Ein mit Lasertechnik bewaffneter UHD-DLP war noch nie so günstig zu haben. Zudem ist der Acer VL7860 sehr hell und soll bis zu 30.000 Stunden lang leuchten. Wir sind gespannt, ob die Farben und der Kontrast auch für HDR reichen.
Bei Fernsehern stellt kaum jemand die Frage nach der Lebensdauer der LCD- oder OLED-Bildschirme, da sie in der Regel für ein bis zwei Jahrzehnte zuverlässig funktionieren. Moderne UHP-Lampen in Projektoren sollen zwar auch bis zu 6.000 Stunden lang brennen, verlieren aber seit dem ersten Einsatztag an Lichtstärke. In der Praxis muss man deshalb eher schon nach 1.500 Stunden an einen Lampenwechsel denken, möchte man eine dunklere Projektion mit nachlassenden Farben vermeiden. Diese Gedanken stellen sich beim neuen Laser-DLP Acer VL7860 nicht: Er soll bei voller Leistung 20.000 und im Eco-Modus bis zu 30.000 Stunden lang leuchten. Selbst bei täglich vier Stunden reicht dies für 20 Jahre XXL-Filmvergnügen. Gegenüber dem sehr hellen und kontrastreichen Laser-DLP-Projektor UHZ65 von Optoma (82 Punkte, Test in audiovision 3-2018) hat der VL7860 demnach rund 50 Prozent mehr Ausdauer. Das kann natürlich niemand auf die Schnelle überprüfen. Im Direktvergleich ist Acers Laser-DLP deutlich kompakter gebaut sowie 1.000 Euro günstiger, folglich also eine überaus interessante Alternative.
Ausstattung und Praxis
Mit den silberfarbenen Seitenteilen wirkt das weiß glänzende Gehäuse elegant und ist auf den ersten Blick sauber verarbeitet. In hellen Wohnzimmern hängt der VL7860 recht unauffällig an der Decke oder projiziert von einem Beistelltisch aus auf die Leinwand. Eine schwarze Variante für dunkle Heimkinos wird leider nicht angeboten. In Bezug auf Optik und Lens-Shift-Funktion ähnelt der Laser-DLP dem 3.000 Euro günstigen Bruder V7850 (audiovision 9-2017). Allerdings lassen sich die 1,6-fache Zoomoptik sowie das versenkbare Lens-Shift-Rad (plus 15 Prozent) zum Rand hin nur schwergängig einstellen. Sonys günstigster 4K-Projektor VPL-VW260 kostet zwar 1.000 Euro mehr, bietet aber neben nativer DCI-Kinoauflösung (4.096 x 2.160 Pixel im 17:9-Format) eine absolut präzise sowie komfortable Motorsteuerung zur Justage aller optischen Parameter (Test in audiovision 2-2017).
Nach dem Einschalten vergehen bei Acers Laser-DLP lediglich neun Sekunden, bis das Hersteller-Logo auf der Leinwand erscheint. Dabei stellt sich bei voller Leistung ein recht leises Lüftergeräusch ein (30 Dezibel), welches allerdings vom Surren der XPR-Shifting-Technik begleitet wird. Im Eco-Modus sinkt der Stromverbrauch von 306 auf 242 Watt und der Lüfter erreicht 27,5 Dezibel. Im Bildmodus „Am leisesten“ sind es nur noch 24 Dezibel. Hier schaltet der Acer die summende XPR-Shifting-Technik ab und reduziert den Stromverbrauch noch stärker auf 178 Watt. Jetzt erscheint das Raster des verwendeten 0,66-Zoll-DMD-Chips auf der Leinwand, der nativ bekanntlich 2.712 x 1.528 Mikrospiegel einsetzt. XPR-Shifting verschiebt sie diagonal mit hoher Frequenz um einen halben Bildpunkt. Aus vier werden so acht Millionen Pixel mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten. Anders als der Bruder V7850 steigert der VL7860 die Auflösung deutlich, allerdings nicht ohne winzige Farbsäume sowie leichtes Flimmern.
Acers erster XPR-DLP-Projektor war der 5.000 Euro teure V9800 (audiovision 3-2017). Seine XPR-Technik sorgt trotz des flauen Kontrasts und leichten Flimmerns für scharfe Details. Allerdings summieren sich der vorlaute XPR-Brummton und sein Lüfter auf eine Geräuschkulisse von 37 Dezibel. Beim 3.000 Euro teuren Acer V7850 fallen andere Ungereimtheiten auf: Er zeigt stets ein feines DLP-Raster, das selbst im Modus „Am leisesten“ (ohne XPR-Shifting) nicht verschwindet. UHD-Testbild-Linien löst er in keinem Preset klar auf und liefert weichere Details – entweder hat XPR-Shifting bei unserem Testmuster nicht korrekt funktioniert oder ist nicht vorhanden. Der leise Lüfter wird nämlich nie durch den typischen XPR-Summton gestört. Beim neuen Laser-DLP VL7860 von Acer funktioniert XPR-Shifting hingegen wie erwartet: Allein im Bildmodus „Am leisesten“ verstummt der Summton aufgrund der abgeschalteten Shifting-Technik und das zarte DLP-Pixelraster (2.712 x 1.528 Pixel) wird sichtbar. In allen anderen Bildmodi wechselt der Laser-DLP auf die deutlich feiner aufgelöste Projektion mit aktivem XPR-Shifting (eXpanded Panel Resolution), stets begleitet von einem hörbaren Summton. Mithilfe dieser Technik löst der VL7860 zuvor nicht erkennbare Linien im Ultra-HD-Testbild auf, wobei sie leicht flimmern. Im Unterschied zum großen Bruder V9800 tauchen bei aktivem XPR-Shifting winzige (allerdings aus normalem Sehabstand unkritische) rote Farbsäume in feinsten Linien auf. Das liegt vermutlich an der Laser-Lichtquelle, die auch in schnell bewegten weißen Schriften leichte Farbsäume erkennen lässt.
Aktiviert man das interne Gittertestbild (ohne XPR-Shifting), nutzen Schärfefreaks die hier sichtbare Gitterstruktur zum Fokussieren der Zoomoptik. Seltsam: Nach längerem Betrieb im Modus „Am leisesten“ aktivierte unser Testmuster beim Wechsel zurück auf einen normalen Bildmodus plötzlich die höchste mögliche Lüfterleistung (56 Dezibel). Der unangenehm laute Modus stoppte erst nach dem Aufsuchen des Menüs „Große Höhe“.
Wie beim V7850 steuert die hellblau beleuchtete Fernbedienung direkt Acers Bewegungsglättung „AcuMotion“. Die dreistufige Schaltung berechnet auch für Ultra-HD-Videos mit 24, 25 und 30 Hertz Bildrate Zwischenbilder, während zum Beispiel der Sony VPL-VW260 eine vergleichbare Schaltung einzig für Full-HD-Quellen anbietet.
Licht und Farbe
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Acer VL7860 zählt zu den derzeit stärksten Heimkino-Projektoren und erreicht im Bildmodus „Hell“ satte 2.800 Lumen (Stromverbrauch: 375 Watt). Zwar sind die Farben leicht untersättigt und Graustufen blaustichig, doch Weiß erscheint mit einer akzeptablen Farbtemperatur von 7.600 Kelvin. Deshalb ist dieses extrem helle Preset durchaus nutzbar, um tagsüber ordentliche Bilder zu projizieren oder in dunkler Umgebung eine gut fünf Meter breite Leinwand auszuleuchten. Der native Ein-Aus-Kontrast liegt bei 1.650:1. Neutrale Farben liefern die Presets „Rec. 709“ und „sRGB“, wobei wir aufgrund der besseren Weiß-Darstellung (6.420 Kelvin) für die Messung Letzteren ausgewählt haben. Die Lichtstärke liegt nun bei 1.237 Lumen, was für dreieinhalb Meter Leinwandbreite reicht.
Neben neutralen Farben bietet der Acer auch einen für XPR-DLPs überdurchschnittlich hohen Nativ-Kontrast von 1.070:1. Hier deklassiert er den Bruder V7850 deutlich (450:1). Mit „Dynamic Black“ steigert sich der Schwarzwert um das Dreifache. Die Im-Bild-Kontrastwerte von 830:1 (EBU) und 490:1 (ANSI-Schachbrett) sind top, während der V7850 hier viele Punkte liegen ließ (798:1 beziehungsweise 310:1).
Schärfe und Videoverarbeitung
Halbbild-Videos sollte man meiden, da sonst Kinofilme flimmern. Anders als der V7850 beherrscht der VL7860 auf Anhieb die ruckelfreie Darstellung von PAL-TV und 24p-Streifen (Acer hat auf Nachfrage den Fehler beim kleinen Bruder inzwischen per Software-Update behoben). Allerdings zeigt er beim Schwenk – ähnlich wie der Laser-DLP-Kollege Optoma UHZ65 – rote Farbsäume an der weißen Bandenwerbung im Fußballstadion. Sie sind in reduzierter Form auch in Kinofilmen erkennbar, etwa in den rotierenden Rouletterädern im Vorspann des James-Bond-Klassikers „Casino Royale“. In ruhigen Einstellungen oder Fotos überzeugt uns hingegen die Bildschärfe, obwohl man direkt vor der Leinwand mit XPR-Shifting noch winzige rote Säume an Linien erkennt. Die Funktion „Superresolution“ holt tolle Details aus Blu-rays heraus, sollte mit UHD-Material aber (ebenso wie der normale Schärferegler) moderat eingesetzt werden.
Weniger gut und ziemlich unpraktisch finden wir, dass die korrekten Videoeinstellungen vom HDMI-Farbformat der Quelle abhängen. Bei der Zuspielung im RGB-Modus weichen sie bei Helligkeit und Kontrast deutlich ab. Dann sind auch die Regler für Farbsättigung und Farbton nicht mehr zugänglich und ausgegraut. Auch mit HDR-Quellen können sich je nach Zuspieler abweichende HDMI-Bereichs-Einstellungen ergeben.
Der erste HDMI-Eingang ist wie beim Bruder V7850 auf Ultra-HD-Signale in SDR-Qualiät sowie Bildraten bis maximal 25 Hertz beschränkt. Höhere Bildraten (30, 50 und 60 Hertz) akzeptiert er nur in Full-HD-Auflösung. Dagegen beherrscht der zweite MHL-kompatible HDMI-Input alle Varianten inklusive HDR und HDCP-2.2-Kopierschutz. HDR-Clips wirken aber farblich blass, zeigen ein zu helles Gamma und übersteuern selbst bei reduzierter Kontrasteinstellung stark.
Spielen wir dem Acer VL7860 unsere HDR-Testbilder über den Ultra-HD-Player Samsung UBD-K 8500 zu, übersteuern trotz erfolgreichem HDR-Handshake helle Kontraste ab rund 500 Nits – selbst in der niedrigsten HDR-Einstellung „1“. Abhilfe schaffen erst weitere Maßnahmen: Nach dem Wechsel auf den HDMI-Farbbereich „Vollst. Bereich“ werden zwar ganz dunkle Nuancen minimal gekappt, dafür aber im HDR-Testbild Spitzlichter bis 1.000 Nits erkennbar.
Damit Farben nicht hoffnungslos übersteuern, muss die Farbsättigung um 24 Punkte gesenkt werden. Das Tone-Mapping überzeugt aber kaum und bleibt auch in den dunkleren Gamma-Einstellungen wie „2.2 W.E.“ oder „2,4“ zu hell. Gesichter wirken plakativ und farblich blass. Deshalb haben wir beim Samsung-Zuspieler im Benutzermenü den Kontrast zusätzlich um vier Punkte abgesenkt. Schließlich tritt bei Schwenks übermäßiges Rauschen auf, das erst in Stellung „0“ der Funktion „Super Auflösung“ sowie bei einer reduzierten Schärfeeinstellung verschwindet. Die besten Farben liefert das HDR-Preset „Standard“, obgleich es die DCI-P3-Vorgabe bei Rot und Grün deutlich verfehlt.
Doch alle Maßnahmen reichen nicht aus, um überzeugend knackige und farbintensive HDR-Bilder zu erzielen. Im Vergleich zum besser justierten Optoma UHZ65 kostet das Acer einen Punkt im HDR-Sehtest.
Der Testbericht Acer VL 7860 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Acers Laser-DLP VL7860 ist extrem langlebig und rund 1.000 Euro günstiger als die Konkurrenz. Seine Stärken sind ein guter Kontrast, akkurate Farben sowie durchaus nutzbare, extrem helle Bildmodi. HDR-Clips in UHD-Auflösung zeigen scharfe Details. Abzüge gibt es für die eingeschränkten DCI-P3-Farben und das helle HDR-Tone-Mapping.
Udo Ratai