Zum Kurs von 1.300 Euro ist der kleine Bruder Benq W 2000 ein Geheimtipp: Dank seiner Helligkeit und toller Farben holte er in Ausgabe 3-2016 satte 80 Punkte. Der große Bruder W 3000 wartet mit stärkerer Lampe (260 statt 240 Watt), erweitertem Zoombereich (1,6 statt 1,3) und neuen Bildfunktionen auf. Außerdem liegt ihm eine aufladbare 3D-Brille bei, für die man beim kleinen Bruder 60 Euro extra berappen muss. Ein Wireless Full-HD-Kit, das (3D-)Videos aus bis zu 30 Metern Entfernung per Funk überträgt, kostet 540 Euro.
Ausstattung und Praxis
Im Unterschied zum W 2000 steuert der W 3000 mit einem zweiter Regler zusätzlich die horizontale Bildlage nach, wenn auch nur für minimale Korrekturen um plus/minus 2,5 Prozent. Dagegen hebt der vertikale Lens-Shift die Abbildung deutlich stärker um maximal 12,5 Prozent an, also weit oberhalb der Projektionsachse. So steht der DLP bei Bodenprojektion nicht im Weg oder kann vom Regal aus (in umgedrehter Position) über die Köpfe des Publikums hinweg projizieren. Das 1,5-fache Zoom-
Objektiv leuchtet in drei bis viereinhalb Metern Entfernung eine zweieinhalb Meter breite Leinwand aus. Die Fokussierung des W 3000 erfordert im Weitwinkel besondere Sorgfalt, sonst erscheinen – anders als in Telestellung – nicht alle vier Ecken gleich scharf. Eine automatische Trapezkorrektur soll eine schiefe Unterlage vertikal per Gyrosensor ausgleichen, was bei uns aber nur manuell funktionierte.
Zwei große Lüfter an der Seite wälzen die warme Luft im Eco-Modus effektiv und geräuscharm um (28,3 dBA), stören aber auch bei voller Lampenleistung kaum (31,9 dBA). Gegenüber sitzt ein kleiner Breitbänder, der für erstaunlich vollen Klang sorgt. Der Pegel ist naturgemäß begrenzt, doch selbst für dezente Bässe reicht es. So verwandelt der Benq als mobiler Alleinunterhalter das Wochenend-Häuschen in ein Heimkino. Neben den HDMI-Buchsen stehen zwei analoge Toneingänge sowie ein Klinkenausgang für Stereoton bereit. Er liefert synchronen Ton an einen Verstärker und gleicht das Rechendelay des Videoprozessors mit oder ohne „Frame Interpolation“ aus. Die aus dem Benq W 7500 (audiovision 6-2014) bekannte Bewegungstechnologie berechnet zusätzliche Bildphasen für Filme oder Videos mit 24, 25 oder 30 Bewegt-phasen pro Sekunde, wirkt aber nicht bei TV-Material. Interessant sind die im erweiterten Bildmenü versteckten neuen Funktionen „Color Enhancer“ und „Pixel Enhancer“. Letztere kümmert sich vor allem um feine Oberflächen-Details. Vergleichbare Regler haben wir etwa bei den LCD-Modellen von Epson gefunden (Funktion „Superresolution“), aber bisher kaum bei DLP-Projektoren.
Schade: Zum Synchronisieren des Videosignals vergehen oft 15 bis 20 Sekunden und die Fernbedienungs-Tasten „PIP“ sowie „Swap“ sind nicht belegt. Direkttasten stehen für Gamma, Farbtemperatur oder das Farbmanagement zur Verfügung.
Licht und Farbe
Anders als beim W 2000 steht der ab Werk voreingestellte Bildmodus „Cinema (Rec. 709)“ nicht für akkurate Farben gemäß HDTV-Standard: Sie sind leicht erweitert und leisten sich nicht unerheb-liche Delta-E-Abweichungen bei den Grund- und Mischfarben. Zum Glück hat der W 3000 die gute Farbdarstellung keinesfalls verlernt, sondern nur in die beiden User-Bildmodi ausgelagert. Am besten passt das Preset „User 2“, das volle Punkte für ausgewogene Farben und nur einen kleinen Abzug bei den Graustufen mit sich bringt. Bildtüftler können den winzigen Farbstich in Richtung Cyan problemlos über das Menü „Farbtemperatureinstellung“ korrigieren.
Wer sich im Vergleich zum kleinen Bruder Hoffnungen auf eine noch hellere und kontraststärkere DLP-Projektion gemacht hat, wird leider enttäuscht. Mit maximal 900 Lumen (statt 1.172 Lumen beim W 2000) sowie schwächeren ANSI- und EBU-Kontrastwerten (300:1 bzw. 600:1 statt 550:1 bzw 970:1) verliert der W 3000 den Vergleich zum W 2000 sogar.
Es gibt einen Tipp, der dem W 3000 zu mehr Helligkeit (rund 1.100 Lumen) und satteren Kon-trasten verhilft: Im Bildmodus „Game“ aktiviert der Benq seine Brilliant-Color-Schaltung und zeigt zudem leicht erweiterte Farben. Sie wirken besonders knackig, aber immer noch natürlich (siehe Kasten „Die Bildmodi“).
Die Delta-E-Werte liegen trotzdem noch im guten Bereich, weshalb die Bildwirkung natürlich bleibt. Der neue Regler „Color Enhancer“ intensiviert vor allem Rot und Magenta, während gelbe und grüne Nuancen minimal gestärkt werden. Man sollte nur die ersten beiden Stufen ausprobieren, sonst überstrahlen Rot und Magenta die anderen Farben. Da auch Kontrast und Helligkeit anwachsen, ist das Preset „Game“ (wie schon beim W 2000) eine reizvolle Alternative – speziell in der Lampensparstufe, die mit blasseren Rottönen verknüpft ist und deshalb zu brav wirkt. Bei voller Lampenleistung liegt allerdings der User-Bildmodus vorn, sprich näher am HDTV-Standard Rec. 709.
Schärfe und Videoverarbeitung
Beim W 3000 stehen wieder globale Bildregler für Sättigung und Farbton zur Verfügung, die wir beim W 2000 noch vermisst haben. Auch die Vollbildwandlung des Videoprozessors arbeitet in den meisten Szenen zuverlässig. Was uns besonders gut gefällt, ist die (auch bei der 144-Hertz-Darstellung von 3D-Filmen) verfügbare Bewegungsglättung „Frame Interpolation“. Kinofilme, die der Projektor zunächst originalgetreu in bester 24p-Darstellung zeigt, werden auf Stufe „Niedrig“ dezent geglättet. Artefakte wie Pixelwolken stören selten und der klassische Kino-Look geht nicht gänzlich verloren. Die Stufen „Mittel“ und „Hoch“ überzeugen Videofilmer. Clips mit Bildraten von 25 oder 30 Hertz glättet die Schaltung selbst bei schnellen Schwenks verblüffend zuverlässig.
In unserem Sehtest-Klassiker „Casino Royale“ zeigt der Projektor das feine Bildrauschen der Filmabtastung ungeschminkt, etwa in der Schwarz-Weiß-Sequenz zu Beginn. Empfindliche Augen werden im nächt-lichen Büro allerdings Regenbogen-Artefakte um die hell glänzenden Metallstangen erkennen, obwohl der Benq W 3000 mit seinem RGB-RGB-Farbrad weniger Farbblitzer produziert als die meisten Einsteiger-DLPs.
Neben den akkuraten Farben beeindruckt der Detailreichtum der Ein-Chip-Projektion. Feine Muster in James Bonds Krawatte, Fusseln auf der Jacke sowie die Ornamente der entfernten Gebäude in der Markusplatz-Szene stellt der Regler „Pixel Enhancer“ dezent oder auf Wunsch fast überdeutlich heraus. Er liefert für Fans einer filmisch feinen Projektion ebenso wie Schärfe-Fanatikern stets die passenden Einstellungen und holt aus jedem Quellmaterial das Beste heraus. Abzüge gibt es jedoch in düsteren Szenen, denen es an Schwärze und plastischer Tiefenwirkung fehlt. Der Im-Bild-Kontrast, gemessen mit einem zweiprozentigen Weißfeld auf schwarzem Grund, liegt bei 1.400:1. In dieser Disziplin besteht ein Klassenunterschied zu exklusiven Drei-Chip-Projektoren wie dem 4.500 Euro teuren JVC DLA-X 5000 B (Test ab Seite 59). Und auch ein Schwenk über den Fußballplatz zum Beispiel verschmiert stärker als bei der Konkurrenz mit -D-ILA- oder SXRD-Technik. ur
Der Testbericht BenQ W3000 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Benq W 3000 besticht durch natürliche Farben und die flexible Installation. Zudem holt sein Videoprozessor ein Maximum an Detailschärfe heraus und glättet Filme effektiv. In Sachen Helligkeit und Kontrast liegt er aber unter dem kleinen Bruder, was eine geringe Gesamtwertung zu Folge hat.