Yamaha True X Bar 50A & WS-X1A (Test)

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True X nennt Yamaha sein neues System aus Soundbar, Subwoofer und smarten Lautsprechern, die solo oder im Verbund betrieben werden können. Für diesen Test haben wir den Klangriegel True X Bar 50A mit den True-X-Speakern 1A kombiniert.

Komfort und Flexibilität sind in der Unterhaltungselektronik-Branche mittlerweile die Verkaufsargumente. Immer mehr Kunden wollen sich nicht gleich zu Beginn auf ein Produkt festlegen, sondern variabel in der Aufstellung, im Aufbau oder Ausbau sein. Hier kommt die neue X-Klasse von Yamaha ins Spiel.

So kann man bei der aktuellen Soundbar-Generation zuerst die True X Bar SR-X40A (600 Euro) kaufen und später mit dem Subwoofer SWX100A (350 Euro) aufrüsten sowie in einem weiteren Schritt die Kombi mit zwei Rücklautsprechern vom Typ WS-X1A (170 Euro pro Stück) zu einem vollwertigen Surround-System ergänzen. Letztere sind eigenständige Smart-Speaker, die auch alleine für Unterhaltung sorgen und drahtlos konzipiert sind, also via Funk und mit Akkus ihren Dienst verrichten. Die Platzierung abends im Wohnzimmerkino, nachts neben dem Bett oder morgens in der Küche oder im Bad (die Smart-Box ist wasserdicht und staubabweisend nach Schutzklasse IP67) ist damit kein Problem – so viel zum Thema Flexibilität.

Geladen werden die in Schwarz, Hellgrau oder Carbongrau erhältlichen Miniboxen (Abbildung auf der nächsten Doppelseite) über ein USB-Kabel oder die aufpreispflichtige (30 Euro) Ladestation CC-T1A, auch der Betrieb im Ladezustand ist möglich. Die Akku-Spielzeit beträgt laut Hersteller bis zu 12 Stunden, das Aufladen dauert rund 3 Stunden. Bestückt ist die 10,5 cm hohe WS-X1A mit einem 55 mm großen Breitbandtreiber sowie zwei Passivradiatoren. Zugespielt wird im Solo-Betrieb ausschließlich über Bluetooth. Im Test sprangen die X1A beim Einschalten der Soundbar nicht automatisch mit an und mussten manuell gestartet werden – was den Komfort-Faktor etwas reduziert.

Die ausgesprochen leichte Fernbedienung punktet mit guter Übersicht und großen wie klaren Druckpunkten der Tasten. Das nicht gerade hochwertig anmutende Gehäuse besteht aus Kunststoff.

Yamaha hat eine Reihe an Apps im Angebot, zur Bedienung der X50A ist jedoch die „Sound Bar Controller“-App gedacht, denn Yamahas proprietäres Streaming-System „MusicCast“ wird seltsamerweise nicht von den Lautsprechern der neuen True-X-Serie unterstützt.

Die Soundbar-App ist etwas umständlich geraten, denn Quellenwahl, Lautstärke/Steuerkontrollen/Playlist und Klangschaltungen/Pegel befinden sich auf unterschiedlichen Reitern, so dass Spielernaturen viel hin und her scrollen müssen. Zudem fehlen Einstelloptionen für wichtige Grundfunktionen, etwa die Dynamikkomprimierung, HDMI-Steuerung (eARC/CEC), Standby-Automatik, Bluetooth/WiFi-Aktivierung oder die Kopplung der Rear-Lautsprecher. Dieses lässt sich nur über Tastenkombinationen per mitgelieferter Fernbedienung tätigen, was den Blick in die Bedienungsanleitung erfordert. Auch optisch empfinden wir die App als verbesserungsfähig (siehe Bild), das ist aber Geschmackssache. Der Mehrwert im Vergleich zum traditionellen Steuerstab hält sich damit in Grenzen, die App wird zur Installation von Alexa benötigt.

Yamahas „Sound Bar Controller“-App bietet viele Funktionen, kann die mitgelieferte Fernbedienung aufgrund fehlender Einstelloptionen aber nicht ersetzen.

3D-Ton aus 4.1.2-Kanälen
Für die Soundbar gilt: Klanglich ist das Zusammenspiel mit einem Subwoofer die bessere Wahl, denn viel Volumen und große Treiber hat der rund 101 cm breite und 6,3 cm hohe Klangriegel nicht zu bieten – was die Bass-Performance schmälert. Die SR-X40A lässt sich dankenswerterweise nicht nur alleine erwerben, sondern auch im Huckepack mit dem Subwoofer SW-X100A, was den Preis um 50 Euro drückt. Die Produktbezeichnung lautet dann SR-X50A, was unserem Testexemplar entsprach. 900 Euro stehen dann auf der Rechnung, hinzu kommen noch 170 Euro pro X1A-Speaker, was unterm Strich 1.240 Euro macht. Ein günstigeres Komplettpaket bietet Yamaha nicht an. Damit bewegt sich das Quartett preislich in der Mittelklasse und macht Modellen von LG und Samsung Konkurrenz.

Die Soundbar X50A fügt sich dank edlem, aber unauffälligem Design gut in das heimische Ambiente ein. Ein Großteil der Bar ist mit Stoff umspannt, das Bedienungsfeld besteht aus Gummi, der Rest ist Kunststoff.

Im Inneren der Soundbar arbeiten 6 Treiber. Je ein Chassis bildet die Kanäle „links“ und „rechts“, hinzu kommen zwei Basstreiber (unterstützt durch zwei Bassreflex-Kanäle) sowie zwei Höhenlautsprecher, die Richtung Decke ihren Schall strahlen, der von dort via Reflexionen zum Hörplatz gelangen soll. Konzipiert ist der Klangriegel als 2.0.2-System ohne Center-Kanal, was selten vorkommt. Ob die Sprachverständlichkeit darunter leidet, haben wir im Hörtest überprüft. In Kombination mit den Surround-Boxen und dem X100A-Subwoofer erhält man ein flexibles 4.1.2-System, das dank Dolby-Atmos-Unterstützung auch 3D-Sound ins Wohnzimmer bringen möchte. DTS:X oder andere Decoder der Dolby-Konkurrenz sind allerdings nicht mit von der Partie, weshalb Streams im DTS-Format vom Zuspieler zu Dolby- oder PCM-Ton gewandelt werden müssen. Ob diese Wandlung automatisch vom Quellgerät durchgeführt wird oder manuell erfolgen muss, hängt vom Zuspieler und dessen Einstellungen ab.

Viele Wiedergabe-Optionen
An Klangprogrammen bringt die X50A vier Presets in Form von „Stereo“, „Movie“, „Standard“ und „Game“ mit, wobei sich die letzten drei nach unserem Hörempfinden kaum unterscheiden. Für eine Verstärkung der Sprachverständlichkeit ist Yamahas „Clear Voice“-Technologie zuständig, die sich per Tastendruck aktivieren lässt; das funktioniert gut, jedoch klingt alles ein Stück heller. Für mehr Bass gibt es die Funktion „Bass Ext“, die wir im Test anließen. Interessant ist der Wiedergabe-Modus „ALL“: Dieser beendet die Surround-Wiedergabe und lässt die Soundbar in Stereo spielen, während die beiden drahtlosen Lautsprecher in Mono schallen. Das ist sinnvoll, wenn ein größerer Raum gleichmäßig beschallt werden soll oder man auch in der Küche über einen der Smart-Speaker den Fernsehton mithören möchte – der dann natürlich alle Toninformationen hörbar machen soll und nicht nur die eines Surround-Kanals. Der Dynamikumfang lässt sich in zwei Stufen (auto und an) komprimieren. Zudem kann man den Subwoofer WS-X100A genauso wie jede der Surround-Boxen X1A separat im Pegel von -10 db bis +10 db einstellen. Ein Equalizer oder Regler für Bässe/Höhen fehlt hingegen genauso wie ein Einmess-System. Individuelles Klangtuning ist also nicht das Steckenpferd dieser Soundbar-Kombi.

Im Inneren der X50A-Soundbar sorgen 6 Chassis für den Sound. Auf jeder Seite befinden sich ein Breitband-Chassis, ein Höhenlautsprecher sowie ein Basstreiber. Auf einen Center-Kanal verzichtete Yamaha hingegen.

Alle Anschlüsse sind an der Unterseite angebracht: Zu einem HDMI-Eingang und einem HDMI-Ausgang mit eARC gesellen sich eine Toslink-, LAN- und USB-Buchse.

Der gut 40 Zentimeter hohe wie tiefe Subwoofer strahlt den Schall seitlich ab, vorne gibt es eine Bassreflexöffnung. Der Treiber ist 16,5 Zentimeter groß und wird von einer 100 Watt starken Endstufe befeuert. Außer einem Pairing/Setup-Knopf gibt es keine Einstelloptionen am Gerät.

Die nur 10,5 Zentimeter hohen Smart-Speaker WS-X1A kann man solo (über Bluetooth) oder im Verbund mit der Soundbar betreiben. Umschalten lässt sich der Betriebsmodus über eine Taste an der Oberseite.

Alternativ zum USB-Kabel kann man die X1A-Speaker über die separat erhältliche Station CC-T1A laden.

Schön unauffällig: Soundbar, Subwoofer und Rear-Speaker harmonieren perfekt mit dem Wohnambiente.

Clevere Features
Natürlich bietet die X50A Streaming- und Smart-Optionen, denn schließlich ersetzen Soundbars heute oft die heimische Stereo-Anlage im Wohnzimmer. Zugespielt werden kann über Bluetooth und AirPlay 2; Spotify Connect und Tidal Connect sind in die Bar integriert und können über die Yamaha-App angesteuert werden. Mit Alexa ist eine Assistentin zur Sprachsteuerung (u.a. Lautstärke, Eingänge, Musikwiedergabe) und zum Beispiel der Ansteuerung von Amazon Music dabei.

Die Bedienung ist nicht gerade eine Ausgeburt an Intuivität, denn viele Tasten der Fernbedienung sind doppelt belegt, der Blick ins Handbuch oft unerlässlich. Über die App lassen sich die meisten Grundeinstellungen wie HDMI-ARC/CEC nicht betätigen. Apropos CEC-Steuerung: Leider ließ sich die Lautstärke der X50A-Bar nicht mit der Fernbedienung unseres Samsung-Fernsehers regeln. Zudem besitzt die Bar kein Display, sondern zeigt Einstellungen bzw. Betriebszustände über Lichter an.

Auf Videoseite muss man auf HDMI 2.1 verzichten, die Ports schleifen nur 4K/60p-Signale durch. Für Filmfans ist das kein Problem, Gamer würden sich aber über ein Weiterleiten von 4K/120p-Signalen freuen. Bei HDR werden Dolby Vision, HLG und HDR10 unterstützt, nicht aber HDR10+.

Tonqualität
Im Hörtest legte das Yamaha-Set einen recht direkten, eher hellen und mitunter auch etwas verfärbten Sound an den Tag, der dem Zuhörer klarmachte, dass da ein Lautsprecher spielt. Wie so oft stimmen sich die Ohren aber schnell auf den Eigen-Sound ein. Weniger gewöhnt man sich an den tendenziell etwas spitzen Klang, der sich einschleicht, sobald man es mit der Zimmerlautstärke nicht mehr so genau nimmt. Wer audiophilen Schmelz und feine Klangfarben sucht, ist bei Soundbars aber ohnehin nicht gut aufgehoben.

Abgesehen davon bot das Yamaha-Set einen recht präzisen, dynamischen und druckvollen Sound, der im Bass schlacken- und dröhnfrei spielte, naturgmäß aber nicht in den tiefsten Frequenzkeller reichte. Sogar den „Powerful Bass“ im Dolby-Atmos-Clip „Amaze“ brachte der vergleichsweise kleine Subwoofer zu Gehör – ohne allerdings die intendierte Urgewalt des Tonmixes transportieren zu können. Auch der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) wurde nicht im Bauch spürbar, bot aber genügend Pfeffer, um der Actionszene etwas Realismus einzuverleiben. Generell schallten Atmos-Trailer mit einer fast verblüffend großen Räumlichkeit, Effekte wurden gut ortbar im Hörraum platziert, auch hinter und seitlich des Hörplatzes, was natürlich nicht unwesentlich den Surround-Boxen zu verdanken war.

Deutliche Abstriche muss man allerdings beim 3D-Sound machen, denn von der Decke bzw. von über dem Kopf konnten wir in unserem Hörraum praktisch nichts hören – Höhen-Effekte tönten von der 2D-Ebene. Das Yamaha-Set steht damit übrigens nicht alleine da, die meisten Soundbars versagen in dieser Disziplin gnadenlos – auch wenn die Werbung stets anderes behauptet. Die Sprachverständlichkeit in Dokumentationen war trotz fehlendem Center-Kanal sehr gut und ließ aus stark seitlichen Hörwinkeln nur geringfügig nach; allerdings klang es dann ein wenig dumpfer.

Mit Stereo-Musik spielte die X50A erwartungsgemäß nicht wirklich anders als mit Filmton – abzüglich der Räumlichkeit. Diese lässt sich mit Hilfe der drei Klangprogramme „Standard“, „Movie“ und „Game“ aufpäppeln, die auch als Upmixer fungieren. Das Hochmischen lässt Stimmen etwas prägnanter, klarer und nach einem virtuellen Center-Kanal klingen, tonal hellt sich der Sound dabei aber etwas auf.

Der Testbericht Yamaha True X Bar 50A & WS-X1A (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 1.240 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

73 Gut

In Kombination mit einem Subwoofer und Rear-Speakern sorgt Yamahas neue Soundbar X50A für einen räumlichen und kräftigen Klang. Gute Streaming-Optionen und ein elegantes Äußeres runden das gute Gesamtpaket ab. In Sachen Bedienkomfort ist hingegen Luft nach oben.

Andreas Oswald

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