellen, sonst ist das Bild zu flach. So stimmt die Plastizität, und zusammen mit der schönen Schärfe und den authentischen Farben entsteht beispielsweise in der Netflix-Doku „Das Mittelmeer“ ein sehr harmonisches Bild. Der Bildverbesserer „Smart Scene“, der die Bildqualität automatisch optimieren will, bewirkt so gut wie keinen sichtbaren Unterschied. Dolby-Vision-Titel strotzen ob der limitierten Helligkeit nicht vor Dynamik, liefern aber dennoch ein stimmiges Bild mit vielen sauberen Farbabstufungen, exakten Kanten und präziser Detailzeichnung. Obwohl der 55E76GQ nur ein 60-Hertz-Panel verbaut hat, überzeugt seine Bewegungsdarstellung. Die „Bewegungskompensation“ sollte dabei auf „Klar“ stehen, dann gelingen Kameraschwenks geschmeidig und ruckelfrei.

Ein Fall für zwei: Google Assistant oder Alexa – der 55E76GQ hat beide Sprachassistenten an Bord, die praktische Informationen aus dem Internet liefern.

Das 20 Watt starke Soundsystem unterstützt Dolby Atmos. Ein Equalizer erlaubt manuelle Anpassungen zwischen 100 Hertz und 10 Kilohertz. Die Sprachverständlichkeit ist solide. Der Hisense mag es jedoch nicht, wenn man den Pegel über Zimmerlautstärke anhebt. Dann wird die Akustik schnell plärrig und unsauber. Externe Abhilfe ist in Sicht, so will Hisense bis Ende des Jahres eigene Soundbars auf den Markt bringen.

Der Testbericht Hisense 55E76GQ (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 gut

Für 800 Euro ist der Hisense 55E76GQ ein erstaunlich souveräner Fernseher mit guter Farbnatürlichkeit, schöner Schärfe und ordent­licher Plastizität. Auch der Bedienkomfort passt. Bei der Schwarzperformance, der Maximalhelligkeit und dem Ton muss man Abstriche hinnehmen, was in dieser Preisklasse aber nicht verwundert.

Jochen Wieloch

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