Onkyo TX-NR686 (Test)

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Onkyo: Auch die übersichtliche Fernbedienung des TX-NR686 verfügt über untere, spitze Ecken. Positiv: Die Volume-Tasten sind frei positioniert.

Alle Jahre wieder bringen die Receiver-Hersteller neue Modelle auf den Markt und nicht immer ist es leicht, den Kunden Innovatives und/oder Nützliches zu präsentieren. Im Falle des Onkyo TX-NR686 gibt es aber einige sinnvolle Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger TX-NR676E (Test in Ausgabe 9-2017).

Neu bei einem Onkyo-Gerät der 6er-Serie ist die THX-Select-Zertifizierung, die nicht nur in der Einsteigerklasse Seltenheitswert besitzt. Denn bei vielen Herstellern spielt THX keine Rolle mehr. Dank THX-Standard erfüllt der 650 Euro teure AV-Receiver die Leistungsvorgaben nach THX-Norm für kleine bis mittlere Räume. Hinzu kommen die THX-Klangschaltungen „Cinema“, „Music“ und „Game“. Aufgerüstet wurde auch die Streaming-Sektion: Zu Googles Chromecast gesellt sich nun der Google Assistant für sprachgesteuertes Music-Streaming. Voraussetzung hierfür ist allerdings ein kompatibler Lautsprecher, der die Sprachbefehle an Google sendet – wie etwa Onkyos Smart Speaker G3. Zudem integrierten die Ingenieure in Onkyos Controller App den Dienst Amazon Music; weiterhin sind Spotify, Tidal und Deezer verfügbar.

Ausstattung und Technik

Das Aussehen des in Schwarz oder Silber erhält-lichen Receivers hat sich im Vergleich zum Vorgänger TX-NR676 kaum verändert, jedoch wurde das geschmeidig laufende Lautstärkerad umgestaltet; es befindet sich nun etwas tiefer und ist damit besser greifbar. Auf der Rückseite blieb alles beim Alten: Dort findet man 2 HDMI-Ausgänge sowie 6 HDMI-Eingänge nach dem 2.0-Standard; auch die HDMI-Schnittstelle vorn nimmt 4K- bzw. HDCP 2.2-Signale entgegen. Zu 6 analogen Stereo-Cinch-Eingängen gesellen sich eine Phono-Platine sowie 3 digitale S/PDIF-Inputs.

Gut bestückt: Alle 9 HDMI-Buchsen (eine vorne) verstehen 4k/60p sowie den HDCP-2.2-Kopierschutz. Zu 6 analogen Cinch-Eingängen gesellen sich 3 digitale S/PDIF-Buchsen sowie ein Phono-Eingang für den Schallplattenspieler. Die beiden klappbaren Antennen sollen besten Bluetooth- und WLAN-Empfang gewährleisten.

Unverändert blieb auch das Boxen-Layout: Da der TX-NR686 nur 7 Endstufen besitzt, lassen sich mit ihm maximal 7.2- bzw. 5.2.2-Layouts mit 2 Deckenboxen für 3D-Ton verwirklichen. Aufgrund fehlender Pre-outs bleibt der Mehrkanal-Sound auf 7 Kanäle plus 2 Subwoofer beschränkt; 9-Kanal-Ton und mehr gibt es bei Onkyo erst ab der größeren RZ-Baureihe. Freie Endstufen kann man auch für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher oder die aktive Beschallung eines zweiten Raumes nutzen; alternativ liefern die Pre-outs Tonsignale für eine zweite Hörzone.

Boxen-Setup: Bei 7.1- bzw. 5.1.2-Kanälen ist Schluss. Deckenboxen lassen sich vorn, mittig und hinten setzten.

Die Boxenkonfiguration erlaubt die Platzierung der beiden Höhenboxen als „Height“-Speaker vorne wie hinten, bei „Top“-Positionen sind vorn, mittig und hinten möglich. Natürlich werden auch Dolby-Enabled-Speaker (Aufsatzboxen) unterstützt. Für deren zeitrichtiges Abstrahlen setzt Onkyo auf eine Phasenkalibrierung mittels „Accu-Reflex“. Die beiden anstöpselbaren Subwoofer können leider nicht getrennt geregelt werden, es tönt aus beiden Ausgängen stets dasselbe Signal.

Der manuelle Equalizer besitzt 15 Bänder, von denen sich aber nur 9 gleichzeitig aktivieren lassen.

Onkyos Einmess-Automatik „AccuEQ“ beschränkt sich auf nur einen Messpunkt und liefert auch nur eine entzerrte EQ-Zielkurve, die wahl-weise auf alle Boxen anwendbar ist oder die Hauptlautsprecher ausspart. Den Equalizer darf man auch parallel zu AccuEQ aktivieren, er greift aber nur bei Boxen-Paaren. Von den 15 Bändern lassen sich 9 gleichzeitig aktivieren, die Filter reichen von 25 bis 16 kHz. Schelte gibt es für die zu großen Distanz- und Pegelschritte von 3 Zentimetern respektive 1dB-Einheiten; besser wären 1 Zentimeter bzw. 0,5 Dezibel. Nichts zu meckern haben wir am Crossover-Management, das für jedes Boxenpaar Trennfrequenzen zwischen 40 bis 200 Hertz bereitstellt, am Subwoofer zwischen 80 und 120 Hertz.

Das Cross-Format-Upmixing ist nun auch bei Onkyo möglich, wie das Menü-Foto bezeugt.

Zu den Decodern für Dolby Atmos und DTS:X gesellen sich deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Auf Auro 3D muss man bei Onkyo auch 2018 verzichten. Im Gegensatz zu älteren AV-Receivern des Hauses erlaubt der TX-NR686 das Cross-Format-Upmixing. So können DTS-Signale mit Dolby-Decodern wiedergegeben werden und umgekehrt. Ausnahme bildet nativer 3D-Ton. Die drei THX-Klangprogramme unterstützen keine Höhenboxen und funktionieren mit allen Tonsignalen außer Dolby Atmos und DTS:X.

Video und Multimedia

Das Videoboard des TX-NR686 verarbeitet 4K/60p-Signale samt HDCP2.2, HDR10, Dolby Vision und HLG und ist damit noch aktuell. Receiver mit HDMI 2.1 kommen vermutlich erst nächstes Jahr auf den Markt. Verzichten muss man auf einen Video-Scaler und Video-Equalizer, was Punkte kostet. Das Gerät schleift Videosignale 1:1 durch. Das manuell einstellbare Lip-Sync-Delay verfügt über einen großen Regelbereich von -100 bis +500 Millisekunden.

Komfortables Musikhören und Multiroom-Anwendungen ermöglicht Onkyos „Controller“-App. Mit FlareConnect, DTS Play-Fi und Chromecast bietet der Receiver viele Streaming-Technologien. Zudem nimmt der Onkyo Kontakt zur Musik über AirPlay, Bluetooth, DLNA-Client sowie USB auf, der Media-player akzeptiert Hi-Res-Dateien (unter anderem FLAC, WAV, AIFF, ALAC) mit 192 kHz / 24 Bit sowie DSD-Dateien bis 5,6 MHz. Für die D/A-Wandlung ist ein AK4458-Chip mit 384 kHz / 32 Bit von AKM zuständig.

Bei „Play-Fi“ handelt es sich um ein Streaming-Protokoll von Soundspezialist DTS, dessen Funktionsumfang der Konkurrenz (HEOS, MusicCast, FireConnect, etc.) ähnelt: So ermöglicht die kostenlose „Play-Fi“-App das Musikstreaming zu „Play-Fi“-fähigen Geräten sowie das Einrichten von Multiroom-Anlagen und deren Steuerung durch einen oder mehrere Benutzer.
Zudem kann man auf die wichtigsten Online-Dienste wie Spotify, Deezer, Napster, Qobuz und Tidal zugreifen, auch das Netzwerkstreaming mit DLNA ist möglich. Unterstützt wird die verlustfreie Audioübertragung mit bis zu 24 Bit / 192 kHz via Wi-Fi, Ethernet und Stromnetz. Im Gegensatz zur Konkurrenz gibt es die „Play-Fi“-App nicht nur für Android- und iOS-Geräte, sondern auch für Kindle Fire und sogar normale Windows-PCs (ab Windows 7).

Tonqualität

Im Messlabor konnte der TX-NR686 in den meisten Disziplinen an die Werte des Vorgängers anknüpfen: 175 bzw. 149 Watt pro Kanal bei Stereo (4 / 6 Ohm) sind in dieser Preisklasse hervorragend und auch bei 7 zeitgleich ausgelasteten Endstufen lieferte der kleine Receiver immer noch 82 bzw. 69 Watt (4 / 6 Ohm). Einen Knacks machte unser Testmuster im 5-Kanal-Betrieb an 4 Ohm: Hier sank die Leistung pro Kanal im Vergleich zum Vorjahresmodell um rund 20 Watt. 98 Watt an 6 Ohm entsprach dagegen der 5-Kanal-Leistung des TX-NR676E.

Im Hörtest spielte dies aber praktisch keine Rolle. Hier entpuppte sich der Onkyo als kein Kind von Traurigkeit, er musizierte dynamisch und druckvoll, wobei Rockmusik besonders lebendig und mit hohem Spaßfaktor schallte. Klassikaufnahmen fehlte es dagegen etwas an Geschmeidigkeit, wie 5.1-Barock-Musik von einer SACD offenbarte. Auch löste der TX-NR686 komplexe Orchester-Arrangements nicht so durchhörbar und weitläufig auf, wie das teurere AV-Receiver vermögen.

Die Einmessung verlief schnell und ohne Komplikationen, allerdings mussten wir die Crossover-Frequenzen und Distanzen etwas nachjustieren. Mit aktivem AccuEQ rotierten als Nächstes Atmos-Trailer im Player: Im „Amaze“-Clip drückte der „Powerful Bass“ überaus ordentlich und konturiert – und nicht so überzogen, wie wir das von Onkyo-Geräten mitunter gewohnt sind. Die umherfliegenden Effekte waren sauber im Raum ortbar, auch wenn das Schallfeld etwas größer hätte sein dürfen. Bei „Audiosphere“ hob der Japaner die Synthesizer-Klänge gut wahrnehmbar in die Höhe, allerdings nicht so punktgenau, wie es mit vier Decken-Lautsprechern möglich wäre. Im Actionfinale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) überzeugte der Onkyo mit ortbarer und großer Effektkulisse, nur beim Bass wünschten wir uns etwas mehr Präzision und Tiefe. Die „Late Night“-Schaltung kappt zuverlässig Dynamikspitzen und eignet sich daher gut für das Leisehören zu später Stunde.

Auch bei Stereo-Musik im Pure-Direct-Modus, der alle für die Wiedergabe nicht zwingend benötigten Komponenten umgeht, machte der Onkyo mit seiner direkten, druckvollen und feinauflösenden Spielart viel Spaß.        

Der Testbericht Onkyo TX-NR686 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 650 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 gut

In Sachen Multimedia, Multiroom und 4K-Video muss man bei Onkyos THX-Einsteiger TX-NR686 keine Abstriche gegenüber teureren Modellen machen. Die 7 Endstufen überzeugen zudem mit ihrem kraftvollen und dynamischen Klang. Einen besseren Receiver wird man für 650 Euro kaum finden.
Andreas Oswald

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