Nachdem letztes Jahr ein Amazon-Fernseher seine Testpremiere in der audiovision feierte, ist jetzt die erste Soundbar des Online-Versandhändlers an der Reihe. Dabei weckt der Name „Fire TV Soundbar“ Hoffnungen, die der Klangriegel nicht erfüllt.
Mit „Fire TV“ verbindet man eigentlich die große, weite Streaming-Welt von Amazon, Netflix & Co., die man sich in die eigenen vier Wände holt. Entweder in Form eines HDMI-Sticks oder als Betriebssystem direkt auf den Fernseher. Zur „Fire TV Soundbar“ schreibt Amazon auf seiner Shopping-Seite jedoch: „Diese Soundbar unterstützt nur Audio. Sie ist nicht Alexa-fähig und bietet keine Unterstützung für Alexa-Heimkino. Zur Nutzung von Fire TV ist ein Fire TV-Streaming-Mediaplayer oder ein kompatibler Smart-TV erforderlich.“
Mit Streaming-Diensten, Apps oder einer Alexa-Sprachsteuerung hat die 140 Euro teure „Fire TV Soundbar“ also nichts am Hut; noch nicht mal WLAN ist integriert. Das „Fire TV“ im Namen ist eine Marketing-Floskel, die mehr suggeriert, als in der Bar steckt. Für die Nutzung benötigt man daher auch keinen Amazon-Account.
Ausgedünnte Anschlüsse
Verkabelt wird die Amazon-Bar am besten via HDMI-ARC (ein HDMI-Kabel liegt bei), über diesen Audio Return Channel sendet der Fernseher seinen Ton zum Klangbalken. Moderne HDMI-Features wie HDR, HDCP 2.3, VRR und Co sind überflüssig, da kein Bildsignal durch die Soundbar geschleift wird. Eine CEC-Steuerung ist aber dabei, womit man die Lautstärke der Soundbar sowie An/Aus auch mit der TV-Fernbedienung regeln kann. Alternativ gibt es eine Toslink-Buchse für die Tonzuspielung. USB-Sticks mit Audiodateien finden ebenso einen passenden Anschluss. Für das drahtlose Streaming steht lediglich Bluetooth zur Verfügung, weitere Protokolle wie Chromecast, AirPlay oder DTS Play-Fi fehlen, auch WLAN oder Ethernet glänzen durch Abwesenheit.
Mit einer Breite von 61 Zentimetern bei einer Höhe von gut 6 Zentimetern fällt der Riegel recht klein aus, weshalb er sich unauffällig vor oder unter einem Fernseher platzieren lässt. Eine Wandmontage ist möglich, das dafür benötigte Material ist Teil des Lieferumfangs. Trotz des günstigen Preises gibt die Verarbeitung der Soundbar keinen Anlass zur Kritik, die Stofffront wirkt hochwertig, der Rest des Korpus besteht aus Kunststoff.

Zwei ovale Treiber sorgen für Stereo-Sound. Via DSP und DTS Virtual:X werden die Toninformationen zu immersivem Ton umgewandelt. Echten 3DSound darf man aus solchen Konstruktionen allerdings nicht erwarten.

Nur noch digital: Via HDMI-Ausgang samt ARC oder über Toslink nimmt die Fire TV Soundbar von Amazon Tonsignale entgegen.

Amazons Fire TV Soundbar ist nur dem Namen nach ein „Fire“-Produkt, denn smarte Features wie das Abrufen von Streaming-Diensten oder eine Sprachsteuerung fehlen dem Klangriegel. Den dünnen Sound vieler Flachbild-TVs kann die kleine Soundbar aber merklich aufwerten.
Digitale Helferlein für 3D-Ton
Die Chassis-Bestückung fällt spartanisch aus. Zum Einsatz kommen lediglich 2 Race-Track-Treiber für klassischen Stereo-Sound – mehr gibt´s nicht. Der 3D-Ton-Upmix erfolgt via DSP, hier mit DTS Virtual:X, wenn man eine Klangfeld-Taste drückt. Zur individuellen Sound-Justage kann man zudem 3-stufig den Bass einstellen. Die EQ-Taste hält die Soundmodi „Dialog“, „Musik“ und „Movie“ bereit. Die Bedienung ist nicht nur anhand der mitgelieferten Fernbedienung möglich, sondern auch über die Tasten „Power“, „Quelle“, „Bluetooth“ und „Lautstärke“ an der Soundbar selbst. Die Bestätigung erfolgt teils über Lichter, teils über eine abschaltbare Sprachansage, die aber nur in Englisch daherkommt. Eine Kalibrier-Option darf man angesichts des Preises freilich nicht erwarten.
Tonqualität
Die Amazon-Bar spielte im Test bei moderaten Lautstärken recht ausgewogen, da hatten wir schon größere Kandidaten, die verfärbter tönten. Bei gehobenen Pegeln verkneift sich die Fire-Bar spitze Töne, Bässe werden aber gezügelt. Apropos: Bass ist ohnehin Mangelware, Tiefe und Druck lassen zu wünschen übrig. Der „Powerful Bass“ im Dolby-Atmos-Clip „Amaze“ oder die Wucht des Panzers im Finale von „Ghost in the Shell“ waren nur zu erahnen, tiefe Bässe fehlten komplett. Für Actionfans ist die Amazon-Bar also weniger geeignet, auch weil man keinen externen Subwoofer anschließen kann.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, das Digital Signal Processing (DSP) zu aktivieren, sonst schallt alles direkt aus der Mini-Box, was wenig Spaß bringt. Die gute Sprachverständlichkeit bei frontaler Hörposition blieb bei seitlichem Hörwinkel erhalten. Dolby-Atmos-Ton kann die Bar nicht wiedergeben, der immersive Upmix via DTS Virtual:X klappte im Test aber nicht so recht. Von oben hörten wir in unserem Hörraum zumindest nichts, auch seitlich und hinter dem Sitzplatz gab die Bar so gut wie keinen Laut von sich. Mit vollwertigem 3D-Sound hatte das Gebotene nichts zu tun.
Vorne sorgte der Amazon-Riegel hingegen für eine überraschend große Bühne, auf der Effekte gut ortbar platziert wurden. Auch zwischen Bar und Hörplatz tat sich noch Einiges. Damit peppt der Fire-TV-Riegel nicht nur den schwachen Klang vieler TV-Lautsprecher auf, sondern ersetzt zudem viele Smart-Speaker.
Der Testbericht Amazon Fire TV Soundbar (Gesamtwertung: 56, Preis/UVP: 140 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Klanglich peppelt die erste Soundbar von Amazon schwachen TV-Ton hörbar auf – und das für wenig Geld. Trotz „Fire TV“-Namensgebung gelingt Streaming nur per Bluetooth.
Andreas Oswald