Blu-ray-Test: Wall Street – Geld schläft nicht

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Test Wall Street 2"Ich hasste Wall Street, als er fertig war" – mit dieser Aussage überrascht Regisseur Oliver Stone in einer 15-miütigen Diskussionsrunde mit seinen Hauptdarstellern, die am 22. November 2009 aufgezeichnet wurde und Teil des hervorragenden Blu-ray-Bonusmaterials von "Wall Street – Geld schläft nicht" ist.

Zwar war das Original von 1987 mit einem US-Kinoeinspiel von 43 Millionen Dollar nicht übermäßig erfolgreich, doch Michael Douglas erschuf mit seiner Darstellung des Finanz-Hais Gordon Gekko einen der schillerndsten Schurken des modernen Kinos und wurde mit dem Oscar und dem Golden Globe geehrt. Obwohl Douglas auch in der Fortsetzung eine gute Performance abliefert und einige starke One-Liner hat ("Die Mutter allen Übels ist die Spekulation", "Die Gier war nie größer", "Wenn Sie nicht aufhören, Lügen über mich zu verbreiten, fange ich an, die Wahrheit über Sie zu erzählen"), gab es diesmal keine Oscar-Nominierung. Trotzdem bietet die "Wall Street"-Fortsetzung (das erste Mal, dass Oliver Stone einen zweiten Teil dreht) spannende Unterhaltung auf hohem Niveau, auch weil die seit 2008 andauernde Finanzkrise die Sinne des Zuschauers geschärft hat.

Die Geschichte
Da versteht es sich von selbst, dass die Fortsetzung im Jahr 2008 spielt. Der Tod von Gordon Gekkos Sohn während der Haftzeit des Geldhais (Michael Douglas) hat die Beziehung zwischen Gekkos Tochter Winnie (Carey Mulligan) und ihm zerrüttet, da sie ihm die Schuld am Tod ihres Bruders gibt. Nach Gekkos Entlassung scheint er die Beziehung zu seiner Tochter wieder verbessern zu wollen und verbündet sich dazu mit Jake (Shia LaBeouf), ihrem Verlobten. Jake ist selbst an der Wall Street tätig, und so entwickelt sich ein professionelles Verhältnis zwischen den beiden Brokern.

Das Bonusmaterial
Neben der bereits erwähnten Diskussionsrunde bietet die Blu-ray eine Reihe weiterer Extras. Da wäre zum einen der Audiokommentar, den Regisseur Oliver Stone zwar enthusiastisch beginnt, doch je länger der Film dauert, desto öfter beschreibt er mit leiser Stimme lediglich das, was man auf der Leinwand sieht. Trotzdem erfährt man viel Interessantes, unter anderem, dass die Stadt New York 20 Prozent des 60-Millionen-Dollar-Budgets übernahm, dass in echten Börsenräumen gedreht wurde und wie dem Regisseur die "Transformers"-Filme gefallen.  Auch die knapp 30 Minuten an entfallenen Szenen kommentiert Stone. So erfährt der Zuschauer, warum welche Szenen gekürzt oder gar komplett entfernt wurden. Der Hauptgrund ist der narrative Fluss ("Pacing"), dem sogar ein Gastauftritt von Immobilienmogul Donald Trump (Szene 14) zum Opfer fiel. Etwas nervig ist der nach jeder Szene (löblicherweise gibt es eine "Alle Abspielen"-Option) erscheinende Copyright-Hinweis.

Ferner birgt die Blu-ray rund 25 Minuten an Interviews, die, obwohl sie für den amerikanischen Fox Channel produziert wurden und entsprechend werbewirksam daherkommen, zahlreiche interessante Fakten zu Tage fördern: unter anderem wie Josh Brolin seine Rolle veränderte oder mit welch zeitaufwändigen Mitteln Shia LeBeouf das nötige Maß an Selbstbewusstsein erlangte. Zu guter Letzt gibt es fünf Featuretttes, die sich dem Original von 1987 widmen, dem Charakter Gordon Gekko, dem exzessiven New Yorker Lifestyle der 80er, der Geschichte des New Yorker Finanzdistrikts und dem Börsencrash von 2008. 

Laut Menü bekommt man via BD-Live-Zugang auch "Live Extras", die zum Testzeitpunkt aber noch nicht funktionierten. Auch zusammen mit Teil 1 als Doppel-Blu-ray erhältlich.

Bildqualität
Harte Kontraste und ein in seiner Intensität variierendes Filmkorn prägen den insgesamt etwas dunklen Cinemascope-Transfer. Die Schärfe ist meist gut, doch die Detailzeichnung und Tiefenwirkung enttäuschen. So kommt nicht mal beim Anblick der New Yorker Skyline vollwertiges HD-Feeling auf (101:28). Auch die harten Konturen mindern den filmischen Eindruck und lassen das Bild nicht selten wie eine sehr gute DVD wirken. Noch vier Punkte.  

Tonqualität

Meist kommt die klanglich hochwertige 5.1-Abmischung frontlastig daher. Nur bei Schlüsselszenen wie einer U-Bahn-Fahrt (37:03) oder umfallenden Dominosteinen (81:20) schöpfen die Sound-Designer mit Surroundeffekten und akustischen Schwenks aus dem Vollen. 

Extras

Audiokommentar mit Regisseur Oliver Stone, "Eine Unterhaltung mit Oliver Stone und der Besetzung des Films" (15:49), "Oliver Stone und die Schauspieler kehren an die Wall Street zurück" (7:26), "Gordon Gekko ist zurück" (9:31), "Exzessiver Lebensstil" (8:29), "Rundgang über die echte Wall Street" (13:52), "Trends, Tricks und ökonomischer Kollaps: So funktioniert die Wall Street" (11:09), entfallene Szenen (29:31), Interviews (26:22), Trailer, Film auf DVD, Digitalkopie.
                                      

Die Wertung   
Film 5 von 6 Punkten
Bildqualität 4 von 6 Punkten
Tonqualität 4 von 6 Punkten
Bonusmaterial 4 von 6 Punkten
   
Die technischen Daten  
Anbieter Fox
Originaltitel Wall Street: Money never sleeps
Laufzeit 132 Minuten
FSK ab 12 Jahren
Bildformat 2,35:1 (1080p/24Hz)
Ton Deutsch DTS 5.1
Ton Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
BD-Live ja

 

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