Bang & Olufsen BeoSound Emerge (Test)

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HiFi-Geräte können ein Fetisch sein, insbesondere teure. Viele Musikfreunde suchen heute aber lieber nach Produkten, die sich nahtlos ins Wohnambiente integrieren und Technisches verbergen. Mit dem nur 6,7 Zentimeter breiten und 25,5 Zentimeter hohen Besound Emerge hat B&O diesen Ansatz auf die Spitze getrieben – er trägt optisch kaum mehr auf als ein Buch.

Der dänische Lifestyle-Spezialist verfolgt damit die Idee, einen superschlanken WLAN-Lautsprecher zu konstruieren, der trotz seiner kompakten Bauweise möglichst das volle Tonspektrum abdeckt. Gleichzeitig soll der nur 1,3 Kilo schwere, Multiroom-fähige Emerge wie ein edler Einrichtungsgegenstand wirken. Deswegen verbirgt er seine 14-, 37- und 100-Millimeter-Treiber für Hoch-, Mittelund Tiefton hinter einem „Einband“ aus Eichenholz und goldfarben-eloxiertem Aluminium. Diese Variante kostet 750 Euro, die schlicht-schwarze Alu-Ausführung mit Polymer-Seitenteilen wechselt für 600 Euro den Besitzer.

Der Formfaktor eines Buches macht es möglich, dass der Beosound Emerge wirklich überall seinen Platz findet:
diskret versteckt oder auch prominent inszeniert. Ein Stück Technik als Interieur.

Hoch- und Mitteltontreiber des Emerge spielen durch die schmale Stoffabdeckung nach vorne hindurch. Die Schallanteile des seitlich eingebauten Basses werden zur Rückseite des AirPlay-, Chromecast- und Bluetooth-kompatiblen Speakers geführt. Diese Anordnung soll für einen breiten, raumfüllenden Klang sorgen. Damit der kleine „Buch-Lautsprecher“ immer sauber klingt, egal, wo er steht, stattet der dänische Hersteller ihn mit einer aktiven Raumkompensation aus. Sie verhinderte in unserem Test wirkungsvoll störendes Dröhnen in Wandnähe.

Während sich der Anschluss des Stromkabels an der Geräteunterseite als etwas fummelig erwies, war die Installation via Google Home ein Klacks. Emerge-Besitzer können das verbindungsfreudige Gerät via Soft-Touch-Tasten, einer B&O-eigenen App oder auch via Voice Control (Google Assistant) leicht bedienen. Über die B&O-App lassen sich diverse Hörmodi (Optimal, Lounge etc.) aktivieren. In der App finden sich auch weitere Google-Anwendungen und Internet-Radiosender. Eine Steuerung per klassischer Fernbedienung ist nicht vorgesehen.

Klangqualität
Obendrein ermöglicht die klar strukturierte App die Verbindung mit einem Zweitgerät zum Stereo-Paar. Im Solo-Betrieb klang der Emerge zwar nicht riesig, aber größer, als man das angesichts seiner Maße erwarten durfte. Echten Druck im Tiefbass konnte er volumenbedingt aber nicht erzeugen. Uns gefiel vor allem die Mittenwiedergabe: „The Whistle Song“ von House-Legende Frankie Knuckles verführte mit klaren und farbigen Synthieklängen, die einen gedanklich in einen sonnendurchfl uteten Ibiza Beach Club beamten. Die aktive Raumkompensation half, dem Klang jede Vordergründigkeit zu nehmen.

B&O-Geräte, die stets ihren Preis kosten, gehören aufgrund ihrer hochwertigen Verarbeitungsqualität und ihrer oft zeitlos-schönen Formensprache schon immer zu den Produkten, die man sich als Musikfreund gerne langfristig anschafft. Um diesen nachhaltigen Anspruch zu unterstützen, verwendet der dänische Hersteller nicht nur sehr hochwertige Materialien, sondern baut seine Audio-Geräte zunehmend so auf, dass sie technisch nachgerüstet werden können. Den Anfang machte diesbezüglich der in Ausgabe 7-2021 getestete Beosound Level. Der Beosound Emerge ist ebenfalls modular konstruiert und bietet somit Zugriff auf ein austauschbares Streaming-Modul. Es besitzt schon heute so viel an Rechenleistung und Speicherreserven, dass es damit über Jahre hinweg mit neuen Leistungs- Updates und Funktionen aktualisiert werden kann. Sollten die Verbindungsfähigkeit und die Streaming-Technik des Emerge dann doch einmal veraltet sein, kann B&O das Modul im Service einfach austauschen. So bleibt die Hardware über viele Jahre hinweg stets auf dem neuesten Software-Stand.

Der modulare Aufbau des Emerge bietet die Chance, über Jahre hinweg Zugang zu Updates zu bekommen.
Außerdem lässt sich das Gerät so gut reparieren und irgendwann auch sauber entsorgen.

Brachte man einen zweiten Emerge in Spiel, waren eins und eins mehr als zwei: Pop, Jazz und Klassik bekamen eine ganze andere Selbstverständlichkeit und Souveränität. Auf diese Weise konnten die zwei kleinen „Bücher“ sogar das 30 Quadratmeter große Wohnzimmer des Testers raumfüllend beschallen. Echter Tiefbass war im Stereo-Betrieb allerdings auch nicht drin. Dennoch war es immer wieder verblüffend zu entdecken, wie viel Sound die B&O-Ingenieure aus derart kleinen Speakern herauskitzeln konnten.

Der Testbericht Bang & Olufsen BeoSound Emerge (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 750 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

Sehr gut

Der Besound Emerge ist nicht nur beeindruckend klein und optisch gelungen. Er klingt für seine Größe auch erstaunlich reif. Obendrein ist er dank modularem Aufbau zukunftssicher und nachhaltig konstruiert.

Marius Dittert

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