Elac Debut Reference-Set (Test)

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Trotz eines günstigen Preises von unter 2.700 Euro bietet Elac seine optimierte Debut-Serie ausschließlich im Fachhandel an. Ob die Rechnung aufgeht?

Immer mehr HiFi- und Heimkino-Fans kaufen die Objekte ihrer Begierde mittler­weile über das Internet. Das gilt auch für Lautsprecher, bei denen eigentlich eine Hör-Session vor dem Kauf immer noch sinnvoll ist. Die klanglichen Unterschiede sind hier nämlich größer als bei anderen Heim­kino-Komponenten. Eine Beschreibung der tonalen Eigenschaften kann zwar bei der Auswahl helfen, aber eine persönliche Überprüfung nicht ersetzen. Genau das aber ist bei der Bestellung im Internet eher unpraktisch, wer will schon mehrere 5.1-Boxensets per Versand in Empfang nehmen, mühsam auspacken und bei Nichtgefallen wieder einpacken und zurückschicken.

Diese Entwicklung ist auch Elac nicht entgangen, insbesondere die Einsteiger-Baureihe des Kieler Herstellers, die Debut-Serie, war davon betroffen. Ein Versuch, auch beim stationären Handel Interesse an diesen Boxen aufrechtzuerhalten, ist die neue Debut Reference-Serie, die nur bei den Fachhändlern vor Ort im Angebot sein und im Inter­net möglichst gar nicht auftauchen soll.

Das Gitter vor dem Hochtöner hat zwei Aufgaben: Es sorgt für Berührungsschutz und erzeugt eine glattflächige Optik trotz recht tiefem Waveguide.

Gegenüber der Vorgänger-Version wurde die Optik veredelt: Die Schallwandler bekamen aufwändiger verarbeitete Gehäuse mit abgesetzten, seidenmatt lackierten Schallwänden sowie eine wertig wirkende Folienoberfläche des Korpus in Holzoptik spendiert. Die Tieftöner wurden mit einem Metall-Montagering und die Hochtöner mit einem über das gesamte Waveguide reichenden Metallgitter versehen. Die Abdeckgitter erhielten eine Magnetfixierung, sodass für sie keine Öffnungen auf der Front nötig wurden.

Technik
Die Innereien unterzog Entwickler Andrew Jones ebenfalls einer Überarbeitung: So bekamen die Tiefton-Chassis einen stabilen Korb aus Aluminium-Druckguss, der für geringere Verzerrungen und über eine umfangreiche Hinterlüftung der Schwingspule für eine höhere Belastbarkeit sorgt. Die resonanz­arme Membran aus geflochtener Aramidfaser – auch als Kevlar bekannt – bleibt den Treibern erhalten.

Verbessert wurde ebenfalls der Waveguide vor dem Hochtöner, was in einem homogeneren Abstrahlverhalten resultiert. Nicht zuletzt setzt Jones eine neue Variante der Bassreflexöffnung ein, nämlich einen Schlitz am unteren Ende der Gehäuse, dessen Querschnitt sich exponentiell öffnet. Der Entwickler verspricht sich davon eine bessere Ankopplung an die Außenluft mit weniger Strömungsgeräuschen.

Bei der Frontbox DFR52 kommen dieser „Dual Flare“-Lösung noch zwei herkömm­liche runde Reflexrohre auf der Rückseite zu Hilfe: Die eine unterstützt die beiden unteren, auf ein gemeinsames Volumen arbeitenden 13-Zentimeter-Chassis zusätzlich zum „Dual Flare“, die andere ist für das oberste Bass­chassis, das ein eigenes Volumen mitbringt und neben den tiefen auch die mittleren Frequenzen wiedergibt. Sein Montagekranz hat einen kleinen Ausschnitt passend zum Hochtöner, damit die beiden Chassis so nahe wie möglich zueinander untergebracht werden könnten. Das gilt auch für die beiden Tieftöner des Centers DCR52, die den Hochtöner in ihre Mitte nehmen.

Auf den ersten Blick scheint es nicht so wichtig zu sein, wie hoch der Wirkungsgrad eines Lautsprechers ist, also wie effektiv er die eingegebene Verstärkerleistung in Pegel umsetzt. Angegeben wird das in Dezibel bei einem Watt Leistung, übliche Werte im Heimkino sind 80 bis 90 Dezibel pro Watt.

Verstärkerleistung kostet heutzutage nicht die Welt, selbst preiswerte Heimkino-Receiver bringen ordent­liche Leistungswerte mit. Doch schaut man genauer hin, wird die Sache komplexer. Zum einen spielt uns hier die Physik einen Streich: Soll ein Lautsprecher drei Dezibel lauter spielen, muss die eingespielte Leistung verdoppelt werden. Das heißt also, ein Lautsprecher mit drei Dezibel geringerem Wirkungsgrad benötigt doppelt so viel Verstärkerleistung wie das Vergleichsmodell. Ist der Unterschied sechs Dezibel, muss der Verstärker schon das Vierfache leisten.

Die Elac DFR52 (rote Linie) weist einen um fünf Dezibel geringeren Wirkungsgrad auf als die Magnat Signature 707 (Test Seite 38) und benötigt deshalb mehr Verstärkerleistung.

Ein schlechterer Wirkungsgrad heißt natürlich auch, dass entsprechend mehr von der eingespielten Verstärkerleistung in Wärme umgewandelt wird, die der Lautsprecher abführen muss. Das ist so lange kein Problem, wie die gewünschten Pegel im „normalen“ Bereich bleiben. Sobald man es aber mal so richtig krachen lassen will, kommen leise Lautsprecher erheblich schneller an ihre Belastbarkeitsgrenzen, es drohen Defekte durch Überlastung, weil die Schwingspulen und sonstige Bauteile Temperaturen erreichen, für die sie nicht ausgelegt sind. Nicht umsonst zeigen PA-Lautsprecher, die auch höchste Pegel über lange Zeit zuverlässig verarbeiten müssen, Wirkungsgrade von teils weit über 100 Dezibel pro Watt. Das Debut-Reference-Set von Elac zeigt mit um 83 Dezibel bei einem Watt einen etwas unterdurchschnittlichen Wirkungsgrad, der einen leistungsfähigen Verstärker ratsam erscheinen lässt.

Der Tieftöner der Surroundboxen DRB62 ist mit 16 Zentimeter Durchmesser etwas größer.
Der Subwoofer SUB 2030 bringt einen 25 Zentimeter durchmessenden Treiber mit, der im Boden des geschlossenen Gehäuse untergebracht ist und von einem 300 Watt leistenden Schaltverstärker angetrieben wird. Phase und Trennfrequenz lassen sich stufenlos einstellen.

Tonqualität
Für Gehäusetyp und -größe sowie Treiber-Dimensionen erstaunlich viel Tiefgang beweist der Elac-Sub mit seiner unteren Grenzfrequenz von 24 Hertz. Der Maximalpegel fällt angesichts dieser Rahmenbedingungen mit 100 Dezibel beachtlich aus. Die Frequenzgänge von Front, Center und Surrounds zeigen nur geringe Welligkeiten und bieten kaum Anlass zu Kritik. Mit einem Wirkungsgrad von rund 83 Dezibel sind die Elacs eher leise und benötigen für hohe Pegel ordentlich Verstärkerleistung.

Beim Rundstrahlverhalten des Centers zeigt sich der wahre Vorteil der eng beieinander sitzenden Chassis: Auch im kritischen Mitteltonbereich zeigt das Diagramm nur einen schmalen Einbruch unter großen Winkeln, der sich klanglich nur wenig auswirken dürfte.

Von der „Dual Flare“-Bassreflexöffnung am unteren Rand der Schallwand verspricht sich Elac eine bessere Raumankopplung und weniger Strömungsgeräusche.

Den guten Eindruck, den das ursprüngliche Debut-Set vor vier Jahren bei uns hinterlassen hatte, unterstreicht die Debut-Reference-Kombo mit Nachdruck: Sie überzeugt mit Natürlichkeit und müheloser Raumabbildung. Ohne Effekthascherei stellt sie nicht sich selbst, sondern das wiederzugebende Tonmaterial in den Vordergrund. Prima, wie natürlich und punktgenau beispielsweise Jane Monheit ihr „They Can´t Take that Away From Me“ zum Besten gibt und die Instrumente ihre Stimme mühelos einrahmen und tragen.

Auch satte Pegel brachten das Set bei massiven Heimkino-Toneffekten á la „Terminator – Die Erlösung“ nicht in Verlegenheit. Klar, es gab Einschränkungen bei der Dynamik, teurere Sets bringen die Explosionen ansatzloser und brutaler. Aber in sich spielte das Set sehr homogen und überzeugte auch mit sattem Bass.

Für Freunde der stereophonen Musikwiedergabe bieten die Elac-Frontboxen DFR52 so einiges: So stand die Stimme von Adele bei ihrem „Hello“ präzise und in der richtigen Größe zwischen den Lautsprechern, ohne in irgendeiner Weise verfärbt zu klingen. Die drei Basschassis pro Seite sorgen für ein voluminöses, aber durchaus knackiges Fundament, das die Unterstützung eines Subwoofers praktisch unnötig macht.

Der Testbericht Elac Debut Reference-Set (Gesamtwertung: 81, Preis/UVP: 2700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

81 sehr gut

Großer Klang, attraktiver Preis, hochwertige Verarbeitung: Elacs neue Debut-Reference-Serie sollte man sich beim Fachhändler unbedingt anhören.

Michael Nothnagel

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