Bang & Olufsen Beosound Level (Test)

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Das Herzstück des Wohnzimmers war früher ein Hi-Fi-Turm, gebaut aus Einzelgeräten mit gebürsteter Aluminium-Fassade. Das war in den 1970er-Jahren. Der Turm bestand aus Verstärker, Radio-Tuner, Kassettendeck und einem Plattenspieler, der oben thronte. Wo einst zwei Lautsprecher für guten Ton sorgten, spielen heute oft Einbox-Systeme. Diese können gut klingen, Stereoanlagen ersetzen sie aber nicht. An dieser Stelle setzt Bang & Olufsen an, die den 1.250 Euro teuren Beosound Level trotz portabler Qualitäten (Staub- und Spritzwasser-Schutz, 16 Stunden Akkuleistung) als stationäres Heim-Audio-Gerät konzipiert haben.

Auf der Gehäuserückseite schafft eine kleine Mulde Platz für den magnetischen Rundstecker des Ladekabels. Der Stromanschluss ist somit keine Stolperfalle und kann bei Bedarf schnell entfernt werden.

B&O versteht den 3,3 Kilo leichten und 35 Zentimeter breiten WLAN- und Bluetooth-Speaker als erste „Stufe“ zur modernen Hi-Fi-Anlage. Die Ingenieure aus dem dänischen Struer denken modular und über das verbindungsfreudige Gerät hinaus, das Spotify Connect, AirPlay 2 und Chromecast beherrscht. Oberstes Entwicklungsziel war Langlebigkeit: Beste Voraussetzungen dafür schaffen das zeitlose Design, hohe Verarbeitungsqualität sowie ein leistungsstarkes Softwaremodul, das über viel Power für weitere Funktionen verfügen soll.

Endgültig zur flexiblen Heimanlage macht den Level, der sich auch via App oder Voice-Control (Google Assistant) kinderleicht bedienen lässt, seine kabellose Stereo-Kopplung. Ferner die Möglichkeit, seinen stabilen Alu-Rahmen und die Stoffabdeckung mit nur wenigen Handgriffen austauschen zu können. So gelingt der Wechsel vom Silber- zum Gold-Finish respektive vom dunkelgrauen Stoff- zum Lamellenholz-Cover. Für die Edel-Variante in Gold und Holz verlangt B&O 250 Euro Aufpreis. Apropos wenige Handgriffe: Der Austausch des Akkus läuft einfacher als beim Beolit 20 (Test in 3-2021). Nähert man sich dem Level, lässt er die nahtlos in seinen Rahmen integrierten Soft-Touch-Tasten auf der Gehäuseoberseite zur Begrüßung aufleuchten. Beendet man die Interaktion, erkennt das ein Sensor und veranlasst, dass der Level seine Beleuchtung sachte dimmt.

Klangqualität
Angesichts seiner klanglichen Meriten dürfte es dazu nicht oft kommen, denn der Level überzeugte dank seines leistungsstarken Fünf-Treiber-Setups mit einem sauberen, ausgeglichenen und dynamischen Sound, der auf eine übertrieben dominante Basswiedergabe, wie sie viele Einbox-Systeme kultivieren, dankenswerterweise verzichtete. Der „Imperial March“ aus der Star-Wars-Filmmusik (John Williams in Vienna, DG) verblüffte mit bedrohlichen Blechbläser- und Schlagzeug-Attacken und einem erstaunlich grundierten, aber sehnigen Tiefton, den wir der „flachen Kiste“ so nicht zugetraut hätten.

Mit einer Musikleistung von insgesamt 105 Watt und fünf leistungsstarken Treibern sorgt der flache Beosound Level auch im Liegen für überraschende dynamische Fähigkeiten.

In jedem Raum, in jeder Position soll der Beosound Level für ausgeglichenen Klang sorgen: stehend, liegend oder auch mal hängend (am besten an der optionalen B&O-Wandhalterung für 100 Euro). Auf dem Glastisch, an der Betonwand – die Active Room Compensation ermöglicht es dem Level, seine Audioqualitäten an jede raumakustische Gegebenheit anzupassen. Und das funktionierte richtig gut (siehe „Klangqualität“).
Fast noch beeindruckender war es, dass er je nach Aufstellung auch sein Abstrahlverhalten veränderte. Lag er auf dem Rücken, erweiterte er automatisch die Breite seines Klangabgabebereichs. Das war zwar kein 360-Grad-Klang, wie ihn die B&O-Website propagiert, dennoch eindrucksvoll: Obwohl der Level rücklings auf dem Tisch spielte, schaffte er es, bei einer guten Opernaufnahme (Solti, Le Nozze Di Figaro, Decca) eine glaubhafte Klangbühne zu zaubern, die dann wie eine Art Klangwolke über dem Gerät ertönte. Stand der kleine Däne dagegen in der Waagerechten, dehnte er diese Bühne für ein Stereoerlebnis in die Breite. Der Level ist somit ein echtes Klang-Chamäleon.

Begeisterung löste der Umstand aus, dass der Beosound-Speaker selbst in einer raumakustisch ungünstigen Ecke noch angenehm tönte. Möglich machte das aber nicht die B&O-App mit ihren intuitiven Möglichkeiten zur stufenlosen Klangregelung („warm“, „excited“, „relaxed“ und „bright“), sondern die „Active Room Compensation“-Technik, die die Einflüsse des jeweiligen Raumes und der dort aufgestellten Möbel kompensiert und die Auswirkungen der Lautsprecher- und Hörposition ausgleicht.

Eine klassische Stereoanlage kann der Level damit noch nicht ersetzen; er markiert aber einen glaubwürdigen ersten Schritt in diese Richtung. Gäbe es heute noch Hi-Fi-Türme – der Level hätte es verdient, oben zu thronen. 

Der Testbericht Bang & Olufsen Beosound Level (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 1250 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

sehr gut

Mit dem Level schafft B&O einen top verarbeiteten, wandlungs- und zukunftsfähigen Heimlautsprecher, der auch in klanglicher Hinsicht flexibel agiert.

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