Denon AVR-X2300W (Test)

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Stünde unten rechts nicht die Modellnummer X2300W, könnte man den Neuling von Denon glatt mit seinem Vorgänger verwechseln. Auch unter der Haube haben die Japaner nur mit Bedacht Hand angelegt, was nicht verwundert, denn der X2200W (Test in 3-2016) ließ in seiner Preisklasse nur wenig Raum für Verbesserung. Mit dem frischgebackenen Nachfolger bekommt der Heimkino-Freund für 700 Euro ein dickes Multimedia-Paket, volle 4K-Videokompatibilität sowie Höhensound in Form von Atmos und DTS:X – der Dolby-Rivale wird allerdings erst per Firmware-Update im Laufe des Jahres nachgereicht.

Ausstattung und Technik

Denon_AVR-X2300W_PCNeben DTS:X verspricht das Update auch die Dekoder-Kompatibilität zu verbessern. Dann soll Dolbys Surround-Mixer auch DTS-Signale akzeptieren und Dolby-Ton über den Neural:X-Upmixer von DTS tönen. Bis dato ist dies bei Denon-Receivern nicht möglich, während einige Mitbewerber das sogenannte Cross-Format-Upmixing bereits beherrschen. Bis zum Update ist es übrigens auch nicht möglich, DTS-2.0-Signale auf 5.1- bzw. 7.1-Mehrkanalton, Filmgerecht aufzublasen, da Denon dem X2300W keinen DTS Neo:6-Mixer spendierte. Die vorhandenen, doch meist für Musik ausgelegten Hallprogramme sind hierfür eher ungeeignet. Im Zweifelsfall lässt man den Blu-ray-Player die DTS-2.0-Spur in PCM wandeln. Das dritte Höhentonformat Auro 3D offerieren die Japaner nach wie vor nur für ihre drei Top-Modelle.

Gelungen: Denons Fernbedienung ist klar strukturiert, sinnvoll untergliedert und liegt gut in der Hand. Eine Beleuchtung wäre noch wünschenswert.

Gelungen: Denons Fernbedienung ist klar strukturiert, sinnvoll untergliedert und liegt gut in der Hand. Eine Beleuchtung wäre noch wünschenswert.

Blickt man auf die Geräterückseite, fällt im Vergleich zum X2200W etwas überraschend der Zuwachs an analogen Videobuchsen auf. Zu den beiden FBAS-Eingängen gesellt sich nun ein Monitor-out sowie zusätzliche YUV-Anschlüsse. Auf einen koaxialen Digitaltoneingang muss man aber verzichten, dafür gibt es zwei Toslink-Buchsen. Ansonsten ist man mit acht
HDMI-Ein- und zwei HDMI-Ausgängen sowie vier analogen Audio-Schnittstellen gut bedient; Schallplatten-Freunde vermissen eine Phono-Platine.

Wie der X2200W wartet der Nachfolger mit sieben diskreten Endstufen auf, die zum 5.2-Betrieb zwei zusätzliche Höhenkanäle oder zwei Surround-Back-Boxen erlauben. Alternativ kann man die Frontboxen bi-ampen oder zwei Lautsprecher in einem anderen Hörraum befeuern, Letzteres ist auch via Pre-outs möglich. Für die Höhenboxen gibt es aber keine Vorverstärkerausgänge, weshalb maximal 5.2.2- bzw. 7.2-Boxenlayouts möglich sind.

An der Lautsprecher-Konfiguration gibt es wenig zu kritisieren, die Pegel- und Distanzschritte fallen mit 0,5-Dezibel- respektive 1-Zentimeter-Schritten vorbildlich aus, die Crossover-Frequenzen lassen sich zwischen 40 und 250 Hertz für alle Speaker-Gruppen getrennt wählen. Leider greift der Equalizer erst ab hohen 63 Hertz, die beiden Subwoofer kann man gar nicht justieren,  weshalb sich Dröhnbässe im Hörraum manuell schwer beheben lassen. Die automatische Boxeneinrichtung sowie die Frequenzgangkorrektur übernimmt Audysseys Einmess-System MultEQ XT, für die Aufstellung des Mikros packt Denon einen Pappständer bei.

Boxen-Setup: Höhen-Lautsprecher können vorn, mittig (Bild) oder hinten an der Decke platziert werden.

Boxen-Setup: Höhen-Lautsprecher können vorn, mittig (Bild) oder hinten an der Decke platziert werden.

Rechenzentrum: Ein 32-Bit-DSP von Cirrus Logic dekodiert im AVR-X2300W Dolby- und DTS-Signale.

Rechenzentrum: Ein 32-Bit-DSP von Cirrus Logic
dekodiert im AVR-X2300W Dolby- und DTS-Signale.

Video und Multimedia

Das Videoboard des Denon X2300W verarbeitet 4K/60p-Bilder samt HDCP 2.2, HDR und  4:4:4-Farbauflösung nach BT.2020-Norm – und das an allen HDMI-Ein- wie Ausgängen. Die 4K-Skalierung funktioniert jedoch nur noch mit digital zugespielten Bildern. Der Video-Equalizer regelt feinfühlig unter anderem Kontrast, Helligkeit, Schärfe und Farbsättigung, zudem gibt es sechs vordefinierte Bildmodi, zwei sogar nach ISF-Norm.

Der Media-player versteht sich auf High Resolution Audio Streaming (24Bit/192kHz) mit FLAC-, ALAC-, WAV-, AIFF- und DSD-Dateien, Letztere nun auch mit 5,6-MHz-Samplingrate. Die Vernetzung zu Musik gelingt dem Denon über DLNA, AirPlay und Bluetooth zu externen Geräten. An Bord sind auch das vTuner-Webradio und Spotify. Die Dual-Band-Unterstützung (2,4 GHz und 5 GHz) des WLAN-Moduls soll einen störungsfreien Empfang gewährleisten. Die Bedienung gelingt einfach, zumal sich der X2300W auch über ein Webinterface sowie Denons „2016 AVR Remote“-App für iOS- bzw. Android-Geräte steuern lässt (siehe Kasten „Bedienung per App“); neuerdings werden zudem Amazons Kindle-Tablets unterstützt.

Gut bestückt: Zwar muss man auf einen Phono-Eingang und Vorverstärkerausgänge verzichten, acht HDMI-, zwei S/PDIF- und vier analoge Eingänge sind für die meisten Heimkinos aber mehr als ausreichend. Höhenboxen für 3D-Sound müssen an die „Surround Back“-Terminals angeschlossen werden. Die beiden Antennen sind fest verbaut.

Gut bestückt: Zwar muss man auf einen Phono-Eingang und Vorverstärkerausgänge verzichten, acht HDMI-, zwei S/PDIF- und vier analoge Eingänge sind für die meisten Heimkinos aber mehr als ausreichend. Höhenboxen für 3D-Sound müssen an die „Surround Back“-Terminals angeschlossen werden. Die beiden Antennen sind fest verbaut.

Anfang des Jahres brachte Denon seine neue „2016 AVR Remote“-App auf den Markt, die mit den Denon-Receivern des aktuellen Jahrgangs sowie den meisten 2015er-Modellen kompatibel ist. Die optische Erscheinung wurde für eine bessere Übersichtlichkeit auf das Wesentliche reduziert. Zur Steuerung der meisten Receiver-Funktionen wird kein weiterer Bildschirm benötigt, so dass man auch bei ausgeschaltetem Fernseher oder fehlendem Sichtkontakt zum Receiver diesen steuern kann; zur Boxenkonfiguration ist man allerdings noch auf das Onscreen-Menü des AVR-X2300W angewiesen. Verbesserungspotenzial sehen wir vor allem beim Lautstärkeregler, der sich ausschließlich durch Ziehen justieren lässt. Zwar ist die Gefahr eines Aufreißens des Pegels gering, Plus/Minus-Tasten halten wir aber für komfortabler, präziser und sicherer.

Sound: Pegelregler und Klangoptionen erscheinen am unteren Bildschirmrand.

Sound: Pegelregler und Klangoptionen erscheinen am unteren Bildschirmrand (links). Webradio: Thematische Listen und Sortierfilter erleichtern die Suche (Mitte). Einrichtung: App-Aufbau und Onscreen-Menü sind beinahe identisch (rechts).

Tonqualität

Bei der Leistungsmessung erreichte der AVR-X2300W mit 153 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm) sowie 66 respektive 87 Watt im 7- bzw. 5-Kanal-modus (6 Ohm) in etwa die Werte seines Vorgängers; nur bei Stereo und an 6-Ohm-Last knickte die Leistung unseres Testgeräts um rund 30 Watt ein.

Im Sound-Check brachte der Denon Silje Nergards groovige Jazz-Klänge auf ihrer „Live in Köln“-Disc im Mehrkanal-Mix fein aufgelöst, druckvoll und schön luftig zu Gehör. Die Einmessung mit Audyssey funktionierte tadellos und brachte noch mehr Durchzeichnung und Ordnung in den Sound. Nicht nur bei Musik empfiehlt sich die Aktivierung   von Audysseys Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die dem Klanggeschehen mehr Volumen, zusätzlichen Glanz in den Höhen und eine wunderbar anspringende Lebendigkeit verleiht.

Im Stereo-Betrieb musizierte der Denon gleichfalls schön transparent und doch mit körperhaften Instrumenten, dabei druckvoll und schlackenfrei im Bass. Das ist viel Klang zum kleinen Preis.      

700 Euro: Die schwarz-metallisch schimmernde Frontblende aus Kunststoff mutet hochwertig an, nur die oberen, scharfen Ecken trüben den Eindruck etwas. Das Display samt separater dB-Anzeige ist gut lesbar.

700 Euro: Die schwarz-metallisch schimmernde Frontblende aus Kunststoff mutet hochwertig an, nur die oberen, scharfen Ecken trüben den Eindruck etwas. Das Display samt separater dB-Anzeige ist gut lesbar.

 Denon_AVR-X2300W_Wertung

AuVi_AWARD-Testsieger

Der Testbericht Denon AVR-X2300W (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

78 gut

Mit umfangreicher Ausstattung, viel Leistung und gutem Klang entpuppt sich Denons AVR-X2300W als echter Allrounder – und sichert sich, zusammen mit dem Yamaha RX-V681, den Testsieg.

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