Xgimi Horizon Pro (Test)

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Zum ersten Mal testen wir einen Projektor von Xgimi. Der chinesische Hersteller punktet bei seinem neuen 4K-Topmodell Horizon Pro mit kompaktem Gehäuse und außergewöhnlichen Features.

Für 1.700 Euro fällt das Gehäuse angenehm kompakt aus. Überdies gelingt die Installation innerhalb weniger Minuten. Die Einbindung ins Heimnetzwerk ist schnell erledigt, weil die Eingabe des Passwortes via On-Screen-Tastatur zuverlässig funktioniert. Noch einfacher gelingt es, das Bild auf der Leinwand scharfzustellen. Wir müssen hier nämlich nichts machen. Kaum ist der Beamer aufgestellt und eingeschaltet, stellt er sich automatisch scharf. Wird die Position verändert, wird der Fokus selbstständig angepasst. Dieses Feature haben wir in der Form noch nie erlebt, was dem Xgimi unsere Innovations-Auszeichnung beschert. Aus einer Distanz von 3 Metern wird eine 2,5 Meter breite Leinwand komplett ausgeleuchtet. Lens-Shift und Zoom sind nicht vorhanden. Wer eine Wunschbildgröße exakt einhalten möchte, muss den Beamer entsprechend im Raum positionieren. Unterwegs kann der Projektor sogar auf ein Stativ geschraubt werden, da auf der Unterseite ein entsprechendes Gewinde eingelassen ist. Die HDMI-Anschlusskabel sitzen fest in den Buchsen, sodass eine störungsfreie Signalübertragung gewährleistet ist.

Ausstattung und Technik
Der gerade mal 22 Zentimeter breite Xgimi Horizon Pro ist ein DLP-Projektor mit 0,47 Zoll Full-HD-Single-Chip-DMD. Bis zu 3.840 x 2.160 Pixel kann er annehmen, verarbeiten und via XPR-Technologie sequentiell projizieren. Eine LED-Lichtquelle sorgt für natürliche Farben, die ohne RGB-Farbrad erzeugt werden. Die Helligkeit lässt sich in 10 Stufen regeln, sogar zusätzlich für Rot, Grün und Blau separat. Xgimi gibt die LED-Lebensdauer mit 25.000 Stunden an. MEMC ist die Bezeichnung für die Zwischenbildberechnung. Diese kann in vier Stufen eingestellt werden. Auf Smartfunktionen kann via Android-TV zugegriffen werden. Dazu gehören Bluetooth, Chromecast und Apps wie Google Play, Prime Video, Disney+ und YouTube. Netflix wird aus Lizenzgründen nicht unterstützt. Harman/Kardon liefert ein Soundsystem mit 8-Watt-Lautsprechern.
HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma) für Broadcast werden unterstützt. Wie unsere Untersuchungen im Testlabor ergeben haben, kommt sogar ein Dynamisches Tone Mapping zum Einsatz (siehe Kasten). Das ist umso bemerkenswerter, weil es von Xgimi nicht explizit benannt wird.

Zwei HDMI-2.0-Eingänge sind vorhanden sowie zwei USB-Buchsen für Updates und zum Anschluss externer Speichermedien. Über den optischen Ausgang können Tonsignale zum AV-Receiver übertragen werden. Eine Netzwerkverbindung via LAN ist ebenfalls möglich.

Licht und Farbe
Der Hersteller beziffert die Maximalhelligkeit mit 2.200 Lumen. Unser Testsample verfehlt diesen Wert mit 1.630 Lumen im höchsten Lichtmodus deutlich. Direkt aus dem Karton beträgt die Lichtausbeute 1.240 Lumen, einhergehend mit kühlen 8.500 Kelvin. Durch die Kalibrierung im Bildmodus „Benutzer“ geht erfreulich wenig Lichtleistung verloren. Die erzielten 1.025 Lumen reichen aus, um eine 3,30 Meter breite Leinwand mit 16 Footlambert auszuleuchten. Der Graustufenverlauf ist über alle Abstufungen farbneutral um 6.500 Kelvin, wenn die Farbtemperatur von „Standard“ auf „Warm“ geändert wird. Weitere Korrekturen sind nicht möglich, da kein Color Management System für den Farbraum vorhanden ist, Gamma-Presets und die obligatorischen Gain/Offset-Regler fehlen. Allenfalls der Weißpunkt kann eingestellt werden. Wünschenswert wäre noch ein besserer Kontrastumfang als die von uns ermittelten 530:1 (On/Off) und 200:1 (ANSI).

Bildqualität in der Praxis

Filme, Fotos und Games in SDR werden eine Spur bunter dargestellt als gewohnt. Die Ursache ist die Farbraumabdeckung von rund 120 Prozent für Rec.709. Im Wohnzimmer mit hellen Wänden und viel Streulicht gefällt uns das gut. Im dedizierten Heimkino reduzieren wir die Sättigung ein wenig.
Die Navigation durch die Apps gelingt zügig via Sprachsteuerung und Eingabe auf der Fernbedienung. Filme auf Prime Video werden sofort abgespielt. Die Netzwerkverbindung ist überaus stabil, bis zum Ende unseres Tests kam es zu keinen Unterbrechungen.
Ohne Bewegungskompensation ruckeln Spielfilme mit 24 Hz. Die Ursache liegt im 3:2-Pulldown, weil alle Inhalte auf 60 Hz hochgerechnet werden. Dem begegnen wir mit Nutzung der Zwischenbildberechnung. Bereits auf „Schwach“ ist das Ruckeln verschwunden und die Bewegungsschärfe nimmt sichtbar zu. Einen störenden Seifenoper-Effekt können wir nicht ausmachen. Wer es noch flüssiger mag, sollte die FI in den Stufen „Mittel“ und „Hoch“ ausprobieren. Der Regenbogen-Effekt, der sich aufgrund der sequentiellen Farbdarstellung ergibt, ist angenehm gering, ob der hohen Schaltgeschwindigkeiten von DLP-DMD und LEDs. Selbst in kontrastreichen Szenen fällt er uns nur selten störend auf.

Die nicht beleuchtete Funk-Fernbedienung fungiert auch als Mikrofon für die Sprachsteuerung. Ganz unten befindet sich der „Fokus“-Knopf, falls die Schärfe mal schnell nachgestellt werden soll. Hier reicht eine kurze Berührung zur automatischen Anpassung.

In Amazon Prime Video gelingt die Navigation zügig durch das On-Screen-Menü. Zwischen Filmen und Serien kann schnell gewechselt werden.

Der Xgimi Horizon Pro unterstützt HDR via Dynamischem Tone Mapping (DTM). Während bei einem statischen Tone Mapping einmalig beim Start des Filmes der Wertebereich eingestellt wird (z.B. 1.000 Nits), geschieht bei einem Dynamischen Tone Mapping die Einstellung automatisch für jedes Bild. Framegenau ermittelt der Horizon Pro die Inhalte von 0,001 bis 10.000 Nits. Eine separate Anpassung ist bei allen von uns getesteten Filmen nicht notwendig, weil sie in ansprechender Helligkeit projiziert werden. Lediglich im US-Film „Sully“ kam das DTM etwas aus dem Tritt und ließ Inhalte ins Weiß überstrahlen. In Summe hat Xgimi einen richtig guten Job gemacht, weil das DTM jedem statischen Tone Mapping überlegen ist.

Der Farbraum Rec.2020/P3 ist mit rund 86 Prozent ordentlich abgedeckt. Lediglich in Richtung Grün ist er leicht untersättigt. Blau, Magenta, Rot und Gelb schöpfen das Farbspektrum hingegen vollständig aus.

In „Tenet“ überzeugt das Dynamische Tone Mapping auf ganzer Linie. Details nahe Schwarz und Weiß werden vollständig reproduziert. Die Explosion an der Laderampe des Flugzeugs erscheint überaus plastisch und strahlendhell.

Von der exzellenten Schärfe profitieren nicht nur Filme in Full-HD-Auflösung, sondern auch 4K-Blu-rays. In „Tenet“ werden feinste Details sauber herausgearbeitet. Dunkle Szenen sind hervorragend durchgezeichnet. Aufgrund des niedrigen Kontrastes erscheinen dunkle Inhalte allerdings leicht aufgehellt. Letterboxbalken sind nicht schwarz, sondern eher anthrazit. Ein Grauschleier liegt aber nicht auf dem Bild. Kommen lichtstarke Inhalte hinzu, wie leuchtende Neonlampen, oder werden Szenen insgesamt heller, läuft der Horizon Pro zur Topform auf. Tageslichtaufnahmen sprühen nur so vor Farbenpracht und Plastizität. Beeindruckend finden wir auch die homogene Ausleuchtung. Nur vier Prozent beträgt die Lichtabnahme zu den Rändern. Das ist so wenig, dass Schneelandschaften, Wüsten und einfarbige Flächen bis zum Rand gleichmäßig erscheinen.

Der Testbericht Xgimi Horizon Pro (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 1.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

71 gut

Der Xgimi Horizon Pro ist ein kompakter 4K-Beamer mit langlebiger LED-Lichttechnologie und Auto-Fokus. Dank HDR mit Dynamischem Tone Mapping, exzellenter Schärfe und sinnvollen Smartfunktionen ist er für unterwegs und Zuhause gleichermaßen geeignet. Einzig wünschenswert ist ein besserer Kontrast für das dunkle Heimkino.

Michael B. Rehders

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